Mit Ingo Stawitz stellen wir heute gewissermaßen ein Urgestein der neonazistischen Rechten in Schleswig-Holstein vor. Er war schon für verschiedene Parteien des nationalistischen Spektrums aktiv und ist aktuell (zum wiederholten Male) Vorsitzender des NPD Landesverbands Schleswig-Holstein.
Ingo Stawitz
Am Eichholz 45
25436 Uetersen
Politischer Werdegang
Der 62-jährige Familienvater aus Uetersen, nordwestlich von Hamburg, hat schon diverse politische Stationen durchlaufen, weshalb sein Werdegang hier notwendigerweise verkürzt dargestellt wird. Größere politische Bedeutung erlangte Stawitz, als er 1992 auf der Welle aus Pogromen und offener Xenophobie für die DVU als Spitzenkandidat in den Landtag einzog. Aus der Landtagsfraktion der DVU schied er allerdings schon nach kurzer Zeit wieder aus. Offenbar gab es Streit zwischen Stawitz und den Spitzen der Bundespartei um finanzielle Unregelmäßigkeiten, für die laut Parteiführung Stawitz die Verantwortung trug. Bereits vor seiner Wahl in den Landtag hatte Stawitz seinen angestammten Arbeitsplatz als Tiefdruckretuscheur bei einem größeren Verlag aufgrund seiner neonazistischen Umtriebe verloren. Damit sind schon damals grundsätzliche Fundamente seines politischen Agierens gelegt, die ihn bis heute in der Neonazi-Szene umstritten machen: Seine egozentrischen Wechsel der politischen Organisationen und eine ständige Opferinszenierung. So stellt er die damals erfolgte Entlassung durch seinen Arbeitgeber aufgrund seiner xenophoben Einstellungen noch immer als "politische Diskriminierung" dar und gibt dies auch als Begründung für seine nach wie vor bestehende Arbeitslosigkeit an. Nach seinem Austritt aus der Landtagsfraktion der DVU, durch den er einem Rauswurf zuvor kam, schloss sich Stawitz der "Deutschen Liga für Volk und Heimat" (DLVH) an. Dabei handelt es sich um eine weitgehend unbedeutende rechte Splitterpartei, manchen aufmerksamen Beobachter_innen noch in Erinnerung durch ihre gewaltsame Auseinandersetzung mit der Antifa Genclik, bei welcher ein Mitglied der DLVH verstarb. Nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag nach einer Legislaturperiode 1996 und der Auflösung der DLVH schloss sich Stawitz der NPD an und wurde direkt deren Landesvorsitzender. Allerdings trat er relativ schnell wieder aus der Partei aus, nur um dann diese Entscheidung nach kurzer Zeit auch hier wieder zu revidieren.
Seit längerem gehört Stawitz somit dem Führungskreis der schleswig-holsteinischen NPD an und trat in hoher Listenposition für diese zu diversen Wahlen an. Nach einer Zeit als stellvertretender Landesvorsitzender beerbte er im Mai 2012 Jens Lütke als Landesvorsitzenden. Nun ist Stawitz gefragt, die zerstrittene und desolat organisierte NPD in Schleswig-Holstein nach dem Wahldebakel bei der Landtagswahl 2012 (nur 0,7% Stimmergebnis) wieder neu zu ordnen und bis zu den Kommunalwahlen im Mai 2013 wieder ansatzweise aktionsfähig zu machen. Ob dies einem eigensinnigen Querulanten wie Stawitz gelingen wird, bleibt fraglich.
Politische Linie
Äußerlich gibt sich Stawitz meist betont spießig, für echte Bürgernähe aber fehlt ihm dann meist doch die rethorische Stärke. Sein bekanntestes politisches Mittel ist es, eine "Bild"-Zeitung oder Ähnliches vor sich zu halten und deren Inhalt für sich sprechen zu lassen oder ihn wortreich zu kommentieren. Insofern gehört Stawitz in einem sehr radikalen NPD Landesverband durchaus dem biederen, konservativen Flügel an. Kontakte in die organisierte Kriminalität sind im Unterschied zu seinen Parteifreunden insbesondere in Kiel und Neumünster nicht bekannt. Allerdings ist auch Stawitz ein bekennender Holocaust-Leugner und Verehrer des NS-Regimes. Dies verdeutlichte er schon in diversen öffentlichen Stellungnahmen, so behauptete die Leichenberge des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau in Filmaufnahmen seien in Wahrheit Leichenberge nach der Bombardierung Dresdens durch die Alliierten gewesen und stellt die Kriegsschuld Deutschlands in Abrede (http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/hitlers-kriegsschuld, https://de.wikipedia.org/wiki/Ingo_Stawitz). Auch verteidigte er schon mehrfach die Politik des NS-Regimes (z. B. http://www.nadir.org/nadir/periodika/antifa_nachrichten/an-93-12.txt) und verabscheut Homosexualität.
Ähnlich ambivalent verhält sich Stawitz bezüglich der Frage nach der militanten Durchsetzung der eigenen Ziele. Auf der einen Seite gibt er öffentlich den Saubermann, der sich bei diversen Gelegenheiten auf eine rechtsstaatliche Ordnung beruft, auf der anderen Seite ist er vorbestraft, weil er 2004 Gegendemonstrant_innen mit Steinen bewarf und auf am Boden liegende Menschen eintrat. Auch hat er gemäß der Linie des Landesverbands keine Berührungsängste mit militanten Kameradschaften, die ihn bei vielen politischen Auftritten unterstützen.
