Ein Völkermord, der keinen interessiert

Bei dem Wort „Ruanda“ denken 35% der Deutschen an ein Raubtier, 30% an eine Geschlechtskrankheit, 20% an eine Popband und 13% an irgendetwas ganz anderes. Dieses absurde, aber dennoch nicht allzu überraschende Ergebnis, geht aus einer Umfrage anlässlich des 10. Jahrestages des Genozids an der Tutsi-Minderheit in Ruanda hervor

 

Erklärt man den Befragten, dass es sich tatsächlich um einen Staat handle, so wissen doch immerhin 90%, dass sich dieser in Afrika befindet. Wo soll ein Land, für dass sich keine Sau interessiert, ja es als solches nicht einmal wahrnimmt, auch sonst liegen?

Der Völkermord, der dort am 4. April 1994 begann, interessiert genauso wenig irgendwen, wie das Land selbst.
Dabei war das, was die Milizen der Hutu-Mehrheit mit den prätentiösen Namen Résau Zero, Interahamwe und Impuzamugambi vollbrachten nahezu rekordverdächtig. Innerhalb von 100 Tagen metzelten sie zirka eine Millionen Menschen nieder. Da können nicht ein mal die Herren Hitler oder Mao mithalten.

Sicher, wenn eine Gruppe amerikanischer Touristen von bösen Ausländern entführt wird oder ein Türke seine deutsche Frau abmurkst, weil sie kein Kopftuch tragen will, ist das schlimm.
Ein Aufschrei geht durchs Land. Ein Skandal! Schrecklich! Wie können wir es zulassen, dass immer wieder Unschuldige grausam getötet werden?

Wenn aber tausende Neger von anderen Negern weit weg in einem Land, in dem eh nur noch mehr Neger leben munter aufs Brutalste abgeschlachtet werden, geht das völlig an der Öffentlichkeit vorbei.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg bekamen die Belgier Deuscht-Ostafrika. Das wollte sonst eh keiner haben. Schließlich lebten dort hauptsächlich zwei Völkerstämme, die die selbe Sprache sprachen und sich obendrein auch noch ganz gut verstanden. Das war den Meisten schlicht zu langweilig.

Alsbald verfielen die Belgier auf die Idee, die großen schlanken Neger, namens Tutsi, seien mit den europäischen Völkern verwandt. Sie durften Schulen besuchen und genossen eine gewisse Sonderstellung. Die dicken kleinen Hutu hingegen galten als minderwertig und wurden wie Sklaven behandelt. Dass die Hutu die Tutsi daher nicht besonders gut leiden konnten, versteht sich von selbst.

So ging das Ganze einigermaßen gut, bis sämtliche Rohstoffe langsam aber sicher aufgebraucht waren. Folglich hatten die Belgier keine Lust mehr auf das langweilige Ruanda und führten, um außenpolitisch einen guten Eindruck zu hinterlassen, noch schnell die Demokratie ein.

Die Hutu, die Gunst der Stunde nutzend, brachten mal eben ein paar Tutsi um, da sie ohnehin noch eine Rechnung mit denen offen hatten. Daraufhin hatten die Belgier noch weniger Lust auf Ruanda und überließen den Staat sich selbst.

Da die Hutu allerdings in der Mehrheit waren, stellten sie 1962 den ersten Präsidenten, der reichlich Spaß daran hatte, seine Position zur Unterdrückung und Ermordung der Tutsi auszunutzen.

Das wiederum fanden diese nicht ganz so spaßig und flohen in Scharen aus dem Land. Nach 10 Jahren merkten die Hutu, dass ihr Präsident auf Dauer vielleicht doch ein wenig zu öde wurde und putschten ihn kurzer Hand aus dem Amt. Sein Nachfolger wurde 1973 ein gewisser Juvénal Habyarimana, der sich zum Einen in der Körperfülle, zum Anderen dahingehend von seinem Vorgänger unterschied, dass sich unter seiner Herrschaft scheinbar erst mal alles zum Guten wendete: Man ließ die Infrastruktur ausbauen, schloss eine innige Freundschaft mit Frankreich, was im Wesentlichen Entwicklungshilfe und somit mehr Geld für Waffen und den Machthaber bedeutet, und die Tutsi wurden auch nicht mehr ganz so doll unterdrückt.

Da die Bevölkerung Habyarimana Mitte der 80er aber auch nicht mehr so toll fand, wandte sich dieser hilfesuchend an Frankreich. Sein Ego war schon ziemlich angekratzt und er bat um noch mehr Entwicklungshilfe. Bekam er auch. Im Gegenzug verlangte Frankreich jedoch Pressefreiheit und die Abkehr vom Einparteienstaat. Bekamen sie auch.

