Berlin: 25 Jahre Revolutionärer 1. Mai

25 Jahre Mai-Widerstand - Plakat

Ungefähr 50 Personen kamen am 13. April zu einer  ersten Mobilisierungsveranstaltung in den Stadtteilladen Zielona Góra über die Geschichte des Revolutionären 1. Mai in Berlin. Ein Aktivist, der schon 1987 beim Kreuzberger Aufstand dabei war, stellte plastisch die damaligen Gegebenheiten da.Inzwischen läuft sich auch die Springer Presse in Berlin schonmal warm für ihre Medien-Randale. Die bereits angemeldete Route vom Lausitzer Platz in Kreuzberg, wo damals bei einem Straßenfest der inzwischen traditionelle Widerstand am 1. Mai begann, ab durch die Mitte - Bezirk Mitte - zum Brandenburger Tor soll seitens der Polizei teils verboten werden.

 

25 Jahre Revolutionärer 1. Mai

Zu einer ersten größeren Veranstaltung zur Geschichte "25 Jahre Revolutionärer 1. Mai" im linken Stadtteilladen im Stadtteil Friedrichshain kamen ca. 50 Personen. Ein Referent der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (ARAB) stellte begleitet durch eine mediale Präsentation die einzelnen Jahre der Revolutionären 1. Mai Demo da. Nach einer Einleitung berichtete ein weiterer Referent, der damals in autonom-kommmunistischen Zusammenhängen organisiert war, von den damaligen Jahren und schilderte plastisch die damaligen Gegebenheiten und gesellschaftliche Situation.

Damalige Situation

Nach einer starken Bewegungsphase der Autonomen und Antiimperialistischen Gruppen in Berlin ab Anfang der 80er Jahre mit Hausbesetzungen und Aktionen gegen Umstrukturierung, Jahren der Massenproteste gegen Startbahn West, NATO-Manöver, Mutlangen, Freiheit für die RAF-Gefangenen, Internatiole Solidarität mit den linken Guerrillas in Palästina, Irland und anderswo, Antiatombewegung und Tag X in Gorleben sei die radikale Linke 87/88 in einer gewissen Schwächephase gewesen. Vor dem 1. Mai 1987 gab es massive Proteste und Aktionen zum Boykott der Volkszählung, es gab am Kinderbauernhof in Kreuzberg Aktionen und Barrikadenbau, weil der Kinderbauernhof in eine private Öko-Kindertagesstätte umgewandelt werden sollte. Angesichts der damaligen Versuche der Regierenden und der Kapitalisten mit Hilfe der Umstrukturierung - also "Ansiedlung anderer Bevölkerungsschichten", wie es genannt wurde - in Kreuzberg den starken Widerstand der revolutionären und autonomen Bewegung einzukreisen und damit zu schwächen, gab es schon damals verstärkt Aktionen gegen die Gentrifizierung, wie es heutzutage genannt wird.

1. Mai 1987

Für den 1. Mai 1987 rief die Berliner Regierung zu einer 750-Jahre Jubelfeier auf, mit Festbankett, Kaviar und Sekt. Doch die Bevölkerung hatte nichts zu feiern, denn der Winter 86/87 war einer der kältesten und darüber hinaus hatte die Regierung beschlossen, die U-Bahnhöfe nachts zu schließen, damit dort keine Obdachlosen schlafen konnten - es gab einige Tote.
Hier sehe man wieder eine gewisse Analogie zu heute, dennn am 2. Mai will das Berliner Etablissement mit dem Konzern Springer "100 Jahre Axel Springer" feiern, was nun seitens der Polizei dazu herhalten soll, den Teil der Demonstrationsroute am 1. Mai an der Wohnungsbaugesellschaft und am Springer Konzern vorbei zu verbieten. Schon in den 60er Jahren hatte es bei der rechten Springer-Presse massive Randale gegeben.

Hinzu kamen am 1. Mai 1987 dass es zuvor eine Kriminalisierung und Verhaftungen im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Umstrukturierung und für den Erhalt des Kinderbauernhofs gab, und das Volkszählungsboykott-Büro im Mehringhof wurde gerazzt und zahlreiche Flugblätter und angeblich gefälschte Volkszählungs-Schreiben beschagnahmt. Die Boykott Kampagne damals war sehr erfolgreich gerade in den linken Kiezen in Schöneberg, Kreuzberg oder Neukölln, es wurde Polizeischutz für die Volkszählungsbeamten beantragt, da diese sich teils nicht mehr in die Häuser trauten. Briefkästen wurden mit 100en Namen versehen, die Bögen unter anderem mit "Ernst Thälmann" ausgefüllt, wonach dann von der Polizei gegen "Ernst Thälmann" Haftbefehl erlassen worden sei.

