Die Opfer des PKK-Verbotes in der BRD

Die Toten Mahnen uns

Das Betätigungsverbot der Arbeiterpartei Kurdistans durch das deutsche Innenministerium am 26.November 1993 hat nicht nur zehntausende Kurd_innen in der BRD kriminalisiert und als „Terrorist_innen“ stigmatisiert. Es hat auch zahlreiche Menschenleben gekostet. Am 26.November 2011, dem 18 Jahrestag des PKK-Verbotes, werden tausende Kurd_innen aus der ganzen BRD gemeinsam mit Antifaschist_innen und Krieggegner_innen in Berlin zu einer Grossdemonstration unter dem Motto "PKK-Verbot aufheben - Demokratie stärken!" erwartet um gegen die repressive Kurdenpolitik der BRD zu protestieren und an die Opfer dieser Politik zu erinnern.

 

UnterstützerInnen und Mitglieder der kurdischen Befreiungsbewegung, die in der Bundesrepublik Deutschland gefallen sind

Seit dem PKK Verbot von 1993 sind in der Bundesrepublik viele Kurden und Kurden gewaltsam ums Leben gekommen. Mindestens sieben Menschen haben sich aus Protest gegen die Politik der Bundesrepublik Deutschland gegenüber der kurdischen Befreiungsbewegung selbst verbrannt. Mindestens sechs Menschen wurden erschossen, in dem Land, in das die Menschen aus Kurdistan gekommen waren, um vor dem Krieg und der Verfolgung in ihrer Heimat zu fliehen.

Newroz 1994: vier Monate nach dem PKK-Verbot war die Kurdenverfolgung in der Bundesrepublik auf dem Höhepunkt, wie im türkisch besetzten Teil Kurdistans waren alle Newrozfeiern verboten. Gleichzeitig wurden in Kurdistan tausende Dörfer zerstört. Dagegen entstand ein sehr entschlossener Widerstand. Auf Autobahnen wurde protestiert, in zahlreichen deutschen Städten ging die kurdische Bewegung trotz des Verbotes auf die Straße. Es fanden Selbstverbrennungen statt. In Mannheim verbrannten sich zwei kurdische junge Frauen, die ersten Opfer des „PKK-Verbotes“. Rohahî und Berîvan. Nilgün Yildirim und Bedriye Tas.

Nur drei Monate später wurde dem kurdischen Jugendlichen Halim Dener in Hannover auf offener Straße von einem Polizisten in den Rücken geschossen, als er ein Plakat mit der Fahne der gerade verbotenen ERNK, der Befeiungsfront Kurdistans klebte. Halim Dener mußte sterben, weil er nicht akzeptierte, dass die Hoffnung auf Befreiung für Kurdistan, die ERNK nicht nur in der Türkei, sondern auch in der BRD verboten wird. Aufgehetzt und ermutigt ermordeten Faschisten am 3.September den kurdischen Jugendlichen Seyfettin Kalan. Er wurde auf offener Straße in Neumünster von Faschisten erschossen, der Mörder wurde nie verurteilt.

Am 3. Januar 1997 wurde Ercan Alkaya, aktives Mitglied im Alevitischen Kulturverein, in Kiel von einem türkische Faschisten der “Grauen Wölfe”, durch Schüsse ermordet.

Ein Jahr später war die Situation in Kurdistan weiter eskaliert, zehntausend politische Gefangene traten in den Hungerstreik. Aus Solidarität schlossen sich in Europa 1.4000 UnterstützerInnen an. In Berlin starb nach acht Tagen Gülnaz Baghistani. Die Polizei hatte den Hungerstreik am Breitscheidplatz in Berlin gewaltsam aufgelöst, Begründung: das PKK-Verbot. Die Hungerstreikenden liefen acht Kilometer durch die Hitze des Julis. Am nächsten Tag war Gülnaz Baghistani, Mutter von fünf Töchtern, tot.

Mehrere Menschen haben sich in der Bundesrepublik selbst verbrannt, weil sie von Polizei und Geheimdienst gezwungen wurden oder gezwungen werden sollten gegen die eigene Bewegung als Spitzel oder Kronzeugen zu arbeiten. Der erste war Eser Altinok, der sich, weil er mit seinem Verrat nicht mehr leben wollte selbst anzündete. Er war als Kronzeuge in den sogenannten PKK Prozessen aufgetreten, die auf der Basis des Verbots geführt wurden. Eser verbrannte sich selbst im Januar 1998. Auch Hamza Polat wurde jahrelang von Polizei und Geheimdienst bedrängt als Spitzel zu arbeiten. Weil er dies nicht mehr ertragen konnte, verbrannte er sich im März 2000 vor dem Reichstag.

Aus Protest gegen die deutsche Unterstützung des türkischen Regimes verbrannte sich Cebeli Haco im Juli 1998. Taylan Kahraman und Barzan Öztürk protestierten mit ihrer Selbstverbrennung gegen den Beginn des internationalen Komplotts gegen Abdullah Öcalan. Barzan befürchtete gleichzeitig seine Abschiebung, als er sich in Stuttgart selbst verbrannte. Ebenso wie Hasan Akdag, der auch Schuldgefühle gegenüber der Organisation hatte, die so viel für ihn getan hatte und die er seiner Meinung nach verraten hatte, in dem er weglief.

