Der elfte September in Chile

Salvador Allende

Der Putsch der demokratisch gewählten sozialistischen Regierung unter Salvador Allende 1973 durch chilenische Faschisten rief einen internationalen Aufschrei der Menschen hervor. Einmal mehr wurde die Unmenschlichkeit des kapitalistischen Westens und besonders der USA deutlich, deren Geheimdienst CIA den Staatsstreich unterstützte.

 

Allende wird Präsident und erste Probleme 
Im Jahr 1970 wurde Salvador Allende mit dem Linksbündnis Unidad Popular ins Präsidentenamt gewählt worden. Bereits Allendes Vorgänger Eduardo Frei Montalva begann mit Reformen, indem er unter anderem die Kupferminen des Landes verstaatlicht und eine weitreichende Bodenreform durchführte. Allende setzte diesen Kurs fort und gewann dadurch enormes Vertrauen in weiten Teilen der Bevölkerung. Eine breite Demokratisierung der Gesellschaft war die Folge. 


Die Zustimmung der einfachen Bevölkerung zu Allendes Politik bedeutete gleichzeitig die zunehmende Ablehnung seiner Politik durch Industrielle, Großgrundbesitzer und andere Menschen der politischen Rechte Chiles. Bereits 1971 kam es zu einem Mordanschlag auf den ehemaligen Minister Pérez Zújovic. Dieser Mord wurde zunächst einer linksradikalen Gruppe angelastet, tatsächlich wurde Zújovic wahrscheinlich von Rechten getötet, um das Linksbündnis zu spalten. Tatsächlich beendeten im folgenden Jahr die Christdemokraten, zu denen Zújovic gehörte, ihre Unterstützung für Allende auf und schlossen sich der rechten Opposition an. Die Zustimmung für die sozialistische Regierung wurde auf der politischen Ebene geringer. Der vierwöchige Besuch Fidel Castros in Chile verstärkte international den Eindruck, Chile würde sich am gesellschaftlichen Modell Kubas und der Sowjetunion orientieren, was das Misstrauen gegen Allende in rechten Kreise weiter verstärkte. Bereits zu diesem Zeitpunkt nahmen rechte Militärs in Chile Kontakt mit den USA auf, um über eine mögliche Zusammenarbeit gegen die sozialistische Regierung auszuloten. 

Der Konflikt verschärft sich 
Proteste von Bauern gegen die Landverteilung, die Landkollektive dem von Allende angestrebten Modell der Vertragsfarmern bevorzugten, ließen die Anspannungen im Land weiter steigen. Die Besetzung von Ackerland durch Bauern hatte eine Lebensmittelknappheit zur Folge, was 1972 zur Rationierung von Grundnahrungsmitteln führte. Die von der politischen Rechten geschürten Konflikte verschärften sich weiter nachdem das ganze Land von Streiks überzogen wurde. Die wachsende Unzufriedenheit vieler Menschen und das gleichzeitige Schüren der Konflikte durch rechte Splitergruppen führte zu Straßenschlachten mit Toten auf beiden Seiten, was dazu führte, dass die Regierung den Notstand ausrief. Mehr als 600 Terroranschläge und Sabotageakte gegen die eigene Wirtschaft und die nationale Infrastruktur verschärfte das Durcheinander und die Unsicherheit im Land. Die Ausrüstung, wie Sprengstoff und Gewehre für die Rechten, wurden meistens von der CIA besorgt, wenn nicht die Armeedepots der chilenischen Armee geplündert wurden. Erst die Einbindung rechter Militärs in die Regierung, wie den General Carlos Prats, sorgten für eine zeitweise Entspannung der Lage, die Beziehungen zu US-Geheimdiensten wurden dabei nicht eingestellt. 

