Rote Flora solidarisch mit Gaddafi?

flora support

Was hat Farid Beng und Rote Flora gemeinsam? Also beide Institutionen haben sich vor einiger Zeit solidarisch mit Gaddafi gezeigt. Etwas anderes würde man/frau ja ehe nicht erwarten von Farid Beng. Er fällt öfter mit homophoben und sexistischen Inhalten auf. Doch auch in der Roten Flora  kommt es bei den Partys oft zu sexistischen Übergriffen, welche wohl daher resultieren, dass das Publikum sich aus Yuppies und kleinen Kids, welche wohl zu viel Farid Beng gehört haben, zusammensetzt. Natürlich sollte man/frau den Betreibern das Verhalten ihrer Gäste nicht vorwerfen, aber was man ihnen vorwerfen kann ist, dass sie oft kein politischen Anspruch an die Partys haben. So verkommt der „Laden“ leider oft zu einer kulturindustriellen Event-Disko.

 

Aber zurück zur Gaddafi und der Roten Flora, kaum zu glauben vor ca. 15 Jahren hat ein Monat lang in der Roten Flora Soli-Veranstaltungen zu der „Volksrevolution“ in Libyen stattgefunden.

Leider haben viele Autonomen in ihrer Geschichte viele komischen Sachen vertreten, aber aktuell wird es absurd, wenn sich das Flora ZK (auch Flora Plenum genannt) so aufspielt, als hätten sie die absolute Wahrheit für sich gepachtet, wie bei der Hetze gegen den revolutionären 1. Mai 2010 in Hamburg. Dann muss man eben die Leute mit ihrer Geschichte konfrontieren und ihnen zeigen, dass sie in ihrer Beurteilung sehr schwanken. Dies resultiert vor allem aus der Theoriefeindlichkeit und der Abscheu sich eine wissenschaftliche Kritik anzueignen.

Aber es sollte auch darauf hingewiesen werden, dass in der radikalen Linken in Deutschland ein Phänomen besteht, sich Länder oder Bewegungen auszusuchen und ihre „Utopie“ darauf zu projizieren. Dies passiert aktuell z.B. mit Israel oder bei den „realsozialistischen“ Träumen von Kuba. Die Realität in diesen Ländern wird dabei nicht betrachten, weil es meistens auch nicht um die Länder an sich geht, sondern darum, ob die Sehnsüchte und Träume einer unfähigen Linken darauf projiziert werden können. Dies ist wohl damit zu erklären, dass viele sich von einer Basisarbeit und klassenkämpferischen Betriebsarbeit verabschiedet haben und deshalb die Revolution in Deutschland nicht anstreben oder für möglich halten. Um aber dennoch ihren Lifestyle oder das radikale Image nicht aufzugeben, wird eben ein Kampf irgendwo anders gesucht. Bei dem die Leute aus Deutschland wenig kein Einfluss nehmen können. So muss aus der Theorie keine radikale Praxis resultieren und alles bleibt beim Alten und nach dem Studium kann man dann im bürgerlichen Leben ankommen.

Dies soll keinen Rotfloristen/in irgendwie diffamieren, sondern nur zum nachdenken anregen, weil im Rahmen der Antikriegsarbeit gegen den drohenden imperialistischen Angriffskrieg gegen Libyen die Vorwürfe geäußert wurden, dass man sich auf die Seite von Gaddafi stellen würde, wenn man einen NATO-Angriffskrieg gegen Libyen ablehnt.

Also:
Gaddafi, NATO, Kapitalismus – Scheiße!

Hier das Soli-Plakat von der Flora mit Gaddafi:
http://www.daslinkeforum.de/Rote-Flora-im-September-26-Jahre-Volksrevolu...