Orhan Aykan verbrannte sich im März 1999 aus Protest gegen die Entführung des PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan und gegen die Schließung des kurdischen Fernsehsenders MED-TV auf Druck der Türkei.

Am 17. Februar 1999 wurden Sema Alp, Mustafa Karakurt, Ahmet Açar und Sinan Karakus vor dem israelischen Konsulat von israelischen Sicherheitskräften erschossen. Sie hatten hier gegen die Beteiligung Israels an der Entführung Abdullah Öcalans in die Türkei demonstriert. Die Bundesrepublik Deutschland hatte Öcalan die Einreise verweigert und hatte somit dazu beigetragen, dass Öcalan verschleppt werden konnte. Die Mörder der vier Jugendlichen wurden nicht verfolgt, jedoch ihre Familien und Freunde.

Nilgün Yildirim (Berîvan) und Bedriye Tas (Ronahî) gefallen am 21.03.1994 in Mannheim

Verbrannten sich aus Protest gegen die Verbote der Newrozfeiern in der Bundesrepublik und die Beteiligung der BRD am Krieg in Kurdistan

Im März 1994, vier Monate nach dem PKK-Verbot wurden nahezu alle Newroz-Veranstaltungen in der BRD verboten, Busse auf Autobahnen festgehalten, TeilnehmerInnen von Veranstaltungen und Demonstrationen festgenommen und registriert. Um dennoch das Newroz-Fest feiern zu können und aus Protest gegen das polizeiliche Vorgehen, wurde auf den Autobahnen demonstriert. Als Zeichen des Widerstands zündeten sich Kurdinnen und Kurden an. In Mannheim starben Nilgün Yildirim und Bedriye Tas an den Folgen ihrer Selbstverbrennungsaktion. Der anschließende Trauermarsch sollte ebenfalls verboten werden. Ein Massenaufgebot von 32.000 Polizisten bundesweit konnte die KurdInnen aber nicht daran hindern. Statt die Beweggründe der kurdischen Aktionen zu analysieren und über den Krieg in Kurdistan zu berichten, spricht die veröffentlichte Meinung vom „Kurdenterror“ und verlangt die Abschiebung der KurdInnen.

Berîvan
Berîvan war zum Zeitpunkt ihres Todes 24 Jahre jung. Sie stammte aus Dersim. Ihre Eltern trennten sich, daher wuchs sie bei ihrer Tante auf und hatte eine enge Beziehung zu ihrer Cousine. Als eines Tages Guerillas zu ihnen nach Hause kommen ist Berîvan sehr beeindruckt. Sie und ihre Cousine wollen sich anschließen. Die Bekanntschaft mit den Guerillas verändert ihr Leben. Sie sucht nach Selbstbewußtsein. Als sie 18 Jahre wird, stirbt ihre Tante und sie wird von ihrem Bruder nach Deutschland geholt. In Berlin ist sie immer zu Hause und versorgt die Kinder des Bruders. Wieder versucht sie Kontakt zur kurdischen Bewegung aufzubauen, was ihr schließlich gelingt. Sie beteiligt sich an der politischen Arbeit und schließt sich der Bewegung an. Ihr Wunsch ist nach wie vor zur Guerilla zu gehen. Sie war ein sehr stiller Mensch, achtete sehr auf das Verhalten der Menschen, von politischer Rhetorik ließ sie sich nicht beeindrucken. Auf einem Seminar in Frankfurt lernte sie Ronahî kennen. Die beiden waren während des Seminars immer zusammen. Als sie sich bei einer Konferenz wiedersahen trafen sie vermutlich hier ihre Entscheidung für ihre Aktion. Berîvan wurde in Dersim beigesetzt. Dort ehrten sie Hunderttausende mit dem Schließen von Geschäften und der Beteiligung an ihrer Beisetzung. Diese und die Trauerfeier in Mannheim gingen in die kurdische Geschichte ein.