Auf dem Internationalistischen und Antikapitalistischen Straßenfest am 1. Mai 1987 hatten sich um die 10.000 Menschen beteiligt, das Fest war damals u.a. von der SEW - ein Vorläufer der DKP in Berlin - angemeldet worden. Die auf Wikipedia oder in der bürgerlichen Geschichtsschreibung beschriebene "umgekippte" Polizeiwanne war nach Meinung des Referenten nicht der eigentliche Auslöser für die am 1. Mai 1987 Randale, die sich in ganz Kreuzberg ausgeweitet hatte. Demnach hätten Autonome damals die Wanne eher vorsichtig umgedreht und aufs Dach gestellt, nur die Blaulichter waren leicht beschädigt und eine eingesetzte Polizeieinheit versuchte mit hochrotem Kopf und unter Gelächter und Gejohle des Publikums diese wieder auf die Räder zu stellen.
Während des Festes gab es vielmehr verschiedene Versuche Spontandemonstrationen durchzuführen, aus Protest gegen die Umstrukturierung / für Erhalt des Kinderbauernhofs und gegen die vorausgegangene Repression. Diese Demoversuche wurden brutal von der Polizei unter Schlagstockeinsatz verhindert. Die Situation am Fest sei dann nach und nach eskaliert, weil die Polizei das Fest umstellte und begann auf alle BesucherInnen - Kinder, Familien, StadtteilbewohnerInnen - mit Gas zu schießen, wodurch sich z.B. kleine Gaskocher und ähnliches von den Ständen entzündeten.
Weil immer mehr Widerstand leisteten kam es dann zu dem bekannten "Kreuzberger Aufstand" von 1987, der sich vom Lausitzer Platz bis zum Moritzplatz ausgeweitet hatte. Die Aktionen kurz nach dem Angriff der Bullen auf das Fest seien auch nicht - wie in der bürgerlichen Geschichtsschreibung dargestellt - irgendwelche willkürliche Randale gewesen, vielmehr seien z.B. gezielt Angriffe auf Infrastruktur der Telekom/Post gelaufen, Banken wurden gesmasht, und ähnliches.
Nach und nach begannen dann immer mehr Teile der Bevölkerung sich an den Widerstandsaktionen auch gegen die Besatzungsmacht der Bullen zu beteiligen, Enteignungsaktionen - umgangssprachlich "Plünderungen" wurden gestartet. Der Alkohol sei dann damals von den Autonomen "vernichtet" worden, damit sich nicht sinnlos besoffen wird, a la "Arbeiter meidet den Schnaps".

1988 gab es dann die erste autonome Revolutionäre 1. Mai Demonstration, 13 Uhr O-Platz.

1. Mai Berlin - Spiegel der Verhältnisse

Der Referent der ARAB skizierte mit Hilfe der Power-Point Präsentation und einigen Fotos ein eine facettenreiche Tradition des 25 jährigen Revolutionären 1. Mai. Anhand der verschiedenen Jahre wurde sichtbar, das der Revolutionäre 1. Mai in Berlin auch immer ein Spiegel der Diskussionen der radikalen Linken, der bürgerlichen Linken war, es wurden Spaltungslinien sichtbar in Bezug auf die angewandten Methoden des Widerstands und der inhaltlichen Bestimmungen wie auch der Organisationsformen. Und auf seiten der Herrschenden gab es bis heute alle möglichen Formen der Strategie, um die Tradition des revolutionären 1. Mai zu brechen, die Aktivisten zu kriminalisieren oder zu befrieden. Es gab die Zeiten der Sonderpolizei, der brutalen Knüppelorgien, der zivilgesellschaftlichen Einkreisung und Befriedung, der Demoverbote, des Spaltens und so weiter. Mit dem 1. Mai 1989 hatte auch die taz und die Alternative Liste der Grünen in Berlin ihre Maske fallen lassen müssen um mit ins Horn der Herrschenden für die Ordnungsmacht zu blasen.

1. Mai 2012

Anhand der Infos zum Revolutionären 1. Mai 2012 mit der Demoroute durch Kreuzberg angemeldet bis zum Brandenburger Tor vorbei an Springer, GSW und Arbeitsamt und den diesjährigen eher nicht  so radikal daherkommenden Bündnisplakaten wurde vom Referenten eine Parallele zum 1. Mai 2004 gezogen.
2004 startete die Revolutioäre 1. Mai Demo am Potsdamer Platz und es gab im Vorfeld die "Mai-Steine Kampagne" mit zahlreichen antikapitalistische Kundgebungen und Aktionen gegen Privatisierung, Umstrukturierung und Kürzungen. Ziel sei es 2004 gewesen auch Linksbürgerliche zum revolutionären 1. Mai zu mobilisieren, was damals nicht so aufgegangen sei. Abends hatte es dann eine größere Spontandemo im Myfest gegeben, weil autonom-kommunistische und anarchistische Gruppen auch gegen die Kommerzialisierung und gegen ein Teilverbot der damaligen Demostrecke protestieren wollten.

2012 sei von der Mobilisierung her ähnlich aufgestellt, was der Versuch angeht, die Zusammensetzung der Demonstration mit Hilfe der Mobilisierung im linksbürgerlichen Millieu zu erweitern.

