[HDH] Prozess gegen Antifaschisten

Rote-Hilfe-Symbol

Einem Antifaschisten soll am 11.1. am Amtsgericht Heidenheim der Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung gemacht werden. Hintergrund ist ein Angriff durch eine Gruppe Neonazis auf dem Herbrechtinger Stadtfest (Kreis Heidenheim) am 17. Juli 2011. Die 4 Neonazis, die durch eindeutige Symbolik ("88"-Tättowierungen, T-Shirts mit entsprechendem Aufdruck "Sturmwehr 88") erkennbar waren, wurden am besagten Tag bereits in den frühen Abendstunden von einigen Antifaschisten am Heidenheimer Bahnhof gesichtet, als sie in ein Taxi stiegen. Die Antifas selbst waren auf dem Weg zum Zug in Richtung Herbrechtingen, wo sie feststellen mussten, dass die Nazis offenbar gezielt vorausgefahren waren, um ihnen am Bahnhof aufzulauern.


Als die Antifaschisten mit einer größeren Gruppe Migranten den Zug in Herbechtingen verließen, zogen sich die dort wartenden Nazis allerdings zunächst zurück. Zum Übergriff kam es einige Stunden später, als ein einzelner Antifaschist auf dem Stadtfest nahe der Herbrechtinger Turnhalle eine Brücke passieren wollte, an der sich die Faschisten aufhielten. Nach anfänglichen Pöbeleien und Drohungen gingen die Rechten zum Angriff über, wobei der Antifa durch einen Faustschlag einen Nasenbeinbruch erlitt.


Während der anschließenden Gegenwehr konnten die Nazis zurückgetrieben werden, trugen dabei Augenreizungen durch Pfefferspray davon und
durften im Sanitätszelt vorstellig werden. Die Polizei nahm hierbei die Personalien der Beteiligten auf.

Der Antifaschist, der selbst in einem anderen Sanitätszelt ärztliche Hilfe suchte, wurde durch (von einem Sanitäter) hinzugerufene Polizeibeamte prompt zum "Täter" gestempelt und zur späteren Identifizierung abfotographiert. Den Faschisten blieb eine solche Behandlung im Gegenzug erspart.

Bei den Angreifern handelt es sich um polizeibekannte Neonazis aus dem Raum Dresden, die laut Polizeibericht zum Tatzeitpunkt im Gefolge einiger Heidenheimer Fußballfans der Gruppierung "Hellenstein Ultras" unterwegs waren.

Als Kläger gegen den Antifa treten zwei Personen aus Giengen a.d. Brenz (Kreis HDH) auf, die sich bei dem Angriff in der Gruppe der Nazis und Fußballfans aufhielten. Inwieweit sie an der Attacke selbst beteiligt waren ist momentan unklar - fest steht, dass sie laut eigener Zeugenaussage dem Verletzten nicht etwa zu Hilfe eilen, sondern ihm vielmehr das Pfeffer-Spray entwenden wollten. Dabei hätten sie selbst Augenreizungen davon getragen.

Die Kriminalisierung des Antifaschisten ist als groteske Verkehrung von Tätern und Opfer zu werten. Zugleich stellt sie ein fatales politisches Signal dar - vorallem in einer Stadt, in der rechte Gewalt in der Vergangenheit bereits Todesopfer gefordert hat. Weder Polizei noch Staatsanwaltschaft scheinen angesichts der Verletzungen des Antifas noch der erheblichen Überzahl der Neonazis an der grotesken Version der vermeintlichen "Geschädigten" zu zweifeln, derzufolge der Angegriffene gezielt und im Alleingang "einen nach dem anderen ausgeschaltet" (O-Ton) habe.

Der fortgesetzten Kriminalisierung von Antifaschismus in der Region (wie sie zuletzt am 1.Mai 2009 in Ulm für Schlagzeilen gesorgt hat) wird im vorliegenden Fall die Krone aufgesetzt. Dass entgegen jeder Faktenlage der Prozess gegen ein Opfer rechter Gewalt eröffnet wird, ist skandalös und bezeichnend zugleich.

Der Antifaschist braucht dringend unsere solidarische Unterstützung - lasst uns gemeinsam zeigen, dass wir rechte Gewalt und politische Gesinnungsjustiz nicht unbeantwortet lassen!

Der Prozess wird am Mittwoch den 11.1. am Amtsgericht Heidenheim stattfinden, Beginn 8.30 Uhr.