Halim Dener gefallen 29.06.1994 in Hannover
Von einem deutschen SEK- Polizisten erschossen, als er gerade dabei war, ein Plakat für die Nationale Befreiungsfront Kurdistans (ERNK) zu kleben.
Halim Dener wurde 23. Dezember 1977 in Bingöl/ Genç in Nordwestkurdistan geboren. Anfang Mai 1994 stellte er unter dem Namen Ayhan Eser in der BRD einen Asylantrag. Er benutzte diesen falschen Namen, um seine Familie, die im Dorf Parcuk lebt, nicht zu gefährden. Er war vor seiner Ausreise nach Deutschland in der Türkei eine Woche lang inhaftiert gewesen und gefoltert worden. Wenige Wochen vor seiner Erschießung durch die deutsche Polizei wurde sein Dorf, von der türkischen Armee niedergebrannt. Wie in Kurdistan setzte er sich auch in der Bundesrepublik für den kurdischen Befreiungskampf ein.
Halim Dener wurde von zwei Zivilpolizisten bei Plakatieren erwischt. Da er ERNK Plakate geklebt hatte, um gegen das PKK-Verbot zu protestieren, wurde aus dem harmlosen Plakatekleben – allenfalls als Ordnungswidrigkeit und Sachbeschädigung zu qualifizieren – ein quasi „terroristisches“ Delikt (Unterstützung bzw. „Werbung“ für eine verbotene bzw. terroristische Vereinigung und Verstoß gegen das Vereinsverbot). Einer der Zeugen, ein kurdischer Asylbewerber, sagte im Verfahren aus, der Angeklagte habe den kurdischen Jugendlichen Halim Dener schon mit gezogener Waffe kontrolliert und verfolgt. Kurz darauf sei der Schuß gefallen. Halim Dener starb durch einen Schuss in den Rücken aus nächster Nähe. Die in Kurdistan lebenden Eltern von Halim Dener äußerten wiederholt den Wunsch, als Nebenkläger an dem Strafprozeß persönlich teilzunehmen. Doch die Deutsche Botschaft in Ankara verweigerte ihnen die Visa – ohne jegliche Begründung. In einer Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft hatte der wegen „fahrlässiger Tötung“ beschuldigte Polizeibeamte Klaus T. ausgesagt, beim Anblick der jugendlichen Plakatierer habe er „nicht nur an eine Ordnungswidrigkeit oder eine Sachbeschädigung gedacht“; er habe den Verdacht geschöpft, es könne sich um eine strafbare Unterstützung der verbotenen PKK handeln. Am 27. Juni 1997 sprach die 3. Strafkammer des Landgerichts Hannover den SEK-Polizeibeamten Klaus T. frei. Abdullah Öcalan sagte in eine Trauerrede für Halim Dener: „Halim fiel für diese Fahne, die das Symbol des kurdischen Volkes ist und das kurdische Volk wird diese Fahne für immer hochhalten“. Zum ersten Jahrestag des Todes von Halim Dener Todes kamen 10.000 Menschen zum Gedenkmarsch nach Hannover.

Seyfettin Kalan gefallen 03.09.1995 in Neumünster
Bei einem Überfall türkischer Faschisten ermordet. Am 3.September 1995 wurde der 21jährige Seyfettin Kalan in Neumünster bei einem Überfall türkischer Faschisten ermordet. In den Tagen vor dem Mord kam es bereits mehrmals zu Angriffen und Hetzjagden auf Kurden und Kurdinnen verschiedenen Städten der BRD. So wurden in Neumünster bereits am einige Tage zuvor Kurdinnen und Kurden durch die Straßen gehetzt und verprügelt. In Ulm, Bielefeld und Mühlheim wurden Brandanschläge gegen kurdische Einrichtungen verübt. Die deutsche Polizei unternahm nichts. Am 3. September gegen Abend fuhren ca. 15 türkische Jugendliche bei dem Restaurant „Kochlöffel“ in Neumünster vor. Sie griffen sofort zwei vor dem Restaurant stehende Kurden an, wobei einer der Faschisten auf Seyfettin Kalan deutete, ihn mit seinem Namen ansprach und darauf mehrmals auf ihn schoß. Von vier weiteren Kurden, die aus dem „Kochlöffel“ zu Hilfe kommen wollten, wurden zwei durch gezielte Schüsse schwer verletzt. Wie Zeugen berichteten, waren mindestens drei der angreifenden Faschisten mit Pistolen bewaffnet.

Der Leichnam von Seyfettin Kalan, wurde im Beisein einer Delegation in die Türkei überführt, die die Übergabe des Leichnams an die Angehörigen und eine würdige Beisetzung ermöglichte. Die türkischen „Sicherheitskräfte“ beschlagnahmten den Leichnam von Seyfettin Kalan am Abend des 14. September in Istanbul und in der schafften ihn in der Nacht nach Adana. Ursprünglich war die Überführung gemeinsam mit der begleitenden Delegation für den Morgen des 15. September vorgesehen. Der Leichnam wurde in der Nacht von der Polizei an die Angehörigen übergeben. Das Haus der Familie wurde von den „Sicherheitskräften“ mit Panzern umstellt und abgeriegelt. Seyfettin Kalan wurde gegen den Willen der Familie bereits in den Morgenstunden des 15. September begraben.
Der Mörder Seyfettin Kalans, ein türkischer Faschist aus den Reihen der „Grauen Wölfe“, der durch Schüsse einen Menschen ermordet und zwei Menschen verletzt hat, wurde freigesprochen. Er bekam lediglich eine Bewährungsstrafe für unerlaubten Waffenbesitz.

Gülnaz Baghistani gefallen 27.07.1995 in Berlin
beim Hungerstreik aus Solidarität mit 10.000 PKK Gefangenen, die sich in der Türkei aus Protest gegen den Völkermord an den Kurden im Hungerstreik befanden.

