Die gegenwaertige Revolte in Spanien ist wahrscheinlich eine der groessten horizontalen Bewegungen in der juengeren europaeischen Geschichte. Sie laesst sich nicht allein anhand ihrer Ziele und Absichtserklaerungen verstehen, das eigentlich beeindruckende an dieser Bewegung ist ihre Praxis. In Madrid sind gerade tausende von Menschen dabei sich Basisdemokratisch zu Organisieren.
Das ist Grund genug sich ihre Methoden genauer anzuschauen:
Zunaechst einmal: keine Partei oder formal existierende politische Gruppierung hat auf das Camp an der Puerta del Sol einen offiziellen Einfluss. Nach einer Ideologie gefragt bezeichnen sich die Menschen als Versammlungs-isten. Sie eint die Wut auf einige Grundprobleme der Gesellschaft. Ihre Analysen dieser Probleme und ihre Loesungsansaetze sind jedoch vielfaeltig. Dennoch gelingt es all diese unterschiedlichen Menschen basisdemokratisch und nach dem Konsensprinzip zu Organisieren.
Die Organisationsstruktur des Camps in Madrid gliedert sich in zwei Ebenen, die sich hauptsaechlich anhand der groesse der jeweiligen Gremien unterscheiden. Einerseits gibt es Arbeitsgruppen und Komissionen, die sich mit spezifischen Problemen befassen. Waehrend sich die Kommissionen mit Problemen auseinandersetzen, die das Camp direkt betreffen, also es organisieren und am laufen halten, wird in den Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen gearbeitet die nicht unbedingt direkt mit dem Camp zu tun haben.
Zusaetzlich zu dieser Organisation in kleinen themenbezogenen Gruppen gibt es eine taegliche Vollversammlung.
Die Kommissionen, die Arbeitsgruppen und die Vollversammlung sind partizipativ organisiert und stehen jedem offen. In den Plena der jeweiligen AG´s und Komission, sowie der Vollversammlung werden nach dem Konsensprinzip Entscheidungen getroffen. Alle Plena sind oeffentlich Zugaenglich. Die Entscheidungen der AG´s und Komissionen werden zunaechst als Arbeitsrichtlinien betrachtet, es koennen alle Entscheidungen einer AG oder Kommission in der Vollversammlung erneut diskutiert und abgelehnt oder angenommen werden. Erst wenn sie in der Vollversammlung im Konsens angenommen wird gilt eine Entscheidung einer AG oder Komission als ratifiziert.
Man muss sich allerdings nicht Teil einer Arbeitsgruppe oder einer Komission sein, um Vorschlaege die ihre Arbeit betreffen machen zu koennen. Dies ist insbesondere fuer die Arbeitsgruppe Politik bedeutsam, da sich ihre Untergruppen damit beschaeftigen zu verschiedenen politischen Problemen Konsensfaehige Loesungen zu formulieren. Fuer jede AG bzw. Komission gibt es einen Briefkasten, in den jeder Vorschlaege die die Arbeit dieses Gremium betreffen einwerfen kann. Diese Vorschlaege werden dann im Gruppenplenum diskutiert. Vorschlaege die in den Plena im Konsens angenommen werden, werden der Vollversammlung zur debatte vorgelegt. Dies ist der Weg auf dem ueblicherweise Vorschlaege in die Vollversammlung eingebracht werden, so wird dafuer gesorgt das die Debatte in der Vollversammlung trotz weit ueber tausend Teilnehmern Strukturiert bleibt.
Seit gestern breitet sich diese Form der Organisation auf die Viertel von Madrid und die umliegenden Gemeinden aus. In den Vierteln finden Basisdemokratische Versammlungen statt in denen die Menschen ueber ihre Probleme diskutieren und versuchen gemeinsam Loesungen zu finden. Diese Versammlungen sind vom Protestcamp unabhaengig organisiert, duerften aber in ihrer Organisationsstruktur der des Camps aehneln. Diese Versammlungen entsenden Delegierte in ein Koordinierungsplenum, das woechentlich an der Puerta del Sol stattfinden soll. Beim ersten Deli Plenum gestern Nachmittag waren bereits 121 Delegierte anwesend. Das Koordinierungsplenum dient nur dem Informartionsaustausch, Entscheidungen werden nicht getroffen. Allerdings koennen Vorschlaege aus dem Koordinierungsplenum von den Delegierten zurueck in ihre Stadtteilversammlungen getragen und dort zur diskussion vorgelegt werden. Die Ergebnisse dieser Diskussionen werden dann beim naechsten Koordinierungsplenum vorgelegt.
