Am gestrigen Samstag den 17.12.2011 beteiligten sich etwa 400 Menschen in Köln-Mülheim an einer antifaschistischen und antirassistischen Demonstration. Zum einen sollte damit auf die Verstrickungen des Verfassungsschutzes in den neonazistischen Terror hingewiesen werden und zum anderen Solidarität mit den Betroffenen des rechtsterrorristischen Anschlags in der Keupstraße zum Ausdruck gebracht werden.
Die Demo sammelte sich ganz in der Nähe des Ortes, an dem vor 6 Jahren von millitanten Neonazis ein Nagelbomben Anschlag verübt wurde, bei dem 22 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden.
Zum Auftakt, der etwas verspätet beginnenden Kundgebung, sprach ein Vertreter der Interessengemeinschaft Keupstraße und lud die DemonstrantInnen ein, sich an den anstehenden Aktivitäten der IG zu beteilligen. Er richtete jedoch auch einige kritische Worte an die Versammlung und wies darauf hin dass die Absprachen im Vorfeld durchaus ausbaufähig seien. Nach der Rede einer Vertreterin der linken türkischen Organisation DIDF, gab es einen Beitrag von Haskala, dem Jugend und Wahlkreisbüro der Thüringer Landtagsabgeordneten Katherina König.
Nach einigen Musikstücken und einen weiteren Beitrag von Wolfgang Heiermann zum rassistischen Normalvollzug in der Bundesrepublik, setzte sich die Demo Richtung BHF Mülheim in Bewegung. Mit Parolen wie “Nazis morden! Der Staat schiebt ab! Das ist das gleiche Rassistenpack” oder “Kein Mensch ist illegal, Bleiberecht überall!” gaben die DemonstrantInnen das Anliegen klar zum Ausdruck auch wurde hier ein Bengalo abgebrannt. Neben dem obligatorischen Front-Transparent trugen viele DemonstrantInnen Schilder in den Händen, auf denen neben kritischen Sprüchen wie etwa “Das Problem heißt Rassismus” - “Problemin ismi ırkçılık”, “Gegen Nazi-BaföG!” oder “Kein Friede mit Deutschland und seinen Nazis!” Gesichter von Menschen abgebildet waren welche seit der sog. Wiedervereinigung von Nazis ermordet wurden.
Die Polizei welche erfreulicherweise mit nur wenigen Kräften vor Ort war, beschränkte sich auf die Regelung des Verkehrs und versuchte nicht wie so oft DemonstrantInnen zu schikanieren.
Bei der Zwischenkundgebung am zentral gelegenen Wiener Platz wurde in einem Beitrag von AKKU die historischen Verflechtungen von Nazis und dem Verfassungsschutz offengelegt und auf aktuelle Naziaktivitäten in Köln und Umland hingewiesen. Außerdem gab es noch einen spontanen Beitrag eines Genossen von der Anatolischen Förderation.
Die nochmals um ein paar Menschen angewachsene Demonstration, zog gegen 17 Uhr weiter zum Ort der Abschlusskundgebung, der Polizei-Dienststelle Köln-Mülheim.
Mit mehreren Farbeiern und wütenden Parolen wurden die wenigen Beamten vor der Tür von den DemonstrationsteilnehmerInnen begrüßt.
Und in einer letzten Rede wurde der systematische Zusammenhang von der rassistisch verfassten Gesellschaft und polizeilicher Reproduktion rassistischer Sterotype thematisiert.
Als jüngstes Beispiel hierfür wurden die Äußerungen des Kölner Polizeisprecher Möllers gegenüber der
Springer-Presse herangezogen.
Nachdem die Demonstration vom Versammlungsleiter für beendet erklärt wurde, zog ein Teil der Leute noch einmal zurück zu einem an der Route gelegenen Büro der faschistischen MHP (“Graue Wölfe”). Hierbei kam es wohl auch zu einer Gemüseschlacht welche die dann auch noch zum abschließenden Großeinsatz der Polizei führte.
Während einige Beamte damit anfingen die Fassade des Reviers zu säubern so lange die Farbe noch frisch ist, versuchten andere ehemalige Demo TeilnehmerInnen durchs Viertel zu jagen.
Die Kampagne »Rosen auf den weg gestreut« will auch nach der Demonstration weiter zum Themenkomplex von rassistischen Normalverzug, Nazis und Staat arbeiten.