Gülnaz Baghistani hatte vom Hungerstreik der PKK Gefangenen im Fernsehen erfahren, ihr Mann Turgay erklärte sich bereit die fünf Kinder zu versorgen, solange Gülnaz in Berlin war. Gleichzeitig fanden Hungerstreikaktionen in elf weiteren Städten u.a., in London, Moskau, Washington und Frankfurt statt, an denen sich 14.000 Personen beteiligten. Gülnaz Baghistani stammte aus Derkar im irakisch besetzten Kurdistan, sie war 41 Jahre alt, hatte fünf Töchter und war seit 1980 mit Turgay verheiratet. Erst fünf Monate vor ihrem Tod war sie nach Deutschland, Osnabrück gekommen. Gülnaz Familie wurde häufig vertrieben, viele ihrer Verwandten kämpften an der Seite Mustafa Barzanis gegen die irakische Besatzung. Als 1988 das irakische Regime den Krieg gegen die kurdische Zivilbevölkerung begann, floh sie mit den Kindern in den türkisch besetzten Teil Kurdistans, ihr Mann Turgay blieb zurück. Fünf Jahre lang musste sie die Kinder alleine durchbringen. In der Türkei war sie als Kurdin mit ihren fünf Kindern wieder Verfolgung und Flucht ausgesetzt. 1995 gelang es Turgay zunächst seine Töchter nach Deutschland zu holen, Gülnaz blieb acht Monate allein zurück. Immer wieder überlegte sie in dieser Zeit in die Berge, zur Guerilla zu gehen. Erst im März 1995 schaffte sie es ihrer Familie in die scheinbare Sicherheit nach Deutschland zu folgen, nach sieben Jahren Flucht und Verfolgung war die Familie wieder zusammen. Gülnaz starb am 8. Tag des Hungersteiks vermutlich an Entkräftung, nachdem die Mahnwache von 230 Hungerstreikenden auf dem Breitscheidplatz von der Polizei angegriffen und die Hungerstreikenden gezwungen wurden acht km zum kurdischen Zentrum in der Zossenerstraße zu marschieren. Diese Anstrengung in der glühenden Hitze war offensichtlich zu viel für die entkräftete Gülnaz. Zu der Gedenkdemonstration zu Ehren von Gülnaz Baghistani kamen 15.000 Menschen.

Ercan Alkaya gefallen 03.01.1997 in Kiel
Ermordet von türkischen Faschisten. Am 3. Februar 1997 wurde der 25-jährige Kurde Ercan Alkaya aus Sivas, der Mitglied des Alewitischen Kulturvereins war, auf der Straße von dem bekannten ‚grauen Wolf‘ Fehmi K. in Kiel durch Schüsse ermordet. Der Ermordung war ein Streit in einem Café vorausgegangen. Kurdische, türkische linke und alewitische Vereine protestierten gegen den Mord, führten jeden Tag eine Mahnwache durch und veranstalteten eine große Demonstration. Sie wiesen auf geplante Attentate der türkischen Konterguerilla im Ausland und auf deren Ausstattung mit Diplomatenpässen hin und erklärten, daß sie nicht an eine ‚zufällige Tat‘ glauben.

Eser Altinok gefallen Ende im Januar 1998 in Koblenz
Verbrannte sich selbst, weil er nicht länger mit seinem Verrat an der PKK leben wollte, nachdem er vom Geheimdienst dazu gezwungen wurde als Kronzeuge aufzutreten. Eser Altinok wurde 1974 in Bingöl/Genç geboren. Noch als Kind kam er nach Berlin. Anfang der 90er Jahre wurde er wegen Autodiebstahls festgenommen und verurteilt. Auch die PKK lernte er in dieser Zeit kennen. 1992 beschloss er sich der Organisation anzuschließen. Er übernahm in den nächsten drei Jahren verschiedene Aufgaben. 1995 wurde er festgenommen, man warf ihm verschiedene kriminelle Taten aus seiner Zeit vor dem Eintritt in die PKK vor. Die deutschen Behörden entzogen ihm seine Aufenthaltserlaubnis und drohten ihm mit Abschiebung, falls er nicht mit ihnen zusammenarbeite. Sie boten ihm einen sicheren Aufenthalt, eine kosmetische Operation und Geld an. Eser ging auf das Angebot ein. Seine Aussagen über die PKK wurden auf hunderten von Seiten festgehalten. Der Geheimdienst gab sich damit nicht zufrieden und forderte ihn auf, als Kronzeuge in den „Kurdenprozessen“ auszusagen, hielt jedoch weder seine Versprechen, noch liess er ihn in Ruhe, auch kümmerte er sich nicht um seine immer stärker werdenden psychischen Probleme. Die Behandlung wurde unter polizeilicher Kontrolle durchgeführt. Als Eser es ablehnte weiter als Kronzeuge aufzutreten, drohte man ihm den polizeilichen Schutz zu entziehen. Sie sagten ihm: „Dann wird die PKK dich töten“. Eser wurde sich zunehmend seines Verrates bewusst. Dies führte dazu, dass er sich entschied mit sich abzurechnen und sich selbst zu verbrennen. Er starb nicht sofort, sondern wurde nach Koblenz ins Militärkrankenhaus gebracht, wo er Ende Januar starb. Er hinterließ mehrere Abschiedsbriefe, u.a. an seine Mutter. Darin schreibt er:
Ich bin nicht hinter billigen Heldentaten her. Ich bin ein Mensch, der seine Würde zurückgewinnen möchte. Ich bin jemand, der aufgrund seiner Reue (über den Verrat) psychisch erkrankte.
Während ich mich verbrenne, bin ich sehr glücklich. Denn diesmal werde ich nicht zulassen, daß dieses Gefühl mit Beruhigungsmitteln unterdrückt wird. Wenn Du um mich weinen solltest, dann wirst Du um den Menschen weinen, der ein Jahr in Österreich für sein Volk im Gefängnis saß. Zu dieser Zeit war ich noch rein. Ich werde mit mir selbst auch den Feind verbrennen. Ich werde nicht einen Menschen, sondern eine ganze Klasse verbrennen. Ich bin ein Kurde. Ja, ich bin ein Kurde. Auch ich bin ein Kind des Feuers und der Sonne. Begrabt mich in Berlin. Ich möchte dort begraben werden. Nicht in Istanbul, und auch nicht in Bingöl. Der Platz einer Persönlichkeit, die in Berlin geprägt wurde, ist Berlin.
Nieder mit dem Verrat! Es lebe der Widerstand! Eser Altinok