Generalstreik und Demonstrationen. 
Nach den Wahlen Anfang 1973, die eine Patt-Situation zwischen der sozialistischen Regierung und der echten Opposition ergab, konnte Allende keine Mehrheit für Gesetzesänderungen mehr bekommen. Gleichzeitig fehlte der Opposition eine zwei Drittel Mehrheit für die Absetzung Allendes. Eine neue Eskalation stand unmittelbar bevor. Wieder streikten erst die Kupferarbeiter, dann die Fuhrunternehmer. Das Land stand kurz vor einem Generalstreik. Im Juni wurde ein erster Putschversuch durch Coronel Roberto Souper, vereitelt. 


Wieder berief Allende das Militär in sein Kabinett, doch die zunehmend rechtsgerichteten Generäle waren lange nicht mehr republiktreu. Nach der Ablösung des zum liberalen Flügel des Militärs gehörenden Generals Prats, durch General Pinochet, wendete sich auch Allendes Partei gegen ihn. Nach einem Mistrauensvotum im chilenischen Parlament gegen Allende und einer Demonstration mit über 700.000 Teilnehmer_Innen stand das Land wieder kurz vor einem Generalstreik. 

Pinochet putscht 
Am morgen des 11. September wurde Salvador Allende durch einen Telefonanruf geweckt und bekam die Nachricht, dass sich weite Teile des Militärs gegen ihn gewandt hätten und seinen Rücktritt forderten. General Pinochet, der Oberbefehlshaber der chilenischen Streitkräften, war nicht erreichbar. Daraufhin begab sich Allende mit seiner Familie, dem Kabinett und einigen Getreuen im Präsidentenpalast Moneda. Als 8Uhr morgens durch das Radio die Forderungen der Putschisten verlesen wurden, war auch klar, dass Pinochet zu den Putschisten zählte. In seiner letzten Rede Salvadors, die nur noch von wenigen noch nicht bombardierten regierungstreuen Radiosender gesendet wurde, sagte er: 

„Mit Sicherheit ist dies die letzte Gelegenheit, mich an Sie zu wenden. Mir bleibt nichts anderes, als den Arbeitern zu sagen: Ich werde nicht aufgeben! In diesem historischen Moment werde ich die Treue zum Volk mit meinem Leben bezahlen. Sie haben die Macht, sie können uns überwältigen, aber sie können die gesellschaftlichen Prozesse nicht durch Verbrechen und nicht durch Gewalt aufhalten. [...] Arbeiter meiner Heimat: Ich möchte Ihnen für Ihre Treue danken. Es lebe Chile! Es lebe das Volk! Es leben die Arbeiter! Dies sind meine letzten Worte und ich bin sicher, dass mein Opfer nicht umsonst sein wird, ich bin sicher, dass es wenigstens ein symbolisches Zeichen ist gegen den Betrug, die Feigheit und den Verrat.“ 

Gegen Mittag griffen Kampfjets den Moneda an, anschließend begannen Bodentruppen mit der Erstürmung des Moneda. Während der Erstürmung des Palastes begann Allende wahrscheinlich Selbstmord. 

Pinochets Regimes. 
Nach der Machtergreifung Pinochets wurden mehr als 2.000 Menschen verhaftet, die hauptsächlich aus Gewerkschaftlern und Sympathisant_Innen der alten Regierung. Folter und Morde waren in den Gefängnissen an der Tagesordnung. Fussballstadien, Schulen, Konferenzhallen und andere öffentliche Gebäude wurden zu regelrechten Konzentrationslager umgerüstet. Mehr 30.000 Menschen wurden während dieser Zeit ermordet, selbst die US-Regierung geht von mindestens 5.000 Toten aus. Erst 1990 fand Chile zur Demokratie zurück, das Verhältnis zu den USA ist seitdem getrübt, nicht zuletzt weil unter der Rettig-Kommission die Beteiligung der CIA an dem Putsch erstmals offengelegt wurde.

