Protestierende Flüchtlinge suchen Schutz in Votivkirche

Protestierende Flüchtlinge suchen Schutz in Votivkirche

Wien, Dienstag, 18. Dezember 2012: Die Proteste der Flüchtlinge haben sich auf die Votivkirche ausgeweitet! Weitersagen und hinkommen!

Update: Der Pfarrer spricht eine Duldung bis 18:00 aus. Doch dann will er notfalls mit Polizei räumen lassen. Argumentation: Beten ist okay, übernachten nicht! Wer kann, soll den Protest vor Ort unterstützen!

 

Rund dreißig Flüchtlinge vom Vienna Refugee Protest Camp haben heute, am 18. Dezember 2012, dem Internationalen Tag der Rechte der MigrantInnen, zusammen mit UnterstützerInnen Schutz in der Wiener Votivkirche gesucht. Angesichts ihrer ausweglosen Situation wollen sie auf diesem Weg ihren politischen Forderungen Nachdruck verleihen.


Die Flüchtlinge befinden sich seit dem 24. November 2012 in einem für österreichische Verhältnisse beispiellosen Dauerprotest. Seit dem Marsch von Traiskirchen nach Wien haben sie unter dem Slogan "We demand our rights! / Wir fordern unsere Rechte!" mit der Errichtung eines Protestcamps im Sigmund Freud Park ihre Forderungen ins Herz der Stadt getragen.

"Seit über drei Wochen sind wir nun im Sigmund Freud Park. Doch bisher sind unsere Stimmen nicht gehört worden. Wir haben keine Perspektive. Daher wollen wir die Votivkirche, diesen symbolträchtigen Ort, als Schutzraum nutzen."

Die protestierenden Flüchtlinge wollen die Untätigkeit der PolitikerInnen nicht länger hinnehmen. Deshalb haben sie Schutz in der Votivkirche gesucht. Sie fordern ein sicheres und menschenwürdiges Leben.

"Als Asylsuchende werden wir hier nicht wie Menschen behandelt. Viele von uns wurden durch die Behörden in Traiskirchen und in den Bundesländern aus der Grundversorgung ausgeschlossen, Unzählige im Asylverfahren im Eiltempo abgelehnt, ohne jemals eine Chance auf eine ernsthafte Berücksichtigung ihrer Fluchtgründe gehabt zu haben."

Die Forderungen im Konkreten lauten:

1.) Grundversorgung für alle AsylwerberInnen, unabhängig von ihrem Rechtsstatus, solange sie in Österreich aufhältig sind;

2.) Freie Wahl des Aufenthaltsortes sowie Zugang zum öffentlichen Wohnbau für alle in Österreich aufhältigen AsylwerberInnen - keine Transfers gegen den Willen der davon Betroffenen;

3.) Zugang zu Arbeitsmarkt, Bildungsinstitutionen und Sozialversicherung für alle in Österreich aufhältigen MigrantInnen;

4.) Stopp aller Abschiebungen nach Ungarn - Stopp aller Abschiebungen im Zusammenhang mit der Dublin 2-Verordnung;

5.) Einrichtung einer unabhängigen Instanz zur inhaltlichen Überprüfung aller negativ beschiedenen Asylverfahren;

6.) Anerkennung von sozioökonomischen Fluchtmotiven neben den bisher anerkannten Fluchtgründen

"Wenn ihr unsere Forderungen nicht erfüllen wollt, dann löscht zumindest unsere Fingerabdrücke aus euren Datenbanken und lasst uns weiterziehen. Wir haben ein Recht auf unsere Zukunft."

Die Besetzung der Votivkirche reiht sich ein in eine aktuelle Protestbewegung von MigrantInnen und Geflüchteten in zahlreichen europäischen Städten.

Die Flüchtlinge laden die Kirchengemeinde und alle anderen Menschen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit, dazu ein, in die Votivkirche zu kommen und sie im Kampf für ihre Rechte zu unterstützen.

MedienvertreterInnen sind herzlich eingeladen, die Geflüchteten in der Votivkirche zu besuchen. Geflüchtete stehen auf Nachfrage für Interviews bereit.

Presseaussendung von Unterstützer_innen.

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welchen Sinn hat es eine Kirche zu besetzen? oder machen in Österreich die Pfaffen die Gesetze?