Hasan Akdag gefallen am 30.05.1998 in Lingen
Verbrannte sich selbst in der JVA Lingen aus Angst vor Abschiebung und aus Scham vor seinem Verrat gegenüber der PKK. Hasan Akdag war am 18. Dezember 1977 in Çermik bei Amed geboren. Er war der älteste von sieben Geschwistern Der Familie ging es wirtschaftlich gut, jedoch hatte Hasan viele Widersprüche gegenüber seinem Vater. Daher ging er mit 15 nach Izmir, um dort zu arbeiten. Im Dezember 1996 kam er nach Deutschland, um dem Militärdienst und seinem Vater zu entfliehen. Wie auch schon in der Türkei begann er sich im kriminellen und Drogenmilieu zu bewegen und war bald polizeibekannt, wurde wegen Rauschgifthandel mehrmals festgenommen. Newroz jedoch lernte er PKKler kennen und nahm bald an einer dreimonatigen Schulung teil. Im März 1997 schloss er sich der Organisation an. In seinem Abschiedsbrief schreibt er: „Die PKK hat mich ins Leben zurückgeholt. Vorher bestand mein Leben nur aus Drogen und Kriminalität. Die PKK hat mehr Arbeit und Kraft in mich gesteckt, als meine Familie. Diese Liebe und Kraft kannte ich vorher nicht.“ Dennoch lief er von der Organisation weg, was er später sehr bedauerte. Er glaubte, nur dadurch sich selbst zu verbrennen, könne er diesen Verrat wieder gutmachen. Sehr wahrscheinlich fürchtete er auch seine Abschiebung, die jedoch nicht vor September zu erwarten war, möglicherweise hat er seine Situation falsch eingeschätzt. Er übergoß seine Füße mit Benzin, umwickelte seine Beine mit Plastiktüten, zog sich einem leicht entflammbaren Trainingsanzug an und zündete sich an. Hasan zog sich entsetzliche Verbrennungen zu, schrie vor Schmerzen und versuchte sich mit Wasser zu löschen. Seine Mitgefangenen konnten ihm nicht helfen, da sich das Plastik in seine Haut eingebrannt hatte. Es dauerte 40 Minuten, bis Rettungskräfte die Tür zur Haftanstalt öffnen konnten. Hasan blieb bei Bewusstsein, er weinte und verlangte nach Wasser. Mit dem Rettungshubschrauber wurde er nach Hannover gebracht, wo er abends starb. Er war 21 Jahre jung.

Cebeli Haco gefallen am 14.07.1998 in Bochum
Verbrannte sich selbst aus Protest gegen die Haltung der deutschen Polizei und Justiz gegenüber den Menschen aus Kurdistan. Cebeli Haco stammte aus Südkurdistan, von dort war er vor dem Krieg geflohen. Hier in Deutschland war er anerkannter Asylberechtigter. Er beschloss sich aus Protest gegen die Haltung des deutschen Staates gegenüber dem kurdischen Befreiungskampf selbst zu verbrennen. Sein Protest sollte sich insbesondere gegen das Verhalten der deutschen Polizei und Justiz gegenüber den Menschen aus Kurdistan richten, sowie die enge Zusammenarbeit mit den Besatzungsmächten Kurdistans.
Cembeli Haco wählte den 14. Juli für seine Selbstverbrennungsaktion, um die Verbundenheit mit den Gefallenen der kurdischen Revolution zum Ausdruck zu bringen. „Der 14. Juli symbolisiert den Widerstand. Mit meiner Aktion will ich meine Verbundenheit mit den Gefallenen des 14. Juli zum Ausdruck bringen“, schrieb er in seinem Abschiedsbrief. „Ich weiß, mein Tod wird meiner Familie großen Kummer bereiten, aber ich rufe alle auf, wo immer sie sind, sich am Kampf des Volkes zu beteiligen“.

