(B) Immotage aus einer anderen Perspektive

Erstveröffentlicht: 
22.06.2012

Wir sind "Immofuzzis", "Immoschweinchen" oder einfach auf hochdeutsch "Immobilienhaie". Mit einer klaren Botschaft "Immobilienhaie zu Fischstäbchen" spielte die Berliner Szene im Hafenstraße-Modus der 80er "Fang den Bus der Immoschweinchen". Die Handelsblatt-Tagung hielt am Montag für die Teilnehmer einen neuen Programmpunkt bereit: Die Praxis der facebook-Revolution. Wir konnten direkt auf unseren iPhones unter "http://fangdenbus.wap.sh/" auf dem Ticker verfolgen, wie man die Jagd - auf uns (!) - organisierte und mit ein paar Fahrrädern die Staatsmacht lächerlich macht.

 

Eigentlich wollte ich das ganze ins Lächerliche ziehen, aber das trifft es nicht. Banaler geht’s wohl kaum. Ein Bus mit Tagungsteilnehmern sollte mal eben einen Fußmarsch weit zum Prenzlauer Berg fahren. Die Szene hatte eine Demo und eben das "fangdenbus"-Spiel angekündigt - harmlos nach Veranstalter- und Polizei-Ansicht. Die Demo in Schulklassenstärke vor dem Hotel wurde schon vor Abfahrt durch einen Platzregen aufgelöst. Durch einen Polizeikorridor erreichten wir "sicher" und kopfschüttelnd den Bus. Die Staatsmacht demonstrierte Präsenz. Sieben behelmte Kampfanzugsträger stürzten sich im Laufschritt auf eine fahnenschwenkende 48 kg Demonstrantin mit Minirock und roten Wollstrumpfhosen.


So richtig als Demo-Zielgruppe fühlte sich die Busbesatzung nicht. Mit Wohnen hatte kaum einer zu tun. Von den Heuschrecken war sowieso keine dabei. Und, liebe Demonstranten, ich habe in 20 Jahren noch nie in einer meiner Wohnungen die Mieten erhöht. Wo ich wollte, ging es nicht.

 

Wo ich konnte, habe ich es aus sozialen Gründen nicht getan. In meiner einzigen Berliner (Steuerspar-)Wohnung wohnt ein 80-jähriges Ehepaar für 4,60 Euro bei einer aktuellen Marktmiete von 7,- Euro. Das bleibt auch so. 15 DM waren übrigens 1994.

 

So hatte die Bus-Stimmung anfänglich noch Erlebnischarakter. Lustig war es ja noch, mit einer schwitzend nebenher laufenden Polizei-Hundertschaft transportiert zu werden. So "wichtig" fühlte ich mich zuletzt, als ein Bundesministerium die Staatsmacht zu Hilfe rief, um sich meiner Editorials (erfolglos) zu wehren. Dann schlug die Stimmung um. Mir selbst machte der offenkundige Immo-Hass gar keinen Spaß. Von erfolglosen Heuschrecken-Eskapaden abgesehen, gibt es wirklich keine Gründe.


Gegen den Markt, steigende Nebenkosten und die Belastungsgrenze kann niemand die Mieten erhöhen. Dann wurden wir mit Fahrradkorso und später durch eine blockierte Straßenbahn stillgelegt. Ganz unspaßig wurde es zusehen zu müssen, wie diese Albernheit massenpsychologisch in Gewalt ausartete.


Mit "bitte nicht mehr fotografieren, die Vorhänge zuziehen und nicht provozieren" verschoben sich Machtverhältnisse. Im Bus wurden Rufe nach mehr Polizei laut. Der Versuch, offenkundig aufzugeben und umzukehren scheiterte durch die Blockade. Vom Verlassen des Busses wurde Anzugsträgern dringend abgeraten. Auch ohne echte Bedrohung wurde die Gefangenen-Situation klar. Wir wären alle gerne zu Fuß weitergegangen. Die Stimmung war zum Teufel.


Was lernen wir? Der "Fang-den-Bus-Ticker" fasste zusammen: "Wir konnten den Immofuzzis heute zeigen was passiert wenn sie in Berlin kaufen – IN BERLIN KAUFT MAN ÄRGER." Sicher gab es lustige Situationen, wenn Polizisten Fahrradventile beschlagnahmten oder "Husch husch" zu Demo-Mädels machten. Erinnerungen, wie ich damals Franz Josef Strauß zusammengebuht habe und als kleiner Gymnasiast mit unseren Lehrern gegen die Notstandsgesetze demonstrierte, kamen auf. Das relativiert. Das Problem ist ein anderes. Die Immobilienwirtschaft hat sich 20 Jahre bemüht, Professionalisierung zu zeigen und das Hai-Image abzulegen. Die Erfolge waren auch sichtbar. Blieb das nur Tünche? Die Berliner Presse zeigt eher Demo-Sympathie. Die Fondswirtschaft scheiterte schon an der Politik. Zwar sammelt der ZIA Minister, doch die Wohnungswirtschaft macht die Stimmung.

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Muss wirkich verdammt lustig sein wie ein 90Kg Bullenschwein auf eine Demonstrantin springt...

 

Wer sich einem Kongress von elitären WohnungsbesitzerInnen zugehörig fühlt der hat nichts anderes verdient als mit Farbbeutel und Steinen beworfen zu werden. Das ist keine Heuschreckenlogik á la ZK sondern Realität. 

 

Löscht diesen Denunziationsmüll, warscheinlich eh nur ein Beitrag aus den Händen der Lakeien um Madame Schulz.

 

 

Für ein Recht auf Leben

Das hier ist die Pressekategorie. Die ist zum dokumentieren von interessanten Artikel, zum sammeln von Berichten über Aktionen etc.

 

"Denunziationsmüll" ist da wohl eher dein Kommentar zu ZK.