Soeben hat das Bundesverfassunggericht den Antrag der Wuppertaler Nazis abgewiesen. Es wird definitiv keine ( angemeldete) Nazi-Veranstaltung am 9.November in Wuppertal geben.
Wir sehen uns also in Vohwinkel. Der Treffpunkt 17:00 an der Schwebebahnhaltestelle Döppersberg.
9. November 2011 – Antifaschistische Gedenkdemonstration für die Opfer des Nationalsozialismus
Die Verbrechen der Nationalsozialisten mahnen -
“Erinnern heißt handeln!” (Esther Bejarano)
Kein Platz für Nazis in Wuppertal-Vohwinkel und anderswo!
17:30 Uhr Lienhardt-Platz:
Teilnahme an der antifaschistischen Demonstration vor den Häusern der
Nazis in der Kaiserstrasse (wir organisieren einen Antifa-Block)
Aufruf zum antifaschistischen Block
Wir rufen dazu auf, gemeinsam in einem antifaschistischen Block auf die Demonstration zu gehen und vor den Häusern der Nazis in Vohwinkel zu demonstrieren. Der Antifa-Block wird sich gegen Nazi-Provokationen und -angriffe zu verteidigen wissen. Herumirrende Nazis werden wir entschlossen in ihre Schranken weisen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Antifa-Blocks wird die kreative Thematisierung der unsäglichen „Rechts-Links-Gleichsetzungen“ der Wuppertaler Polizei und mancher hinterwäldlerischer Politiker*innen sein. Wir behalten uns vor, zu intervenieren, wenn Politiker*innen wieder Antifaschist*innen mit Nazis gleichsetzen.
Darüber hinaus werden wir selbstverständlich an die antisemitische, rassistische und islamfeindliche Politik der Sarrazins, Westerwelles und Möllemänner erinnern, deren gepflegter Extremismus der Mitte entscheidend zum rassistischen Klima in dieser Gesellschaft beiträgt und den Nazibanden erst den politischen Raum eröffnet hat.
Es bleibt dabei: Antifaschismus ist Handarbeit!
Organisieren wir die antifaschistische Selbsthilfe!
Kommt alle, bringt eure Crews und Familien mit!
Aufruf autonomer Antifaschist*innen aus Wuppertal
Seit vielen Jahren erinnert die antifaschistische Bewegung am 9. November an die Pogrome vom 9.–11. November 1938 in Wuppertal. Ein zentraler Schwerpunkt unserer antifaschistischen Arbeit war und ist die Gedenkarbeit für die NS-Opfer. Die Parole „Kein Vergeben – kein Vergessen!“ ist für uns eine besondere Verpflichtung. So waren wir an der Kampagne in Mittenwald gegen die Gebirgsjäger beteiligt, organisierten Aktionen für die Entschädigung aller Zwangsarbeiter*innen oder demonstrierten gegen nicht verurteilte NS-Kriegsverbrecher wie Heinrich Boere und Theodor Oberländer. In Zusammenarbeit mit anderen Organisationen veranstalten wir regelmäßig Gedenkveranstaltungen, besuchen Widerstandskämpfer*innen und organisieren Gedenkstättenreisen nach Auschwitz, Westerbork und Buchenwald.
Die antisemitischen Pogrome, die der Auftakt zu Judenvernichtung und Vernichtungskrieg waren, sind nicht vergessen! Im Gegenteil – die Verbrechen der Nationalsozialisten mahnen uns, das Entstehen einer neuen Nazi-Bewegung wirksam zu bekämpfen.
Endlich
Wir begrüßen es ausdrücklich, dass – endlich – die Wuppertaler Zivilgesellschaft das Naziproblem in Wuppertal-Vohwinkel ernstnimmt und am 9.November auf die Strasse gehen will. Wir freuen uns sehr, dass wir jetzt spürbare Verstärkung bekommen und hoffen, dass wir mit der Gedenkdemonstration am 9.November an die entschlossenen und kreativen Aktionen gegen den Naziaufmarsch vom 29.1.2011 anknüpfen können.
