Stellungnahme zum "Critical Humaneness"-Konzept

In den letzten Monaten gewinnt das Konzept der Critical Humaneness immer mehr Anhänger*innen innerhalb der antispeziesistischen Linken. Die Tierrechtsszene schwankt zwischen Entsetzen und Begeisterung. Wir sind dem merkwürdigen Phänomen mal auf die Spur gegangen.

 

Der Mensch – die Spitze der Schöpfung und nach Charles Darwin das letzte Glied in der Kette der evolutionären Entwicklung der Arten. Schon der Gott Abrahams stellte den Menschen über die Gesamtheit aller Wesen, die diesen Erball bewohnen.Im 1. Buch Mose heißt es: “Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.” Und so ist es bis heute geblieben: Der Mensch als kulturschaffendes und kapitalraffendes Tier, dessen Handeln fast ausschließlich durch die Nutzbarmachung irdischen Materials gelenkt wird, hat sich die gesamte Tier- und Pflanzenwelt zu Sklaven seines geschichtlichen Strebens gemacht.

 

Der Zivilisationsprozess muss als lange Geschichte der Sklaverei gelesen werden. Als ein fortdauernder Prozess, in dem die menschlichen Art alle nicht-menschlichen Arten sukzessiv zu ihren Untertanen macht. Noch bevor der Mensch als frisch evolutionierter Homo sapiens sapiens als Jäger anfing nicht-menschliche Arten wegen ihres Fleisches zu ermorden, stand er noch hunterttausende Jahre vorher plötzlich da auf zwei Beinen und erklärte sich vermittelt durch die Metamorphose seines Genoms als erhaben über die Vierbeiner dar. Der Machtanspruch des Menschen wurde also schon durch seine Vorfahren mittels non-verbaler Kommunikation erschaffen: sehet her, ich stehe auf zwei Beinen und stehe über euch allen. Bis es zur industriellen Massentierhaltung in der westlichen Welt kam, der Ermordung von Robbenbabys in der Arktis und der brutalen Verfolgung streundneder Hunde in der Ukraine durchlief dieser Prozess der Unterdrückung zahlreiche Stufen: vom Tier als Zuchttier, als Lasttier, als Ackertier, als Zirkustier, aber auch als Wachtier, Ziertier und Haustier. Stets dazu da, dem Menschen nützlich zu sein für seine Produktions- und Reproduktionstätigkeit.

 

Ein kritischer Blick auf die Geschichte, die versucht den Zivilisationsprozess aus Sicht der versklavten, nicht-humanen Wesen zu schreiben versucht, entstand er im späten 19. Jahrhundert maßgeblich durch die Bewegung der Lebensreform. Bereits im alten Mesopotamien gab es aber schon erste gesetzliche Bestimmungen gegen Tierquälerei. Im Deutschen Reich wurde 1871 das erste Mal ein Tierschutzgesetz eingeführt, dass das unnötige Quälen von Tieren unter Strafe stellte. Trotz diesen ersten Anstrengungen von Tierliebhabern, Naturfreunden und gesitteten Staatsführern, nahm das Ausmaß der Vernichtung und Versklavung in den letzten 150 Jahren dramatische Ausmaße an. Nie wurden so viele Tiere für die Fleischindustrie ermordet, wie heute; nie hielten sich die Menschen soviele Haustiere in ihren Wohungen und Häusern, wie heute; nie wurden so viele Tierversuche gemacht, wie heute; nie wurde nicht-menschliches Leben so sehr erniedrigt, wie es im 21. Jahrhundert der Fall ist.

 

Seit einigen Monaten sorgt nun eine radikal-antispeziesistische Bewegung im Tierrechtsdiskurs für Aufsehen und Empörung. Critical Humaneness (CH) lautet die Devise, mit der die entschlossenen Aktivist*innen gegen die Unterdrückung der nicht-menschlichen Lebensformen zu Felde ziehen wollen. Ihr Konzept versteht den Menschen als privilegiertes Superwesen, dessen omnipräsente Macht durch konsequente Verhaltensänderung Schritt für Schritt ausgemerzt werden soll. Die Menschen müssten sich mit dem eigenen “Menschsein” kritisch auseinandersetzen, um zu “verlässlichen Verbündeten” der “Species of Fell” (SoF) zu werden, sagt uns Yorgho von der Gruppe “Evolutionary Regress” (ER). SoF ist laut ER eine “politische Selbstbezeichnung, die alle annehmen können, die negativ von Humaneness betroffen” sind. Die Rolle der Menschen sei es, den SoF “erstmal nur zuzuhören”, sagt er. Und wenn ein SoF entscheide, dass die »radikale Politik, die gerade gefragt ist, darin besteht, zehn Fressnäpfe für eine Fütterung einzufordern, dann ist das die Politik der verlässlichen Verbündeten”.