Nach Diskussionen und Gesprächen mit den beiden ReferentInnen wurde noch eine Dokumentation einer Autonomen Mediengruppe von 2007 zu 20 Jahre 1. Mai gezeigt und es ging über zum gemütlichen Teil des Abends.

Derweil laufen sich schonmal die Polizeistrategen und Innensenatoren von Bayern bis Berlin warm für ihren Randaleeinsatz. Während die Berliner Polizei gelassen reagiere auf Ankündigungen zum Widerstand in Kreuzberg, rief ein bayrischer Innenminister seinen CDU-Kollegen und Berliner Innenminister Frank Henkel dazu auf, auf jeden Fall mit aller Härte vorzugehen. Und der sog. "Experte" und "Protestforscher" Dieter Rucht glaubt, dass es in diesem Jahr heftiger werde: "Experten wie der Protestforscher Dieter Rucht glauben aber, dass es "in diesem Jahr wieder heftiger wird". "Vor 25 Jahren war der sogenannte Kiezaufstand in Kreuzberg, mit dem die Krawalle begannen. Das könnte für Aufwind sorgen."
Außerdem habe zuletzt bei vielen das Thema Gentrifizierung für Unmut gesorgt - etwa beim Guggenheim-Lab, vermeldete heute dpa.

Ganz Berlin diskutiert die Demoroute

Und - auch schon eine Tradition - ganz Berlin diskutiert mit, wenn es um die Demonstrationsroute des revolutionären 1. Mai geht. Dieter Rucht sieht das Ziel Brandenburger Tor vorbei bei Axelspringer und der britischen Botschaft als "möglichen Aktionismus", der Springer Sprecher schiebt die Schuld auf die Polizei, dass die Route am Springer Gebäude vorbei wahrscheinlich am 1. Mai verboten wird, die Polizei hat bei allen möglichen Teilen der Demostrecke irgendwelche Bedenken, sei es wegen dem Highway der Feuerwehr in der Skalitzer Straße oder eben bei GSW, Springer und Arbeitsamt vorbei, weil es da ja zu Protest kommen könnte, eben gegen Springer, GSW und Arbeitsamt.

Der grüne Bürgermeister von Kreuzberg begrüßt es natürlich, dass die Revolutionären aus Kreuzberg rausgehen wollen, daher scheint die grünbürgerliche Tageszeitung taz jetzt auch recht wohlwollend zu berichten, unterstellte aber in einem Bericht bezugnehmend auf eine innerlinke Diskussion über die Demoroute, dass sich die Gewerkschaft der Polizei und Teile der Autonomen darüber einig seien, dass ein Verlauf der Demo in Mitte wegen zu erwartenden oder nicht zu erwarteten Krawall kritisch zu betrachten sei. Hintergrund dieser Darstellung sind Diskussionen innerhalb der autonomen Linken über Einschätzungen darüber, ob die Bullen eventuell Teil der Demoroute in Mitte dazu nutzen könnten, um die DemoteilnehmerInnen brutal anzugreifen oder zu kesseln oder am Rückzug nach Kreuzberg zu hindern.
Einige der Diskussionsbeiträge zu diesem Thema hier auf Indymedia enthalten zwar auch vieles was richtig ist und zu diskutieren ist, jedoch war da auch einiges an Halbwissen sichtbar über die Beweggründe des Revolutionären 1. Mai Bündnis, in diesem Jahr sozialen Aufstand und Protest gegen die sog. Krise in den inhaltlichen Fokus zu richten.
Unterstellungen an einzelne Gruppen oder das 1. Mai Bündnis über ihre angebliche Funktion bringen hierbei wenig, um als gemeinsame Berliner Linke im Vorfeld zu einem erfolgreichen 1. Mai zu mobilisieren. Ernst zu nehmen sind Beiträge und Diskussionen dann, wenn sie auch zu einer gewissen Praxis führen, im Vorfeld und am 1. Mai selbst, um in diesem Jahr den sozialen Aufstand wieder ins Blickfeld zu rücken.

Materialien zu 25 Jahre Revolutionärer 1. Mai

Homepage Revolutionärer 1. Mai - Materialien zu 25 Jahren
Auf der Internetseite des Revolutionären 1. Mai Bündnis sind zwei umfangreiche Doku-Broschüren aus dem Jahre 1987 und 1988 erschienen, im PDF-Format. Zur Auswertunge wurden damals diese Broschüren herausgegeben, mit zahlreichen Artikeln der Presse von damals, Aufrufen und Diskussionspapieren der verschiedenen autonomen, kommunistischen, antiimperialistischen und anarchistischen Gruppen. Links zu einem im Internet erhältlichen Video über 20 Jahre Revolutionärer 1. Mai von 2007 finden sich auf der Internetseite ebenfalls, wie auch z.B. von der Tagesschau vom 2. Mai 1987.  Und eine Übersicht aller Jahre des Revolutionären 1. Mai in Form einer Chronik.

