"Die Linke" befürchtet: Weißer Fleck der Rechtsextremen soll von Landkarte verschwinden
Landau. Ein namhafter und ranghoher Neonazi wohnt seit März im
Altlandkreis Landau. Vielen Bürgern wäre das zunächst verborgen
geblieben, hätte nicht die Partei "Die Linke" am Pfingstwochenende
Flugblätter in Landau und Reichersdorf verteilt. Darin warnt sie
plakativ vor Martin Wiese: "Vorsicht: Zweifach verurteilter
Rechtsterrorist nach Reichersdorf gezogen."
Auf den Handzetteln,
die in 500-facher Auflage verteilt wurden, ist auch das Konterfei des
Mannes abgebildet, das Gesicht ist verpixelt. Die Linke weist in dem
beidseitig bedruckten Pamphlet darauf hin, dass Martin Wiese im
Zusammenhang mit einem 2003 geplanten Sprengstoffattentat seiner
rechtsterroristischen Vereinigung "Schutzgruppe" auf das Jüdische
Zentrum München bundesweit bekanntgeworden sei. Auf zwei Seiten stellt
die Partei die Aktivitäten und den "Lebenslauf" des glatzköpfigen Mannes
dar.
Dass er im kleinen Ort Reichersdorf allerdings
großangelegte rechtsextremistische Aktionen durchführen wird, daran
glaubt die örtliche Polizei nicht. Ihr ist der Zuzug des "prominenten"
Extremisten längst bekannt. Und auch der Staatsschutz ist involviert und
überwacht den Mann offenbar. Die exekutive Staatsgewalt verlässt sich
voll und ganz auf die vom Rechtsstaat gegebenen Instrumentarien und
zeigt sich gelassen. "Die Linke" dagegen setzt auf Transparenz mit
Flugblatt.
Wiese lebte zuvor in Landshut. Aus gut unterrichteten
Kreisen erfuhr die LZ, dass der Neonazi schon seit längerem an einem
alten Gasthaus interessiert sei, und zwar auch im Raum Altötting und
Landshut. Vermutet wurde in diesen gut informierten Kreisen, dass dies
für einschlägige Treffen genutzt werden könnte.
Rolf Pannicke,
Kreisvorsitzender von "Die Linke" Deggendorf/Dingolfing, fürchtet, dass
es sich bei Martin W. um eine tickende Zeitbombe handeln könnte.
Pannicke glaubt, dass der Neonazi nun vom Lande aus sein rechtsextremes
Handeln fortsetzen könnte. Weiter schließt man auch sogenannte
Eins-zu-eins-Konfrontationen, beispielsweise mit Menschen mit
Migrationshintergrund, nicht aus.
"Wir wollen natürlich auch
aufklären, damit sich niemand auf das gefährliche rechte Gedankengut
einlässt", gibt Pannicke der Heimatzeitung zu verstehen. Ihm ist noch
immer unklar, ob Wiese mit dem Zuzug ins ländliche Niederbayern einen
weißen Fleck der Rechtsextremisten von der Landkarte verschwinden lassen
will.
Besonders rechtsextreme Aktivitäten habe man nämlich
bisher in unserem Raum weder wahrgenommen noch festgestellt, dagegen
vermehrt in Bayerischen Wald, in der Oberpfalz und in Landshut.
Martin Wiese, dem auf der weltweiten Wissensplattform Wikipedia ( http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Wiese
) ein eigener Beitrag gewidmet wurde, ist nach öffentlichen
Informationen 1976 in Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) geboren und wurde
nach der politischen Wende in Ostdeutschland in der Neonaziszene aktiv.
Er beteiligte sich nach Medieninformationen bereits im August 1992 im
Alter von 16 Jahren an einer der bekanntesten Ausschreitungen der
bundesrepublikanischen Geschichte, den tagelangen Attacken und
Brandanschlägen auf das Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen, das
weltweit für traurige Schlagzeilen gesorgt hatte.
Die Bildzeitung
bezeichnet Wiese als Bayerns gefährlichsten Rechtsterroristen, und zwar
im Zusammenhang mit dem jüngsten, nicht rechtskräftigen Gerichtsurteil.
Der einschlägig vorbestrafte Neonazi Martin Wiese soll ein Jahr und
neun Monate ins Gefängnis, und zwar wegen Volksverhetzung und weil er
Journalisten bedroht und eingeschüchtert haben soll, heißt es in einem
Artikel der Frankfurter Rundschau.
Innenminister Joachim Herrmann
höchstpersönlich begrüßt die Haftstrafe für Rechtsextremisten Wiese in
einer eigenen Pressemitteilung, die folgenden Wortlaut hat: "Hohes
Strafmaß für unverbesserlichen Neonazi gerechtfertigt - klares Signal
gegen Rechtsextremismus." Innenminister Joachim Herrmann hat die
Verurteilung des vorbestraften Neonazis Martin Wiese zu einer Haftstrafe
von einem Jahr und neun Monaten wegen Volksverhetzung und Bedrohung
begrüßt: ,Das hohe Strafmaß ist eine gerechte Strafe für den
unverbesserlichen Neonazi Wiese'. Es ist richtig, dass er wegen seiner
menschenverachtenden Äußerungen und Drohungen gegenüber Journalisten für
längere Zeit ins Gefängnis kommt. Das mutige Urteil des Amtsgerichts
Gemünden setzt zugleich ein klares Signal: Unser Rechtsstaat wehrt sich
gegen strafbares, rechtsextremistisches Gedankengut. Wir dulden keine
Bedrohung durch Rechtsextremisten und gehen mit aller Härte des Gesetzes
gegen rechtsextremistische Straftaten vor."
Allerdings muss
Wiese sich offenbar so schnell noch vor keiner Haftanstalt fürchten. Wie
der zuständige Direktor vom Amtsgericht Gemünden am Dienstag auf
Nachfrage der LZ sagte, wurde das Urteil angefochten. Nun muss sich in
einer höheren Instanz das Landgericht Würzburg mit dem Vorwürfen
beschäftigen.
Weiterer Artikel zu Martin Wieses Umzug nach Reichersdorf
Quelle: www.la-rundschau.de