Raucherecke von Anna Goldschmidt
Am Samstag war es so weit, anlässlich des 67. Jahrestags der Befreiung Neuköllns vom Nationalsozialismus durch die Rote Armee luden antifaschistische Gruppen aus Berlin zur »Antifaschistischen Streetparade« durch den Bezirk ein. Die Einladung lockte etwa 500 Menschen in den Kiez. Mit Glitter geschmückt und mit Fahnen der Alliierten ausgerüstet, wurde – wie es sich für echte Antideutsche gehört – zu Techno gefeiert. »Sind das diese Hipster?« fragte ein Mann, der am Straßenrand stand. Es ist nicht überliefert, ob es die vielen Liter des Kapitalistengesöffs Sekt, der martialische Einsatz von vier Kilogramm Konfetti oder doch das Zeigen einer Israel-Flagge in der Öffentlichkeit war, das die jungen deutschen Ureinwohner der Gruppierung »Zusammen Kämpfen Berlin« reizte. Tatsache ist, dass diese selbsternannten »radikalen, revolutionären Kommunisten« gar keinen Bock auf diese Party hatten. Immer neben der Demonstrationsspitze herlaufend, hatten sie Flyer im Gepäck, die sie eifrig an Passanten verteilten. Denn bei den feiernden Hipstern handelte es sich der Gruppe ZK Berlin zufolge um »Kriegsfreunde und Imperialistenknechte«, um »Verteidiger der Ideen der Imperialisten, Zionisten« und anderer furchtbarer »Kriegstreiber und Feinde der lohnabhängigen Klasse«. So war es zumindest in den von ZK Berlin verteilten Flugblättern zu lesen. Prompt gab es Reaktionen von Passanten. Eine junge Frau schrie entsetzt: »Da marschieren Juden!« Ein Mann wusste ganz genau, wie mit solchen zu kommunizieren ist. Er zeigte von seinem Balkon den Hitlergruß und brüllte den Feiernden zu: »Scheiß Juden!« Junge Männer von ZK Berlin jubelten ihm zu und applaudierten auch einem Mann, der ein Bild von Hassan Nasrallah, dem Generalsekretär der Terrororganisation Hizbollah, zeigte. Höhepunkt für ZK Berlin dürfte an diesem Tag wohl ihr Angriff mit Pfefferspray gewesen sein. Einige Teilnehmer der Streetparade wurden dabei verletzt, eine Person musste ins Krankenhaus gebracht werden.