Taylan Kahraman gefallen 21.12.1998 in Düsseldorf
Verbrannte sich selbst aus Protest gegen den Beginn des internationalen Angriff gegen Abdullah Öcalan. Taylan Özgür Kahraman wurde am 27. März 1977 in Dersim /Hozat geboren, dort wuchs er bis zum 12. Lebensjahr auf. Er war der jüngste von drei Brüdern. In seinem Heimatdorf ging er zur Schule, bis er 1988 nach Deutschland kam, wo er die Gesamtschule besuchte. Schon im Alter von 12 Jahren lernte er die kurdische Befreiungsbewegung kennen. Er trat auf zahlreichen Veranstaltungen als Sazspieler oder Sänger auf und beteiligte sich vor allem an den kulturellen Aktivitäten im kurdischen Verein. Die Tatsache, dass seine Familie die PKK unterstützte, hat starken Einfluss auf ihn, dennoch hatte er schon von klein auf seinen eigenen Kopf, war eine stolze und eigenwillige Persönlichkeit. Somit liess er sich weder von der deutschen, noch von der kurdischen Kultur vereinnahmen. Als Jugendlicher wurde er dabei erwischt, als er „Biji Kurdistan“ (Es lebe Kurdistan) an die Wände seiner Schule schrieb. Die nachfolgende Ermittlung und eine Geldstrafe stärkten seine Bindung an die Bewegung. Ende 1998 kam der Vorsitzende der PKK Abdullah Öcalan nach Europa, nachdem die USA und Türkei Syrien mit Krieg gedroht hatten, sollte Öcalan weiter dort bleiben. Es folgte ein Massenprotest von Kurden weltweit. Zwischen dem 9. Oktober und Anfang Dezember 1998 verbrannten sich in Kurdistan und Europa insgesamt 19 Jugendliche aus Protest. Auch Taylan war in großer Aufregung. Mit einem Freund diskutierte er immer wieder über diese Aktionsform. Am 21. Dezember erfuhr Taylan, dass sein älterer Bruder Sinan (Cemgil) am 12. September 1998 in den Bergen, bei der Guerilla gefallen war. Am selben Tag nahm er ein Photo von Cemgil und eines von Abdullah Öcalan, lief in einen Wald bei Düsseldorf, wo er sich mit Benzin überschüttete und anzündete. Sinan Cemgil fiel auf den Bergen. Taylan Özgür fiel in Deutschland/Düsseldorf

Barzan Öztürk (Murat) gefallen am 04.01.1999 im Militärkrankenhaus Koblenz
Selbstverbrennung im Abschiebegefängnis Stuttgart aus Protest gegen die Abschiebepraxis und gegen den Beginn des Komplotts gegen Abdullah Öcalan. Am 4. Januar 1999 starb der kurdische Sänger Barzan Öztürk (Murat) im Bundeswehrkrankenhaus Koblenz an den Folgen schwerer Verbrennungen. Er hatte sich am 1.November 1998 in der JVA Stuttgart-Stammheim angezündet und war mit 80% Verbrennungen ins Bundeswehrkrankenhaus Koblenz eingeliefert worden. Barzan Öztürk war 23 Jahre jung. Er stammte aus Agiri in Nordwestkurdistan. Barzan kam aus einer traditionsreichen Familie, deren Mitglieder sich schon an mehreren Aufständen beteiligten, 14 Mitglieder der Familie sind im Kampf gefallen, darunter auch sein Vater und mehrere Geschwister. Viele sind in Haft oder im Exil. Am 6. Januar kamen tausende Kurdinnen und Kurden nach Stuttgart vor die JVA Stammheim, um Barzan Öztürk die letzte Ehre zu erweisen und sich zu verabschieden. Barzan Öztürk war am 21. August 1998 in Kleve an der holländischen Grenze mit ungültigen Papieren festgenommen und anschließend in der JVA Stammheim inhaftiert worden. Am 24. Oktober 1998 wurde ihm in Stuttgart der Prozess gemacht. Er erhielt eine achtmonatige Strafe, die auf Bewährung ausgesetzt wurde. Anstatt als freier Mann den Gerichtssaal verlassen zu können, wurde er wegen „fehlender Aufenthaltsberechtigung“ sofort in Abschiebehaft genommen. Sein erster Asylantrag war in Freiburg abgelehnt worden. Ein Asylnachfolgeantrag, den er sofort nach seiner Festnahme gestellt hatte, war nicht behandelt worden. Ein neuer Asylnachfolgeantrag wurde nach der Verurteilung gestellt. Dass seine Anwälte einen Abschiebestopp durchgesetzt hatten erreichte Barzan nicht, da sie nicht zu ihm gelassen wurden.
Barzan Öztürk legte seine Beweggründe für die Selbstverbrennung in einem Brief dar. Daraus geht hervor, daß er sich aus Protest gegen die Unterdrückung des kurdischen Volkes und den schmutzigen Krieg in Kurdistan, aus Protest gegen das versuchte Attentat auf den PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan am 9.10.98 sowie aus Solidarität mit den Selbstverbrennungsaktionen vieler PKK-Kriegsgefangener in türkischen Gefängnissen anzündete. Im selben Jahr zu Newroz hatte sich schon eine Verwandte von ihm, Sema Yüce in der Türkei selbst verbrannt. Barzan Öztürk hatte in der Türkei schon ein Jahr im Gefängnis gesessen, war dann aktiv am Befreiungskampf beteiligt und nach einer Verletzung nach Europa gekommen. Barzan Öztürk wurde am 8. Januar 1999 in die Türkei überführt, eine Delegation begleitete den Sarg.

