Dortmund. „Back up“ hat sie ihre Beratungsstelle genannt, was so viel hießt wie "Rücken stärken". Und genau das tut Claudia Luzar seit 14 Jahren. Sie kümmert sich um Opfer rechter Gewalt. Erst in Brandenburg, jetzt im Ruhrgebiet. Ihre Dortmunder Beratungsstelle ist die erste professionell geführte in Westdeutschland.
Ein Pionier ist jemand, der hingeht, wo noch niemand war. Oder der etwas macht, was vorher keiner getan hat. Claudia Luzar ist Pionierin. Eine, die im Osten und im Westen Deutschlands Neuland betrat. Vor 14 Jahren baute sie in Brandenburg die erste Beratung für Opfer rechter Gewalt auf; vor einem Jahr gründete Luzar mit anderen Aktiven die Beratungsstelle Back up. Das heißt: „Den Rücken stärken“. Back up ist das erste professionell geführte Büro in Westdeutschland, das jenen den Rücken stärkt, die von neuen Nazis beleidigt, bedrängt und verletzt werden. Und das bedeutet: viel Pionierarbeit.
Neonazis, Fremdenhass, tiefer, brauner Sumpf – ein Phänomen vielerorts in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt oder Brandenburg. Aber Claudia Luzar warnt davor, mit dem Finger auf die ostdeutsche Provinz zu zeigen. „Rechte Gewalt gibt es dort und hier in NRW. Man muss sogar sagen: Der Osten ist bei der Bekämpfung dieser Taten einen Schritt weiter als wir.“
Rostock-Lichtenhagen war für Luzar ein aufrüttelnder Schock
„Parteiisch“ will die 37-Jährige, die aus Hamm stammt, sein, „parteiisch auf der Seite der Opfer, aber von keiner politischen Partei abhängig“. Ihr Parteiprogramm sei: Menschlichkeit. Die ersten Kapitel dafür schrieb Luzar kurz nach der Wende, 1992, als in Rostock-Lichtenhagen ein brauner Mob Asylbewerber jagte. Sie sah die Bilder, und eine Frage drängte sich auf: „Wie kann es sein, dass Menschen klatschen, wenn andere Angst haben?“
Eine Frage, die Legionen von Psychologen beschäftigen könnte. Claudia Luzar fällt auch nach 20 Jahren die Antwort schwer, aber die Bilder von Rostock haben ihren Lebensweg beeinflusst. Sie studierte in Berlin Politik, immer mit einem Auge auf der rechten Szene. Sie gründete 1998 in Potsdam die erste Opferberatung („Was für ein Kontrast: Die schöne Landschaft und diese Düsternis in den Köpfen mancher Bürger!“), sie ging nach Costa Rica und Kenia und zurück nach Westfalen, ist heute Politikwissenschaftlerin an der Uni Bielefeld. Zu guten Erfahrungen gesellte sich eine bittere Erkenntnis: Rassismus ist international. Er blüht dann, wenn der Staat sich nicht kümmert. Er wächst, wenn sich Bürger nicht auf die Demokratie verlassen können.
Rechte versuchen Dortmund-Dorstfeld und Bochum-Langendreer zu beherrschen
Claudia Luzar hinterlässt im Gespräch den Eindruck einer energischen Frau. Sie gestikuliert viel, steht unter Strom, gibt rasche, druckfähige Antworten, pendelt zwischen freundlich und ernst. Rechte Gewalt in den neuen Bundesländern, sagt sie, ist etwas anders als die in den alten. „Im Osten sind die Opfer fast immer isoliert, gehören zu den Schwächsten: Punks, Menschen, die leicht behindert sind, Flüchtlinge. In Nordrhein-Westfalen ist die rechte Gewalt organisierter, und sie richtet sich auch gegen Menschen, die nicht in das genannte Opferbild passen.“ So wird gemobbt, beleidigt, geschlagen.
Fehlt bald das Geld für Projekte gegen Rechts in Dortmund? Derzeit scheint es so, denn der Bund hat eine nahtlose Anschlussfinanzierung nach 2013 verhindert. SPD und Grüne sind alarmiert - und richten einen dringenden Appell an die Bundesregierung.
