Am vergangenem Sonntag trafen in der Berlinliga die Vereine TSV Rudow 1888 und Tennis Borussia Berlin (Tebe) aufeinander. In den Medien wurde zu diesem Spiel unterschiedlich berichtet (Morgenpost, Tagesspiegel, Berliner Umschau, BZ, Blick nach rechts) Tebe ist überregional als Verein bekannt, der sich offen gegen Homophobie, Sexismus und Neonazis im Fußball ausspricht. Dies bedeutet auch, dass er besonders für Neonazis als Hassobjekt interessant wird.
In der Vorbereitung zum vergangenen Spiel, spielten einige Dinge eine Rolle, die dem Spiel ein wenig Brisanz gaben. Zum Einen gab es bei einem Aufeinandertreffen beim Hallenpokal des Berliner Fußballverbandes (BFV) (2006) verbale Entgleisungen, seitens des Rudower Anhangs gegen den Verein BFC Türkyemspor, zum Anderen ist Rudow in Berlin als ein Gebiet mit hoher Neonazidichte bekannt.
So verwunderte es auch nicht, das im Vorfeld des Spiels bereits Neonazis ihr erscheinen via Facebook ankündigten, was zur Folge hatte, dass auch wir bei Tebe uns entschlossen haben dort nicht vereinzelt und alleine anzureisen. Unterstützt von St.Pauli und Babelsberg-Fans, sowie politischen Genossen fanden ca. 150 Menschen sich in Rudow zusammen, die einen Sieg von Tebe sehen wollten und natürlich auch den Neonazis auf dem Sportplatz, nicht das Feld überlassen wollten.
Bereits am Zwickauer Damm angekommen, wurden hierbei Personen entdeckt, die offensichtlich keine Rudower waren, aber zum Spiel wollten. Diese gehörten zur Hertha BSC Fangruppierung „Buckower Szene“ und fielen durchs tragen der Neonazimarke Thor Steinar auf. Am Stadion wurden sie vom Neonazi Thomas Schirmer begrüßt, der an diesem Tag Ordner des TSV Rudow war. Auch er trug die Marke Thor Steinar, die in vielen Fußballstadien - nicht umsonst - verboten ist.
Thomas Schirmer war derjenige, der bei Facebook die Veranstaltung erstellte und lud dazu auch verschiedene Neonazis ein. Schirmer selber ist seit mehreren Jahren in Rudow als Neonaziaktiv. Besonders im Umfeld der NPD bzw. JN zeigte er sich bei Kundgebungen, aber auch bei Angriffen auf einen Anti-Nazi-Infoständen (25.08.2006)
Neben der „Buckower Szene“ trat auch die ebenfalls neonazistische Hertha-Fangruppierung „Wannseefront“ auf, welche ebenfalls durch Schirmer und anderen Rudowfans freundlich begrüßt wurde. Mit diesen Gruppen kam ein weiterer bekannter Neonazi aus Rudow zum Sportplatz, Marek Pawlowski. Dieser war ebenfalls im Jahr 2006 am Angriff auf einen Anti-Nazi-Infostand beteiligt. Und stammt aus dem Umfeld der NPD Neukölln. Für die NPD sollte er bei der BVV-Wahl antreten, seine Nominierung wurde aber wieder zurückgezogen da er mehrfach als Gewalttäter verurteilt war. Zum direkten Umfeld von Marek Pawlowski gehört auch der Rudower Neonazi und Brandstifter Robert Hardege, der bei einer Spendenaktion der ING-DIBA seine Stimmen für die TSV Rudow abgab und laut Facebook auch am Spiel teilnehmen wollte.
Die erste Halbzeit lief ohne Probleme ihre 45 Minuten ab. Das Spiel plätscherte so vor sich hin und die anwesenden Neonazis hielten sich zurück. Allerdings verstärkte die 12. Einsatzhundertschaft ihre Einsatzkräfte, da auch sie nicht mit so einer Brisanz rechnete.