Auf der Seite sind auch verschiedene Termine angegeben, wo mensch sich über den Revolutionären 1. Mai 2012 informieren und einklinken kann, und z.B. Führungen in englischer Sprache durch Kreuzberg zu Orten der Geschichte des Revolutionären 1. Mai.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Ein sehr guter Artikel. Schöne Zusammenfassung. Vorallem der "traditionelle"Charakter der Revolutionären 1.Mai Demonstartion kommt hier gut zur Geltung. Ich persönlich begrüße die Demonstrationsroute raus aus dem Kiez und rein ins "Herz der Macht". An alle Kritiker kann ich nur sagen. Der Tag hat 24 Stunden. Mensch kann also die Demonstartion in einem Rahmen ablaufen lassen, wo sich viele Leute mit Ihren Forderungen und Anliegen wiederfinden und dann kann man ja immer noch schaun, wer, wann, wo Kraft, Lust und Zeit hat was zu "starten"...

Leute ,laßt uns diesen Tag nutzen unsere politischen Forderungen, unsere Inhalte, dem Rest der Gesellschaft zu vermitteln.

Ein, zwei Anmerkungen bzw. kleine Korrekturen, zu dem Text, der den Inhalt der Veranstaltung ansonsten sehr gut rüberbringt.

 

"...es gab am Kinderbauernhof in Kreuzberg Aktionen und Barrikadenbau, weil der Kinderbauernhof in eine private Öko-Kindertagesstätte umgewandelt werden sollte."

 

Auf dem AnwohnerInnen - Kinderbauernhof in der Adalbertstrasse sollte damals, trotz breiter Proteste aus der Bevölkerung, eine Öko - Vorzeigekita für die neue alternativbewegte Upperclass - eines der ersten Projekte der offenen Gentrification - entstehen. Durch Wegnahme grösserer Flächen des Areals des Kinderbauernhofes, wäre der Hof in seiner "Bewirtschaftung" und Existenz bedroht gewsen.

 

So gab es die "Sonntagsspaziergänge", auf denen die Baugrube mal zum Springbrunnen mit riesiger Fontaine, mal zum Swimming - Pool wurde. Baumaterial wurde kreativ künstlerisch verarbeitet und es gab quer durch SO36 Barrikaddenbau und ein allsonntägliches Katz und Maus.

 

Die Kita brannte kurz vor Eröffnung unter ungeklärten Umständen - ein durchgeknallter Pyromane übernahm für alle ungeklärten Brände seit 1945 in SO36 die Verantwortung - ab und wurde aufgrund der Proteste und sicher auch des Aufstandes vom 1. Mai 1987 nie wieder aufgebaut.

 

Hier ist auch die perfide Strategie von "Alternative Liste" später oliv - grün zu beachten, AnwohnerInnen mit ihrem selbstverwalteten Projekt gegen die Kids und Eltern ihrer Klientel auszuspielen. Alternative flächen waren vorhanden.

 

"...und das Volkszählungsboykott-Büro im Mehringhof wurde gerazzt und zahlreiche Flugblätter und angeblich gefälschte Volkszählungs-Schreiben beschagnahmt. Die Boykott Kampagne damals war sehr erfolgreich gerade in den linken Kiezen in Schöneberg, Kreuzberg oder Neukölln, es wurde Polizeischutz für die Volkszählungsbeamten beantragt, da diese sich teils nicht mehr in die Häuser trauten. Briefkästen wurden mit 100en Namen versehen, die Bögen unter anderem mit "Ernst Thälmann" ausgefüllt, wonach dann von der Polizei gegen "Ernst Thälmann" Haftbefehl erlassen worden sei."

 

Briefkästen und Türen wurden mit 100en von Namen versehen, z.B. "Ernst Thälmann, Rosa Luxemburg, Wassili Tschapajew" u.v.a. In absoluter geschichtlicher Unkenntnis und teilweise vor Angst schlotternd, schrieben die Volkszählungsbüttel (sic! meist männliche Beamte) schnell die Namen ab oder schmissen einfach für jeden Namen  Volkszählungsbögen ein. So kam u.a. Teddy post mortem zu seinem Volkszählungsbogen und auch zu einer Gerichtsvorladung. Haftbefehl gab es aufgrund der Breite des Protestes nicht, es wurde vor Gericht geladen und zumeist wegen "Geringfügigkeit" eingestellt. Auf Teddys, Rosas und Wassilis Erscheinen konnten sie lange warten.

 

Ansonsten,schöner Text zu einer guten Veranstaltung.

 

Zum Abschluss sei hier noch Norbert Kubat (presente!) erwähnt, einer der Verhafteten vom 1. Mai 1987, der aufgrund des Knastdruckes Selbstmord begangen hat. Es gab zahlreiche Demonstrationen und massive Aktionen zur Antwort. Bilka in Kreuzberg brannte und auf der Demo im Anschluss, schrie es aus dem Lauti:

 

"Norbert Kubat durch Knast ermordet. Heute früh brannte Bilka. Stirbt noch jemand, brennt die ganze Stadt!"

