In Deutschland geistert
ein blutiger Durchfall durch die Medien, der von einem bestimmten
Escherichia coli-Bakterienstamm ausgelöst wird. Waren zuerst Gurken
im Verdacht ein Träger dieses Krankheitserregers zu sein, wird nun
angenommen, dass Sprossengemüse den gefährlichen EHEC-Stamm trug.
Die Panikmache um die bösen Gurken ist jedoch nicht zielführend.
Denn kein Gemüse ist schuld an der Krankheit, sondern das System.
Wenn Oma und Opa sagen, dass sie nicht ins Krankenhaus wollen, denn dort würde man nur zum Sterben hingehen, dann ist das sicher ein aus Angst resultierendes Vorurteil. Trotzdem trägt diese Aussage mancher alter Menschen ein Fünkchen Wahrheit in sich. Denn in Krankenhäusern konzentrieren sich Menschen die verschiedene Krankheitserreger in sich tragen.
"Diese Krankheitserreger züchten Wir selbst."
Zur Zeit beherrscht ein seltener und blutigen Durchfall auslösender Bakterienstamm des Escherichia coli für einen gewaltigen Medienrummel. Experten und Expertinnen erscheinen im Fernsehen, Radio und in den Zeitungen, erklären Uns die Welt. In den Interviews beschreiben sie was das Schlagwort EHEC bedeutet, die vermeintliche Gefährlichkeit des Bakterienstamms und wie die Massnahmen "der Wissenschaft" und "der Regierung" funktionieren. Am Ende alles sehr einleuchtend. Doch eine Frage bleibt: Wo kommt dieser Bakterienstamm her?
Schon schweben den ersten Leuten Gedankenwolken von "bösen Terroristen" in den Köpfen. Doch die meisten Experten und Expertinnen verneinen. Dadurch bleibt die Herkunft dieses EHEC ungeklärt. Doch was vielen in den minutenlangen Interviews einiger Experten und Expertinnen ist eine Aussage, die nur zwei Sekunden Redezeit benötigte. "Diese Krankheitserreger züchten Wir selbst." Verschwörungstheorien werden hier jedoch Absagen erteilt. Es geht nicht um Freimaurer oder Geheimdienste, es geht um Fäkalien.
Filter für "Micropollutants"
Werden Menschen in Deutschland durch Viren oder Bakterien schwer krank, dann kommen sie gewöhnlich in ein Krankenhaus. Im Krankenhaus bekommen diese Menschen dann Medikamente gegen diese krankheitserregenden Viren und Bakterien. Viele dieser Krankheitserreger werden mit der Zeit im menschlichen Körper resistent gegen diese Medikamente. Die Viren und Bakterien passen sich ihrer Umwelt an, die Medikamente wirken nicht mehr. Daher wird von Ärzten und Ärztinnen gefragt, was in der Vergangenheit von den einzelnen Menschen für Medikamente genommen wurden.
Im Krankenhaus gehen die Menschen, die Viren, Bakterien und die Medikamente dagegen in sich tragen, aber auch auf die Toilette. Und hier geht es um die Wurst. Die kranken Menschen scheiden in den Krankenhaustoiletten konzentriert krankheitserregende Viren und Bakterien, sowie die Medikamente dagegen aus. Die ausgeschiedenen Medikamente bzw. Medikamentenrückstände werden in der Fachsprache "Micropollutants" genannt. Die ausgeschiedenen und von den Medikamenten beeinträchtigten Viren und Bakterien, aber auch andere durch "Micropollutants" beinflusste organische Stoffe, werden hingegen "Persistent organic pollutants (POPs)" genannt.
Jetzt denken viele, dass die Abwässer aus dem Krankenhaus gefiltert werden. Werden sie aber nicht! Selbst wenn das Geschehen würde, dann würde im nahen Umkreis dieser Krankenhäuser jedoch immernoch das Phänomen der konzentrierten Krankheitserreger, Micropollutants und POPs in der Kanalisation geben, da überdurchschnittlich viele kranke oder mit Medikamenten behandelte Menschen im Umfeld des Krankenhauses auf die Toilette gehen.
Doch zur Zeit werden die Abwässer aus Krankenhäuser in Deutschland nicht gefiltert. (Ausnahmen gibt es bei bestimmten Krankheiten, da kommen die Menschen in Quarantäne. Auch hier kann eine Konterminierung der Kanalisation durch Abwässer vor Feststellung der Krankheit nicht ausgeschlossen werden.) Die Abwässer gehen direkt in die Kanalisation und werden später in Wasserwerken "gereinigt".
Entstehung von Mutanten
In der an Krankenhäusern nahen Kanalisation sind Krankheiterreger, POPs und Micropollutants konzentriert. In dieser für Krankheitserreger feindlichen Umgebung überleben nur die Stärksten Viren und Bakterien. Laut der Evolutionstheorie sind die Stärksten diese, die sich an ihre Umgebung anpassen. So enstehen in der krankenhausnahen Kanalisation neue Viren- und Bakterienstämme, viele von ihnen mit "Superresistenzen". Diese neuen Krankheitserreger sind also oft sehr aggressiv und reagieren nicht (mehr) auf viele Medikamente. Schliesslich kommt es in Deutschland oft zu Rissen in der Kanalisation, Kanalisationsüberschwemmungen oder Rohrbrüchen, wodurch diese POPs und die Micropollutants in das Grundwasser gelangen.