Fotos von strassenstriche (CC)
Mackerscheisze
Ich empfand das Verhalten vieler (ausschlieszlich (?) männlich sozialisierter) Demoteilnehmer*innen als widerlich mackerhaft. Dass dann zum Ende der Demo "Antifa Hooligans" gespielt wurde paszt da wie der Topf auf den Deckel. Mein Eindruck war, dasz einige Männer* die Demo dazu genutzt haben, den dicken Macker zu mackieren. Daran änderten auch vereinzelte "Mackertum raus aus den Köpfen"-Rufe leider nix.
...
Ich weiss nicht, ob ich heulen oder kotzen soll, wenn ich sowas lese. Vor ner Woche kriegen wir nicht mal den Aufmarsch der Reitz-Gruppe blockiert und trotzdem haben einige Individuen wieder mal nichts besseres zu tun, als im Internet gegen Genoss_Innen zu hetzen, weil vielleicht einige etwas aggressiver auftraten, was durchaus auf den Misserfolg beim Nasenmarsch zurückzuführen sein könnte.. Was versprichst Du dir von solchen Tiraden (die im übrigen selbst mackerhaft anmuten) im Internet? Sprich die Genoss_Innen doch lieber persönlich an, wenn dich eine konkrete Handlung stört oder Du sie aus verschiedenen Gründen antiemanzipatorisch findest. Nebenbei würden mich Konkretisierungen deiner Kritik interessieren.
Aber was soll dabei eigentlich das Augenmerk auf "Männer" (in Verbindung mit gestelzter PC)? Das ist doch auch nur intellektuell ummantelter Sexismus, wenn nicht gar roher Männerhass..
Dass Du den Fastidios Song dabei gleichzeitig versuchst in eine Ecke zu treiben, in die er definitiv nicht gehört, ist einfach nur verdammt unnötig.
Ich hoffe, dass derartig aggressive Internetspaltereien bald mal der Vergangenheit angehören, sie sind nämlich dem essentiellen Fortschritt und unserer Emanzipation abträglicher als ein paar frustrierte Macker_Innen auf Demos..
Bullenschweine...
Erwähnenswert ist mMn noch, das die Bullen in mindestens zwei Vorfällen nach der Demo mit gezogener Waffe (!) auf Menschen zielten! Außerdem ereignete sich ein Vorfall, wo ein Bulle einen Menschen würgte mit dem Zusatz: "Ich könnte dich hier und jetzt umbringen!".
All Cops Are Targets!
beweise
gibt es dafür irgendwo beweise?
das wäre wirklich wichtig, wenn solche krassen vorwürfe in den raum gestellt werden.
beweise?
es gibt dafür eine handvoll zeug*innen.
Parolen
wer auf einer demo die sich unter anderem gegen Brandanschläge und Terrorismus der militanten Neonazis und der NSU richtet die Parole: "Gegen die Hetze, gegen Gesetze für mehr Wurfbrandsätze" skandiert sollte sich ernsthaft fragen ob dies der richtige Platz für ihn ist...
Bla
Es ist meiner Meinung nach widerlich diese innerlinken Diskusionen ständig über das Internet in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Ganz davon abgesehen, dasz ich diesen Vorwurf IM NACHHINEIN laut zu machen, für Wichtigtuerei halte. Mensch hätte auch kurz auf den Lauti springen und das einfach sagen können. Aber lieber mal Internethaten. Bravo linker Bildungsbrüger, bravo.
es ist eine zu verteidigende emanzipatorische errungenschaft
das diskussionen öffentlich geführt werden können.
willst du das als "anarchist" etwa abstreiten?
du kannst es natürlich (die natur der sache analysierend) als strukturelles defizit - schwäche - ansprechen.
und insofern formulierst du wieder einen anspruch und eine forderung an die selbstorganisation die genau hier eben so öffentlich wie du es anprangerst kritisiert wird.
aber, nenne es "bürgerlich" als schimpfwort und du hast nichts von "zivilisatorischen errungenschaften" und den wenigen guten seiten der "bürgerlichkeit" inbegriffen...
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerlichkeit#B.C3.BCrgerlichkeit_als...
ohne die es übrigens deinen modernen lieblingsanarchismus kaum geben würde, der vermutlich wenig mit den kropotkinschen anfängen, sondern vielmehr archaischen technologiefeindlichen vorstellungen zu tun hat, soweit bisher der horizont von "anarchismus" hier erkennbar ist... das nur mal so nebenbei...
außerdem beteiligst du dich gerade selbst damit an der öffentlichen debatte. warum nicht?
kommt aus den löchern raus!