Sema Alp, Ahmet Açar, Mustafa Karakurt, Sinan Karakus gefallen 17.02.1999 in Berlin
Erschossen vor dem israelischen Konsulat bei einer Aktion gegen die Beteiligten der Entführung Abdullah Öcalans in die Türkei. Am 17. Februar 1999 gingen Ahmet Açar, Sema Alp, Mustafa Karakurt und Sinan Karakus mit vielen anderen zum israelischen Konsulat in Berlin, um dort gegen die Beteiligung des israelischen Staates an der Entführung des Vorsitzenden der ArbeiterInnenpartei Kurdistans – PKK, Abdullah Öcalan in die Türkei zu protestieren, so wie Tausende aus Kurdistan in allen Kontinenten zu den Vertretungen der verantwortlichen Staaten gingen um dort protestierten oder sie besetzten.
Sie ahnten nicht, dass die israelischen Botschaftsvertreter in Berlin ohne Rücksicht in die Menge schießen würden. Mindestens ein Sicherheitsbediensteter des Konsulats eröffnete das Feuer aus der geöffneten Tür des Konsulats auf die DemonstrantInnen im Vorgarten und auf der Eingangstreppe. Bis zu 30 Schüsse wurden abgeschossen. Sema Alp, Sinan Karakus, Ahmet Açar und Mustafa Karakurt wurden getötet, andere zum Teil durch die Kugeln der israelischen Sicherheitsbeamten schwer verletzt. Die kurdischen Überlebenden wurden später vor ein deutsches Gericht gestellt. Nicht aber die Mörder. Sie wurden weder bestraft, noch vor Gericht gestellt. Sema Alp, Sinan Karakus, Ahmet Açar und Mustafa Karakurt haben dazu beigetragen, das Leben des Vorsitzenden Abdullah Öcalan zu schützen, und damit auch zu verhindern, dass in der Türkei und Nordwestkurdistan nach seiner Entführung ein gnadenloser Bürgerkrieg ausbrach.

Sema Alp
Sema Alp war 18 Jahre jung und stammte aus Baglica in der Nähe von Batman. Dort lebte ihre Familie seit Generationen – bis der Ort Anfang der 90er Jahre vom türkischen Militär dem Erdboden gleichgemacht wurde. Sema hat die Zerstörung ihres Dorfes miterlebt. Semas Mutter zog mit ihren jüngeren Kindern in die Stadt Kurtalan. Ein Ort im militärischen Belagerungszustand. Der Vater lebte zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehr als 20 Jahren in Berlin, wo er in einer Spinnerei arbeitete. Das Geld, das er nach Kurtalan schickte, wurde dringend benötigt, um das Auskommen der Familie zu sichern. Sema selbst kannte ihren Vater nur von den kurzen Urlaubsbesuchen, die er bei seiner Familie verbrachte. Mitte der 90er Jahre holte der Vater seine Familie nach Berlin.
Sema kannte, bevor sie nach Berlin kam, nur das Leben in einem kurdischen Dorf, mit seinen traditionellen Formen.

Als sie im Alter von 14 Jahren nach Berlin kam, fiel sie auch hier aus dem klassischen Bildungsweg heraus. Lesen und Schreiben lernte sie erst an der Volkshochschule. Sie war ein eher zurückhaltendes Mädchen, das lieber bei ihrer Mutter blieb, als aus dem Haus zu gehen. Sie war mit ihrer 15jährigen Schwester Emine zum kurdischen Zentrum gegangen. Von dort aus fuhren Autos zum israelischen Generalkonsulat. Vor dem Konsulat wurde Sema, als sie weglief aus größerer Entfernung in den Hinterkopf sowie in den Rücken geschossen. Emine, die jüngere Schwester von Sema sah, wie ihre Schwester abtransportiert wurde. Emine verlor wegen der Teilnahme an der Demonstration ihre unbefristete Aufenthaltsgenehmigung und ihren Ausbildungsplatz als Krankenschwester. Sie musste vor Gericht erscheinen, während die israelischen Wachleute unbehelligt blieben.
Sema wurde in der Erde ihres zerstörten Dorfes Baglica begraben.

Ahmet Açar
War 24 Jahre jung und kam aus Urfa. Er war vor sechs Jahren nach Berlin gekommen, wohnte zuletzt mit seiner Frau in Steglitz.

Mustafa Karakurt
War 29 Jahre jung, er stammte ebenfalls aus Urfa, war erst vor einem Monat aus dem Saarland nach Berlin gezogen

Sinan Karakus (Serhat)
War 26 Jahre jung und kam aus Siverek. Er lebte seit eineinhalb Jahren bei Verwandten in Berlin. Er hatte keinen Aufenthaltstatus für Deutschland. Nach der zweiten Gedenkkundgebung am 5. März in Berlin wurde auch sein Leichnam in die Türkei überführt. Sinan Karakus war an den Folgen eines „Kopfschusses“ gestorben.

Zwischen 10.000 und 15.000 Teilnehmer – eine genauere Zählung war wegen des dichten Schneetreibens und weil immer wieder neue Teilnehmer zum Zug stießen, nur schwer möglich – ehrten am 24. Februar in einer und beeindruckenden Demonstration in Berlin Sema, Ahmet und Mustafa. Sinan fiel einige Tage später im Krankenhaus, auch zu seinen Ehren fand eine große Gedenkkundgebung in Berlin statt.