Die zweite Halbzeit begann mit drei bengalischen Fackeln im Block des Tebe-Anhangs. Hierbei möchten wir hervorheben, dass der Umgang mit Pyrotechnik zwar umstritten ist, aber wir uns für diese Art des Supports entschieden haben und auch zeigen, dass man mit Pyro verantwortungsbewusst umgehen kann – auch wenn eines unserer Banner dabei beschädigt wurde.
Der Verein, TSV Rudow, kritisierte die Aktion, doch verwies darauf, dass diese a) nicht den Spielablauf störte, b) nicht zum Randalieren da war und c) nichts zerstörte. Auch der Schiedsrichter notierte zwar die Aktion, doch auch, dass diese nicht störend für den Spielverlauf war.
Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit kam es zu einem ersten körperlichen Kontakt zwischen rechten Fans, welche auf Rudower Seite standen und Tebe-Fans. Diese wurden zügig durch anwesende Beamte beendet. Während dieser kurzen Auseinandersetzung kam es zu Sprechchören wie „Arbeit macht frei“, "Frei, Sozial und National" und „Lila-Weiß ist Schwul“, welche mit verbal beantwortet wurden.
Während der zweiten Halbzeit und bis zum Ende des Spiels stand wieder der Sport im Fokus. Bei der Abreise allerdings kam es erneut zu gegenseitigen Provokationen und dem Werfen von Gegenständen, wie Münzen, Bierbechern und Holzlatten. Steinwürfe, wie es die Berliner Polizei in ihrer Pressemitteilung schrieb gab es nicht. Laut Augenzeugenberichten, begrüßten währenddessen im Stadion, offensichtliche Spieler des TSV Rudow (zu erkennen Anhand von Trainingsanzügen) einige Personen aus dem rechten Hertha-Spektrum, die länger in der Kneipe vom TSV Rudow gastierten.
Im Anschluss fuhren etwa 20-30 Tebe-Fans zum U-Bahnhof Rudow, da dort wenige Tage vor dem Spiel ein Imbissverkäufer (mit migrantischen Hintergrund) von Neonazis angegriffen wurden, und überreichtem dem Menschen Blumen. Hierbei gab es, dass Gerücht, dass ein Tebe-Fan am U-Bhf. Zwickauer Damm festgenommen wurde und die Gruppe fuhr erneut zurück zum Sportplatz. Diese Information stellte sich als falsch heraus. Als die Gruppe wieder gehen wollte wurde eine Person in Gewahrsam genommen, da diese angeblich zwischenzeitlich vermummt gewesen sein soll. Im Laufe der verbalen Auseinandersetzung, wobei die Beamten z.T. körperlich bedrängt wurden, wurden weitere drei Tebe-Fans festgenommen. Ihnen werden u.a. Körperverletzung, Widerstandshandlungen und Landfriedensbruch vorgeworfen.
Die Fans von Tennis Borussia Berlin verstehen sich nicht als Hooligans und lehnen Gewalt grundsätzlich ab. Aber wir verstehen uns auch, als klar antifaschistisch und dulden somit keine Neonazis, weder außerhalb noch innerhalb von Fußballstadien und Sportplätzen.
Wir danken dem TSV Rudow für seine Gastfreundschaft und seine Stellungnahme, dennoch müssen wir aus unserem Selbstverständnis heraus den Einsatz von Ordnern mit einem Neonazihintergrund und/oder Thor Steinar Kleidung kritisieren.
Auch widersprechen wir der Polizeimeldung, dass der Einsatz der Pyrotechnik und die (nicht erwähnten) rechtsradikalen Verbalentgleisungen miteinander in Verbindung stehen. Auch die verbalen Entgleisungen der eingesetzten Polizeibeamten „du Wichser“ gegenüber einem Festgenommen kritisieren wir hier.
männer und fußball
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da weiß ich schon wieder warum mit zb die bunte liga lieber ist
http://www.bunte-liga-berlin.de/