[MD] Nazis verprügeln jugendliche DSDS-Fans

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Am Abend des 1. Juni randalierten rund 30 Nazis in einem Magdeburger Einkaufszentrum. Bei ihrem Zwischenstopp drangen die Rechten auf der Suche nach Bier in das City Carre ein, in dem zeitgleich unter großer Publikumsbeteiligung eine Autogrammstunde der DSDS-Sternchen Lisa Wohlgemuth und Marco Angelini stattfand. Die 30 Thüringer sollen auf der Rückreise aus Wolfsburg gewesen sein. Dort hatten am Nachmittag etwa 570 Neonazis beim extrem rechten Aufmarsch zum „Tag der deutschen Zukunft“ (TddZ) in einem Gewerbegebiet demonstriert.

 

In den Medien findet dieser Vorfall bisher kaum Erwähnung. Noch am gleichen Abend berichten Boulevardmagazine wie “In Touch” und “Promi-flash” von einer Jagd der Neo-Nazis auf die prominenten Gäste. In einer Pressemitteilung bestätigte die Polizeidirektion Nord am Folgetag, dass es sich bei den Angreifern um Neonazis handelte. Ein direkter Bezug der “Auseinandersetzung” zu der genannten Autogrammstunde wird aber ausgeschlossen.

 

Die Magdeburger Volksstimme gibt am 3. Juni in gewohnter Manier die Pressemitteilung der Polizeidirektion bekannt und titelt den Vorfall als “Rangelei mit Rechten”. Besondere Beachtung findet auch hier ein angeblicher Angreifer, der die Rechten zur Gegenwehr genötigt haben soll.

 

Beim Angriff der Neonazis in der völlig überfüllten Einkaufspassage flog mindestens eine Flasche und verletzte einen Mann am Kopf. Fahnenstangen und Regenschirme kamen als Schlagwerkzeuge zum Einsatz. Zudem wurde Reizgas versprüht. Auch fremdenfeindliche Parolen sollen gerufen worden sein.

 

Eine junge Frau, die mit ihrer 9-jährigen Schwester und deren Freundin vor Ort war, schilderte den Angriff als Augenzeugin:

 

“Wir waren mitten im Geschehen! Die Rechten kamen bereits hoch aggressiv auf die Menschenmenge zu und schlugen als erstes einem Sicherheitsmann ins Gesicht, als dieser Ihnen nur entgegenkam um sie zurück zu weisen! der Mann, der geschlagen worden ist, wollte den rechten den Zugang verweigern um seine Kinder zu schützen! Da ging es auch schon los, ich konnte noch rechtzeitig meine kleine Schwester und ihre Freundin weg ziehen als schon Fahnenstange und Tritte sowie Schläge direkt neben uns zum Einsatz kamen und der Mann durch die Wucht des Schlags in eine Menge von Kindern und Jugendlichen fiel und die Kinder dann teilweise gegen das Absperrgitter. dann wurde Reizgas versprüht, was viele Kinder in Augen und Mund bekamen. (…)”

 

Ebenfalls berichteten Menschen, dass die Nazis bereits Parolen rufend über den Bahnhofsvorplatz Richtung City Carre zogen, die Polizeibeamten allerdings vor dem Hauptbahnhof stehen blieben und die Meute bei ihrem Marsch ins Carre lediglich beobachteten. Kurz danach kam es zu dem Angriff der Nazis auf die DSDS-Fans im Untergschoß des City Carre. Nachdem Besucher des Centers die Beamten informierten, setzten sich die Polizisten langsam in Bewegung. Sie beeilten sich erst als sie von Passanten angebrüllt wurden, welche die bedrohliche Situation im Innenraum der Einkaufspassage beobachtet hatten.

 

Nach Eintreffen der Polizei im Untergeschoß des Centers konnten sich die Nazis noch in Ruhe mit Bier eindecken, um dann aus dem Einkaufszentrum hinaus begleitet zu werden. Laut Zeugen wurden lediglich die Personalien eines Security-Angestellten festgehalten, die der Angreifer hingegen nicht. Auch dass die Nazis unbehelligt ins Kaufland “flüchten” konnten, um ihre Einkäufe zu erledigen, verwunderte die schockierten Center-Besucher. Zumal die Beamten es nicht für nötig hielten, den Flüchtenden in den Einkaufsmarkt zu folgen. Anschließend sammelten sich die Nazis wieder am Bahnof, von wo sie dann ungestört ihre Heimreise Richtung Thüringen/ Erfurt fortsetzen konnten. Im Nachhinein hat die Kripo Ermittlungen wegen Verdacht des schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und der Volksverhetzung eingeleitet, wahrscheinlich gegen „Unbekannt“. Die Beamten in Magdeburg haben die 30 gewaltbereiten Nazis nicht an ihrem Einkaufsbummel gehindert. So konnten sie unbehelligt auf ihrer Rückreise von einem Aufmarsch den Magdeburger Hauptbahnhof verlassen und in das völlig überfüllte Einkaufszentrum marschieren.

 

Ganz anders ging die Polizei hingegen tagsüber gegen die Antifaschist_innen vor, welche sich in Wolfsburg dem Naziaufmarsch entgegen stellen wollten, den eben jene 30 Angreifer zuvor besucht hatten. So berichteten Antifaschist_innen vor Ort:

 

“Während der Anreise versuchte die Polizei durch ausufernde Kontrollen von ganzen Bussen und Einzelanreisenden, den Widerstand zu spät auf die Straße kommen zu lassen. Durch das harte Vorgehen bei den Vorkontrollen fühlten sich mehrere PKW-Insassen derart bedroht, dass sie umkehrten und sich nicht mehr auf die angemeldeten Gegenkundgebungen trauten. Der politischen Linie des Tages folgend, wurden aber auch die Bahnhofsblockaden durch die Polizei gewaltsam aufgelöst.”

 

Während die linke Szene Magdeburgs unter Verweis auf fadenscheinige Begründungen nahezu dauerhaft bespitzelt und drangsaliert wird, scheinen auch durchreisende Neonazis in Magdeburg Narrenfreiheit zu genießen. Obwohl in Magdeburg wöchentlich rassistische Übergriffe gemeldet werden, spüren Antifaschist_innen überall die harte Hand des Staates.

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Fotos der Nazis, die in WOB demonstrierten, sind hier verlinkt: https://linksunten.indymedia.org/de/node/87805