Wir autonome Antifaschist*innen übernehmen seit vielen Jahren die
Verantwortung für den antifaschistischen Kampf und mussten uns
wiederholt mit der Kriminalisierung durch die Polizei auseinandersetzen.
Zuletzt wurden wir sogar von Lokal-Politikern und der Wuppertaler
Polizei als sog „Linksextremistische Unruhestifter“ diffamiert und mit
den Nazis gleichgesetzt.
Nach dem versuchten Totschlag an einer jungen Frau und den zum Teil schweren Kopfverletzungen verursacht durch bekannte Nazischläger auf dem Vohwinkler Flohmarkt, werden und können aber wir nicht einfach zur Tagesordnung zurückkehren. Wir betonen noch mal: Wer mit Knüppeln auf ungeschützte Köpfe eindrischt, wie es bei dem Überfall durch die Nazis geschehen ist, kann niemals ausschließen, dass das Opfer stirbt.
Wir müssen uns mit der gebotenen Vorsicht und Entschlossenheit ganz praktisch die Straße in Vohwinkel zurückerobern. Hauptziel unserer antifaschistischen Arbeit muss sein, dass auch Vohwinkler*innen ihre Ängste überwinden, das Naziproblem in ihrem Stadtteil endlich ernst nehmen und mit Eigeninitiative angehen und bewältigen. Es gibt zum Glück zarte Ansätze einer antifaschistischen Zivilgesellschaft in Vohwinkel, die gestärkt und unterstützt werden müssen.
Für die neuen Herausforderungen müssen wir lernen, solidarisch zu handeln und sorgsam antifaschistischen Selbstschutz zu organisieren. Dieses gemeinsame Handeln jenseits von politischen Unterschieden und sonst notwendigen Trennungen (hingewiesen sei hier u.a. auf Hartz IV, Kriegsbeteiligung, Atompolitik und rassistische Gesetzgebung) ist eine zentrale Lehre der Überlebenden des Nazi-Terrors und der geschlagenen Arbeiter*innenbewegung.
Die Wuppertaler Nazis und die Polizei
Die Wuppertaler Neonazis, die sich offensiv „Nationale Sozialisten
Wuppertal“ nennen, sind eine Mischung aus Straßennazis und Nazikadern,
die in den letzten zwei Jahren bei allen relevanten Naziaktionen und
-aufmärschen im gesamten Bundesgebiet beteiligt waren. Sie sind fest in
das Nazinetzwerk „AG Rheinland“ eingebunden, um das sich ein ganzer
Mikrokosmos von „sozialem“ Leben und Nazipolitik gebildet hat – vom
alltäglichen Propagandadelikt übers nationale Fußballturnier, der
Nazi-Hardcore-Party, dem wöchentlichen Demoerlebnis bis zur geplanten
Gewalttat ist alles dabei. Ein Teil der Neonazis (Kevin Koch, Fabian
Mayer) wird von den Führungsfiguren der bundesweiten NS-Szene zu Kadern
ausgebildet. Sie übernehmen z.B. die bundesweite Medienarbeit der
Nationalsozialisten und fungieren zunehmend als Redner oder Ordner.
Diese bundesweite Einbindung könnte auch der Grund sein, dass sich der
Staatsschutz und der VS für die jungen Nazikader bis hin zur
Verpflichtung als V-Leute interessieren.
Augenklappen für die Polizei
Obwohl diese Nazis seit über einem Jahr in Wuppertal in aller Öffentlichkeit gravierende Straftaten wie Messerangriffe, bewaffnete Überfälle und antisemitische Propagandadelikte begehen, die nach unser Kenntnis auch nach dem deutschen Strafgesetzbuch strafbar sind, wurde die Stärke der Naziszene in Wuppertal von der Polizei bis letzte Woche herunterredet.