Farid Beng Soli mit Gaddafi:
http://www.youtube.com/watch?v=_5yb1FuV9BI

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die frage is dann natürlich auch wie viel der leute die 1995 diese aktionswoche in der flora organisiert haben überhaupt noch in die flora gehn.... oder sich aktiv daran beteiligen....

ausserdem ist es ja eh besser seine feindbilder aufrecht zu halten als eine möglichkeit das die menschen in lybien endlich mal von ihrem wahnsinnigen despoten befreit werden zu unterstützen...

heute sehen die diskus zum glück schon etwas anders aus:

http://de.indymedia.org/2011/03/302777.shtml

kommentare lesen! (diesmal gehts sogar...)

die freundlichen mods von de.indymedia.org haben mal wieder zensiert. worum ging es denn in dem artikel bzw. den kommentaren?

"vor ca. 15 Jahren hat ein Monat lang in der Roten Flora Soli-Veranstaltungen zu der „Volksrevolution“ in Libyen stattgefunden."

Mmh, das Plakat gibt diese Behautung nicht her. Es steht dort "26 Jahre Volksrevolution...", die darunter aufgeführten Termine haben (as far as I can see) nichts damit zu tun.  

Statt um Solidarität mit Gaddafi, die der aufmerksame Betrachter ja auch nirgends auf dem Plakat findet, ging es darum klassische Interationalismusfiguren der Linken in Frage zu stellen. Eine Stellungnahme zum Hintergrund des Plakates gibt es hier: 

http://linksunten.indymedia.org/de/node/36019

Im Internet kursiert ein Beitrag, welcher gegen unseren Artikel „Rote Flora solidarisch mit Gaddafi?“ gerichtet ist. Wir haben den Artikel geschrieben, weil wir erstaunt waren, wie Autonome aus dem Umfeld der Roten Flora den Libyenkrieg rechtfertigten. Wir sehen uns genötigt auf die Antwort zu reagieren, nicht weil wir irgendwelche im Internet agierende „Autonome aus Hamburg“ für wichtig halten, sondern weil sie Desinformation verbreiten und ein Paradebeispiel für verfehlte autonome Politik darstellen!


Plakativ?

Das Plakat hinterfragt eben die „Volksrevolution“ nicht und stellt dies auch nicht in einen künstlerischen Rahmen, bei dem der Betrachter zum Nachdenken angeregt werden soll. Es ist eben nur die Darstellung und nicht Hinterfragung von dem Inhalt: „26 Jahre Volksrevolution in Libyen“ Wer dies ohne eine Kritik auf ein Plakat druckt, propagiert diese Volksrevolution eben auch. Innerautonome Diskussionen sollen angeblich vorausgesetzt werden, die erst mehrere Jahre nach dem Plakat in der breiten Bewegung geführt wurden. Politische Plakate, die erklärt werden müssen, erfüllen eben ihren Zweck nicht…


Der Anspruch der Verantwortlichen ist:

"Wir wollten keine allumfassenden Aussagen machen oder zu allen aktuellen Debatten unseren Beitrag abgeben. In erster Linie verarbeiteten wir Diskussionen, die sich in der Gruppe ergaben, und benutzten die Plakate dazu, Gedanken, Standpunkte oder Fragen öffentlich zu machen. In diesem Sinne sehen wir die Gruppe »Rote Flora – Druck und Propaganda« als politische Gruppe, deren primäres Ausdrucks- und Agitationsmittel Plakate waren."1

Jeder kann es ja für sich beurteilen, für uns ist der Anspruch von der Gruppe in dem Plakat nicht erfüllt. Wenn der Anspruch ein uneindeutiger Blickwinkel ist, wird dies von dem Plakat aber auch nicht erfüllt. Vor allem sollte doch gerade ein Plakat Infos vermitteln und Positionen beziehen. Dies als orthodoxe Sichtweise zu beschreiben ist vollkommener Unsinn. Ein autonomes politisches Zentrum muss gerade Positionen beziehen, wenn es politisch intervenieren will. Es geht aber auch nicht um das Plakat an sich, sondern dies sollte als Aufhänger dienen.