Rechte versuchen, Straßen oder Wohnquartiere für sich zu beanspruchen – in Dortmund-Dorstfeld, in Bochum-Langendreer, in Wuppertal, in Aachen, aber auch im beschaulichen Münster- und Sauerland. Viele Opfer fühlen sich im Stich gelassen. Denn oft schauen Polizisten und Orts-Politiker weg oder zumindest nicht richtig hin.
Dortmunder Politik positionierte sich für Luzar zu zögerlich
„Aber es bewegt sich was“, meint Luzar, „Back up arbeitet in Dortmund eng mit dem Staatsschutz zusammen, die Politik dort hat sich nach längerem Zögern endlich klar gegen Rechts positioniert. In Bochum läuft es ähnlich, und in Langendreer gibt es eine starke Zivilgesellschaft, die nicht wegschaut, wenn was passiert.“
Claudia Luzar sucht keinen Streit mit der rechten Szene. „Ich lehne deren Ideologie ab, aber nicht sie als Menschen. Ich grüße, bin höflich, bleibe ruhig. Mit diesem Verhalten können die Rechten schwer umgehen.“
Back up kümmert sich auch um die Angst der Opfer
Ob sie manchmal Angst hat? „Ich bin in der Mitte der Gesellschaft. Jeder Obdachlose und Asylbewerber ist mehr in Gefahr“, sagt sie. Angst, das ist die Begleiterin der Opfer. Über 80 betreut die Organisation Back up inzwischen, stärkt ihnen den Rücken, besorgt juristischen Beistand, Ärzte und auch Psychologen.
Die Angst hört manchmal gar nicht mehr auf, wie im Falle des Mordanschlags auf einen Duisburger Gastwirt vor acht Jahren. Der Migrant hatte beim Zurücksetzen seines Autos eine Selbstschussanlage ausgelöst, die auf den Fahrersitz gerichtet war. „Er weiß bis heute nicht, wer das war“, erzählt Luzar. Back up kümmert sich um ihn.
Matthias Korfmann
es gibt einen sog. "Antifaschismus" der stinkt
und so einen "Antifaschismus" betreibt Frau Luzar. Wenn ich schon lese "Rassismus ist international. Er blüht dann, wenn der Staat sich nicht kümmert. Er wächst, wenn sich Bürger nicht auf die Demokratie verlassen können." dann kann ich nur noch kotzen. Eine reaktionäre Tussi, die mit der Hilfe des Staates, der überhaupt erst Rassismus möglich macht, kooperiert, ihr Business betreibt, bei dem sie vermutlich nicht reich wird, aber doch ein einträgliches Einkommen hat und so auf der Bremse steht für wirkliche Veränderungen. Wenn wir nicht kapieren, dass Menschen dieses Schlages unsere eigentlichen Gegener sind, dann treten wir noch in 20 Jahren auf der gleichen Stelle, in einer Gesellschaft mit "Alibi-NegerInnen", die sich den weiss-kapitalistischen Spielregeln angepasst haben (z.B. Mr. President), die sich, trotz ihres abartigen Spiels noch zu Vorkämpfern einer neuen Gesellschaft ausrufen und wirklicher Veränderung im Weg stehen.
Ist Luzar eine von uns?
Vor ein paar Wochen haben es Genossen auf den Punkt gebracht. Luzar versucht sich als Backes und Jesse der SPD aufzuspielen. Persönlich glaube ich zwar, dazu fehlt ihr eindeutig das intellektuelle Format, aber die Richtung trifft es genau. Ob sie das aus Überzeugung, aus Eitelkeit oder der Kohle wegen macht, kann ich zwar nicht sagen, dazu kenne ich Sie nur aus der Distanz, unmöglich ist es auf jeden Fall. Ob sie wirklich eine von unseren eigentlichen Gegnern ist, ist ein interessanter Gedanke. Viel spricht dafür! Es reicht nicht sich äusserlich für Opfer von Nazis einzusetzen, wenn das gleichzeitig in einer Weise gemacht wird, mit Staatsknete ausgestattet, Genossinnen und Genossen zu verdrängen. Sie trifft uns dort, wo Nazis uns nie treffen könnten. das macht sie für uns zu einer echten Gefahr!