Slime im Exil....

Slime

Spielten Yok, Sniffing Glue und Waving the Guns am letzten Samstag noch im kleinen Rahmen im Exil des Antifacamps, strömten die Massen (600 BesucherInnen) dann am Dienstag, den 28. August erwartungsgemäß in den großen Saal des AZ Mülheims. Durch das Kochkollektiv "Veldkeuken La Sabot" und einiger  Infostände kam dann doch etwas Campfeeling auf. "Dicken", der Sänger von Slime gab sich kämpferisch, akzeptierte in einer Ansage aber die Niederlage nicht, dass der  Staat das Antifa-Camp in Dortmund verhinderte und das Konzert kein gleichmäßiger Ersatz sein kann. Verstehen alle, dass dieses Konzert im Exil für den aktiven Antifaschismus nur rudimentäre Bedeutung, aber hoffentlich etwas Spenden-Geld in die Camp-Kasse gebracht hat? Ist es reine Spekulation zu behaupten, dass es sich um einen hohen Anteil passiver BesucherInnen bzw. KonzertkonsumentInnen handelt?

 

Das Slime Hauptband des Abend sind und die meisten Menschen vor allem wegen ihnen anreiste, ist sicherlich nachvollziehbar (die, dank Mühsam guten Texte der letzten Platte und für eine Punkband textlich bemerkenswerte Qualität von "Schweineherbst" und "Viva la Muerte", eine klare antifaschistische Positionierung, hoher Bekanntheitsgrad). Musikalisch wurden vor allem das Schlagzeug  nicht adäquat ersetzt, Sephan Mahler fehlt nicht nur als ehemaliger Texter der Band.)

 

Leider  klaffen auch bei Slime Anspruch und Wirklichkeit auseinander. Einerseits glaub(ten) sie "eher an die Unschuld einer Hure, als die Gerechtigkeit  der deutschen Justiz" während sie sich nicht zu schade sind einen Prozess um Patentrecht, Songtext und  Diffarmierung zu führen

 

Das Niveau  der Band ist mit Sicherheit höher, als dass von stumpfsinnigen Oi- Bands mit denen sie schon auf Festivals zusammenspielt haben. Sympathisch war, dass sie in Mülheim vor ihrem Auftritt unters Publikum mischten und ihnen Star-Allüren fremd sind. Slime vermittelten auf der Bühne immer, dass es ihnen um den Anlass des Auftritts ging und passten ihre Songauswahl an.  

 

Auch der Text. "All Cop are Bastards" werden von vielen mitgesungen. Rein wörtlich genommen ist diese Titulierung als "unhehliches Kind" absoluter Blödsinn und abzulehnen. Am besten wäre es, diese Beschimpfung aus dem Wortschatz zu streichen. Na ja, Punk heißt eben auch Provokation und ist nicht immer reflektiert. Es ist auch nicht  richtig grundsätzlich mit moralinsauer Übelkeit zu reagieren. Interessante Frage, ob sich dogmatische Hardliner  bei solchen Liedparolen immer zurückhalten oder ob sie mit der Masse schwimmen... In Mülheim sangen viele die Parole mit , bei wenigen  war die Abneigung aber auch zu erkennen und Schweigen angesagt... Die Stimmung war insgesamt  auch sehr zurückhaltend und emotionslos, was weniger mit gedrückter Stimmung über das Campverbot zu tun haben dürfte oder mit Kontroversen... 

 

Slime verzichteten auf verbotene Lieder (evtl. wäre eine Instrumentalfassung zum Mitsingen eine Option) brachten aber mit eine Coverversion der Band Bottock- einen thematisch passenden Ersatz.

 

Achtung, es folgt eine garantiert ironiefreier Diskurs, der nach dem Lesen gelöscht weden kann.

 

Löschanfang

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Na ja, wir in unserer Bezuggruppe gestehen nach langem Plenum der Punk Bewegung einige Provokation zu.