Flora Soliveranstaltung zu Gaddafi hin oder her, es geht darum, dass die Autonomen keine radikale Kritik formulieren können. Das Plakat sollte nur aufzeigen, dass Autonome ein Sammelsurium von verschiedenen Leuten sind,  die keine wissenschaftlich monolithische Theorie verfolgen und deshalb auch keine fundierte Position zu Konflikten haben. Vielmehr ist dies eine Bewegung die durch Bauchgefühl geleitet wird, womit auch die Schwankungen in der Beurteilung von Konflikten resultiert. Generell ist dies der negative Einfluss des Anarchismus, der eine unwissenschaftliche moralisierende Ideologie darstellt. Dies ist aber ausführlich schon in anderen Beiträgen auf dem Blog beschrieben worden.


Arbeiterbewegungsmarxismus?

Wer als radikale Linke den Klassenstandpunkt der ArbeiterInnenklasse nicht einnimmt, wird niemals irgendeine Bedeutung erlangen und nicht mal als Fußnote in die Geschichtsbücher der Zukunft eingehen. Dies als Haudrauf-Politik zu brandmarken, zeigt eben den schwankenden und opportunistischen Charakter der kleinbürgerlichen Elemente der Bewegung auf. Wer hinter die Diskurse der letzten 150 Jahre fällt, kann dies nicht mit Antidogmatismus erklären. Dogmatismus wird in diesem Zusammenhang inflationäre verwendet und soll stigmatisieren. Der Klassenstandpunkt muss aus einer Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus gewonnen werden und nicht marxologisch nachgebetet werden.


Subkultur als Flucht

Wir stellen noch mal klar, die Betreiber der Flora wurden nicht als Sexisten beschrieben. Was kritisiert wurde ist, dass viele Partys keinen politischen Anspruch mehr haben und deshalb leider allzu oft die Partys in der Flora sich von den Partys im Haus 73 nicht unterscheiden. Dies ist eine Kritik im Umgang mit einem Autonomen Zentrum und mit Soli-Partys. Wenn Solipartys nur Kohle beschaffen sollen, ist der Yuppie auch sehr gern gesehen, deshalb passt man auch die Musik an, z.B. Elektropartys bringen mehr Kohle…

Auch dass in der Flora leider immer weniger Politik betrieben wird, ist zu kritisieren, für viele ist die Flora ein Party- bzw. ein Veranstaltungsraum und eben kein autonomes Zentrum mehr. Diese Entpolitisierung ist aber nicht der Flora eigen, sondern spiegelt nur offensichtlicher die Probleme der Szene wieder. Politik wird eben nur noch als Happening verstanden und ergänzt sich durch autonome Eventpolitik. Dies wird verstärkt dadurch, dass die autonome Bewegung heute fast ausschließlich nur noch als Subkultur begriffen werden kann. Deshalb konnten die AN die Codes ja auch einfach übernehmen. Eine radikale Linke, welche auf Gesellschaftsveränderung aus ist, muss mehr leisten als Kapuzenpullover und Elektromucke.

Die ganze Scheiß „Hate your Heimat“-Politik und „alle anderen außer wir sind Deutsche bla bla“,  dient nur der Abgrenzung von den Menschen, anstatt zu versuche sie zu ändern. Dies als radikale Kritik am bestehenden zu verkaufen ist fehlgeschlagen, mehr als Identitätspolitik ist es eben nicht. Der Aufgabe der Veränderung wird dies nicht gerecht und die Erhöhung der Bewusstheit über soziale Zentren in besetzten Häusern auf der ganzen Welt, wovon die Rote Flora ein Beispiel sein soll, ist für die Flora eher ein Wunschdenken. Inhaltliche Veranstaltungen finden in den seltensten Fällen statt und Schulungen sind noch einmaliger.