 

http://ipar.blogsport.de

 

Die Schlacht um Chile

karl 11.09.2011 - 17:52 Die Schlacht um Chile 
In seiner dreiteiligen Dokumentation zeichnet Patricio Guzmán die Endphase der Regierungszeit von Salvador Allende nach. Der Film besteht nicht aus Archivmaterial, Guzmán und sein Team drehten kontinuierlich zwischen 1972 und 1979. Chiles bedeutendstem Dokumentarfilmer gelang es, das Rohmaterial ins kubanische Exil zu retten und dort sein monumentales Zeugnis des „Kampfes eines unbewaffneten Volkes" -- so der Untertitel des Films -- zu gestalten. In Chile unterliegt Die Schlacht um Chile der Zensur und wurde nie vom staatlichen Fernsehen ausgestrahlt. 
 http://www.youtube.com/watch?v=cmzlq0GigXA 
 http://www.youtube.com/watch?v=gvBjCPoxgLI 
 http://www.youtube.com/watch?v=wEDmNSU5sFw 

Calle Santa Fé 
Am 5. Oktober 1974 stürmt die chilenische Geheimpolizei DINA in Santiago das Haus in der Calle Santa Fé 725. Carmen Castillo, die Regisseurin des Films, lebt seit dem Putsch Pinochets im Untergrund, sie ist im sechsten Monat schwanger. Gleich zu Beginn des Schusswechsels zwischen den DINA-Agenten und MIR-Aktivisten, wird sie verwundet und verliert das Bewusstsein. Zwei Genossen gelingt es zu fliehen, doch Carmen Castillos Lebensgefährte Miguel Enriquez, Gründer und Generalsekretär der MIR, wird erschossen. Castillo überlebt schwer verletzt und wird aufgrund internationaler Proteste aus der Haft entlassen und nach Frankreich ausgewiesen. Dreißig Jahre später ist sie nach Santiago zurückgekehrt und hat einen Dokumentarfilm über die damaligen Ereignisse gedreht. Calle Santa Fé ist nicht nur eine Erinnerung an den gefallenen Genossen und Lebensgefährten, sondern auch eine Reflexion über die Bedeutung des Kampfes der MIR in Chile während der Regierungszeit der Unidad Popular und unter der Militärdiktatur. 
 http://www.youtube.com/watch?v=O4W8gXwdLDc&feature=channel_video_title

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Chiles 11. September / 9-11 Chile
http://www.youtube.com/watch?v=iMFmKg0k8cY

Aussagen von Politik und Wirtschaft zum Putsch in Chile.

 

 Die US-Regierung fördert den Putsch in Chile:

 

 "That son of a bitch, that bastard..."
Richard Nixon, US-Präsident, im Oktober 1970

 

"I don't see why we need to stand by and watch a country go communist because of the irresponsibility of its own people."
Henry Kissinger, Chefberater des US-Präsidenten, am 27. Juni 1970

 

"Das chilenische Militär rettete Chile vor einem totalitären Regime und die Vereinigten Staaten vor einem Feind."
Henry Kissinger, früherer US-Sicherheitsberater und Außenminister unter Präsident Richard Nixon, am 09. September 2003 (AFP-Meldung)

 

"Not a nut or bolt shall reach Chile under Allende. Once Allende comes to power we shall do all within our power to condemn Chile and all Chileans to utmost deprivation and poverty."
Edward Korry, US-Botschafter in Chile, nach den ersten Berichten über Allendes Wahlsieg 1970

 

"...Informar a esos oficiales golpistas que el gobierno de EE.UU. les dará su respaldo total en el golpe..."
Cable 762 des CIA-Büros in Santiago de Chile am 14.10.1970

 

 

l in 10 chance perhaps, but save Chile!; worth spending; not concerned; no involvement of embassy; $10,000,00 available, more if necessary; full-time job -- best men we have; game plan; make the economy scream; 48 hours for plan of action.
Handschriftliche Notiz des CIA-Chefs von einem Gespräch mit US-Präsident Nixon am 15. September 1970, aus dem das Projekt FUBELT entstand

 

 

Regierung und Kapital in der Bundesrepublik Deutschland freuen sich über den Putsch in Chile:

 

Heinrich Gewandt, CDU-Bundestagsabgeordneter und Experte für Probleme der Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern, versichert nach dem Putsch der chilenischen Militärjunta, dass Chile für das BRD-Kapital nun wieder kreditwürdig werde. 