Ui
Ich finde zuerst einmal hat Selbstorganisation ganz persönlich abzulaufen. Ich kritisiere ja nicht den Diskurs an sich, sondern das sich verstecken hinter der Unnahbarkeit des Internets. Für mich ist das nämlich ein Rückschritt, weg vom persönlichen offenen Umgang, den ich als Linker fördern will, hin zu einer abgeschotteten Gesellschaft. D.h. ich tue im Internet auf analytisch, auf krass radikal, etc aber in der Realität des Zusammenseins schweige ich in mich hinein. Wo ist denn das gegen Argument dazu, sich ganz öffentlich und auch für die Leute, die nicht auf Linksunten gucken, auf den Lauti zu stellen und das ganze anzusprechen? Das hat nämlich etwas mit der eigenen Courage zu tun.
Und nein, die bürgerliche Gesellschaft hat sich weder für mich, noch für den Rest des Weltproletariats gegründet und schon gar nicht für den Anarchismus. Die bürgerliche Gesellschaft gründete sich als Folge der Profitsucht der aufkommenden Produzenten im Widerspruch zum absoluten Machtanspruch der damaligen Herrscher. In vielen Teilen der Welt kam sie übrigens ausgesprochen gut klar mit feudalistischen System und dem Königshaus (siehe bsw. Großbritannien). Natürlich hat sie den Menschen, die das Glück hatten in den Hemisphären zu leben, in denen die bürgerliche Revolution statt fand, auf den ersten Blick einen "besseren" Lebensstandart ermöglicht. Auf den zweiten Blick wurde jedoch nur eine Herrschaftsform durch eine andere ersetzt.
Ganz davon abgesehen beweist eben jene Polemik, dasz du zwar schön von Emanzipation daher schwafelst, aber im Endeffekt genauso ein vorschnelles Urteil triffst. Natürlich muss ich ein total verquerer Technologiefeind sein, weil ich das Bürgertum kritisiere. Das ist ein Anspruch an den Begriff des "Anarchisten", der sich in deinen Augen ja scheinbar so und so zu äußern hat.
initiative
dann sprich die leute doch selber an wenn dich was stört.
hier auf linksunten wird sich da nämlich keine sau drum kümmern
...
Und wie du Maulheld?
Das war iwie schon auf der Demo absehbar, dasz es so kommen wird.
(A)
Ich halte mich da raus ;)
Farbe auf Bullenwache
macker die nicht retuschieren können?
einen auf dicke hose machen und dann nichtmal die fotos in indy, wie hier, nicht ordentlich verwischen oder hübschen schwarzen pixelblöckchen verschönern können?
damit tut ihr euch selbst keinen gefallen.
ich dachte akku und ak sind schon so viel weiter als der rest?
davon ist hier aber leider nicht mehr so viel zu sehen und zu lesen...
schade eigentlich.
dann waren offensichtlich noch einige andere gruppen und so am start, ne?
ich sach nur "rote antifa", didf (in einigen städten regelmäßig bei antisemitischen antiisraeldemos dabei), tkip, blablabla....
isn bisl traurig und das ist menschlich. aber der bericht liest sich trotzdem - stellenweise - sehr nett!
hoffe da kommt in zukunft mehr bei rum.
zur kommunikation, organisation, struktur, wurden ja schon viele gute, eigene, selbstkritische anmerkungen gemacht. weiter so!
übrigens: die neue soko des vs, usw., zieht zum bka nach bonn meckenheim und ist auch in köln aktiv...
http://www.bonn.de/rat_verwaltung_buergerdienste/behoerdenfuehrer/00251/...
http://www1.wdr.de/themen/infokompakt/nachrichten/nrwkompakt/nrwkompakt2...
http://www1.wdr.de/themen/infokompakt/nachrichten/nrwkompakt/nrwkompakt2...
die fotos
dass fotos von strassenstriche immer schlecht verpixelt sind, dürfte mittlerweile bekannt sein.
dass deshalb schon menschen attackiert und bedroht wurden ebenfalls.
warum verlinkt bzw. verwendet ihr also solche fotos?
Redebeitrag von Auftaktkund
Ich möchte mit der rassistischen Gewalt der Nazis in den letzten 20 Jahren beginnen und dann den Bogen spannen zu den Morden und Anschlägen der Nazi Bande aus Thüringen.
Mitte 1993 wurde mit einer rassistisch aufgehetzten Diskussion das Asylrecht in Deutschland faktisch abgeschafft. Die Hetze war begleitet von einem ungeheuren Anstieg rassistischer Gewalt und Morde, die mit der so titulierten „verständlichen Wut der Bevölkerung über die Asylantenflut“ entschuldigt wurden. Das Ergebnis war: die Nazis und ihre Ideologie wurden bei großen Teilen der deutschen Bevölkerung salonfähig.