Eine weitere Veranstaltung dazu gibt es am 24,04.2012 im CLAH in der Gneisenaustrasse 2a in Kreuzberg 61/ Berlin, 19 Uhr.

 

http://erstermai.nostate.net/web/

 

und ein interessante Kiez - Tour zu den Orten der !987 - Geschichte.

 

http://revolutionaeresberlin.wordpress.com/

 

und ganz wichtig:

 

Das Mariannenplatzfest mit all seinen Initiativen und seiner Geschichte ist nicht das Myfest! Das ist das AnwohnerInnenfest und nicht das Befriedungsfest des Senates!

die aktionen gegen aufwertung im kiez, damals gegen die neu eröffneten lokale der mittleren und gehobenen kategorie, begannen nicht vor dem 1.5. 87, sondern erst später

 

- das lausefest wurde von diversen bi´s und politischen inis veranstalten, nur die ddr finanzierte sew zu benennen, verrät einiges über die politische verortung des "referenten" auf der veranstaltung, spiegelt aber nicht im geringsten die politisiche situation in 36 damals wieder

 

- es wurde keine wanne "vorsichtig umgedreht", sondern zwei streifenbullen waren so blöd, ihren bulli am rande des festes zu parken, als sie zu einem einsatz eilten. der wagen wurde demoliert und umgeworfen

 

- haftbefehle wegen "thälmann" auf dem volkszählungsbogen- bullshit. es gab immer nur androhung von zwangsgeldern, die mär von bullenschutz für die volkszähler könnte auch von springer stammen.

in deren gazetten wurde ein solches szenario auch ausgemalt, real hat das natürlich nicht statt gefunden

 

-die 750 jahrfeierlichkeiten waren damals ein thema in der stadt, die analogie zur feier in der kochstrasse am 2. mai dieses jahres ist an den haaren herbeigezogen. die sause im springerhochhaus hätten normalerweise die geladenen gäste und die kutscher an der taxihalte in der kochstrasse mitbekommen, sonst kein schwein...

 

-es wurde reichlich gesoffen am 1. mai 1987, das bestimmte fraktionen der autonomen in läden rein sind, um den sprit zu vernichten, kam erst später.

 

-es gab beileibe nicht nur "gezielte aktionen" - sämtliche telefonzeller im kiez kaputt, stromverteilierkästen und ampeln demoliert, der hoch ubahnhof görlitzer komplett zerlegt. etliche kleine läden, vor allem in der o strasse geplündert.

genau darum gab es dann ja auch massiven streit auf der vv danach, während die einen noch immer mit nem breiten grinsen rumliefen, kriegten sich andere autonome vor lauter kritik an den "scheissaktionen" garnicht mehr ein.

es gab den ersten breiten riss in der autonomen szene, aufstände sehen meistens anders aus, als sich das die "revolutionäre"  so vorstellen, siehe auch den beitrag "nie wieder löschpapier", müsste in der ea broschüre zum 1.5.87 sein

 

-sich ausgerechnet positiv auf den 1. mai 2004 zu beziehen, ist nen schlechter witz. die maibausteine waren ein totaler flop, teilweise fanden sich nur nen paar dutzend gestalten zu den aktionen ein.

die demo vom potsdamer platz nach 36 war mit 3000- 4000 zahlenmäßig die mit abstand am schlechststen besuchte 1 mai demo ever , was nicht nur daran lag, dass es am mittag heftig in fhain geknallt hatte, wo tausende teilweise militant verhinderten, das die nazis von lichtenberg aus über die frankfurter laufen konnten. die stimmung auf der demo unter aller sau, richtig dynamik kam sowieso erst bei einer unangemeldeten spontandemo im kiez selber auf

 

und was will uns die arab damit sagen, dass es um eine "erweiterung ins linksbürgerliche" lager gehe...

was sollen wir uns darunter vorstellen? ströbele und schulz als redner auf der abschlusskundgebung vor der deutschnationalen kulisse brandenburger tor...?

 

zur demoroute haben ja schon andere aus autonomen zusammenhängen was geschrieben. es hätte ja keiner was dagegen, wenn es in "mitte" knallen würde. aber jeder , der um die derzeitigen machtverhältnisse bei unseren demos in berlin weiß, kennt das drohende szenario wanderkessel.

es hat in den letzten jahren mal mehr und mal weniger gelungende versuche gegeben, aus dem szenario wanderkessel auszubrechen (liebig, carlo, bullenkongress), weil da keiner mehr bock darauf hat, als gefangenentransport durch die gegend zu latschen.  

aber die diskussion darum, wie bekommen wir was anderes hin, interessiert das "1. mai bündnis" ja nen scheissdreck...

 

hauptsache vorne laufen und möglichst viele hinterher...

...und am ersten mai würden wahrscheinlich sogar nen paar tausend bialke hinterher laufen, wenn es nichts anderes gäbe, das datum ist halt nen selbstläufer.