Die neugewonnene Pressefreiheit führte dazu, dass die rassistischen Hutu nun endlich mal öffentliche Demagogie gegen die Tutsi verbreiten konnten und mit der Parteienfreiheit sogleich eine eigene Vereinigung gründeten, die auch sofort an der Regierung beteiligt wurde, denn der Einparteienstaat war ja schließlich abgeschafft.

Diese ganze, doch etwas unfaire, Sache wollten sich die zuvor geflohenen Tutsi nicht länger gefallen lassen und riefen die Rwandic Patriotic Front (oder weil sich das eh kein Mensch merken kann, kurz RPF) ins Leben. Und weil eine eigene Armee ohne Krieg nicht so viel bringt, beschlossen sie, Ruanda anzugreifen. Dass sie dort keine Sau haben wollte, nicht einmal die verbliebenen Tutsi, ignorierten sie geflissentlich.

Als dass dann auch bis zur UNO vorgedrungen war, zwang diese die beiden verfeindeten Völkergruppen zu Friedensverhandlungen und entsandte selbst Soldaten in die betroffenen Gebiete. Weil weder die Tutsi noch die Hutu Bock auf diesen UN-Hippiekram hatten, trugen die Verhandlungen nicht sonderlich zur Entspannung der Lage bei. Nach einer Weile mischten sich auch noch die Franzosen ein, die allerdings nur die Hutu unterstützten. Weniger wegen der zuvor geschlossenen Freundschaft, als vielmehr aus dem Grund, dass die Hutu schlechter bewaffnet waren und man ihnen ergo besser neue Waffen andrehen konnte. So gelang es denen auch tatsächlich die RPF zurückzutreiben.

Da die Hutu die Tutsi ja eh nie leiden konnten, kamen sie zu dem Schluss, es sei das Beste, die übrigen Tutsi auch noch umzunieten. Dass die UN-Blauhelmsoldaten nicht einschreiten würden, wussten sie sehr genau. Diese dürfen nämlich mandatsbedingt Waffen nur benutzen, um sich selbst zu schützen, nicht aber, um andere zu retten. Außer es handelt sich um Weiße. So konnte man also in aller Seelenruhe Neger abmurksen.

1993 hatte man vorsorglich schon mal eine Großbestellung Macheten aufgegeben, da diese günstig und einfach zu handhaben waren. Und es hatte sich gelohnt. Immerhin 37,9% der Tutsi wurden später mit einer Machete erschlagen. Man konnte also durchaus von einer gelungenen Investition sprechen.

Nun brauchte man nur noch einen geeigneten Anlass, um mit dem Morden zu beginnen. Dieser bot sich dann auch am 4. April 1994. Der Präsident und seine Gefolgschaft befanden sich gerade auf dem Rückflug von überraschenderweise erfolglosen Friedensverhandlungen, als ihr Flugzeug unglücklich mit einigen Boden-Luft-Raketen in Berührung kam. Zwar hatte keiner mehr Zeit, sich dafür zu rächen, denn alle Insassen waren auf der Stelle tot, nachdem das Flugobjekt im Garten des Präsidentenpalastes runtergekracht war, doch das erledigten dafür stellvertretend gerne die Hutu-Milizen. Der Garten war leider im Eimer, aber man konnte ja einige Tutsi am Leben lassen, um ihn wieder herzurichten. Wer für diesen unschönen Zwischenfall verantwortlich war, hat man bis heute nicht herausgefunden, doch damals bestand nicht der geringste Zweifel, dass dies auf den Mist der Tutsi gewachsen war. Wer sollte das auch sonst gewesen sein? Man fühlte sich in dieser Überzeugung noch bestätigt, als die schnellstens neu gebildete Regierung dies ausdrücklich bekräftigte. Komischerweise bestand besagte Regierung ausschließlich aus Hutu und ranghohen Militärs, was aber der Sache keinen Abbruch tat. Im Gegenteil.

Da man es ziemlich eilig hatte, den Plan in die Tat umzusetzen, wurden bereits eine halbe Stunde später die ersten prominenteren Tutsi ermordet. Man fand ziemlich schnell ziemlich großen Gefallen daran und brachte zehn belgische Schutzsoldaten um, die gerade im Weg standen. Die Belgier taten daraufhin das einzig Richtige: Sie zogen ihre Truppen aus Ruanda ab. Klar, alles andere wäre ja auch viel zu gefährlich gewesen. Jetzt ging das Gemetzel erst richtig los.