 

 


 

 

Hintergründe zu den "Hellenstein Ultras":

 

Die "Hellenstein Ultras" sind bereits in der Vergangenheit durch die Verwendung faschistischer Parolen in Erscheinung getreten. So sorgte ein Aufkleber-Motiv der Gruppe mit der Aufschrift "Kraft durch Freude" für mediale Aufregung, woraufhin ein Vorsitzender den Ahnungslosen mimte und auf dem unüberlegten, "unpolitischen" Hintergrund des Motivs beharrte. Darüber hinaus kam es in den vergangenen Wochen und Monaten in HDH vermehrt zu Pöbeleien und Übergriffen durch rechte Fußball-Fans auf linksalternative und antifaschistische Jugendliche.

Generell ist im Heidenheimer Fußballstadion eine wachsende Präsenz von Anhängern des rechten Spektrums zu beobachten, die durch das Tragen entsprechender Symbolik auffallen. Das Verhältnis der Heidenheimer Ultra-Gruppen hierzu ist momentan ambivalent und reicht von offizieller Ablehnung von Rassismus im Fußball hin zur inoffiziellen Kumpanei mit den Faschisten, die in der einhellig "unpolitischen" Ultra-Gemeinde aufgehen dürfen.

Diese Tendenz ist für uns nicht hinnehmbar. Zwar zeigt der Übergriff der Faschisten auf dem Herbrechtinger Stadtfest, ebenso wie einige andere Vorfälle in Heidenheim, dass das rechte Lager im speziellen Fall trotz erheblicher zahlenmäßiger Überlegenheit immer noch auf erheblichen und effektiven Widerstand gestoßen ist. Dennoch wäre eine Unterschätzung des Bedrohungspotentials töricht. Die Herausbildung einer lokalen Nazi-Szene, die 2003 im Mord an den drei jugendlichen Alex, Viktor und Waldemar durch den Faschisten Leonhard Schmidt mündete, führt uns vor Augen dass einem Fortleben und Neuentstehen rechter Strukturen jederzeit konsequenter antifaschistischer Widerstand entgegenzuhalten ist.

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Hallo,

 

wenn Ihr Unterstützung braucht: Untersterstützungszeug wird von der Roten Hilfe Nbg-Fü-Er an jedem 2. und 4. Donnerstag des jeweiligen Monats zwischen 19 und 20 h im Stadtteilladen KOMM e. V., Untere Seitenstr. 1 in 90429 Nürnberg diskutiert. Bringt staatsanwaltschatlich/richterlich/anwaltlich produziertes Zeug mit, kommt zu uns und entspannt Euch.

Im Voraus muss ich sagen, dass ich über den Vorfall und die Verhältnisse in HDH nicht informiert bin.  Als ich den Eintrag las erinnerte ich mich an eine Begebenheit im Jahr 2005: Da liefen an einem kalten Winterabend fünf Sechzehnjährige durch das wunderschöne Heidenheim  und skandierten "Deutschland Hooligans". Als dann eine Person alleine auf sie zulief und sagte "Hooligans Hooligans come on fight" waren sie schneller verschwunden als die Hasen.  Vielleicht sind die schnellen Sprinter von damals jetzt bei den (Ultras) Hellenstein? Beim Lesen des Artikels habe ich mich schwer gewundert und auch amüsiert über die Hellenstein (Ultras), die sich vielleicht nach der Blamage damals kräftige Verstärkung aus der Faschoszene geholt haben?! Könnte sein, aber das ist nur ein lustige Annekdote am Rande.

 

Nun zum Kern der Sache: Das ist ja mal eine lächerlicher Haufen! Sich als Ultras bezeichnen aber bei den Bullen singen ... bzw mit Leuten abhängen die bei den Bullen singen. Keine Aussagen bei der Polizei ist ein allgemein akzeptierter Codex in der Ultraszene. Kein Wort zu bzw. mit den Bullen!

Hellenstein Bullenfreunde sitzen sechs - bitte nochmal mit der Materie beschäftigen und dann nachdenken ob die Verwendung des Begriffs Ultras wirklich gerechtfertigt ist! Nur weil irgendwelche tätowierten Nazis aus Dresden vielleicht gesagt haben es wäre cool sich als Ultras zu bezeichnen seid ihr es noch lange nicht. Ultra sein ist viel viel mehr als das auf eine Fahne malen, Choreos basteln, Pyro zünden irgendwelche sinnlosen Aufkleber stickern von deren Inhalt sich kurz danach schon wieder distanziert wird.