 

erinnert sei auch an die peinliche occupy nummer ende letzten jahres oder an die "belagerung" des reichstages" vor 1,5 jahren, als am ende nen paar hundert hanseln jwd mitten im tiergarten auf der strasse des 17 juni versuchten, "durchbrüche" zum reichstag zu starten.

 

das nun ausgerechnet die poser vor dem herrn mit einem seitenhieb  meinen "ernst zu nehmen sind beiträge und diskussionen dann, wenn sie auch zu einer gewissen Praxis führen...", ist ne lachnummer.

für das, was hier in berlin am ersten mai und an anderen tag geht, sind ganz andere leute und zusammenhänge verantwortlich, als diese selbsternannte avangarde mit ihren selbstinterviews und "pressesprechern"

 

SEEE YOU IN THE STREETS

 

 

 

 

 

-

Am 24.4. hasst Du aussreichend Gelegenheit, deine Anmerkungen und Fragen auch mal live zu diskutieren, und nicht nur im Internet. Da gibt es eine weitere Veranstaltung, auch mit AktivistInnen, die damals am Start waren: im CLASH, Mehringhof, ab 19h, Berlin-Xberg

und die sachlage jetzt nochmal für alle klar rücken kannst...

 

Leider gehörst du aber wohl auch zur Fraktion derer, die nicht die Fähigkeit besitzen zuzuhören oder andere Leute Texte zu lesen, bevor sie rumprollen. Ich finde es traurig, dass Leute wie du, die den Generalüberblick und -Check über alle Gruppen und Aktionen der damaligen Szene haben, so wenige Veranstaltungen machen oder sich KONSTRUKTIV einmischen. Ja da nagt der altautonome altersfrust doch schon mehr, als bei manch anderem.

 

Es gab während der VA immer Platz Anmerkungen zu machen, am Ende wurde sogar dazu aufgefordert, kam nix. Da sind alte Diskussionsformen jenseits von Internet und Indymedia wohl schon verschütt gegangen...

 

"die aktionen gegen aufwertung im kiez, damals gegen die neu eröffneten lokale der mittleren und gehobenen kategorie, begannen nicht vor dem 1.5. 87, sondern erst später"

 

Es hat niemand etwas von "Kübel" (später) erzählt, Besetzungsversuche (Walde 112, Tag B,...), Kinderbauernhof, Stadtteilinis...  waren auch vorm 1. Mai. 1987.

 

"- das lausefest wurde von diversen bi´s und politischen inis veranstalten, nur die ddr finanzierte sew zu benennen, verrät einiges über die politische verortung des "referenten" auf der veranstaltung, spiegelt aber nicht im geringsten die politisiche situation in 36 damals wieder"

 

Das Lausefest und z.B. Mariannenplatzfest von unterschiedlichsten Gruppen organisiert wurde, wurde gesagt. AL und SEW wurden benannt, der Charakter des Festes als breiter ("viele Initiativen, internationalistisch") beschrieben. Der Rest deines Vorwurfes ist Kategorie "Antikommunismus".

 

"- es wurde keine wanne "vorsichtig umgedreht", sondern zwei streifenbullen waren so blöd, ihren bulli am rande des festes zu parken, als sie zu einem einsatz eilten. der wagen wurde demoliert und umgeworfen"

 

Der wagen wurde nicht demoliert, der rest wurde so erzählt, wie du angibst, halt nicht in Fragmenten, sondern ganz. Es gibt Fotos in einschlägigen Archiven...

 

"- haftbefehle wegen "thälmann" auf dem volkszählungsbogen- bullshit. es gab immer nur androhung von zwangsgeldern, die mär von bullenschutz für die volkszähler könnte auch von springer stammen. "

 

Das mit den Haftbefehlen wurde korrigiert. Da hat sich Zuhörer/in verhört.Es gab Volkszählungsbögen mit den Phantasienahmen! Es gab nicht nur "Androhung von Zwangsgeldern", sondern o.g. Gerichtsverhandlungen mit "Geringfühigkeit".

Mach dich mal schlau, warum es auch noch diverse andere Namen, wie benannt, an den Briefkasten und türen gab (ich sag nur Zeitungsabo...).

 

"in deren gazetten wurde ein solches szenario auch ausgemalt, real hat das natürlich nicht statt gefunden"

 

Hier wird deine Unwissenheit zur Unwahrheit! Es gab diese Massen - 5 - minuten - Prozesse (siehe Literatur, Papiertige u.ä. Archive)

 

"-es gab beileibe nicht nur "gezielte aktionen" - sämtliche telefonzeller im kiez kaputt, stromverteilierkästen und ampeln demoliert, der hoch ubahnhof görlitzer komplett zerlegt. etliche kleine läden, vor allem in der o strasse geplündert.
genau darum gab es dann ja auch massiven streit auf der vv danach, während die einen noch immer mit nem breiten grinsen rumliefen, kriegten sich andere autonome vor lauter kritik an den "scheissaktionen" garnicht mehr ein."