Die Micropollutants werden oft von anderen Lebewesen aufgenommen, die wir dann essen oder anderweitig konsumieren. Dass durch aufgenommene POPs und Micropollutants körperliche Frühreife erzeugt wird - die POPs das menschliche Erbgut über Generationen veränderte - und einige Arten von Krebs durch aufgenommene POPs verursacht werden, ist Gegenstand von zahlreichen Studien und sehr wahrscheinlich.
Konsequenzen
Wasserfilter gibt es in manchen Krankenhausabteilungen in Deutschland. Manche kranke Menschen dürfen sich z.B. nicht mit ungefilterten Wasser waschen bzw. gewaschen werden. Bei der Wasserzufuhr lässt sich das Problem also über Filter lösen. Durch Abwasserfilter lässt sich das Problem der POPs und Micropollutants zumindest eindämmen - ist jedoch sehr kostenintensiv und störungsanfällig. Ganz bekämpfen lässt sich dieses Problem aber nicht durch Filteranlagen, denn es handelt sich um ein systematisches Problem. Das Problem der Konzentration.
Eine Möglichkeit zur Eindämmung dieses Phänomens, zumindest im Bezug auf Krankenhäuser, ist, kranke Menschen in ihren Wohnungen unter Quarantäne zu setzen und den Weg vom Krankenhaussystem zu einem System von mobilen Gesundheitspersonal zu gehen.
Die ausreichende Filterung von Krankenhausabwässer ist zumindest schon in der Aufbauphase. So testete z.B. das Frauenhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechniken IGB am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart.eine Versuchsanlage für die Eleminierung von Spurenstoffen aus Krankenhausabwasser. Über 50 Micropollutants wurden dabei im ungefilterten Krankenhausabwasser festgestellt. Ausblickend berichtet das Insitut jedoch folgendes:
"Eine ganze Reihe von Spurenstoffen kann durch die Behandlung eliminiert oder zu pharmakologisch inaktiven Metaboliten umgesetzt werden. Sehr schwer abbaubare Stoffe, die üblicherweise in Kläranlagenabläufen nachweisbar und mittlerweile als Umweltschadstoffe ubiquitär vorhanden sind, konnten teilweise nicht abgebaut werden. Um eine Technologie zur effizienten und vollständigen Eliminierung auch kritischer Substanzen zu entwickeln, besteht weiterhin Forschungsbedarf. In einem Folgeprojekt soll die Versuchsanlage durch einen zweiten, aerob betriebenen Bioreaktor ergänzt werden, um den Arzneimittelabbau in einem zweistufigen Anaerob-/Aerob-Prozess zu testen. Darüber hinaus sollen auf der Basis der am Fraunhofer IGB entwickelten NanoMIP-Technologie selektive Adsorber für die nicht abbaubaren Arzneistoffe entwickelt werden." Quelle: http://www.igb.fraunhofer.de
Emanzipatorisches Handeln
Ähnlich wie beim Umgang mit atomarer Technologie und Hackebeilchen stellt sich emanzipatorischen Menschen beim Thema Micropollutants die Frage, ob repressive Mittel (Gesetze, polizeiliche Kontrollen, etc.) eingesetzt werden sollten, zur Verhinderung oder Reglementierung der Freisetzung dieser, oder ob das Verhalten zu diesen Spurenstoffen in freier Entscheidung jedem und jeder selbst überlassen ist.
Links zur Recherche
http://en.wikipedia.org/wiki/Persistent_organic_pollutant
http://www.micropollutants.net
http://www.micropollutants.org
Wissenswertes am Rande
Die häufigste (indirekte) Ursache von Lungenentzündung ist das Duschen. Menschen mit schwachen Immunsystemen (meist alte Menschen oder Kinder) sind davon am häufigsten betroffen. Bei alten oder falsch eingestellten Duschen wird nämlich das Wasser nicht heiss genug erhitzt. Dadurch sammeln sich Legionellen in den Wasserrohren, die dann beim Duschen fein zerstäubt werden und somit in die Lunge gelangen.
Das Problem ist viel komplexer.
Antibiotika werden mitunter zum großen Teil unverändert wieder renal, also über den Urin, ausgeschieden. Das geschieht aber nicht nur in Krankenhäusern, sondern bei jedem Menschen mit banaler, durch Antibiotika behandelten Infektion zuhause. Dieser Kram (und andere Medikamente/Metaboliten!) gelangen in die Kanalisation und anschließend zum Teil in die Umwelt bzw. in Großstädten sogar zurück ins Trinkwasser. Ein wichtiger Ansatzpunkt wäre also auch zu versuchen, die Bioverfügbarkeit der eingesetzten Medikamente zu verbessern, damit weniger dieser Substanzen wieder ausgeschieden wird.
Antibiotika
Antibiotika werden in der Tiermast und als Konservierungsstoff (E234 u. 235)(Nisin und Natamycin) massenhaft eingesetzt.
Übrigens versuchten die Springerpresse und andere Pro-Atomkraft-Medeien Biogasanlagen für Ehec verantwortlich zu machen.
Dies fand sogar in WIKIPEDIA seinen Eingang (siehe Wikipedia-Archiv:Biogasanlagen) wurde mitlerweile aufgrund von Klarstellungen und Protesten herausgenommen (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Biogasanlage#Falscher_Link_.28.5...