In den letzten Jahren haben sich die Strukturen der Nazis verfestigt, ihre Menschenverachtung wird von SPD - Leuten wie Sarrazin millionenfach verbreitet. Ausgrenzung und Abgrenzung ist angesagt und wirkt sich in diesen Zeiten der Krise besonders brutal aus. Sie sind der Nährboden für Gewalt und die Morde der Nazis. Sie sind der Boden auf dem die rassistischen Mauern der Festung Europa gebaut sind, die vielen tausend Menschen das Leben kosten.
Dass über Jahre hinweg 10 Morde, ein Sprengstoffanschlag in der Probsteigasse in Köln und der Nagelbombenanschlag hier in der Keupstraße nicht aufgeklärt worden sind, ist ein unglaublicher Skandal. Das liegt aber nicht etwa an der Unfähigkeit der Behörden und an Koordinationsproblemen, es sind auch keine Ermittlungspannen, wie man uns nun weismachen will. Nein, es ist die Einstellung, die Mentalität der Mitte der Gesellschaft die verlangt, dass wenn Migranten in Deutschland ermordet und angegriffen werden, rassistische Motive keine Rolle spielen sollen. Und diese Einstellung prägt auch die Ermittlungen.
In die Trauer und das Mitgefühl mit den Opfern und ihren Angehörigen mischt sich bittere Wut, weil die Frage immer drängender wird: hätten diese Taten nicht verhindert werden können? Hätten die Taten nicht verhindert werden können, wenn Politik und Polizei konsequent gegen rechte Gruppen vorgegangen wären, wenn wenigstens nach der ersten Tat das Motiv „rassistischer Hass“ in die Ermittlungen einbezogen worden wäre. Stattdessen sind die Angehörigen mit stundenlangen Vernehmungen und Beschuldigungen gequält worden. Sie selbst sollen für die Tat verantwortlich sein, von Schutzgelderpressung spricht man, sucht nach Motiven ausschließlich bei den Opfern, weil ein ausländerfeindlicher Hintergrund ausgeschlossen werden soll.
Ich bin überzeugt, die Morde und Anschläge hätten verhindert werden können, wenn schon der Brandanschlag in Rostock 1992 mit seinen progromartigen Ausschreitungen, wenn der Anschlag von Mölln mit drei Toten im selben Jahre und wenn 1993 der Brandanschlag von Solingen mit fünf Toten - alles Taten deutscher Rassisten - wenn diese Verbrechen auch von staatswegen als rassistische Mordtaten ermittelt und geächtet und die Hintermänner mit den Machenschaften des Verfassungsschutzes aufgedeckt worden wären.
Aber - nach dem Anschlag von Solingen wurde gar nicht mehr nach rassistischen Tätern gesucht, ab jetzt wurden die Opfer selbst zu Tätern gestempelt. Zwei Beispiele möchte ich nennen:
Eine Woche nach dem Brandanschlag in Solingen brannte die Wohnung einer türkischen Familie in Hattingen. Der Täter war schnell ausgemacht: die Mutter sollte das Haus in Brand gesetzt haben und ihre fünf Kinder in Todesgefahr gebracht haben. Ihr wurde der Prozess gemacht. Letztlich wurde sie freigesprochen. Der Kernsatz der Richter damals lautete: „es spricht alles dagegen, dass die Mutter den Brand gelegt hat“ Zitat Ende.
Die Brandstifter laufen immer noch frei herum.
Im Januar 1996 wurde ein Brandanschlag auf ein Haus in Lübeck verübt, in dem viele Flüchtlingsfamilien wohnten. 10 Menschen fanden in den Flammen den Tod, Täter sollte ein Hausbewohner sein, der gleich in Haft kam. Monate später wurde er freigesprochen. Das Geständnis eines Nazis – an den Morden beteiligt gewesen zu sein – wurde als Prahlerei abgetan. Bis heute laufen die Mörder frei herum, auch in diesem Fall hat der Verfassungsschutz eine mehr als dubiose Rolle gespielt.
Viele Menschen haben damals ihre Solidarität mit den Opfern gezeigt. Sie konnten aber keinen grundlegenden Wandel durchsetzen gegen die Mentalität der Mitte der Gesellschaft mit ihrer gnadenlosen Konkurrenz, der rücksichtlosen Jagd nach dem eigenem Vorteil und der massiven Ausgrenzung.
