"Wir sind eigentlich ganz lieb": Im Gespräch mit "Hassbrennern"

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Berliner Autobrandstifter selbstkritisch: Am Thema Geruchsbelästigung wird noch gearbeitet. Ein Interview mit Lissy Brandt und Friedhelm Zündler. Lissy Brandt und Friedhelm Zündler sind Aktivisten der "Wagensportliga". Sie leben in Berlin-Kreuzberg und befürworten Gewalt gegen Sachen.

Sie zünden regelmäßig nachts Autos in Berliner Innenstadtbezirken an. Haben Sie schon mal über den Umweltaspekt und die Geruchsbelästigung durch verschmorte Plastikteile nachgedacht?

Friedhelm Zündler: Das lässt sich kaum vermeiden, ich rieche es ja ständig.

Lissy Brandt: Ja, weil du dein Werk immer noch stolz betrachten musst, bis die Polizei um die Ecke kommt, du kleiner Pyromane. Ich entferne mich da relativ schnell. Aber es stimmt schon, die giftigen Dämpfe sind ein Kritikpunkt, über den wir mal nachdenken müssen. Andererseits haben wir diesen Scheiß ja nicht hergestellt. Am Thema Geruchsbelästigung arbeiten wir noch.

Friedhelm Zündler: Wir sind eigentlich ganz lieb.

Die Besitzer der Autos denken darüber sicherlich anders.

Lissy Brandt: Everbody's Darling is Everybody's Depp. Man kann es halt nicht jedem recht machen.

 

Der Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner schrieb neulich, er glaube, dass die Besitzer dieser Fahrzeuge trauern, weil das abgefackelte Auto ihr Freund gewesen sei. Wollen Sie vielleicht dazu etwas sagen?

 

Lissy Brandt: Ich kann mich da schlecht hineinversetzen. Unser Freundeskreis ist vielleicht irgendwie einseitig menschlich geprägt. Mein Hund ist vielleicht auch noch eine Art Freund, aber meine Kaffeemaschine schon irgendwie nicht mehr. Wenn sie verstehen, was ich meine.

 

Friedhelm Zündler: Außerdem glaube ich nicht, dass man von Freundschaft reden kann, wenn man sich seine Freunde kaufen muss. Für ein Auto bezahlt man ja meistens Geld. Mir ist jedenfalls noch keins zugelaufen.

Psychologen und Kriminologen haben schon einige Thesen aufgestellt, wie man wohl zum Autobrandstifter wird. Wollen Sie es uns verraten?

Friedhelm Zündler: Meine Kindheit war okay. Ich hab auch schon lange nicht mehr ins Bett gepinkelt. Tiere gequält hab ich auch nie. Ich bin sogar Veganer, weil ich keinem Lebewesen was antun kann. Gewalt nur gegen Sachen.

Lissy Brandt: Ich hab als Kind schon immer aus Rache die Matchbox-Autos der Jungs angekokelt, die mich damals im Sandkasten an den Haaren gezogen haben. Und als ich größer wurde, da wurden halt auch die Jungs, die mich gepiesackt haben, größer. Genau so war das mit deren Autos.

Wie lautet die politische Botschaft, die Sie mit den Autobrandstiftungen vermitteln wollen?

Lissy Brandt: Die Polizei sollte uns eigentlich auf Knien dafür danken, dass wir das Falschparkerproblem beseitigen helfen. Aber sie lässt sich wohl lieber von der Porsche-Cayenne-Fraktion schmieren. Ich finde, die neueren Autos sind einfach auch ein ästhetisches Problem. Das Design war früher besser, aber der Spritverbrauch eines Oldtimers ist heute nicht mehr zu verantworten.

Friedhelm Zündler: Mein Ziel war am Anfang eigentlich nur, dass ich im Knast überwintern kann, weil ich da gerade meine Wohnung verloren hatte. Aber ich bin einfach nicht erwischt worden. Und als es mal fast so weit war, wollte der Bulle gleich auf mich schießen. Da hab ich dann doch die Kurve gekratzt. Inzwischen hab ich eine Freundin und wohne mit ihr in einer Ein-Zimmer-Wohnung. Deshalb versuche ich jetzt immer rechtzeitig abzuhauen.