Man verstümmelte, vergewaltigte und folterte nicht nur, sondern errichtete jetzt auch noch Straßenbarrikaden, um die Bevölkerung auf der Flucht zu kontrollieren. Viel der Verdacht des Tutsiseins auf einen Bürger des Landes, wurde gar nicht erst lange gefackelt, sondern der Betreffende an Ort und Stelle gekillt. Regelrechte Menschenjagden und Patrouillen machten den Spaß für die Hutu perfekt. Wem das schlichte Pfählen, Plündern, Aufschlitzen, Erschießen und erschlagen zu langweilig wurde, konnte ja immer noch Blutsverwandte zum Inzest zwingen, Kinder vor den Augen ihrer Eltern erschlagen, Körperteile nach und nach abtrennen oder Familienmitglieder sich gegenseitig umbringen lassen.

Sehr populär war unter anderem das Abhacken von Händen und Füßen. Dahinter verbarg sich neben dem Zufügen von unsäglichen Qualen außerdem der Gedanke des „Zurechtstutzens“ großgewachsener Menschen. Dass die Tutsi sich in Häusern verbarrikadierten nützte wenig, denn dann warf man eben ein paar Handgranaten hinein oder zündete gleich einfachheitshalber das ganze Gebäude an. Weil man sich nicht auch noch mit lästigen Beerdigungen herumschlagen wollte, schmiss man die Leichen einfach in Seen, stapelte sie am Straßenrand oder ließ sie schlicht am Tatort liegen. Irgendwer würde sich schon irgendwann darum kümmern. Teilweise warf man sie auch den Tieren zum Fraß vor. So hatte auch wirklich jeder etwas davon. Naja, bis auf die Tutsi vielleicht. Und weil man schon mal dabei war, ermordete man auch gleich noch die Hutu-Oppositionellen, die mit dem Völkermord nicht einverstanden waren.

Im Juli 1994 waren dann auch kaum noch Tutsi übrig und man beendete die ganze Chose.

 

Sucht man bei Google nach der SS, erhält man 594 000 Treffer. Gibt man hingegen Impuzamugambi ein, so werden lediglich 10 200 Ergebnisse angezeigt. Gut, man muss zugeben, Schutzstaffel klingt wesentlich angsteinflößender als der Begriff Impuzamugabi, bei dem sich ohnehin jeder erst einmal fragt, wie man ihn eigentlich auszusprechen hat. Auch bei dem Namen Hitler ist der Schrecken groß. Hört man hingegen Juvénal Habyarimana, kann man allenfalls darüber lachen. Wahrscheinlich würden 72% der deutschen Bildungsbürger dabei an ein bulgarisches Nationalgericht denken. Aber klar, wen interessiert es schon, was die Neger in Afrika machen? So lange sie nicht Amerika angreifen, sollen sie sich doch ruhig untereinander abschlachten, wie sie grade lustig sind.

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... immer so voll mit Nazivergleichen sein müssen. Lass diese Vergleiche doch einfach, die sind unnötig. Danke trotzdem für den Artikel, der einige Hintergründe zu den Völkermorden in Ruanda beleuchtet.

 

Spätestens seit dem Film "Hotel Ruanda" ( http://de.wikipedia.org/wiki/Hotel_Ruanda ) von 2004 ist vielen Menschen in der Bundesrepublik Ruanda ein Begriff. Ich glaube nicht, dass die Statistik am Anfang des Artikels richtig ist.

Der Artikel ist schon deshalb Scheisse weil er zwar auf der zeilinie die Abläufe treffend beschreibt aber tendenziös die "Minderwertigkeit" der "NEGER" als alles Unterliegendes Schema kolportiert. Die dann in der Einleitung und im Abschlus in direkten -  und bemerkenswerter Weise ausschliesslichen quantitativen Vergleich zu den Verbrechen des NS faschismus und des Maoismus zu stellen, ignoriert weitestgehend die allgemeinen Grundlagen des Rasismus die auc in Afrika gelten!
Die Rolle der Kolonisatoren, isbesondere zur grausamen Einleitung dieser "Unterschiede", der sog. "Stadthalterpolitik" die die Tutsi erst zu betiligten grausamer Konolisation "machte" und somit den vorher jedenfals so nicht existierenden Hass zwischen Hutu und Tusti künstlich schuf, wird als eigentlich wesentliches Element dieses Konfliktes fast an den Rand gedrängt!