 

"Angesichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat, erhält das Wort Ordnung für die Chilenen plötzlich wieder einen süßen Klang."
Franz Josef Strauss, CSU-Politiker und späterer Kanzlerkandidat, im Bayernkurier am 22.09.1973

 

"Die Ereignisse in Chile haben bewiesen, dass Marxismus und freiheitlich-demokratische Grundsätze unvereinbar sind."
Karl Carstens, Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU im Bundestag, am 12.09.1973

 

"Soweit wir Einblick bekommen haben, bemüht sich die Militärregierung in optimalem Umfang um die Gefangenen. Die Verhafteten, die wir sprachen, haben sich nicht beklagt."
Über die Lage der im Stadion von Santiago de Chile gefangenen und gefolterten Chilenen: "Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm." (Süddt. Zeitung, 18.10.1973)
Bruno Heck, Generalsekretär der CDU, nach seiner Rückkehr aus Chile am 18.10.1973

 

"Sie wissen, wir gewähren an viele Länder dieser Welt Entwicklungshilfe, die keine Demokratien sind."
Hans-Jürgen Wischnewski, Bundesgeschäftsführer der SPD, am 01.10.1973

 

"Jetzt geht es wieder aufwärts."
DIE WELT am 29.09.1973

 

"Wer sich einigermaßen in der chilenischen Geschichte auskennt, kann sogar für das Vorgehen der Streitkräfte ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen..."
Deutschlandfunk am 13.09.1973

 

"Jetzt hat die Armee nicht mehr länger stillgehalten. Drei Jahre Marxismus sind ihr genug."
Bild-Zeitung am 12.09.1973

 

"Im Augenblick der höchsten Gefahr konnten sich die Streitkräfte ihrer Verantwortung nicht mehr länger entziehen. Sie können nur obsiegen, wenn sie sofort und mit aller Schärfe reinen Tisch machen."
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 12.09.1973

 

"Chile – jetzt investieren."
Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 29.09.1973

 

"Putsch in Chile ist für Banken positiv – In Südamerika kann wieder investiert werden."
Gerhard Liedtke, Dresdner Bank AG, am 08.10.1973

 

"[...] Der so lang erwartete Eingriff der Militärs hat endlich stattgefunden [...] Säuberungsaktion ist immer noch im Gange [...] Wir sind der Ansicht, dass das Vorgehen der Militärs und der Polizei nicht intelligenter geplant und koordiniert werden konnte, und dass es sich um eine Aktion handelte, die bis ins letzte Detail vorbereitet war und glänzend ausgeführt wurde [...] Chile wird in Zukunft ein für HoechsterProdukte zunehmend interessanter Markt sein [...] Die Regierung Allende hat das Ende gefunden, das sie verdient [...]"
Siebenseitiger Brief der chilenischen Tochtergesellschaft an die Farbwerke Hoechst AG 

 

 

Es ist interessant die Aussagen westlicher Politiker und Manager zum 11.09.2001 mit denen zum 11.09.1973 zu vergleichen. 100 Kriege und Katastrophen in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts und die im Verhältnis "kleinste dieser Katastrophen", wird zur "Zeitenwende" erklärt, weil sie das erste mal eine westliche Metropole traf. Was ist ein Mensch wert?

Der Tod eines US Bürgers, eines Deutschen, eines Bürgers der westlichen Welt, ist aus Sicht der Politiker, der Wirtschaftsmagnaten und der westlichen Medien tausendmal mehr Wert als der Tod namenloser Chilenen, Argentinier oder Kongolesen.