Wobei die Diskussion um den auf dem Konzert gecoverten Buttock Text ,  "Hängt die Bullen auf und röstet ihre Schwänze" innerhalb unserer "Anti-deutschen Bezugsgruppe" - Deutschland muss sterben gegen Imerialismus, Rassismus und Antisemitismus kontrovers geführt wurde und fast zum Auseinanderbrechen geführt hat.   Weil die VeganerInnen unter uns verstanden haben, dass hier Tiere aufgehangen und "Stierschwänze" geröstet werden. Die Gewaltfreien unter uns, die alles vollkommen ironiefrei wörtlich genommen haben, bezeichneten den Text als menschenverachtend, PragmatikerInnen beschwerten sich über Geschmacklosigkeit. Bullenschwänze schmecken einfach nicht! Insgesamt 3 Stunden PLENUM mit dem Ergebnis: Buttock und auch SS Ultrabutal "Springt ein Bulle mal dumm rum,  bringst du ihn am besten um" sind altgediente Punk Bands, die provozieren., mehr noch als Slime und lt. Beschluss

 

"Die dürfen das!!!!!!!!" Mitsingen oder nicht darf jeder für sich selbst entscheiden... Hiebei handelt es sich aber nur um einen Kompromiss, demnächst hier an dieser Stelle unser Pamphlet zu diesem Widerpruch, den unser AkademikerIN  noch verfassen wird... Oder auch nicht.. 

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Löschende

 

Aber viel Zeit für Mitsing-Experimente blieb ohnehin nicht. Slime kündigten an, dass das Konzert püntlich um 22.08 Uhr enden wird, weil es nicht noch mehr Stress geben sollte, die Repression wäre schon groß genug... Hätten die auch von Slime in der Vergangenheit bereits gecoverten und beim Aufbau von Band gespielten Ton Steine Scherben in ihrer Agit Prop Phase evtl. zum spontanen Protestzug gegen das Campverbot aufgerufen, sei die Frage erlaubt, ob es was gebracht hätte. Das Konzert hat noch nicht einmal in Dortmund stattfinden können.  Dort hätte es aber viel mehr Sinn gemacht!

 

Apropos Stress.. Wieviele BesucherInnen hatten ihn denn wirklich? Wieviele stellen sich denn seit Samstag in Dortmund aktiv den Herrschenden  und Nazis entgegen.  Der vorbidlich aktuellen Camp-Homepage ist zwar zu entnehmen, dass erfolgreich gestartet, kraftvoll "auch gegen das Demoverbot" ,  die Plenen voll und sogar " Soziale Kämpfe nach Dortmund" getragen  worden wären. Aber. Ob die TeilnehmerInnenzahlen dann diese Einschätzung unterstreichen oder eine deutlich andere Sprache sprechen. Handelt es sich nicht doch um  Schönfärberei?

 

Haben wir wirklich alles unternommen um Antifaschismus auf der Straße duchzusetzen?  In einer Stadt. wo sich Nazis sichtbar wohlfühlen dürfen?  Hier mal ein Dank, die gerade dabei sind die eigentliche  Arbeit für das Camp zu leisten. Die Infrastruktur steht....  Sie müsste nur besser genutzt werden..

 

Der "Alterta Antifacista" wurde von der Straße in ein Automomes Zentrum gelegt. Anstatt Hundertschaften der Polizei beobachtete  bei Slime eine einzige Streifenwagenbesatzung von Zeit zu Zeit die gefährlichen "Autonomen", ohne das Gelände zu betreten. 

 

Während es Politik und andere Gewalten des Staates von Anfang auf Konfrontation setzten, reicht es vielen ein antifaschistisches Konzert zu besuchen, anstatt sich den Problemen direkt vor Ort zu stellen.. und auf dem Spuckie ist zu lesen.. Antifa heißt Angriff!....

 

Die Parolen: (obligatorisch)

 

Zeigt Emotionen! Werdet wütend! Empört euch! Nehmt nicht alles hin! Weniger labern, handeln! Sympathisch, solidarisch  miteinander, gegen den Hass!

Gegen Nazis und ihre HelfershelferInnen, ob mit oder ohne Uniform! Auf die Straße!

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Das Grundproblem liegt darin, dass das "strömungsübergreifende Antifa-Camp" nun de facto in einem AZ stattfindet...

Das AZ Mülheim ist zwar vergleichsweise liberal - wie alle andere AZen auch aber durchaus in vielen Fragen mehr oder weniger dogmatisch positioniert, und damit alles andere als strömungsübergreifend.

Nicht umsonst gab es ja eine Menge Trouble um die Frage, ob Slime dort überhaupt auftreten dürfen. Aber dieses Fass jetzt inhaltlich aufzumachen...