Leuten wie Ihnen wird häufig Sozialneid unterstellt. Steckt darin ein Körnchen Wahrheit?

Lissy Brandt: Wenn Sie damit meinen, daß wir selber gerne solche Autos hätten: Das ist totaler Müll. Ich würde mit dem Geld was anderes machen. Vielleicht eine Weltreise.

Friedhelm Zündler: Aber darauf, was diese Lackaffen und Falschparker an einem Wochenende für Feiern und gutes Essen ausgeben, darauf kann ich als "Aufstocker" schon neidisch werden. Aber ich würde an Ihrer Stelle kein Fleisch essen.

Haben Sie eventuell ein gestörtes Verhältnis zum Eigentum?

Friedhelm Zündler: Nö.

Lissy Brandt: Eher ein lockeres Verhältnis.

Dürfen wir daraus schließen, dass Sie Linksextremisten sind?

Friedhelm Zündler: Ich habe erst durch die Medien erfahren, dass meine Taten auf das Konto von Linksextremisten gehen. Vorher habe ich mir über Politik nie groß Gedanken gemacht, ich war nur ein bisschen sauer auf so Lackaffen. Marx oder so hab ich nie gelesen.

Lissy Brandt: Marx konnte auch noch gar nichts über brennende Autos schreiben, weil es zu seiner Zeit noch gar keine Autos gab.

Wie zündet man eigentlich diskret Autos an?

Lissy Brandt: Solche Anleitungen zu verbreiten, das ist leider voll kriminalisierbar. Bei uns ist das ja schon egal, aber bei Ihnen... Es sei denn, Sie verkaufen das Interview der B.Z. und schreiben dazu ganz oft, wie schlimm Sie das finden, dann sind Sie aus dem Schneider.

Friedhelm Zündler: Wir können ja mal sagen, wie es nicht geht. Also, ein Feuerzeug an den Lack zu halten, ist ziemlich ineffektiv. Wenn man Benzin unter die Karre schüttet, und es dann mit einem Streichholz anzündet, kann man sich übel verletzen. Und einen Molli draufzuschmeißen, würd ich auch nicht empfehlen. Es sei denn, man legt es drauf an, erwischt zu werden. Weil, einen Molli dabei zu haben, das kann man ja bei einer Kontrolle nicht so gut erklären...

Lissy Brandt: ...wie zum Beispiel das Mitführen von Tofu-Bratwurst und Grillanzündern. Aber jeder und jede muss das für sich selbst herausfinden. Wir wollen ja hier auch nicht klugscheißen.

 

Lissy Brandt und Friedhelm Zündler, vielen Dank für dieses Gespräch!

 

 

Redaktionelle Anmerkung für mitlesende Staatsschutzbeamte: Falls Sie nicht sicher sind, ob es sich hier um Satire handelt, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.



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wie auch immer. luxuskarossen abzufakeln um gegen die gentrifizierung im kiez zu kämpfen, ist vermittelbar. aber ne familienkutsche in f'hain abzufakeln ist einfach nur scheisse.

das wissen hier 99,9% der leute. sag's den trittbrettfahrern.

das ist es ja nichtmal, es sind eher familienwagen in chartlottenburg. dort wo auch nachts einige teure neuwagen herumstehen - garantiert mehr als in fhain oder sonstwo.

Es ist doch völlig egal, was für ein Auto brennt. Auch Familien kaufen sich unter Umständen mal einen (möglicherweise größeren) Neuwagen und es gibt Menschen, die ihre persönliche Lebensfreude daraus schöpfen, sich mal was zu gönnen. Wenn das nun zufällig ein schnittiges Auto ist, dann entbehrt es in meinen Augen jedweder Toleranz, gesellschaftlicher Akzeptierbarkeit oder auch nur Verständnis, warum sich irgendwer anmaßt, darüber zu entscheiden, was der Einzelne mit seinem Geld veranstaltet, ohne dabei anderen auch nur den Hauch eines Schadens zuzufügen.

