Über 1000 Menschen demonstrierten heute trotz strömenden Regens in Berlin gegen hohe Mieten und Verdrängung. Gleichzeitig gingen in Hamburg 4000 Menschen auf die Straße und in Freiburg 500. In Hamburg wurde sogar ein Haus besetzt. Die Demonstration in Berlin drückte ihre Unterstützung des Kampfes von Kotti und Co aus. Kotti und Co veranstaltet am 13. November zusammen mit anderen Initiativen eine Konferenz zum Sozialen Wohnungsbau. Die Demonstration verband diesen partikularen Kampf mit anderen Kämpfen gegen die kapitalistische Verwertung der Stadt. So berichtete Ali Gülbol von der erfolgreichen Blockade der Zwangsräumung seiner Familie.
Regen am Kottbuser Tor
Kurz vor dem Beginn der Demonstration setzte langanhaltender Regen ein. Trotzdem ließen es sich über 1000 Berlinerinnen und Berlin nicht nehmen ihrer Wut über steigende Mieten und ihre Solidarität mit Kotti und Co auszudrücken. Viele verschiedenen Initiative und bedrohte Projekte waren auf der Demonstration präsent. Die Mieter*innen der Palisadenstraße berichteten von ihrem erfolgreich abgeschlossenen Kampf gegen enorme Mieterhöhungen, das Yaam und die Kirche von unten machten auf ihre akut räumungsbedrohte Situation aufmerksam. An der Lausitzer Straße versammelten sich Unterstützer*innen der Familie Gülbol und riefen der Demonstration "Hohe Mieten, Zwangsumzug; davon haben wir genug" entgegen. Mit einem zweiten Räumungstermin bei der Familie ist zu rechnen und dann ist massive Solidarität notwendig.
Sozialer Wohnungsbau
Die Demonstration startete und endete am Camp, welches seit Juli besteht. Hier treffen sich Nachbarinnen und Nachbarn und organisieren ihren Widerstand. Viele Anwohner*innen leben im sogenannten sozialen Wohnungsbau, welcher von privaten Investor*innen errichtet und massiv staatlich subventioniert wurde. Diese Subvention läuft aus, was zu massiv steigenden Mieten führt. Die Mieten im Sozialen Wohnungsbau sind häufig deutlich höher als in normalen Wohnungen, gleichzeitig wohnen dort viele Menschen mit geringen Einkommen. Um konkret jetzt etwas gegen die massiv steigenden Mieten zu tun, hat Kotti und Co eine Konferenz im Abgeordnetenhaus organisiert. Die Demonstration wollte darüber hinausgehen und deutlich machen, dass die steigenden Mieten ein Problem in ganz Berlin sind. Der Widerstand gegen die kapitalistische Zurichtung der Stadt muss deswegen auch in seiner ganzen Breite geführt werden.
Die Mieten steigen überall - der Widerstand ist überall
Die gleichzeitigen Demonstrationen in Berlin, Hamburg und Freiburg sind ein hoffnungsvolles Zeichen. Es könnte im kommenden Jahr gelingen die lokalen Aktivitäten in den Kiezen mit einer bundesweiten Bewegung und Aktivität in Beziehung zu setzen. Es geht hier nicht um die Aufwertung von einigen wenigen Szenekiezen, sondern um eine massive Verteuerung der Lebenshaltungskosten von vielen Mieter*innen in ganz Deutschland. Gegen diesen Angriff der kapitalistischen Stadt auf die Lebenssituation der Menschen ist eine breite und entschlossene Mieter*innenbewegung notwendig. Die Demonstrationen und Hausbesetzungen heute sind dabei hoffentlich nur der Anfang.
mal einige unterirdische Kommentare von tageschau.de
falls mal einer von euch mitleid mit spekulanten, vermieter, maklern und ähnlichem gesindel haben sollte, die ja nur ihren job machen:
bew:
"Sollen sie doch aus den Städten rausziehen, wenn es ihnen zu teuer ist, oder gar nicht erst reinziehen... In Halle & Dessau gibt es genug Wohnungen für <5€ / m2, aber dort zu wohnen, dafür sind sich die Leute wieder zu fein. Etwas mehr Mobilität und weniger Anspruchsdenken würde den Deutschen ohnehin gut tun, dann lösten sich diese Probleme von selbst auf. Es muss ja auch nicht jeder, dem das nicht durch den Beruf vorgegeben wird, in einer Großstadt wohnen...
Da aufgrund der geringen Geburtenrate und der hohen Emigration aus Deutschland heraus wird die Bevölkerung eh bald schrumpfen und dann erledigen sich die Mietpreisprobleme ganz von alleine."
konstantin1:
"Wir leben immer noch in einer freien Martkwirtschaft, da wird das über Angebot und Nachfrage geregelt."
BMB:
"Als Immobilienwirt und Hausverwalter kann ich nur festhalten, daß 15,-- Euro pro qm angemessen sind.
Der Staat und die Mietervereine treiben mit Ihren Forderungen nach immer besserer "Ausstattung" und Energieeinsparungen sowie Vorgaben zur Ankurbelung der Wirtschaft die Mieten in die Höhe.
Alles logisch und gewollt.
Es ist kein Problem neuen Wohnraum zu schaffen der sich bereits für 5,-- Euro/ qm als rentabel rechnet, wenn beim Erstellen des Hauses sich die Auflagen auf "Sinnvolles" reduziert. Das ist aber seit Jahrzehnten weder vom Staat noch von den Mietervebänden gewollt.
Die beiden sind die wahren Preistreiber.
Alles andere ist nur Angebot und Nachfrage in Spitzenlagen, da muss auch keiner unbedingt hin wo von 1000 Euro Rente/ oder 1500,-- Einkommen leben muss."
odindonar:
"es leute gibt die diese mieten bezahlen...solange ist es auch in ordnung..."
rex3:
"Der einzige Grund warum Menschen unbedingt da wohnen müssen wo es teuer ist, ist allerhöchstes, dass sie dort einen Arbeitsplatz finden und es am Standrand oder in ländlicheren Gegenden eben weniger Arbeitsplätze gibt. [...] Einige meinen hier doch tatsächlich, dass es ein Recht auf eine Haus am See gibt. Beste Wohngegend, top renoviert, energiesparend, großzügig und mit Blick bis zum gegenüberliegenden Ufer."
source: http://meta.tagesschau.de/id/66893/demos-gegen-hohe-mieten-in-hamburg-be...
p.s. danke für den artikel :)
bilder
bilder unter:
http://www.flickr.com/photos/neukoellnbild/sets/72157631975791560/
Fotos aus [FR]
hier Fotos der "Recht auf Stadt" Demo in Freiburg -> http://www.flickr.com/photos/agfreiburg/
Pressemitteilung und Fotos aus Freiburg
Fotos aus Freiburg auf Indy: https://linksunten.indymedia.org/de/node/70969