So kann, falls notwendig, die ganze Stadt gemeinsam Entscheidungen treffen.
Das sich in Madrid tausende Menschen nach dem Basisdemokratisch organisieren, muss uns als Inspiration dienen um uns in Zukunft auch in unseren eigenen Bezuegen massenhaft und Basisdemokratisch zu Organisieren. Wir brauchen keine Politiker um unser Zusammenleben zu Regeln, wir muessen aufhoeren den luegen der politischen und finanziellen Eliten zu glauben, die uns einreden wollen, das wir sie brauchen.
Que se vayan todos!!! - Bis sie alle gehen !!!
I dont need to choose a side
"""Wie Funktioniert die Spanische Revolution? (...) Die gegenwaertige Revolte in Spanien (...)"""
Um was geht es denn nun? Revolte oder Revolution? Wisst Ihr was Ihr wollt und über was Ihr redet?
Eine Protestbewegung, die sich gegen Stellvertretungspolitik richtet, dann aber "Delegierte" aufstellt, ist irgendwie merkwürdig? Warum wird eine Stellvertretung aufgebaut, wenn sich gegen Stellvertretung eingesetzt wird?
Dann zum sogenannten "Konsens": Ein Konsens ist kein Kompromiss. Was ich aus der politischen Praxis, d.h. in basisdemokratischen Bewegungen, kenne, sind aber nur Kompromisse, die dann später zur Auflösung von Aktivität und zu weiteren Konflikten führen. Entweder es gibt einen Konsens oder es gibt keinen. Und bei einer so grossen heterogenen Menschenmenge kann es eben kein Konsens geben. Wichtiger ist es in meinen Augen, sich auf die gemeinsamen Nenner zu konzentrieren. Alle brauchen was zu essen, alle brauchen eine Gesundheitsversorgung.
Wenn das eine horizontale Bewegung ist, dann aber "die Bewegung des mittleren Horizonts". Wie kann sich ein ein schwarzafrikanischer Migrant an den Vollversammlungen beteiligen, wenn er kein spanisch kann? Woher erfährt die Obdachlose, die keinen Computer bedienen kann, wenn über Facebook zur Platzbesetzung aufgerufen wird?
Trotzdem ist der Bericht - obwohl propagandistisch - gut. Denn er nähert sich mehr als ein Schweigen an die Verhältnisse an und thematisiert das Geschehen. Ich wünsche mir mehr Berichte über spanische Proteste und mehr Aktivitäten in Deutschland dazu.
Revolution?
Revolution? Ich lache die aus. Die wissen überhaupt nicht wovon sie reden. Die wissen gar nicht was eine Revolution ist. Wenn ich mir diese scheiss Videos da angucke, es ist so lächerlich! Solche Waschlappen hätten sich 1798 nicht mal zum Einkaufen auf die Straße getraut, es ist einfach nur eine ERBÄRMLICHE selbstinszenierung fernab von jeder objektiven Systemkritik. Und dann jeden Tag alles filmen und bei "facebook" "posten" und bei "vimeo" artyfarty "HD-Videos" hochladen. Also wenn die wahre Revolution begonnen hat dann weckt mich bitte.
waiting for a revolution
and they are waiting and waiting and waiting...
im gegensatz zu dir tun die etwas...du sitzt und wartest und meckerst und machst nix, null, nada...du kannst dich nur selbst wecken...aber schlaf ruhig weiter....
Wahre Revolution
Die "wahre" Revolution? Hahaha, ich lache Dich aus! Wer sagt Dir, dass dies kein revolutionärer Prozess ist, der sich momentan durch Spanien zieht? Dein Beitrag ist sicherlich ebenso verkürzt wie der Spanische Aufstand. Geh Dich trollen...
Interview
Ich habe ein Interview zum Selbstverständnis mit einem Besetzer in Barcelona gemacht.
http://www.heise.de/tp/artikel/34/34853/1.html
Schade in dem Text oben finde ich, das er die eher typische spanische Nabelschau betreibt und ständig und allein von "Madrid" spricht. Als wäre das eine rein Madrider Angelegenheit.