[HB] Critical Mass zur Uni

Ein Herz für Kampfradler_innen

Am Mittwoch morgen gab es eine Critical Mass zur Universität. Knapp 16 RadlerInnen demonstrierten bei Minusgraden ihren Ärger über die fahrradfeindliche Verkehspolitik indem sie sich die Straße nahmen. Die holprigen Radwege waren eh völlig vereist. Vom Stern ging es ohne Zwischenfälle über die Parkallee entlang am Bürgerpark zur Uni. Auf Schildern bekannten einige der RadlerInnen "Wir sind alle KampfradlerInnen" und richteten an die motorisierten VerkehrsteilnehmerInnen die Ansage "Wer hupt ist für uns!". Eine ansehnliche Autoschlange begleitete die Aktion, die Reaktionen der AutofahrerInnen waren allerdings gespalten und reichten von offen bekundeter Zustimmung bis zu genervtem Unverständis für die radelnden "Vollpfosten".

 

Und das obwohl bei Tempo 15 scheinbar übrigens die "Grüne Welle" funktioniert. Die FußgängerInnen begrüßten die Critical Mass mit fröhlichem Winken. Insgesamt eine nette Aktion, die sich "wer weiß" vielleicht noch wiederholt. Schließlich fahren tagtäglich hunderte Studierende dort zur Uni, warum also nicht öfter mal zusammen auf besser fahrbarem Terrain als dem "Radweg"!?

 

Hier der Flyer-Teyt:

 

Critical Mass – was soll das denn sein?

1992 fanden sich in San Francisco zum ersten mal Fahrradfahrer*innen zu einer so genannten Citical Mass zusammen.
Seit dem hat sich die Aktionsform über den Globus verbreitet und inzwischen radeln weltweit immer wieder Menschen zusammen, um auf die Vorzüge von Fahrrädern aufmerksam zu machen. Auch in Bremen gab es immer wieder Critical Masses. Inzwischen hat Bremen sogar eine monatlich stattfindende Critical Mass (Infos unter criticalmassbremen.
de). Das Ziel einer Critical Mass ist verschieden. Einige halten sie für ein geeignetes Mittel, den motorisierten Straßenverkehr zu blockieren, andere sagen, dass dafür der der motorisierte Straßenverkehr selbst sorgt. Vor allem soll durch eine Critical Mass die Attraktivität des Fahrradfahrens und der Bedarf für eine fahrradfreundliche Verkehrspolitik verdeutlicht werden. Fahrradfahrer*innen gehören ebenso dem Verkehr an wie alle andern Verkehrsteilnehmer*innen auch.

„Kritische Masse“ und Universität – das könnte doch zusammen passen?!

Was liegt näher als eine Critical Mass mit dem Weg zur Uni und dem (kritischen) Studium zu verbinden? Immerhin mühen wir uns ohnehin regelmäßig mit dem Weg zur Uni ab und da wir eine Campus-Uni haben, sind es jeden Tag mehrere hundert Student*innen, die ebenfalls irgendwie zur Universität gelangen müssen. Das Fahrrad erfreut sich dabei in Bremen einer besonderen Beliebtheit. Schließlich hat es viele Vorzüge gegenüber dem motorisierten Verkehr: Ein Rad ist günstig, leicht verfügbar, beansprucht wenig Raum, ist ein äußerst effektives, zeitsparendes und fortschrittliches Fortbewegungsmittel, es fördert die Gesundheit, ist geruchsund geräuscharm, sowie zutiefst umweltfreundlich.

Ja und wie funktioniert das jetzt?

Eine Critical Mass organisiert sich selber ohne Organisator_innen. Es gibt aber natürlich Leute, die dazu Aufrufen. Uns zum Beispiel. Weil wir nicht demonstrieren, sondern nur Radfahren wollen, sind wir eigentlich nicht auf die Anwesenheit der Polizei angewiesen. Dennoch kommt immer wieder vor, dass die Polizei eine Critical Mass begleitet. Während einer Critical Mass gilt weiterhin die Straßenverkehrsordnung.

Folgendes solltet ihr beachten:

  • Nach § 27 Abs. 1 StVO bilden mehr als 15 Radfahrer einen Verband und dürfen nebeneinander auf der Fahrbahn fahren. Benutzungspflichtige Radwege müssen als Verband nicht befahren werden.
  • § 27 Abs. 3 StVO fordert, dass ein Fahrzeugverband für alle Verkehrsteilnehmer deutlich zu erkennen ist. Eine Kennzeichnung ist explizit nur für Kraftfahrzeuge gefordert, momentan scheint es angesichts der Seltenheit, mit der Fahrradfahrer auch in Zeiten des so genannten Fahrradboomes auf der Fahrbahn fahren, bei mehr als 15 Radfahrern allerdings keinen Zweifel zu geben, dass eine Verbandsfahrt vorliegt.
  • Genau wie jeder andere Fahrzeug-Verband gilt eine Critical Mass im Prinzip als ein einzelnes Fahrzeug und bleibt deshalb eng zusammen, um die Eigenschaft des Fahrzeugverbandes zu betonen. Daraus folgt eine moderate Geschwindigkeit des Verbandes, in der Regel etwa 15 Kilometer pro Stunde, so dass der Verband nicht auseinanderreißt.
  • Sobald das erste Fahrrad der Critical Mass eine grüne Ampel überquert, fährt der gesamte Verband über die Ampel, auch wenn sie zwischenzeitlich auf rot umschaltet. Nähert sich der Verband einer roten Ampel, wartet die gesamte Critical Mass die nächste Grünphase ab. Insbesondere bei Ampeln ist eine geschlossene Einheit der Critical Mass wichtig, da vereinzelte Ausreißer aus der Critical Mass nicht mehr dem Verband angehören und auf diese Weise nicht bloß Rotlichtverstöße begehen, sondern sich auch unnötig gefährden.
  • Der übrige Verkehr, insbesondere der Gegenverkehr, wird nicht vorsätzlich blockiert. Wenn sich Fahrzeuge an Kreuzungen durch den Verband drängeln wollen, so ist es besser, sie durchzulassen als die Situation mit Provokationen weiter zu verschärfen.

Zur Aktion

Wir rufen alle fahrradfahrenden Unibesucher*innen auf, am 05.12.2012 gemeinsam im Verband zur Uni zu fahren. Der Treffpunkt soll dabei der Stern sein, von wo aus pünktlich (!) um 09:50 Uhr gemeinsam losgefahren werden soll. Lasst uns die unzumutbaren Bedingungen, denen Radfahrende beständig ausgesetzt sind, nicht mehr hinnehmen – sondern kollektiv überwinden!

 

Wir sind ALLE Kampfradler_innen!

 

kampfradler.blogsport.de

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16 Leute ist eine Masse...

 

peinlich

Peinlich aber eher für diejenigen, die NICHT mitgefahren sind. Niemand bestreitet, dass es schön wäre, wenn es nächstes Mal mehr Leute werden!