 

Die Aktivisten von ER stellen an die Menschheit zahlreiche Forderungen, um das Verhältnis zwischen Tier und Mensch zu einem fairen und respektvollen zu machen. Neben der Verlässlichkeit hinsichtlich der Willensentscheidung der SoF stehen weitere Maßnahmen wie der Gang auf vier Pfoten in Anwesenheit von Vierbeinern. Zudem wird das Verbot von Besteck und Geschirr gefordert. Statt dessen sollen Menschen in Anwesenheit von Tieren entweder aus Trögen essen oder vom Boden.

 

Die Definitionsmacht, was Unterdrückung von SoFs ist und wo die Grenzen sind, liegt allein bei den betroffenen Wesen. So gelte Zurückhaltung und Devotheit bei körperlichen Angriffen durch nicht-menschliche Wesen, beispielsweise bei Attacken durch Kampfhunde oder Weiße Haie. “Verlässliche Verbündete geben auch ihr Leben für die Befreiung von Unterdrückung und Sklaverei”, so Yorgho. Strandurlaubern wird nahe gelegt, sich den verfolgten Walen und Robben anzupassen und statt am Strand in ihren Strandkörben und Strandtüchern zu liegen, sich dauerhaft im und am besten unter Wasser aufzuhalten. Denn es sei ein Privileg der Menschen gegenüber den im Wasser lebenden Säugern am Strand zu liegen ohne zu krepieren. Daher auch das Motto der ER-Gruppe in El Arenal “Zurück ins Meer!”

 

Die Basisorganisationen der Anarchostalinistischen Fraktion haben sich in einem Mitgliederentscheid klar und deutlich gegen die Forderungen der ER positioniert. Eine Umkehrung des evolutionären Prozesses durch eine Gruppe antispeziesistischen Moralist*innen wird von uns nicht geduldet. Der Mensch bleibt der alleinige Herrscher dieser Welt. Gegen eine Gleichsetzung von Mensch und Tier. Der Verzehr von Fleisch und das Halten von Haustieren sind kein Verbrechten!

 

Link: http://goo.gl/M9L1bv

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Seit einigen Wochen mehren sich hier die relativ gut gemachten Satureartikel. Definitiv nicht die schlechteste Art, Probleme der Linken und "Linken" zu thematisieren.

kann die obigen Forderung nur unterstützen! Bin grad auf allen Vieren mit meinem Hund durch die Wohnung gehüpft und er fand das klasse und findet die Aktion ebenfalls unterstüzenswert! Aber die Sache hat einen Haken? Was sollen denn all die Würmer, Raupen ud Schlagen machen die nicht auf allen Vieren laufen können? Ich forde ab jetzt nur noch Kriechen! Auf ins BW Trainingslager da lernt mensch das... und Hund vielleicht auch :D

Critical Livingness! Für eine radikale Kritik ALLER Verhältnisse! Gegen den DNA-Bias!

Fragend schreiten wir voran, fragend erkennen und verändern wir die Welt und die Verhältnisse, die uns umgeben!

Ausgehend von einer Unterdrückung des Menschen durch den Menschen weiteten wir unseren Blick und unser Mitgefühl, unseren Kampf auf alle Geschöpfe. Wir lernten: Auch Pitbull, Grille und Huhn sind Personen, kämpfen mit uns Seite an Seite gegen Herrschaft, gegen Ausbeutung, gegen Unterdrückung und für die allseitige Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Hand in Hand, Pfote in Pfote - und Pfote in Hand! Müssen es immer Flugblätter, Demonstrationen, Soli-Partys sein, mit dem Widerstand ausgedrückt wird und Solidarität? Habt Empathie! So erfahrt ihr, dass auch ein Zubeißen, lautes Gezirpe oder die Verweigerung des Eierlegens subjektiv-personenhafte Äußerungen von Missfallen bis hin zu manifestem Widerstand sein können!

Wir schätzen uns glücklich, die gefiederten Schwestern, bepelzten Brüder und gepanzerten Cousinen eingereiht zu sehen in der langen Auseinandersetzung allen Seins um das Leben...

Aber! An dieser Stelle des Kampfes darf unsere Analyse nicht stehenbleiben - lebt und kämpft radikal!

