Hier spricht ein Zündler-Opfer vor seinem beschädigten Auto. Wie er künftig parken soll, weiß er nicht.
Am schlimmsten sei die Ungewissheit. Wo soll ich jetzt parken? Wie sicher kann man sich in Berlin fühlen? Es bleibt ein unbehagliches Gefühl bei Timm Wolf (37), nachdem er erfahren hat, dass sein Auto abgefackelt wurde. Und er muss sich Fragen stellen wie:
Wer bringt jetzt die Tochter zur Kita? Wie komme ich zur Arbeit? Wie organisieren wir den großen Lebensmitteleinkauf? Fragen, die bis heute nicht beantwortet sind. „Dass in Berlin fast täglich Fahrzeuge angezündet werden, ist bekannt. Doch wenn man plötzlich selbst Opfer ist, verändert sich alles“, sagt Wolf.
In der Nacht vom 6. zum 7. Juni schütten Unbekannte Benzin über den Kotflügel und die Reifen seines Volvo, den Wolf am Volkspark Friedrichshain, nahe seiner Wohnung, abgestellt hatte. Die Täter entzünden das Benzin und verschwinden in die Nacht. Die linke Vorderseite des Autos schmort weg.
Als sein Auto brennt, ist der B.Z.-Mitarbeiter mit seiner Frau Vera (34) und Tochter Sophia (1) im Urlaub auf Mallorca und genießt Sonne und Strand. „Als ich am 9. Juni zurückgekommen bin, war ein Schreiben der Polizei im Briefkasten“, sagt Wolf. Darin die Aufforderung, das Auto bei der Dienststelle abzuholen. Und der Hinweis, dass ein Abschleppwagen benötigt werde, weil das Fahrzeug nicht mehr rollfähig sei.
Für Wolf ist das Schreiben ein Schlag ins Gesicht: „Ich war komplett fassungslos, meine Frau schockiert. Ich hätte mir gewünscht, dass mich die Polizei anruft und mich richtig aufklärt, doch da kam nichts.“
Also ruft der Familienvater bei einer Werkstatt an, die das Auto schließlich von der Polizeidienststelle abtransportiert. In der Werkstatt schaut sich Wolf den Schaden das erste Mal selbst an. „Zum Glück wurde im Inneren nichts beschädigt. Den Kindersitz kann ich weiterbenutzen“, sagt Wolf. Ob das Fahrzeug repariert werden kann oder ein Komplettschaden ist, entscheidet ein Sachverständiger am Montag.
159 Fahrzeuge wurden in diesem Jahr durch Brandstiftung beschädigt. In wie vielen Fällen ein politisches Motiv vorliegt, ist unklar. „Ich glaube, in meinem Fall war es stumpfer, sinnloser Vandalismus“, sagt Wolf und fordert: „Die Polizei muss reagieren, damit das endlich aufhört.“
Wo Wolf in Zukunft sein Auto parken soll, weiß er nicht. Dahin, wo es vor knapp zwei Wochen fast komplett abgebrannt wäre? „Mir bleibt ja fast nichts anderes übrig, ich habe keine Garage. Aber ich weiß es wirklich noch nicht. Und frage mich: Wenn so ein Familien-Auto angezündet wird, wo steht dein Auto dann überhaupt noch sicher?“
Polizeipresse
Die Pressemeldung vom 7.6.11: