BOCHUM In Bochum-Langendreer ist es in der Nacht zu Dienstag in einer Pizzeria zu einer Explosion gekommen. Glasscherben und Inventar sind durch die Wucht nach draußen gedrückt und auf der Kaltehardstraße verteilt worden. Die Polizei schließt einen politisch motivierten Anschlag nicht aus. Die Täter stammen möglicherweise aus der rechtsradikalen Szene.
Kurz nach Mitternacht wurde die Feuerwehr von mehreren Anwohnern gerufen. Feuer in der Pizzeria Bella Bellissimo in der Kaltehardstraße. Bevor die Einsatzkräfte eintrafen, erschütterte eine Explosion das Restaurant. Verletzt wurde jedoch niemand. Die Feuerwehr hatte die Flammen dann schnell unter Kontrolle und konnte verhindern, dass der Brand auf das angrenzende Mehrfamilienhaus übergreift. Es besteht der dringende Verdacht der Brandstiftung. Ein technischer Defekt kann zumindest ausgeschlossen werden.
Die Bochumer Polizei hat noch in der Nacht eine Ermittlungskommission eingesetzt, in die auch Beamte des Staatsschutzes eingebunden sind. „Das heißt jedoch nicht, dass wir von einem Staatschutzdelikt ausgehen“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. „Wir können es aber derzeit auch nicht ausschließen - aufgrund der örtlichen Gegebenheiten.“
Streit eskaliert
Seit Anfang des Jahres eskaliert in Langendreer ein Streit zwischen Rechts- und Linksextremisten. Hakenkreuz-Schmierereien, Nazi-Übergriffe und Morddrohungen. Am Samstag will ein Bündnis gegen Rechts in Langendreer demonstrieren. Die Polizei beobachtet die Entwicklungen im Stadtteil mit großer Sorge. Die Politik schaut eher hilflos zu.
Dass es sich bei dem Feuer in der Pizzeria um einen Anschlag der rechtsextremen Szene handelt, mag man bei der Polizei nicht bestätigten. „Hinweise darauf gibt es nicht“, sagt Schütte. Zumindest reichten die Hinweise nicht als Beweis aus. Doch dass der Staatsschutz in die Ermittlungskommission eingebunden ist, darf zumindest als Indiz gewertet werden. Noch in der Nacht hatte die Polizei fünf Tatverdächtige festgenommen. Nach Informationen dieser Redaktion handelt es sich dabei um Angehörige der Neonazi-Szene. Sie wurden inzwischen wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Die Ermittlungen dauern an.
5 Ingewahrsamnahmen waren bekannte Nazis
In der Nacht wurden 5 Nazis aus ihren Wohnungen geholt, auf's Päsidium mitgenommen und verhört, aber inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt. Mehr in einem Artikel auf DerWesten. In der Kaltehardstraße selbst wohnen mehere Nazis, sowie die Eltern von Daniel Ewers. Bei den Betreiber*innen der Pizzeria, einer arabischen Familie, wurden in der Vergangenheit bereits zwei Mal die Schaufenster scheiben mit einem Gullydeckel eingeworfen Die Familie hatte in der Vergangenheit mehrfach Ärger mit Nazis gehabt. Es wird Zeit, dass in Langendreer etwas passiert!
Infos zur Demo am Samstag
In Bochum Langendreer sind seit Anfang diesen Jahres Aktivitäten durch Nazis registriert worden. Neben Hakenkreuzschmierereien und Aufklebern mit rassistischen Parolen versuchen die Nazis nun vermehrt, BürgerInnen ein zu schüchtern. An den Wochenenden „marschieren“ sie laut durch die Straßen, fordern „Nationalen Sozialismus Jetzt“ und zünden Feuerwerkskörper. Den bisherigen traurigen Höhepunkt stellt ein Angriff Ende September am S-Bahnhof Langendreer dar: Eine Nazi-Gruppe griff drei Personen an, brach dabei einem das Nasenbein und prügelte die anderen beiden nur 2 Minuten vor Einfahrt der S-Bahn auf die Gleise.
Im benachbarten Dortmund führte das leugnen und verharmlosen des Naziproblems durch die Polizei und Stadtverwaltung dazu, dass über Jahre eine besonders aggressive Nazi-Szene herangewachsen ist. In Langendreer wiederholen Bezirksbürgermeister Norbert Busche (SPD) und die lokale Polizei die Fehler, die in Dortmund gemacht wurden. Die Angriffe der Nazis auf Unbeteiligte werden zu Schlägereien unter Jugendlichen oder zu einem Bandenkrieg zwischen Linken und Rechten verklärt. Menschen, die sich gegen Nazis engagieren, werden selbst als Extremisten bezeichnet und in einen Topf mit den Nazitätern geworfen. Bürgermeister und Polizei fallen damit den eigenen engagierten BürgerInnen in den Rücken.
Langendreer sind empört darüber, wie Faschisten ihr Unwesen treiben und werden nicht zulassen, dass sie Leute terrorisieren. Aus diesem Grund hat sich das Bündnis „Langendreer gegen Nazis“ gegründet. Wir rufen alle DemokratInnen und AntifaschistInnen dazu auf, sich an der Demonstration „Langendreer gegen Nazis“ am 29.10 um 12 Uhr zu beteiligen und den Nazis zu zeigen, dass Langendreer ihre Übergriffe und ihre Propaganda nicht dulden wird.
Demonstration am Samstag, den 29.10.2011, 12:00 Uhr
Treffpunkt: Bochum Langendreer-West S-Bahnhof (Westausgang)