Die Weisheit der Kinder ("Böser Stein", "Liebe Sonne") und die mythologischen Hinweise früher - noch nicht kapitalistisch zugerichteter - Zeit verweisen auf weitere Subjekte, auf weitere Ausbeutung und Unterdrückung! Was ist mit "Großvater Stein", "Schwester Sonne", was erzählt uns das ärgerliche Murmeln des Baches?

Was ist mit den Steinen, die IHR werft, ohne sie danach zu fragen, was SIE wollen?

Es ist an der Zeit, das vitazentristische Weltbild radikal zu verlassen!

Wir rufen den Mineralien und dem Wasser zu: Freiheit und gutes Sein für alle, DNA oder nicht!

Wir schätzen uns glücklich, die gefiederten Schwestern, bepelzten Brüder und gepanzerten Cousinen eingereiht zu sehen in der langen Auseinandersetzung allen Seins um das Leben...

Typisch, dass wir von der Geschuppten Front von euch mal wieder als unsichtbar markiert wurden!

 

Im Gegensatz zu unseren ER-Freunden aus El Arenal habt ihr mal wieder nichts verstanden...

 

FF-GF (Free Fishes - Geschuppte Front)

Und Ihr arachnophoben Schuppen-Nazis interessiert euch doch einen Dreck für uns SoC (Species of Chitin)!!1

text bitte durchgendern! danke.

lol

dieser link ist speziesistisch und sexistisch.

bzw. banalisiert die thematische auseinandersetzung mit den speziesistischen und sexistischen herrschaftsstrukturen.

Was her ein solcher link/text hier verloren?

 

...

humor ist ja ganz lustig, wenn er auf kosten anderer geht, nich wahr?

aber sobald aber die eigenen themen betroffen sind, geht das geheule los.

würde ein solcher link auch hier stehen bleiben, wenn es auf kosten von antifa, antira, etc. geht?

fällt antisemitismus auch unter humor?

was soll das also?

mods bitte löschen!

Finde eher, dass der link eine gelungene Satire ist auf die Gleichsetzung von Tieren und Menschen und den Problemen, die sich aus einer solchen Sichtweise ergeben können. Habe schon oft die Krise bekommen, wenn ich hier von "Hühnerbefreiungsaktionen" oder ähnlichem gelesen habe und der Versimpelung, mit der manche so etwas betreiben.

Nach wie vor ist "Anti-Speziezismus" in der Linken kein Konsens. Insofern kann man sich schon mal drüber auseinandersetzen und das diskutieren. Da ist auch Satire erlaubt.

Und natürlich kannst du auch eine Satire über Antifa schreiben. Da gibtst sicher auch einiges lustiges...

Muh! Mäh! Wuff! Kräh! Blub!

leider nur ein weiterer ziemlich holpriger und schlechter versuch von satire.

schade dass sich auf linksunten so platte satire häuft, das ist ein weiterer text der hohl und ohne tiefgang krampfhaft lustig zu sein versucht, dabei aber nicht besonders reflektiert auf ein thema eingeht.

erinnert mich eher an das niveau eines volker pispers als an tiefgreifende zynische auseinandersetzung mit einem thema.

Uiuiui, da ist aber jemand Meister seines Fachs, wenn er Volker Pispers mal eben in nem Seitenhieb als Delitanten verunglimpft. Du musst ja ziemlich gute Satire schreiben, um das beurteilen zu können. Ich verneige mich vor deinem Können und bin mit Stolz erfüllt, dass so ein patenter Diskutant dieses Gespräch bereichert. Danke.

ja klar, weil kritisieren darf mensch natürlich nur was mensch selber viel besser kann, oder wie?!

wenn satire wie hier nur daraus besteht sich ein paar (vermeintliche) zugänge gegen verschiedene diskriminierungsformen zusammenzuklauben und als ganzes komplett ins lächerliche zu stellen ohne dabei irgendwie in die tiefe zu gehen oder zu differenzieren ist sie halt schlecht.

weil es dann nur ein plattes lächerlich-machen ist, keine kritische und zynische auseinandersetzung mit dem thema.

Ich kann dir da nur zustimmen, vor allem weil die "Kritik" die in dieser "Satire" geäußert wird so ziemlich vage auf alle möglichen "linken" Themenbereiche angewandt werden kann.

Wer so einen Stuß verfaßt leidet offensichtlich an multipliziertem Futterneid. Gleiche Augenhöhe mit anderen Kreaturen geht auch ohne sich dabei argumentativ zum Affen zu machen! Soll das ein Anquatschversuch gegen nichtmenschliche Tiere sein?