 

Trittbrettfahrer hin oder her: Es gibt schlicht und ergreifend KEINE Legitimation zur Zerstörung fremden Eigentums. Das fängt bei Autos an, geht bei Kinderwagen weiter, letzten Endes ist es auch egal, worum es sich bei dem zerstörten Gegenstand handelt. IMMER ist fremdes Eigentum durch fremde Leistung erzielt worden. In jedem Fall trifft man damit UNBEKANNTE Opfer. Weiß ein Autozündler, wessen Auto er da zerstört? NEIN! In den meisten Fällen handelt es sich dabei nämlich NICHT um "Bonzen", sondern um ganz normale Menschen, die aus FREIER Entscheidung und von ihrer Arbeit generiertem Geld etwas für sich kaufen. Dass da auch mal eine Emotion dranhängt, ist doch völlig normal.

Wenn es legitim wäre, anderer Menschen Autos aus politischen Gründen zu verbrennen, dann muss es auch im logischen Umkehrschluss erforderlich sein, dass beispielsweise Laptops (ein wahrer Luxusgegenstand) oder Mobiltelefone (auch entbehrlich) zerstört werden, für deren Anschaffung die meisten Menschen monatelang arbeiten müssen und ein anderer Mensch es neidet. Wer das tut, müsste aber nicht mit Verständnis rechnen. Eher mit anderen Konsequenzen.

 

Es gibt durchaus Leute, die keinen Bock auf alternative Lebensart haben. Nicht jeder will in ranzigen (ich kenne keine einzige, die nicht stinkt) Wagenburgen leben, veganes Essen konsumieren, was auch immer ... Manche Leute wünschen vielleicht mehr oder weniger Luxus und möchten selbst erarbeitete Dinge für sich haben. Dieses Recht muss eine freie Gesellschaft (die ja so vehement eingefordert wird) dem Einzelnen ja wohl zugestehen.

 

Es mag polemisch klingen, aber bevor man sich an anderer Leute Eigentum (das eben mit harter Arbeit erwirtschaftet wird) vergreift, sollte man erstmal selber lernen, wie Arbeit schmeckt. Arbeit ist übrigens nicht das Verkaufen von schlecht gemachte Straßenmagazinen zu horrenden Preisen.

 

Wenn man etwas ändern will, dann sollte man die breite Masse durch Argumente überzeugen, nicht durch sinnlose Gewalt, auch nicht "gegen Sachen". Die Veröffentlichung der obigen "Satireschrift" zeigt doch ganz eindeutig, dass es von den Betreibern dieses "unabhängigen" Journalismusportals alles andere als verurteilt wird.

 

Und nun: viel Spaß beim Zerreißen meiner Meinung.

Ich bin übrigens 29 Jahre alt, Studentin, lebe in einer WG in einem Berliner Innenstadtbezirk, der gemeinhin als "Problembezirk" bezeichnet wird und muss meinen Lebensunterhalt (unterhalb der Armutsgrenze) selbst erarbeiten. Dennoch fühle ich mich vom "System" (welches mir eine ganz gute Gesundheitsversorgung zu einem Spottpreis liefert) nicht benachteiligt und sehe das Zerstören von "Sachen" nicht als geeignetes Werkzeug zur Verbesserung meiner persönölichen Lebenssituation - die ich übrigens als durchaus akzeptabel einschätze -  an.

 

MFG

Elsa Krawuttke

Danke für diesen Beitrag!

 

Dieses, sich auch noch lustig machen, wenn man anderen Leuten materiellen Schaden zufügt, finde ich ziemlich daneben.

Wenn so die bessere Gesellschaftsordnung aussehen soll, von denen "die Linken" träumen, dann gute Nacht.

 

In der DDR, welche ja den real existierenden Sozialismus verkörperte, also eine linke Staatsform darstellte, wären Menschen, welche sich heute für"links" halten, und anderer Leute Eigentum zerstören und ansonsten eher durch Nichtstun brillieren, schlicht und ergreifend wegen "asozialer Lebensweise" in den Knast gegangen.