Erneut Massenproteste in Aleppo und Massaker in Homs

We are not Terrorists

In Aleppo, der noch vor Damaskus bevölkerungsreichsten und eher "wohlhabenen Handelsmetropole" im Nordwesten Syriens,  kam es auch diesen Freitag zu neuen Massenprotesten. Zehntausende zogen in 12  Demonstrationszügen durch verschiedene Viertel der Stadt, an den Demonstrationen nahmen Angehörige aller Konfessionen und Bevölkerungsgruppen teil.


Die erneuten Massenproteste in Aleppo innerhalb einer Woche ( s.a. unseren Bericht vom letzten Wochenende https://linksunten.indymedia.org/de/node/60790 )

sind eine bedeutende politische Niederlage für das System.


An den bisherigen Kundgebungen der letzten 14 Monate in Aleppo hatten sich meist nur Hunderte, vorwiegend StudentInnen beteiligt.


Die "Sicherheitskräfte"  griffen die Demos gestern mit Tränengas und später auch unter Einsatz von scharfen Waffen an, fünf DemonstrantInnen wurden dabei getötet.


Auch Trauerzüge für die am Freitag getöteten DemonstrantInnen, an denen sich erneut Tausende beteiligten, wurden beschossen, erstmalig seit Beginn des syrischen Aufstandes rückten auch Panzer in die Stadt vor.


Als Reaktion kam es erstmalig zu nennenwerten bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Aufständischen und "Sicherheitskräften" in Aleppo, dabei wurden mehrer Panzer der Armee zerstört.

 

Nach dem Massaker in Houla, einem Vorort von Homs, bei dem regimetreue Milizen 88 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, massakriert haben, rufen die Lokalen Koordinierungskomitees (LCC) dazu auf, trotz aller Verzweifelung und Trauer nicht zu Racheaktionen zu greifen, um die Strategie des Regimes in Richtung eines allumfassenden Bürgerkrieges ins Leere laufen zu lassen.

 

Wir dokumentieren  die Erklärung der LCC zum Massaker in Houla, die sinngemäße (etwas holprige)  Übersetzung stammt von uns:

 

"Das Regime hat in Houla ein Massaker begangen.

 

Als Zeichen des Verlustes der Selbstkontrolle hat das kriminelle, faschistische syrische Regime seine Streitkräfte und bewaffneten Milizen eingesetzt, um heute ein neues Massaker in Houla, einem Vorort von Homs, zu begehen. Dabei wurden unschuldige Bewohner getötet. Zu dem Zeitpunkt, als wir diese Zeilen schreiben, müssen wir von 88 Toten ausgehen, die meisten sind Frauen und Kinder.

 

Diesem barbarischen Akt war die Stationierung von Mörsergeschützen in dem Ort vorausgegangen (1).
Die militärische Intervention in Houla endete mit dem kaltblütigen Abschlachten von ganzen Familien durch bewaffnete Milizen.

 

Die Krise des Regimes hat einen Höhepunkt errreicht und es unternimmt einen letzten verzweifelten Versuch (2),ein tödliches "Sektenwesen" innerhalb und außerhalb Syriens anzufachen, bevor es endgültig kollabiert.


Dieser nihilistische Plan zielt darauf ab, jede Anstrengung der internationalen Gemeinschaft (UN) , zu einer politischen Lösung zu kommen, zunichte zu machen.
Letztendlich missachtet das syrische Regime völlig den Friedensplan von Kofi Annan und hat nur die Zeit genutzt, um seinen systematischen Unterdrückungsapperat zu perfektionen, um die Revolution vernichten zu können.

 

Wir in den Local Coordination Committees sind voller Schmerz über die Blindheit der Internationalen Gemeinschaft (UN)  gegenüber dem Blutvergiessen und vertreten die Überzeugung, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Verantwortung dafür trägt, das Leben der syrischen Bevölkerung zu schützen.

 

Wir fordern den Sicherheitsrat der UN auf, eindeutiger und entschieden seine Haltung gegenüber den Praktiken des Regimes zu vertreten.

 

Inmitten all unseres Schmerzes und geschockt von den Ereignissen, kondulieren wir den syrischen Menschen und bitten sie inständig Zurückhaltung zu üben, um einen Bürgerkrieg zu vermeiden.
Ein Szenario, an dem das Regime seit Monaten arbeitet.

 

Außerdem appellieren wir an alle Soldaten und Offiziere der syrischen Armee, die kein Blut an ihren Händen haben, auf die Seite ihres eigenen Volkes zu wechseln, dass gegen das Regime rebelliert.

 

Wir rufen unser Volk, das langmütige syrische Volk, zu dreitägigen Trauerbekundungen für die Opfer von Houla auf.


Außerdem rufen wir zu einem landesweiten Streik am 26.05.2012 auf.

 

Die Local Coordination Committees
Damaskus, den 25. Mai 2012"

 

 

 

(1) was einen Verstoss gegen den UN Friedensplan darstellt, der explizit den Rückzug von schweren Waffen aus den Städten fordert und vom syrischen Regime gebilligt wurde, Anm. recherchegruppe

 

(2) im Orginal sprechen die LCC von "Samson-Option"
Eine sehr geschichtbezogene und ironische Anspielung. Wie überhaupt die Texte der LCC trotz der Härte der Situation immer wieder ironische, intellektuelle Anspielungen enthalten.

 
Die Kurzversion ist, dass  Samson laut alten Testament, um die Unterdrückung durch die Philister zu beenden, den Tempel, indem sie sich versammelt hatten, zum Einsturz brachte, dabei aber auch bewusst seinem Leben ein Ende setzte. Samson galt, solange sein Haar nicht geschnitten wurde, aufgrund Gottes Gande als unbesiegbar. Er war aber eben auch für seine zerstörerischen und letztendlich selbstzerstörerischen Wutausbrüchen berüchtigt.

 

Ein Bericht für linksunten von recherchegruppe aufstand

 

http://uprising.blogsport.de/

 

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