Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister – Veranstaltung mit Peter Bierl zur Anthroposophie

Steiner um 1905
Hautcreme für den Babypopo von Weleda, biologisch-dynamische Karotten der Marke Demeter, Rudolf-Steiner-Brot im Naturkostladen und die Waldorfschule kennen viele, nicht aber die Weltanschauung, die dahinter steckt. Der Journalist Peter Bierl, Autor des Buches „Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister“ (Neuausgabe 2005), beschäftigt sich in seinem Vortrag mit der Anthroposophie und ihrem Gründer Rudolf Steiner. Der Mann, der sich als Hellseher darstellte und von seinen Anhängern als „Menschheitsführer“ und Wiedergeburt von Aristoteles verehrt wurde, war überzeugt, dass nur die „weiße Rasse“ am Geiste schafft, während Asiaten dekadent, Schwarze überhitzte Triebwesen und Juden einseitig intellektuell seien und zersetzend wirkten. Die Deutschen rechnete der Guru einer fünften Wurzelrasse der Arier zu, die noch einige Jahrtausend führend sein solle. Die Anthroposophie steht in der Tradition der völkischen deutschen Romantik sowie der okkultistischen und lebensreformerischen Bewegung um 1900. In Steiners Anthroposophie spuken Engel und Dämonen, Volks- und Rassengeister, er mixte Versatzstücke aus Buddhismus, Hinduismus und Christentum mit darwinistischen Evolutionsvorstellungen und bürgerlichem Kulturpessimismus.

 

Darum erklären Anthroposophen Erdbeben, Tsunami und Reaktorkatastrophe in Fukushima als eine Art karmischen Ausgleich für einen angeblich besonderen Materialismus der Japaner. Rassistische und antisemitische Ideen der Zeit finden sich in der Anthroposophie, die wiederum die Waldorfschule prägt. Vorstellungen über Reinkarnation und Karma gelten bis heute als konzeptionelle Grundlage der Waldorfpädagogik. Die Lehrer werden nach den Ideen Steiners ausgebildet, „In einem Buch, das ein enger Mitarbeiter Steiners verfasst hat und das 1998 in einer Broschüre, die die Pädagogische Forschungsstelle des Bundes der Waldorfschulen herausgegeben hatte, zur Unterrichtsvorbereitung empfohlen wurde, heißt es: „Der Keim zum Genie ist der arischen Rasse bereits in ihre atlantische Wiege gelegt worden.“

 

Mo. 23. Jan. 2012, 19:30 Uhr, Trotz Allem

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apropo Weleda: am Ende des dritten Reichs wurde in Schwäbisch Gmünd auf dem Dach der Weleda die weiße Fahne gehisst, ein sogenannter Vaterlandsverrat.

Alle Angestellten die im Rahmen des Volkssturms eine bestimmte Brücke dort verteidigen sollten warfen ihre Gewehre in den darunter fließenden Fluss.

Alle Waldorfschulen wurden verboten im Dritten Reich, weil die dort gelehrten Inhalte in keinster Weise mit dem völkischen Natonalismus vereinbar waren. 

Der Prozentsatz der sich antifaschistisch engagierenden Schüler*innen ist an Waldorfschulen um einiges höher, als bei anderen Schulen.

Und dann der ewige Rassismusvorwurf an Rudolf Steiner. Durch Schriften über ihn oder "ihm nahe stehende Personen", oder Personen die sich auf ihn beziehen ist hier bei der Betrachtung einiges durcheinander gekommen. Steiner hat in seiner Rassenlehre gemeint Unterschiede zwischen "Rassen" ausmachen zu müssen, und das durch unwissenschafliche Methoden. Wie bescheuert das auch ist, eine Wertung ist bei Steiner einfach nicht zu finden. Meiner Auffassung nach bedeutet Rassismus immer noch das Diskriminieren von Personen aufgrund ihrer "Rasse", was eine Wertung explizit miteinschließt.

Dass die Anthroposophie wie jede Esotherik zum Teil sehr eklige Personen anlockt ist auch mir klar, doch diese bilden eine Randgruppe bei der Anthroposophie.

Ich denke, mensch sollte aufpassen, dass keine verallgemeinerte Hetze gegen Personengruppen aufgrund von zusammengemixten Versatzstücken aus Wikipediaartikel losgetreten wird. In diesem Fall trifft es die Waldorfschulen die entschlossen Solidarität und Freiheit versuchen zu vermitteln und damit einen wichtigen Gegenpart zu der bürgerlichen Ideologie einnehemn!

Aber ich denke ihr habt gerade weil euch das alles bewusst ist euren Namen gewählt.

als hier dumm über ein bisschen neuzeitliche und jüngste geschichte rumlabern

Diese Firma lieferte auch die "Frostschutzcreme" für Unterkühlungsversuche im KZ Dachau. Die bahnbrechende Erkenntnis: «Sobald die Unterkühlung 28 Grad erreicht hatte, starb die Versuchsperson mit Sicherheit, trotz aller Versuche zur Rettung». Außerdem war der Betreuer der Weleda -Heilkräuteranlagen in Schwäbisch-Gmünd von 1941 bis 1945 Obergärtner im KZ Dachau.