Stattdessen werden “Rosen auf den Weg gestreut“ wie der Antifaschist Kurt Tucholsky treffend sein bitterböses Gedicht aus dem Jahr 1931 gegen die Nazis überschrieben hat.
Einen Absatz möchte ich zitieren:
„Rosen auf ihren Weg gestreut“ wurden den Nazis in den letzten 20 Jahren von allen Regierungen und dem größten Teil der Medien. Deshalb ist ihr Erstaunen über terroristische Strukturen so heuchlerisch, denn 187 Tote gehen auf das Konto der Rechten, es hat unzählige Waffen-, Sprengstofffunde und Anschläge gegeben. Nun ist es nicht mehr zu leugnen, dass eine Gruppe jahrelang durchs Land zog und Menschen ermordet hat. In Deutschland gibt es wieder Todesschwadrone, es ist nicht zu fassen, aber auch ein Ergebnis von der immer wieder verbreiteten Lüge unpolitischer Einzeltäter und der Verharmlosung nazistischer Ideologie. Ich bin davon überzeugt, dass diese Nazi-Bande nur die Spitze des Eisbergs ist. Ein weiteres Beispiel, das erst in den letzten Tagen durch die überregionale Presse ging:
Vom 3.September 2006 bis zum 3. September 2011 werden in Völklingen, einer kleinen Stadt im Saarland elf Häuser in Brand gesteckt, die vorwiegend von Menschen aus der Türkei bewohnt werden. Das Datum ist bezeichnend: am 3.Sept. 1933 fand der Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg statt. Es gibt Schwerverletzte, aber zum Glück keine Toten und was sagt die Polizei: ein fremdenfeindlicher Hintergrund ist ausgeschlossen. Täter werden nicht gefunden, die Opfer stehen jahrelang unter Verdacht. Erst jetzt wird neu ermittelt.
Es ist für die deutsche antirassistische Linke beschämend, nach all diesen Erfahrungen nicht energischer Ermittlungen gegen Nazis gefordert zu haben. Offenbar sind auch wir der Polizei auf den Leim gegangen, haben zu wenig den Angehörigen zugehört und ihren Beobachtungen und Einschätzungen Glauben geschenkt. Insbesondere bei dem Nagelbombenanschlag in der Keupstraße lag es doch auf der Hand, dass Nazis Terror verbreiten wollten. Stattdessen haben wir es der Polizei durchgehen lassen, stundenlange Verhöre gegen die Angehörigen zu veranstalten und sie mit unsäglichen Beschuldigungen unter Druck zu setzen. Das ist unentschuldbar, denn wir müssen uns fragen, ob nicht die anderen Morde hätten verhindert werden können, wenn wir energischer auf die Beteiligung von Nazis hingewiesen hätten.
Nicht nur auf dem Hintergrund der vergangenen Jahre, müssen wir erkennen, dass wir mehr Menschen gewinnen müssen, die sich diesem tödlichen, in der deutschen Gesellschaft tief verwurzelten Rassismus entgegenstellen. Sondergesetze gegen Flüchtlinge, Abschiebung in Krieg und Elend gehören zu einem Alltag hier, der mit der Abschottung der Außengrenzen der Europäischen Union perfektioniert wird. 2000 Menschen sind allein in diesem Sommer im Mittelmeer auf dem Weg nach Europa ertrunken, oft unter den wachsamen Augen der EU Grenzschutztruppe Frontex.
Wir stellen fest: der Staat schützt nicht das Leben und die Würde von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten. Er stand den rassistischen Anschlägen in der Keupstraße, der Probsteigasse und den Morden dieser Nazi Bande untätig gegenüber. Die Täter selbst offenbaren sich der Polizei, der Verfassungsschutz scheint tief in die Taten eingebunden zu sein.
In der Süddeutschen Zeitung wird schon spekuliert, ob ohne ein Geständnis die jetzt Verhafteten überhaupt verurteilt werden können.
So ist es: Rosen werden auf den Weg gestreut…
immer mehr Sprengstoffanschläge, Brandanschläge, Gewalttaten kommen ans Licht – aber die Täter bleiben unbestraft.
Wir fordern:
Aufklärung aller Angriffe gegen Migranten und Antifaschisten!
Kein Fußbreit den Nazis und anderen Rassisten!
Sofortige Auflösung des Verfassungsschutzes!
Und an die Polizei: Beenden Sie die Kumpanei mit den Nazis. Distanzieren Sie sich öffentlich von den Kolleginnen und Kollegen, die mit Nazis und rechter Ideologie sympathisieren. Ihre Zivilcourage schützt Menschenleben auch Ihrer Kolleginnen und Kollegen.