 

Zur Scheissaktionen wurde auf der VA sogar ein damaliges Papier verlesen. Auch zu Distanzierungsgewäsch ohne Perspektiven aufzuzeigen.

 

usw. usf.

 

Du hast so einiges auf der VA nicht mitgeschnitten, warum auch immer. Siehst leider deine Wahrnehmung als "die Wahrheit" und so wird dein "See you in the streets" eher gegeneinander, denn ein "Zusammen Kämpfen" (diese Zeitung müsstest du ja kennen...)

 

Die Route wird breit diskutiert, aber es gibt da unterschiedliche Diskussionskulturen. Deine finde ich eher anstrengend.

Mit Verlaub, Kommunismus, egal ob marxistischer oder anarchistischer Prägung, hat immer auch etwas mit Kommunikation zu tun.

 

Erstmal habe auch in den Eindruck, das nur nur partiell an der Veranstaltung in der Z.G. teilgenommen hast. Es hat da ja auch zwei Räume.

 

Bei allen Veranstaltungen dort, egal ob Arab, Interabend, Roter Abend, Nomads, No Border u.s.w. ist es immer möglich in Vorträge zu intervenieren, danach zu diskutieren und sich auszutauschen. Die ReferentInnen (was du, warum noch mal in "Anführungszeichen" setzt) verbleiben nach Ende auch noch meist zum Gespräch, für Leute, die eher verhalten im offenen Gespräch sind.

 

Für dich, der ja in der Zeit der grossen VV und Debatten  und Diskussionen in Veranstaltungen gross geworden ist, keine Möglichkeit zu intervenieren?

 

Der Schreiber/ die Schreiberin des Berichtes hat nur Wanne und Bulli, was gesagt wurde, verwechselt. So what?

 

Es war ein Bulli mit 2 Cops (in Kop-, nicht Kampfmontur), die aus der Skalitzer kommend am oberen Ende des Lauseplatzes (heute Baraca) kurz vor den ersten Ständen parkten. Sie inspizierten von dort das Fest Richtung Muskauer und Bühne. Der Bulli wurde ohne Beschädigung grösserer Art unter Lachen und Johlen vieler auf das Dach gewendet. An einer weiteren Eskalation hat zu diesem Zeitpunkt mitten im Fest mit Kinder und Alten keine/r Lust. Es kamen Wannen von der Skalitzer. Unter weiterem Lachen, Johlen und Anfeuerungen versuchten Riotcops mehrfach den Bulli zu drehen, was irgendwann auch gelang. Dann öffnete sich eine Gasse und die beiden Kops kamen an. Beifall brandete auf. Die Köpfer der beiden wurde rot und röter, der Hals des Einsatzleiters dick und dicker und er schrie die beiden nieder. (Abgang Bullen, weiter im Fest)...

 

(Fotos in Archiven, Berichte dito...)

 

Genauso falsch ist deine Einschätzung zu Springer 2012. Die Zwangs -  Verlegung der Demo wegen Springer wird breit diskutiert. Es gibt z.B. eine Kampagne gegen 100 Jahre Springer mit Aufrufen auf der 1. Mai Seite, im Netz, in der Jungen Welt (zu 65 Mio "Freiexemplaren"). Auch hier weisst du nicht Bescheid.

 

Über deine SEW - Bemerkung schmunzele ich gerade. Woher sollte eine kleine sozialistische westberliner Partei sonst Geld nehmen, denn von ihren Bruderparteien der DDR und der SU? So what? Viele von uns sind dann aber auch gerne recht günstig mit der SEW (ohne Mitgliedschaft) nach Leningrad, Moskau, Polen, CSSR oder den Scharmützelsee gereist.

 

Lieber mal wieder back to the roots - zum Gespräch und offenem Widerspruch, als so ein fruchtloses Gegeneinander via Netz.

 

Nach 25 Jahren gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen und Erinnerungen, unterschiedliche Einschätzungen schon immer, aber bleib bitte bei den Fakten jenseits von Gebashe. Zusammen ist nämlich irgendwie anders.

 

Das von dir erwähnte Flugblatt findet mensch im "Papiertiger" oder in den Dokus auf der 1. Mai - Seite, aber auch das wurde auf der VA schon gesagt...

 

Sehe ich das richtig, dass es zur Demonstration des Großmeisters Baal Re Mesh alias Roland Ionas Bialke am 1. Mai noch eine Konkurrenzveranstaltung gibt?!

 

Das könnt ihr doch nicht machen!