Das hat sich jetzt überraschend geändert, weil der Leiter der
Polizeiwache im der Nazi-Hochburg Wuppertal-Vohwinkel, Markus Preuß,
unlängst gegenüber Journalist*innen von Radio Wuppertal und grünen
Kommunalpolitikern seine Weltsicht erklärt hat: “Nazis machen in
Vohwinkel kaum Probleme, das wahre Problem sind in Vohwinkel
Linksradikale und Migranten.” Das empörte die Grünen und die
Journalist*innen so nachhaltig, dass die Grünen einen Offenen Brief an
die Polizeipräsidentin schrieben und die Journalist*innen darüber
berichteten, sodass der Polizist mittlerweile ein Disziplinarverfahren
hat und in Urlaub geschickt wurde.
(http://www.radiowuppertal.de/_pool/files/beitraege/1045942.mp3)
Markus Preuß ist aber nur die Spitze des polizeilichen Eisberges. Noch brisanter ist das zwischendurch eingestellte Ermittlungsverfahren wegen des Naziüberfalls auf eine Filmveranstaltung des Medienprojektes im Cinemaxx. „Die Einstellung wurde damit begründet, dass es sich um ein nicht weiter aufklärbares tumultartiges Geschehen handelt, bei dem den Beschuldigten konkrete Tatbeiträge nicht nachgewiesen werden konnten“, erklärte Oberstaatsanwalt Wolf Tilman Baumert auf Anfrage.
In 10 Monaten „polizeilicher Ermittlungsarbeit“ gab es nie einen ernsthaften Versuch, Zeug*innen des Überfalls zu suchen. Zeug*innenvernehmungen von schon bekannten Personen, die durch den Naziüberfall geschädigt wurden, wie z.B. die verletzten Security-Leute, der Kinobesitzer und die Leute vom Medienprojekt wurden einfach nicht getätigt. Auch der Nazi, der vom Security-Dienst festgehalten werden konnte und eindeutig Pfeffergas gesprüht hatte, taucht als Straftäter nicht mehr auf!
Es wurden weder Fotos zur Wiedererkennung der Täter den Zeug*innen vorgelegt, noch ernsthaft der Tathergang rekonstruiert. Ernsthafte Strafverfolgung sieht sicherlich anders aus. Die Frage ist natürlich, warum die Wuppertaler Polizei so offensichtlich dilettantisch (nicht) ermittelt?
Sind die Wuppertaler Behörden tatsächlich so unfähig und/oder faul,
oder sind die Gründe für die “Strafvereitelung im Amt” noch
gravierender?
Da die Polizeipräsidentin Radermacher, in ihren äußerst nervösen und
unsouveränen Äußerungen zu dem Thema u.a. im Stadtrat, von verdeckten
Ermittlungen in Nazikreisen sprach, ist es zu befürchten, dass an den
Überfällen der Nazis V-Leute beteiligt waren und daher ernsthafte
Ermittlungen nicht gewünscht waren, bzw. sind. Aufgrund der vielen
deutschlandweiten Verbindungen würden sich Teile der Wuppertaler
NS-Szene aus Sicht des Verfassungsschutzes dafür vortrefflich eignen.
Spätestens seit dem Solinger Brandanschlag von 1993 wissen wir, das der hiesige Staatsschutz und NRW-VS zur Deckung seiner V-Leute (damals Bernd Schmitt mit seiner Kampfsportschule Hak Pao) auch mal seine Ermittlungsakten kreativ gestaltet bzw. Belastungen einfach weglässt.
Autonome Antifaschist*innen aus Wuppertal – 20.10.2011
Kampagne „Kein Bier für Nazis“:
Heute Nazikundgebung in Essen
Es findet zwar keine Kundgebung in Wuppertal statt, dafür aber ab 19 Uhr auf dem Webermarkt in Essen ind der Innenstadt.
Also alle nach Essen.