Am 14. Mai 2011, drei Tage nach dem ungeheuerlichen Angriff der Riotcops auf die Generalstreik-Demo im Zentrum Athens, griffen ca. 40-50 GefährtInnen die Bullenstation in Exarchia an, indem sie die privaten Autos und einige Dienstfahrzeuge den Flammen übergaben. Durch eine ungewöhnliche Explosion des Tanks eines Motorrads zweier vorbeifahrenden Zivilbullen (welches von den AngreiferInnen angezündet wurde), erlitt eine Standbetreiberin, des in der unmittelbaren Nähe des Angriffs stattgefundenen Wochenmarktes, schwerste und zwei weitere ArbeiterInnen leichte Verbrennungen. Da die Bullen davon ausgingen, dass sich die AngreiferInnen über den Markt abgesetzt hätten schossen sie willkürlich mit Tränengas in den belebten Wochenmarkt.
Hier eine Übersetzung des Kommuniqués der Gefährtinnen nach den traurigen Ereignissen:
“Vielleicht ist der dringlichste Moment sich zu Wort zu melden dann, wenn die von dir durchgeführte Aktion den schlimmst möglichen Ausgang hat. Deshalb wäre es für uns inakzeptabel den Mund zu halten oder die Wahrheit, betreffend der Ereignisse des 14. Mai auf der Kallidromiou Straße in Athen, zu verschweigen.
Einige GefährtInnen entschieden sich zu einem zielgerichteten (politisch sowie taktisch) Angriff auf die 5. Polizeidirektion in Exarchia. Ein Moment des Kampfes und eine kleine Antwort unsererseits auf die brutale Attacke auf die Demonstration am 11. Mai und die ungebrochene Zusammenarbeit der Polizei mit „Golden Dawn“ (neonazistische Partei) während den jüngsten rassistischen Pogromen. Auf alle Versionen dieser versuchten totalitären Diktatur des Kapitals auf all unsere Leben.
Jegliche, uns mögliche Bemühungen kamen in unseren Diskussionen zusammen, so dass der Angriff nur das eindeutige Ziel treffen würde: die Polizei. Wir näherten uns der Polizeistation durch die Trapezountiou und die Mavromihali-Sraße. Wir zogen uns über die H.Trikoupi und über die Methoni Straße wieder zurück. Genau weil wir den lokalen Wochenmarkt nicht involvieren wollten. Das einzige was uns, den Menschen die sich offen gegen bewaffnete Personen widersetzen, sich als Möglichkeit ergab, war der Verkehrsstau durch den Markt in den umliegenden Straßen, und somit einen schwierigen Zugang zum Ort des Geschehens für die Bullen. In keiner Weise wollten wir den Wochenmarkt als Schauplatz militanter Zusammenstöße nutzen.
Wir entzündeten und zerstörten drei private Motorräder der Bullen auf der Mavromihali Straße, ohne dass irgendwer in der Nähe verletzt wurde.
Wir platzierten und entzündeten eine Flasche Benzin am Eingang der Bullenstation, ganz einfach um sie am Verlassen des Gebäudes zu hindern, ohne es wie auch immer hinein zu werfen, wodurch vielleicht Menschen in Gefahr gebracht wären würden.
Wir zündeten alle Autos, die direkt vor der Direktion standen an (kein Anwohner stellt sein Fahrzeug dahin, allein aus Sicherheitsgründen).
Im selben Moment entdeckte und attackierte eine Gruppe, die sich für den Schutz der Aktion auf der H. Trikoupi Straße aufhielt, zwei Zivilbullen auf ihrem Motorrad. Sie stoppten das Motorrad und vertrieben die Bullen. Das Motorrad lag nun auf der H.Trikoupi Straße, noch außerhalb des Marktes, jedoch sehr nah zu diesem. Danach wurde es angezündet, hauptsächlich um den vertriebenen Bullen, die es im übrigen waren die mit herum fuchtelnden Waffen panisch in den Markt rannten, jegliche Verfolgung unmöglich zu machen.
Der tragische Fehler dabei war, dass fälschlicher Weise davon ausgegangen wurde, dass sich das Feuer des Motorrads nicht in Richtung der Marktbuden auf der Kallidromiou Straße ausbreiten könne. Und tatsächlich wäre das nicht passiert, wäre es nicht zu dieser eher untypischen Explosion des Tanks des Motorrads gekommen.
Nichts des oben Geschriebenen widerruft die VERANTWORTUNG (und das hier benutze Wort Verantwortung repräsentiert seine authentischen Dimensionen) und unsere Traurigkeit gegenüber den Ereignissen.
In keinem Fall würde bei uns eine Gleichgültigkeit gegenüber den ernsthaften Verletzungen der Arbeiterin und den leichten Verletzungen zwei anderer einsetzen, nicht mal in der abgelegensten Ecke unseres Gehirns.
Als politische Subjekte übernehmen wir die Verantwortung unserer Aktion und der tragischen Konsequenzen, die ernsthaft verletzten ArbeiterInnen, im vollem Umfang, hinsichtlich dessen, dass wir grundlegend und im Bezug auf den Nutzen gegen jegliche Logik Unbeteiligten Schaden zu zufügen sind.
Wir wünschen den drei Verletzten von ganzem Herzen völlige Genesung und hoffen auf ihr Verständnis unserer Motive aber auch unserer Fehler.”
Anarchist Black Cross Berlin
Was für eine Arroganz
"Wir wünschen den drei Verletzten von ganzem Herzen völlige Genesung und hoffen auf ihr Verständnis unserer Motive aber auch unserer Fehler."
Sollen die Leute jetzt Verständnis dafür aufbringen, dass sie für eine höhere Sache schwer verletzt wurden?
Warum werden keine Konsequenzen aus der Aktion gezogen? Was folgt daraus?
Insbesondere nach den Angriffen auf die Bank, bei der drei Menschen starben.
Militanz ist richtig und wichtig, aber wenn immer wieder Menschen bei bestimmten Aktionsformen (tagsüber in der Öffentlichkeit große Brände legen...) zu Schaden kommen, dann sind diese Aktionsformen zu unterlassen, so lange es für sie keine unumgängliche Notwendigkeit gibt.
Die Anteilnahme in dem Brief mag glaubwürdig sein, Substanz hat sie nicht, wenn man dann noch Verständnis für die Fehler, die man gemacht hat einfordert, anstatt seine Aktionsformen kritisch zu überdenken.
"so lange es für sie keine unumgängliche Notwendigkeit gibt"
ab wann definierst du die?