Liebe FreundInnen, mitten im Winterchaos wurde der Castor heute nach Greifswald gejagt, doch seit mehreren Stunden geht gar nichts mehr: Erst waren 250 Leute auf den Schienen, dann seilte sich Greenpeace von einer Brücke ab und nun haben sich zwei Robin-Wood-Aktivisten einbetoniert - seit fast fünf Stunden bastelt die Polizei schon erfolglos. Anscheinend haben die ein Zelt über den Blockierern gebaut, damit die eisige Kälte draußen bleibt. Und langsam schneit die Strecke völlig zu.
Weniger gelassen geht die Polizei allerdings mit einigen Gefangenen um: Robin Wood berichtete, einer ihrer Leute sei geschlagen worden und die grüne Landtagskandidatin und Demo-Anmelderin Ulrike Berger "sitzt" laut taz in einer 0,5 m² Zelle, weil sie der Polizei "zu aufmüpfig" wurde.
Insgesamt sind 150 Leute in der Gesa in Wolgast, draußen an der Strecke sind noch Mahnwachen, die z. T. auch von der Polizei völlig abgeriegelt werden.
Wir sagen dazu: Die Polizei und ihre Gewerkschaft fordern immer lauthals "Gewaltfreiheit" von AtomkraftgegnerInnen. Doch die Berichte aus Greifswald lassen - wieder mal - ernsthafte Zweifel an der Gewaltfreiheit der Polizei aufkommen. Wir fordern absolute Zurückhaltung von den Polizisten - wem der Job in der Kälte nicht passt, soll in den Streik treten und sich im Café einen Tee trinken, anstatt sich an den Demonstranten auszulassen!
Wir haben größte Hochachtung vor den AktivistInnen, die in dieser Saukälte bei Eis und Schnee für uns alle draußen auf den Schienen gegen den Castor-Wahnsinn und für den Atomausstieg demonstrieren.
Wir wünschen euch viel Kraft!
Aktuelle Castor-Infos: www.castorticker.de, www.taz.de, www.ostsee-zeitung.de
Solidarische Grüße in den Nordosten
SOFA Münster, Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
(www.sofa-ms.de, www.kein-castor-nach-ahaus.de, www.urantransport.de)
+ + + ROBIN WOOD-Pressemitteilung zur Ankettaktion + + +
Greifswald und Hamburg, den 16.12.2010
Zwei ROBIN WOOD-AktivistInnen, ein Mann und eine Frau, haben sich heute trotz eisiger Kälte gegen 13 Uhr auf der CASTOR-Strecke nach Lubmin in Höhe der Ortschaft Friedrichshagen im Gleisbett festgekettet. Die Aktion richtet sich gegen den Transport von vier CASTOR-Behältern mit Atommüll aus dem südfranzösischen Cadarache nach Lubmin bei Greifswald. Die ROBIN WOOD-AktivistInnen fordern die Bundesregierung auf, die verantwortungslose Verschieberei hochradioaktiven Mülls quer durch Europa zu stoppen und sofort aus der Atomkraft auszusteigen. Eine weitere Anti-Atom-Aktion von ROBIN WOOD-KletterInnen bei Stilow war heute Vormittag von der Polizei vorzeitig beendet worden.
„Hochradioaktiver Müll ist das Giftigste, was Menschen je produziert haben. Ihn Tausende von Kilometern durch die Gegend zu karren, ist unnötig, verantwortungslos und gefährlich. Dieser Wahnwitz muss ein Ende haben“, fordert Dirk Seifert, Energiereferent von ROBIN WOOD.
Nur fünf Wochen nach dem CASTOR-Transport nach Gorleben rollt bereits wieder Atommüll durchs Land. Die vier CASTOREN enthalten Brennstäbe aus der – inzwischen geschlossenen – Forschungsanlage für Schnelle Brüter in Karlsruhe sowie von dem atomgetriebenen Versuchsfrachter „Otto Hahn“.
Der Müll hat einen weiten Weg hinter sich. Er wurde zunächst von Geesthacht und Karlsruhe nach Cadarache in Südfrankreich gebracht. Dort hätten die Brennstäbe aus Karlsruhe eigentlich wiederaufgearbeitet werden sollen. Die Franzosen hielten das jedoch für unmöglich und verlangten die Rücknahme. Daraufhin sollte der Müll nach Ahaus oder Gorleben, obwohl es auch dort nur provisorische Zwischenlager gibt. Die Betreiber der Lager lehnten ab, so dass der Müll nun ins Seebad Lubmin verschoben wird. Auch das ist keine Lösung – und obendrein ein Wortbruch, weil zugesagt war, in das dortige, bundeseigene Zwischenlager Nord käme ausschließlich Müll aus den stillgelegten ostdeutschen AKW Lubmin und Rheinsberg.