Hier noch ein weiteres Angebot für FrühaufsteherInnen und andere Freaks: ein Gottesdienst am 1. Mai 2012 morgens auf dem Mariannenplatz für den sozialen Frieden und einen friedlichen 1. Mai:

http://www.youtube.com/watch?v=2f_j3xEPpb0&feature=share

 

Hoffen wir nur, dass vom Pfarrer auch die sinnlose und brutale Polizeigewalt benannt wird! Denn die gehen doch wirklich nach dem alten Testament "Auge um Auge - Zahn um Zahn" vor...

hier die Doku zum 1. Mai 1987:

 

http://www.erstermai.nostate.net/web/index.php/component/k2/item/333-dokumentation-1-mai-1987

 

und zur Kapagne gegen "100 Jahre Springer". Zeitungsartikel und Link:

 

12.04.2012 / Junge Welt

»Kann für Springer teuer werden«Eine Berliner Initiative will dem Konzern den Spaß an einer bundesweiten Hauswurfsendung verderben. Ein Gespräch mit Sebastian SchulzeInterview: Peter Wolter

Sebastian Schulze ist in der Initiative »Alle gegen Bild« aktiv

Zum 100. Geburtstag seines Gründers und zum 60. Jahrestag der Erstausgabe von Bild will der Springer-Verlag im Juni 41 Millionen deutsche Haushalte mit einem Sonderdruck dieses Boulevardblatts beglücken. Spätestens seit der gestrigen Ausgabe mit ihrer Hetze gegen Hartz-IV-Empfänger wird sich mancher fragen, was man gegen dieses Blatt unternehmen kann. Sie haben jetzt mit anderen zusammen eine spezielle Webpage angelegt – was wollen Sie damit erreichen?

Gleich auf der ersten Seite können Sie ein ab heute freigeschaltetes Formular anklicken. Man muß nur noch seine Adresse eintragen und dann wird die Absage direkt an den Verlag geschickt, der damit zur Kenntnis nehmen muß, daß Sie keine Bild in Ihrem Briefkasten haben wollen. Auf unserer Website finden Sie außerdem unseren Aufruf und Materialien zum Springer-Konzern.

Ja und? Meinen Sie, daß das den Verlag beeindruckt? Ich habe jeden Tag Werbung im Briefkasten, obwohl deutlich darauf steht: »Keine Werbung!«

Wir haben uns natürlich mit Juristen beraten. Wenn dieses unterschriebene Formular an den Verlag geschickt wird, ist er rechtlich dazu verpflichtet, in diesem Fall die Belieferung zu unterlassen.

»Rechtlich verpflichtet« hört sich gut an – es ist aber eine andere Sache, den Verlag zu zwingen, diese publizistische Verschmutzungsaktion zu unterlassen.

Wenn Sie unser Formular abgeschickt haben und am 23. Juni in Ihrem Briefkasten dennoch die Jubiläumsausgabe von Bild finden, können Sie gegen Springer vorgehen – etwa per Unterlassungsklage oder anwaltlicher Abmahnung. Wenn das einige zehntausend Leute machen, kann es für den Verlag richtig teuer werden. Außerdem wird sich die Geschäftsführung mit Sicherheit überlegen, welchen Eindruck eine solche Massenklage in der Öffentlichkeit hinterläßt.

Wer steckt denn hinter dieser Kampagne gegen Bild?

Bis jetzt sind wir ein buntgemischter Haufen von Leuten ohne Parteihintergrund, unterstützt werden wir von Campact. Wir alle haben uns vorgenommen, dem Springer-Verlag und der Bild-Zeitung den Spaß zu verderben. Unserer Kampagne können sich durchaus auch politische Gruppen anschließen – das Projekt läuft ja jetzt erst an.

Das Internet ist eine Sache – sind flankierende Aktionen geplant? Ausstellungen etwa, Diskussionsrunden, Demonstrationen …

Ich weiß, daß Plakate gegen den Springer-Verlag geplant sind – Ideen dafür und für andere Protestformen sind immer willkommen.

Warum konzentrieren Sie sich ausgerechnet auf Bild? Andere Boulevardblätter wie der Berliner Kurier, der Kölner oder Düsseldorfer Express oder die Hamburger Morgenpost sind auch nicht besser.

Bild ist das mit Abstand größte Massenblatt, mit seinen Regionalausgaben erreicht die Zeitung auch die abgelegensten Dörfer. Wenn man sich die Inhalte anschaut, stößt man darauf, daß sie auch noch die allerprimitivsten Stammtisch-Klischees bedient – sie ist rassistisch, sexistisch, ruft zu Angriffskriegen auf und mischt sich ungeniert in die Politik ein. Hinter Bild steht ein Riesenkonzern, der seit Jahrzehnten in Deutschland mit Lügen, Verdrehungen und Halbwahrheiten die öffentliche Meinung vergiftet.

Bestes Beispiel dafür ist der erwähnte Bericht über Hartz-IV-Bezieher in der gestrigen Ausgabe: Die amtliche Statistik der Bundesagentur für Arbeit wird bewußt falsch interpretiert, und die Empfänger staatlicher Leistungen werden als »Drückeberger« oder »unwillige Langzeitarbeitslose« beschimpft. »Noch nie wurde soviel geschummelt und getrickst«, heißt es in dem Artikel. Richtig ist vielmehr, daß das Schummeln und Tricksen eher dieser Behörde anzulasten ist, die ihre »Kunden« auch noch systematisch schikaniert. Darüber hat Bild aber noch nie berichtet.

Info: www.alle-gegen-bild.de