"Flashmob" in Offenburg

Auch in Offenburg kam es am 17.08.09, dem Todestag des NS-Kriegsverbrechers Rudolf Hess, zu Aktivitäten von Neonazis im Rahmen der bundesweiten Flashmob-Aktion.
Erst kurz nach dem angekündigten Beginn um 19:30 sammelten sich ca. 15-20 Neonazis in der Gerberstrasse beim Lokal Biermichel, welches in der Vergangenheit schon mehrmals als Treffpunkt von Neonazis bekannt wurde. Ausgestattet mit einem Pappschild mit der Aufschrift "Wir gedenken Rudolph Hess", auf welchem SS-Runen im Schriftzug verwendet wurden zogen sie vor den Eingang des Kaufhauses Karstadt, wo sie von 2 altbekannten Offenburger Staatsschutzpolizisten schon erwartet und in einem Fall auch per Handschlag begrüsst wurden.
Nach einigen Minuten die sie dort plaudernd verbrachten und vereinzelten "Frei, Sozial, National" und "Alerta Nationalista"-Parolen in Richtung anwesender AntifaschistInnen zogen sie sich auch schon wieder geschlossen und unter Begleitung des Staatsschutzes in den "Biermichel" zurück. Die Choreographie des angekündigten Flashmobs bzw. das Zitat von Rudolf Hess war zu keiner Zeit erkenn- bzw. vernehmbar.
Parallel zu der Aktion waren bis zu 40 AntifaschistInnen zerstreut in der Umgebung unterwegs. Zum Teil wurden antifaschistische Parolen gerufen und ein kurzes Flugblatt zur Aktion sowie "Kein Bock auf Nazis"-Zeitungen in den umliegenden Cafes und an PassantInnen verteilt. Auch ein Transparent mit der Aufschrift "Kein ruhiges Hinterland" wurde bei der Aktion mitgeführt.
Nach dem Rückzug der Neonazis in den "Biermichel" gab es vermehrt Streifenfahrten der bis dahin nicht in Erscheinung getretenen Polizei im Bereich der Offenburger Innenstadt. Diese diente dann auch als Geleitschutz für die Neonazis die nach und nach den "Biermichel" verliessen. Anscheinend war ihnen ein unbegleiteter Nachhauseweg aufgrund der Präsenz der AntifaschistInnen in der Stadt doch zu heikel.
Angesichts der Tatsache, dass in der Region organisierte Neonazistrukturen in den letzten Jahren kaum bis gar nicht öffentlich in Erscheinung getreten waren, war die Präsenz der Neonazis heute erschreckend hoch. Die Notwendigkeit antifaschistische Netzwerke auf- und auszubauen muss deshalb die logische Konsequenz sein. Wann immer sie auftauchen müssen wir vor Ort sein - und wir müssen mehr werden...

Text des verteilten Flugblatts:

Faschismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen!

Heute, am Montag, den 17. August wollen Neonazis sogenannte "Flashmobs" überall in Deutschland veranstalten. Dabei soll dem NS- und Hauptkriegsverbrecher Rudolf Hess, welcher bei den Nürnberger Prozessen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde und 1987 im Kriegsverbrechergefängnis Spandau Selbstmord beging, gedacht werden. Hess nimmt in Neonazikreisen die Rolle eines "Märtyrers des Nationalsozialismus" ein, bei den geplanten Aktionen sollen seine "letzten Worte" öffentlich und lautstark skandiert werden.

Diese derartig offene Provokation wollen wir uns nicht bieten lassen und entschlossen den Nazis entgegentreten! Es darf nicht sein, dass in der Öffentlichkeit Faschisten ungestört ihren "Helden". den Verbrechern des Naziregoimes, gedenken können und so wird es auch nicht sein!

Wir werden den Nazis kein Fussbreit der Strasse lassen.

Für die Freiheit! Für das Leben!
Faschisten von der Strasse fegen!

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Eine Übersicht über Aktionen und Gegenaktionen in Baden Württemberg gibt es bei stattweb:
http://www.stattweb.de/baseportal/NewsDetail&db=News&Id=5865