Die ganze Schreibweise, der tendenziöse Umgang mit unterschwelligen rassistischen Zuschreibungen empfinde ich ekelhaft und schreibe ihn daher auch eher neurechten Atoren zu!
DAs Thema allerdings ist unterrepresentiert! Aber dieser Artikel giebt wirklich keine wissenschaftlichen, politischen und diskursieven Ansäte aus ANTI Rasistischer Sicht!
Ich würde den Artikel löschen und das thema  - auf einer Anderen Grundlage diskutieren!!!!!

"Bei dem Wort „Ruanda“ denken 35% der Deutschen an ein Raubtier, 30% an eine Geschlechtskrankheit, 20% an eine Popband und 13% an irgendetwas ganz anderes. "

 

Gibts dazu ne Quelle?

völliger blödsinn, dass angeblich nur 2% der deutschen wissen, dass ruanda ein staat ist.

das menschen völkermorde vergessen? das ist ja mal ganz was neues...

frag doch mal rum wieviele menschen sich an den völkermord der zur selben zeit mitten in europa

passiert ist, erinnern...

das ruanda jetzt nach 20 jahren nicht mehr direkt in den köpfen der menschen ist ist sicherlich bedauernswert und falsch

aber rechtfertigt keine nazi vergleiche und kack rassistische untertöne in einem schlechten artikel

Um an deine abscheuliche Holocaustvergleiche anzuknüpfen: Die Lehre, die ich aus dem Nationalsozialismus gezogen habe, ist in Kurzform: Nationalismus und (struktureller) Antisemitismus sind scheiße. Besonders wichtig beim letzten Punkt ist mir die Feststellung, dass die meisten Deutschen sich – entgegen aller Tatsachen – von der jüdischen Minderheit unterdrückt fühlten und die Vernichtung der Juden somit als legitimen Befreiungsschlag empfanden.

 

Bei deinem Artikel habe ich das Gefühl, dass du mich ein bisschen in die entgegengesetzte Richtung lenken möchtest. Einerseits fehlt eine Kritik an "Völkern", "Stämmen" und anderen bescheuerten Kategorien. Andererseits finde ich Sätze wie diesen richtig übel: "Dass die Hutu die Tutsi daher nicht besonders gut leiden konnten, versteht sich von selbst". Der in einen "Völkermord" gemündete Hass der Hutu-Mehrheit gegen die Tutsi aus einem Grund, für den die Tutsi nichts konnten, sei also selbstverständlich. Doch dieser Hass war/ist nicht selbstverständlich! Und er ist erst recht keine Rechtfertigung für den Völkermord!

 

Oder kurz gesagt: Nicht die ehemaligen Kolonialherren haben Tutsi umgebracht. Hutu haben Tutsi umgebracht.

(Und... übrigens: nicht Hitler hat sechs Millionen Juden vernichtet. Sondern Deutsche haben sechs Millionen Juden auf dem Gewissen.)

Weisst Du nix zur aktuellen Lage? Zum Guerillakrieg des "Mouvement 23" in Nord-Kivu / DRC ? Auch die 3 Kongokriege mit Millionen Opfer haben etwas mit dem Ruanda-Konflikt zu tun ... Die Rolle der französisch-belgischen Truppens während des Massaker? Die Regierung in Ruanda bemüht sich intensiv um Aussöhnung. Die "Alt-Hippies" der UN spielen im Internationalen Gerichtshof eine nicht ganz unwesentliche Rolle. Etliche "genocidaires" komten sich allerdings der internationalen Justiz entziehen u.a. nach Frankreich und die BRD. Die Niederlande sind wegen "unterlassener Hilfeleistung" in Srebenica/Bosnien verurteilt.

Übrigens: Der Grossteil von "Deutsch-Ostafrika"(Tansania) kam an Grossbritannien. Es geht im "Grosse Seengebiet" bis heute um wertvolle Bodenschätze, wie Koltan (Handytechnik), Diamanten, Uran usw. Von den illegalen Minen profitieren Bergbaukonzerne aus Südafrika, Zambia und Zimbawe, sogar die Familie Diktator Mugabe. Oder wie es Uganda Präsident so schön ausdrückte: "Ostkongo ist wie ein Plantage ohne Besitzer" - alle Freunde der Anarchie sind herzlich eingeladen. Naja.

is ja der hammer, wie hier keiner ironie/sarkasmus versteht...

 

wie sonst soll man die welt ertragen, außer mit humor?

Ach ja hast du ja schon, aber dort ist dir zu wenig Publikum für deine undurchdachte Schreibwut?

konnte durchaus "mithalten". 10 000 an nem durchschnittlichen tag sind eine andere dimension.