Für mehr autonome Bewegung - außerhalb von Zentren!

Sorry, aber uns dürfte doch allen klar sein, dass es nicht geplant war, dass das Camp in einem AZ stattfindet. Ich teile deine Meinung, dass es in der Öffentlichkeit viel mehr Sinn gemacht hätte, als sich in die üblichen Nischen zurückzuziehen.  Aber an wen richtest du die Kritik gerade?  Die Orga stand einen Tag vor Aufbau ohne Platz da, die Unterstützung durch Campteilnehmer_innen war, so wie ich das von außerhalb wahrnehme, am Anfang nicht zahlreich genug, um einen anderen Ort durchzusetzen. Das Camp im AZ ist eine pragmatische Notlösung, und wirklich niemand verteidigt das als den Ort der Wahl. Die Alternative wäre in der momentanen Situation kein Camp gewesen. Ich teile auch deine Kritik an Hausprojekten und AZ, dass sie oft genug die Welt um sich  herum vergessen und über die selbstbeschäftigung mit sich selbst und ihrer subkulturellen Partyszene nicht mehr in die sie umgebende Realität interveniert.  Aber gerade in Situtaionen wie jetzt in Dortmund wird auch mal wieder klar, dass es für Bewegungen außerhalb der Zentren existentiell wichtig sein kann, Rückzugsräume vor Repression zu haben.

Das Grundproblem liegt darin, dass die Stadt das Camp mit einem zugegebenermaßen geschickten strategischen Schachzug empfindlich getroffen hat. Mit deiner Kritik wiederholst du das, was du gerade kritisierst, und startest eher eine selbstbezogene Diskussion, statt die Verhältnisse außerhalb der Zentren zu kritisieren und in sie zu intervenieren.

Ob Slime spielen darf oder nicht ist mir ehrlich gesagt relativ egal, ob Dortmund eine Homezone für Nazis ist und antifaschistischer Widerstand verhindert wird, während die Stadt gleichzeitig gewohnt heuchlerisch zu ebend diesem aufruft, ist alles andere als egal.

Für mehr autonome Interventionen in die Realität - jenseits von selbstbezogener Beschäftigung mit sich selbst!

Slime kommen im Text trotz einiger negativer Kritik doch noch ganz gut weg und auch alle, die die Struktur stellen und sehr viel Kraft dafür aufbringen müssen verdienten ein besonderes Lob. . .... Eher resignierend ist dann schon die passive Haltung der KonsumentInnen. In der Woche 600 Leute in der großen Halle, während an einem Samstag die BesucherInnenzahl doch recht überschaubar war, weil die Bands nicht so viel Publikum zogen. Das AZ hat sich übrigens bei beiden Konzerttagen sehr sympathisch und offen präsentiert, das Publikum nicht immer (mannchmal sogar eher dicht sprich besoffen, was auch zu Aggressionen zwischen BesucherInnen  führt).

 

Wir brauchen einen Rückzugsort für Repression, aber auch einen Ort der Aktion, sich gegen die Repression direkt zu wehren... Ob die Dortmunder Verantwortlichen ein Konzert in einem lokalen Freiraum zugelassen hätte oder ob es dann auch dort Stress mit der Staatsgewalt gegeben hätte? Zu befürchten wäre es! Denn wirkliche Freiräume gibt es leider nicht und selbstverständlich ist der aktuelle Stand der Antifa alles andere als rosig, so dass wir uns dann doch auch mit uns selbt beschäftigen sollten.... Denn der Kampf gegen Nazis und staatliche und bürgerliche Helfershelfer "der Mitte der Gesellschaft" kann von Subkultur und Menschen kommen, die sich ihr nicht zuhörig fühlen. Denn eins sollte klar sein, ein radikaler Aufnäher ist vielleicht konformer Szenedress, hoffentlich Willensbekundung,  macht aber längst noch keine entsprechende Handlung aus. Beim Widerstand gegen herrschende Zustände und Faschismus  ist Kleidung, Haarfarbe, Style, Szene, Uniformierung   dann sowas von egal...

The Buttocks

Yes, you´re right! Thanx...

Übrigens auch schon von den Ärzten gecovert...

SS Ultrabrutal sind aber auch nicht schlecht...