 

Macht der Worte

Nicht nur Bilder haben macht, sondern auch Worte, so wird ein Film als jüdisch klassifiziert und somit heilig gesprochen. Was an „Warum Israel“ jüdisch sein soll, bleibt zu hinterfragen. Er soll vielmehr die Legitimationsideologie des Staates Israel vermitteln. Aber in dem er zu einem jüdischen Film gemacht wird, werden die BlockiererInnen als Antisemiten stigmatisiert. Hierzu hat Moshe Zuckermann in seinem Buch Antisemit ausführlich Stellung genommen und die Person Claude Lanzmann untersucht. An dieser Stelle ist darauf nicht mehr einzugehen, weil schon so viel darüber geschrieben und gesagt wurde.

 

Autonome Wahrsager

Die Behauptung, dass aus dem Umfeld des antiimperialistischen Zentrums B5 schon länger spamming gegen die Rote Flora betrieben wird, ist aus der Luft gegriffen und nicht nachweisbar. Wer irgendwas im Internet schreibt, kann so wenig zugeordnet werden, wie irgendwelche „Autonome aus Hamburg“. Dasselbe gilt auch für die Behauptung aus welchem Umfeld wir kommen. Quasi wird aktuell jede antiimperialistischen Positionierungen SOL oder RSH zugeordnet, so wird der Versuch unternommen das Gerücht vom „bösen Antiimp“ zu schüren.

Das „Bündnis gegen Unzumutbarkeiten“ hat im Vorfeld der Demo gegen die B5 gelogen und gezielt Desinformation betrieben und schließlich zugegeben, dass sie es nicht geschafft haben, die BlockiererInnen politisch zu isolieren. Dies ist in der großartigen Broschüre des Bündnisses nachzulesen. Aber dennoch behaupten „Autonome aus Hamburg“, dass die Gruppen aus der B5 isoliert wären. Dies wird mit dem Argument belegt, dass einige aus dem Zentrum mit Gruppen (ALB) aus anderen Städten zusammen arbeiten, was ja vollkommen paradox ist, eine bundesweite Organisierung wird als Isolation verkauft.


Es hat sich, wie wir erfahren haben, konkret eine Gruppe aus der Vorbereitung zum 1. Mai rausgezogen und dies nicht wegen der Blockade, sondern weil die Konzepte zum 1. Mai unterschiedlich waren. Die Behauptungen, dass die revolutionäre 1.Mai Demo isoliert wäre ist aus der Luft gegriffen, weil letztes Jahr und dieses Jahr mehr Einzelpersonen und Gruppen sich daran beteiligen. Die letzte Demo, war sogar die größte Demo überhaupt.
Mehr dazu unter http://www.sofo-eimsbuettel.de/1mai/floramai.php


„Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen“

Aktuell verfallen viele Autonome in die Position der reinen Kritik. Alleine radikale Kritik könnte man äußern und in diesen Aktionsrahmen passt eben auch die Distanzierung von kämpfenden nationalen Befreiungsbewegungen. Das Selbstbestimmungsrecht ist das nachholen der Bürgerlichen Revolution, dies wird von einigen Linken in Deutschland diesen Menschen verwehrt. Zum Glück sind diese radikalen Kritiker nur mit der Waffe der Kritik bewaffnet und werden deshalb keinen Einfluss darauf nehmen. 


„Autonome aus Hamburg“ schreiben passend dazu:

„Nicht als Inkraftsetzung neuer Machteliten, sondern als permanenten politischen Prozess der Kritik und Aneignung des Lebens. Die radikale Forderung nach offenen Grenzen rettet mehr Menschen das Leben als Kampfjets und Marschflugkörper.“2


Forderung nach offenen Grenzen müssen an die Regierungen gestellt werden und sind folglich reformistische Ansätze. Die Revolution wird begraben, weil man dafür kämpfen müsste. Also übt ihr weiter Kritik und träumt davon, dass ihr mit Forderungen irgendwas erreichen könnt!


Krieg dem Krieg heißt Klasse gegen Klasse!

 


1 http://de.indymedia.org/2011/03/303071.shtml
2 http://de.indymedia.org/2011/03/303071.shtml