Bedeutung in der Partei
Nach der herben Wahlniederlage im Mai 2012 musste die NPD in Schleswig-Holstein dringend einen Ersatz für den angeschlagenen Landesvorsitzenden Jens Lütke finden. Dieser betonte zunächst intern und dann öffentlich (auf dem mittlerweile geschlossenen Neonazi-Portal "Deutschland-Echo"), den Vorsitz abgeben zu wollen, wenn sich ein geeigneter Kandidat finden würde. Diese Haltung wurde über Wochen beibehalten, bis auf dem entscheidenden Parteitag Ingo Stawitz als Nachfolger präsentiert wurde. Dieses Vorgehen deutet an, dass Stawitz eher ein Notnagel denn ein Wunschkandidat gewesen ist. Innerhalb der Führungskader des Landesverbands war Stawitz der einzige, der sich der Parteibasis noch präsentierten ließ. Der bisherige Vorsitzende Lütke sorgte für eine herbe Wahlniederlage, mit seinem Asperger Autismus ist er außerdem als "Behinderter" in der Neonazi-Szene umstritten. Der Landesschatzmeister Wolfgang Schimmel ist aufgrund seiner Ehe mit einer Frau litauischer Herkunft ebenfalls unbeliebt. Der Landespressesprecher Jörn Lemke (https://luebeck.systemausfall.org/?p=639) gilt allgemein als unfähig und überfordert und die Gerüchte um seine Spitzeltätigkeit für den Verfassungsschutz belasten ihn. Daniel Nordhorn (https://linksunten.indymedia.org/en/node/72536) ist zu unbeherrscht, um echte Führungsverantwortung zu übernehmen und Roland Fischers (https://linksunten.indymedia.org/en/node/59111) mutmaßliche Verstrickungen in einen Sumpf aus kleinkriminellen Milieu und militanten Strukturen sowie die Gerüchte, ein "V-Mann" zu sein, machen ihn für den konservativen Flügel nicht wählbar. Also schien Ingo Stawitz die einzige realistische Perspektive für den neuen Landesvorsitz zu sein. Hier von einer Wunschentscheidung zu sprechen, dürfte aufgrund der wenig charismatischen, kauzigen Art sowie der weitgehenden Organisationsunfähigkeit und eigensinnigen Züge von Stawitz schwer fallen. Bezeichnend ist, dass Jens Lütke weiterhin die organisatorisch wichtigen Aufgaben übernimmt, nur öffentlich weniger auftritt. So ist er z. B auf der Landesliste zur nächsten Bundestagswahl nicht vertreten. In den Fällen, wo Stawitz tatsächlich eigene Entscheidungen umsetzt, sind diese teilweise eher skurriler Natur, so z. B. seine Verfassungsbeschwerde gegen die letzte Landtagswahl aufgrund von angeblich massivem Wahlbetrug zu Lasten der NPD. Ob er mit solchen Maßnahmen in einem Landesverband, der die "Demokratie" weitgehend ablehnt, punkten kann, ist unwahrscheinlich.
Ob vermeintlich sauberer "Biedermann" oder militanter "Kamerad": Solidarisch gilt es neonazistische Umtriebe mit ihren Wurzeln und in allen Erscheinungsformen zu bekämpfen!
Links zu Stawitz:
Panorama (inklusive der Filmaufnahmen der Körperverletzung):
http://daserste.ndr.de/panorama/media/npdwahlkampf100.html
http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2005/npd46.html
http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2005/erste8900.html
Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ingo_Stawitz
Ein altes Outing der Antifa Dithmarschen:
http://antifa-dithmarschen.freehostia.com/files/flugblatt_stawitz.pdf
In eigener Sache
Wir sind ein loser Zusammenschluss von Antifaschist_innen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Neonazis aus Schleswig-Holstein ihrer Anonymität zu berauben. Dazu werden wir auf dieser Plattform in unregelmäßiger Folge Informationen über Akteure der Neonaziszene veröffentlichen. Dabei wird es sowohl bekannte Kader als auch einige "neue Gesichter" treffen.
Unser Ziel ist es, neonazistische Aktionsräume effektiv einzuschränken. Die Herstellung von Öffentlichkeit halten wir in diesem Zusammenhang für zielführend; zum einen wird das alltägliche Umfeld der oft äußerlich sehr angepasst lebenden Neonazis informiert (zum Beispiel über Suchmaschinen), zum anderen können antifaschistische Zusammenhänge unsere Ergebnisse für ihre Aktionen und Veranstaltungen nutzen.
Alle Erkenntnisse, die wir über die betroffenen Personen öffentlich machen, sind nach gängigen journalistischen Methoden recherchiert und mit Quellen belegt, auch wenn aus Gründen des Quellenschutzes nicht alle Quellen genannt werden können. Gerüchte werden als solche gekennzeichnet.
Wenn ihr Hinweise über neonazistische Umtriebe in Schleswig-Holstein (oder anderswo) habt oder ihr unsere Informationen ergänzen wollt, meldet euch unter nazi-watch-sh [ÄT] safe-mail.net.
Ingo Stawitz
Ein Lob an die GenossInnen,die es sich zur Aufgabe gemacht haben,gut recherchiert,über die neonazistischen Strukturen u.a. in Schleswig Holstein zu berichten.Bleibt zu hoffen,daß sich jetzt noch ein gut organsierter "Haufen" findet,der mit diesen Informationen verantwortungsbewußt in die antifaschistische Offensive startet...In diesem Sinne....Alerta!
Stawitz zurückgetreten und zur Rechten gewechselt
siehe http://de.indymedia.org/2013/01/341067.shtml