iz3w 312 (Mai/Juni 2009): Treueschwüre für die Nazis - Kollaborateure in der Dritten Welt

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Die hiesige eurozentrische Geschichtsschreibung übersieht, dass der Zweite Weltkrieg auch in Ländern der Dritten Welt geführt wurde und dort Millionen Opfer forderte. Ebenso negiert wird die Tatsache, dass in einigen Dritte-Welt-Ländern Teile der Bevölkerung und hochrangige Politiker mit den Nazis kollaborierten: in Palästina der höchste religiöse und politische Repräsentant der AraberInnen (Hadj Amin el-Husseini), in Indien der zeitweilige Präsident des Indischen Nationalkongresses (Subhas Chandra Bose) und in Argentinien der Staatspräsident (Juan Domingo Perón). Obwohl deren Kollaboration mit den Achsenmächten bekannt und vielfach belegt ist, werden sie in den jeweiligen Ländern bis heute von vielen als „Helden“ verehrt.


Die Beschäftigung mit diesem Aspekt der Geschichte ist um so dringlicher, da es eine wachsende Tendenz unter deutschen WissenschaftlerInnen und PublizistInnen gibt, die Kollaboration von Nazi-Sympathisanten aus anderen Kontinenten zu verharmlosen, zu verleugnen oder umzudeuten. Die allesamt von Karl Rössel verfassten Texte in diesem Themenschwerpunkt erinnern daher nicht nur an wenig bekannte historische Fakten, sondern fordern auch zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Geschichtsrevisionismus auf.

 

 

Themen im Schwerpunkt:          

„Die Fahne hoch...“ – Die faschistische „Internationale“ von Buenos Aires bis Shanghai + Bloß nicht dämonisieren – Deutsche WissenschaftlerInnen verharmlosen arabische Kriegsverbrecher + Auf Seiten der Waffen-SS – Wie indische Kollaborateure zu Freiheitskämpfern umgedeutet werden + Peróns deutsche Freunde – Die Fluchthilfe der argentinischen Regierung für Naziverbrecher + Notwendige Unterscheidungen – Thesen wider den Geschichtsrevisionismus in Sachen Kollaboration

 

Weitere Themen im Heft:

 

Politik und Ökonomie:

Kambodscha: Im Schatten der Geschichte – Warum Transitional Justice fast 30 Jahre auf sich warten ließ + Sri Lanka: Selbstverbrennungen als Mittel des Protests + Abtreibungspolitik I: Die Positionen linker Regierungen in Lateinamerika + Abtreibungspolitik II: Interview mit Sarah Diehl + Außenpolitik: Neue Konzepte setzen auf Core States und Ankerländer +Weltwirtschaft: Korruption und französische Machtinteressen in Afrika

 

Kultur und Debatte:

Film I: Das afrikanische Filmfestival FESPACIO feiert 40-jähriges Jubiläum + Film II: Geschichten der Migration auf dem  freiburger film forum + Literatur: Nachruf auf den Schriftsteller Tajjib Salich

 

 

Weitere Informationen zum aktuellen Heft finden Sie unter: www.iz3w.org/iz3w/index.htm

 

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Thematisch passend ist nächsten Montag um 20:00 im Centre Culturel
Francais (am Münsterplatz, genaueres: www.ccf-fr.de)

KARL RÖSSEL (Rheinisches JournalistInnenbüro, Köln) -

Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg. Zum historischen Hintergrund der
französischen Hiphop-Hommage an die vergessenen Kolonialsoldaten ("A Nos
Morts")

Montag, 27.04. - 20 Uhr - CCFF



Die französische Künstlergruppe "Mémoires Vives" aus Straßburg hat mit
"A Nos Morts" ein spektakuläres Hip-Hop-Musical in Erinnerung an die
vergessenen Kolonialsoldaten aus den Weltkriegen produziert. Während bei
den Aufführungen auf einer Großleinwand im Hintergrund historische Fotos
und Filmaufnahmen z.B. über Kriegseinsätze von Afrikanern in Europa zu
sehen sind, präsentieren Sänger und Tänzer mit unterschiedlichen
Migrationshintergründen dazu auf der Bühne eine bewegende Choreographie.
Ende 2009 soll das Musical -- begleitend zu einer Ausstellung über "Die
Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg" - auch nach Freiburg eingeladen
werden. Karl Rössel, Kurator der Ausstellung und Koautor mehrerer Bücher
zum Thema, informiert über die historischen Hintergründe des Musicals,
insbesondere über die Rolle Afrikas im Zweiten Weltkrieg.


Der Vortrag ist auf Deutsch.