Orhan Aykan gefallen März 1999 in Kassel
Selbstverbrennung aus Protest gegen die Verhaftung Abdullah Öcalans und die Schliessung von Med- TV. Der erst 17jährige kurdische Jugendliche Orhan Aykan verbrannte sich in Kassel um, wie er in einem Abschiedsbrief schrieb gegen die Folter an Abdullah Öcalan nach dessen Verhaftung und die 21tägige Schliessung des kurdischen Senders Med-TV zu protestieren. Indem ich meinen Körper den Flammen opfere, werde ich den Weg des Kampfes hell erleuchten“, hatte Orhan geschrieben. Orhan ging nachmittags um 15.30 in den Habichtswald in Kassel, übergoss sich mit Benzin und zündete sich an. Obwohl die Ärzte um sein Leben kämpften, verstarb er abends um 21.00 Uhr. Mit einem Trauermarsch und dem Ruf nach Freiheit für den PKK- Vorsitzenden Abdullah Öcalan nahmen rund 1.000 Kurden in Kassel Abschied von Orhan Aykan. Nach der Überführung der Leiche nach Diyarbakir wollten tausende von Trauernden an der Beisetzung teilnehmen. Dies wurde durch die türkische Polizei verhindert. Sie hatte schon morgens den Friedhof abgeriegelt. Die Polizei beabsichtigte, die Beerdigung auf einem anderen Friedhof stattfinden zu lassen, nach Protesten der Angehörigen wurde Orhan Aykan beerdigt.

Hamza Polat gefallen am 8. März 2000 in Berlin
Selbstverbrennung vor dem Reichstag „weil er die Spitzelanwerbung durch die deutsche Polizei und das türkische Konsulat nicht mehr ertragen hat.“ (Hamza Polats Vater). Hamza Polat war 28 Jahre jung und lebte in Augsburg. Begonnen hatte die Repression gegen ihn nach den Newroz- Feiern 1994. Ein Sohn der Familie wurde aus verschiedenen Gründen zu einer 27-monatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Der türkische Staat hatte den Pass des Sohnes beschlagnahmt und die deutschen Behörden die Aufenthaltserlaubnis nicht verlängert. Die Familie geriet ins Fadenkreuz deutscher und türkischer Behörden. Im Generalkonsulat in München wurden in Gegenwart eines Agenten des türkischen Geheimdienstes MIT, Angebote für Spitzeltätigkeiten gemacht. Diese reichten von Geldbeträgen bis über die Bereitstellung eines Diplomatenpasses mit beliebigen Namen. Hamza Polats Vater klagt an: „Mein Sohn hat sich angezündet, weil die Spitzelanwerbungen durch die deutsche Polizei und das türkische Konsulat nicht mehr ertragen hat. Man hat den Pass meines Sohnes beschlagnahmt, nachdem er sich geweigert hatte, für sie als Spitzel zu arbeiten. Wenn mein Sohn das Haus verließ, wurde er jedes Mal von der Polizei in Gewahrsam genommen. Er hat sich getötet, weil er die sechs Jahre andauernden Versuche genauso wenig ertrug wie den auf ihn ausgeübten Druck.“ Auch ihn habe die Polizei versucht als Spitzel anzuwerben. Die Familie beerdigt Hamza Polat in Wuppertal. Sein Vater sagte dazu: „Ich möchte den Leichnam nicht in die Türkei bringen. Wenn Kurdistan geschaffen wird, werde ich die Knochen meines Sohnes nehmen und in unser Land bringen.“ YEK-KOM, die Föderation Kurdischer Vereine in Deutschland e.V. erklärte zum Tod von Hamza Polat: „Die Wahl des Ortes seiner Selbstverbrennung, das bundesdeutsche Parlamentsgebäude, weist darauf hin, dass er damit vor allem die deutschen PolitikerInnen anklagen wollte, die solche Praktiken durch Gesetze decken.“ Auch eine Aussage seiner Mutter weist in diese Richtung: Sie macht in erster Linie den deutschen Staat für den Tod ihres Sohnes verantwortlich und erklärte, die Familie habe versucht, den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in dieser Sache einzuschalten, es habe sich jedoch kein Rechtsanwalt für ein solches Verfahren bereit gefunden.
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"(..) Krieggegner_innen", mit Axt? Die PKK war noch die das wahre, sie töten Menschen aber kritisieren genau das. Alles voller gefallener Krieger, sind wir im Mittelalter oder was? Toten gedenken, schön und gut, aber sich mit Mördern solidarisieren geht gar nicht!

Also ich kann bei den ganzen Opfern nirgendwo lesen dass eine/r Mörder/in ist. Eher sind es alles Menschen, die eben vor Mord und Folter geflohen sind. Z. B. Halim, ist er deiner Meinung nach ein Mörder? Warum kannst du dich nicht mit ihm solidarisieren?

 

Und zur Pkk, schau mal wie viele Mitglieder sie haben, und wieviele Tote es durch die Pkk gab. Daraus lässt sich schließen, dass geschätzt 2% von ihnen jemals einen Mord begangen haben. Bzw. muss man noch beachten dass nicht jede Tat die der PKK zu geschrieben wird, auch von ihnen begangen wurde, sondern oft vom Staat mit seiner Konterguerillia!

2%?

Das ist kein Argument zur Verteidigung von Tötungsdelikten.

Ich bin mir sicher, daß keine 2% der BW Soldaten einen Menschen getötet haben.

Somit wäre die PKK, respektive deren Handeln ja weit mehr zu verurteilen.

Davon abgesehen - wenn Menschen durch Selbsttötung versuchen den Staat zu erpressen, ist das alleine deren Angelegenheit. Sie als Opfer einer "verfehlten" Deutschen Politik hinzustellen ist schon mehr als engstirnig.

 

Die PKK steht de facto auch mit Straftaten wie Erpressung, Drogen- und Menschenhandel u.a. zur Finanzierung ihres "Kampfes" in Verbindung.

 

Warum sollte man sich also mit Symphatisanten einer solchen Vereinigung solidarisieren?