 

Liebe Heidenheimmer GenossInnen das hättet ihr thematisieren können/müssen. (Ultras??) die mit Bullen labern sind keine Ultras!

Möchtegern Ultras, sogenannte Ultras, Police Acedemy Hellenstein  oder was auch immer wäre treffender gewesen.

Aber doch bitte nicht Hellenstein (Ultras). Ihr verleiht mit eurem Statement diesen Leuten einen Status, den sie gerne hätten aber höchstwahrscheinlich niemals erreichen werden. Das muss doch bitte nicht sein?!

 

Nun ein paar Worte an die Hellenstein (Ultras) oder deren Umfeld bzw. die beteiligten Kläger und evtl. Zeugen: Noch ist etwas Zeit bis zum 11.01 euch zu überlegen was Ultras sein für euch bedeutet!

Wenn ihr wirklich Ultras sein wollt, dann verhaltet euch auch so! Orientiert euch an den Vorreitern der Bewegung, die sich Ultras auf die Fahnen geschrieben haben, als ihr noch nicht mal diese Erde mit eurer Anwesenheit belastet habt.  Das war etwa zu dem Zeitpunkt als euere Eltern zum ersten mal auf einem Dorffest in der Heidenheimer Umgebung besoffen waren. und dabei evtl. sogar auf noch dümmere Gedanken gekommen sind als Ihr.

 

Zurück aus den 70ern ins Jahr 2012. Um es für euch pseudo-unpolitischen  StadiongängernInnen deutlich zu machen  nehme ich folgendes Beispiel: Kein Lazio Rom Ultra (FaschistIn) der ersten Stunde würde jemals ein Wort bei den Bullen aussagen selbst wenn ein KommunistIn seinen besten Freund erstochen hätte. Zusammenarbeit mit den staatlichen Repressionsorganen schließt sich für wahre Ultras in jeglichem Zusammenhang aus!

 

Es gibt sie auch heute noch die Ultras, die diese Mentalität täglich leben. Wenn ihr mit einem sprechen würdet käme eventuell folgende Auuforderung: Bis zum 11.01 ist es noch Zeit, dass ihr Euch überlegt was Ultra zu sein wirklich bedeutet! Dann könnt ihr zeigen, dass ihr es kapiert habt!

Bei dem Prozess bzw. eure Positionierung zu dem Geschehen wird sich entscheiden ob der geschilderte Abend eine Jugendsünde in der Entwicklung Eurer Gruppe war, oder ob ihr euch endgültig als Ultras unglaubwürdig macht und ein weiteres trauriges Kapitel im traurigen Buch "Generation ultras.ws" seid! Es liegt an Euch!

 

Nach dem Prozess könnt ihr die verbleibende Zeit bis Beginn der Rückrunde nutzen nachdenken was unpolitisch sein wirklich bedeutet. Am besten ihr ladet dazu die Karlsbande aus Aachen ein, die haben auf dem Gebiet auch leichte Defizite.  http://www.publikative.org/2011/12/19/das-unpolitische-wir-der-fanszene/

Dann empfehle ich nachzulesen wie die "Ultras Tito Cucchiaroni" unter dem Slogan "Ultras no politica" verstanden haben bzw. verstehen http://www.ultrastito.com/2011/12/radio-ultrastito-9-puntata.html oder die Curva Nord von Pisa http://cimelidiguerra.tifonet.it/ferma2.html. Ich hoffe ihr kommt dann zu dem Schluss, dass dies etwas anderes ist als sich "unpolitisch" zu bezeichnen und dann am Wochenende mit irgendwelchen aus Dresden hergelaufen Glatzen und sonstigen Dorfnazis abzuhängen und Menschen, die nicht in deren Weltbild passen zu bedrohen, anzugreifen und wenn ihr dann evtl. eine Gegenreaktion bekommt bei den Bullen singt und bei Mutti und Vati heult.

 

Dem Genossen wünsche ich natürlich einen erfolgreichen Prozessverlauf!

Hier der erwähnte Aufkleber:

Hellenstein

 

Der Prozess wird aufgrund derzeitiger Sanierungsarbeiten nicht im Amtsgerichtsgebäude in der Olgastr.22, sondern in der Berufsakademie (Wilhelmstr. 10) stattfinden.