Der Transport nach Lubmin geschieht gegen entschiedenen Protest von AtomkraftgegnerInnen und auch gegen den ausdrücklichen Willen der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns. Erwin Sellering, Ministerpräsident des Landes, demonstrierte am vergangenen Wochenende in Greifswald gemeinsam mit Tausenden anderen gegen den Transport. Er befürchtet, dass sich das Zwischenlager in Lubmin zur „atomaren Müllhalde“ entwickeln werde. Die Gefahr ist real -- zumal wegen der wachsenden Atommüllmenge aufgrund der Laufzeitverlängerung die Zwischenlager-Kapazitäten knapp werden und ein Endlager nicht existiert.
„Bei einer Überschwemmung muss man zuallererst den Hahn zudrehen. Die Bundesregierung aber tut genau das Gegenteil. Sie verlängert die Laufzeiten der AKW und sorgt dafür, dass noch mehr Müll entsteht, den keiner haben will und den keiner sicher beseitigen kann“, sagt Daniel Häfner von ROBIN WOOD.
Der nächste CASTOR-Transport nach Lubmin soll bereits im Frühjahr 2011 rollen.
Für Rückfragen:
Dirk Seifert, Energiereferent, Tel. 0176 / 481 184 42, energie@robinwood.de
Daniel Häfner, Energiegruppe, Tel. 0179 / 67 190 16
Ute Bertrand, Pressesprecherin, Tel. 040 / 380 892 0, presse@robinwood.de
* Der Ankettort liegt in einem Waldstück südlich von zwei Höfen, die zur Ortschaft Firedrichshagen gehören.
* * *
Weitere Infos und CASTOR-Ticker unter: http://www.robinwood.de/energie, http://www.castorticker.de und http://www.lubmin-nixda.de/
Ute Bertrand
ROBIN WOOD e. V., Pressesprecherin
Nernstweg 32, 22765 Hamburg
Tel. +(0)40 380 892-22; Fax: -14
Respekt!
Meinen vollen Respekt haben die Leute die gestern und heute an der Strecke protestiert haben.
Insbesondere die Robin Wood Leute in der Ankettaktion. Die Bilder von Menschen im Schnee liegend für Stunden ... bbrrr... da frierts mich hier vorm Bildschirm!
Mehr dazu
Lubmin-nix-da: Deutliche verstärkte Proteste
16.12.2010 20:13
Das Anti-Atom-Bündnis Nordost zieht ein sehr positives Resümee des deutlich erstarkten Protests gegen unsinnige und überflüssige Atommülltransporte in das ostvorpommersche Zwischenlager Nord bei Lubmin. Bundesweit gab es in über 100 Städten Mahnwachen, Flashmobs, Protestaktionen und Demonstrationen.
BUND protestiert gegen Castor
Arndt Müller 16.12.2010 18:43
Bei der heutigen Durchfahrt des Castor-Transportes durch Schwerin um 10.55 Uhr zeigten Schweriner BUND-Mitglieder und etliche Passanten unmittelbar an der Bahnstrecke Flagge und demonstrierten an der Strecke mit Bannern und Transparenten.
Lubmin Castor blockiert mit Betonblock
nix da 16.12.2010 14:24
Soeben wurde eine Betonblockblockade auf den Schienen bei Friedrichshagen errichtet. 2 Aktivist_innen von Robin Wood ketteten sich an eine bereits vorhandene Betonkonstruktion unter den Gleißen. Diese Technik ist sehr effizient und nicht zu vergleichen mit dem Festketten mit einfachen Metallrohren. Eine Betonblockblockade kann viele Stunden bis zu einem kompletten Tag dauern.
Leipzig: Kein Schneesturm kann uns stoppen
BgAL 16.12.2010 13:39
Am gestrigen Mittwoch, den 15.12.2010, machten sich 30 Menschen aus Leipzig auf nach Halle, um den dortigen Protest gegen den Castor-Transport zu unterstützen. Direkt am Bahnhof in Halle formierte sich das Bündnis gegen Atomkraft Leipzig zu einem Demonstrationsblock und zog in einer Spontandemonstration vom Bahnhof zum Ort der angemeldeten Demonstration in die Innenstadt.
Leipzig: Überraschung am größten Adventskalender
BgAL 17.12.2010 15:28 Auch das Bündnis gegen Atomkraft Leipzig beteiligte sich am deutschlandweiten Anti-Atom-Flashmob am 16.12.2010. Allerdings nicht wie aufgerufen um 18:30 Uhr, sondern bereits zwei Stunden früher.
Erfurt: Autonome Aktionsgruppen stoppten Castor
Warte Gleis 17.12.2010 11:42 80-100 Aktivist_innen aus Thüringen gelang es in der Nacht zum Mittwoch den Castortransport als erste an der Strecke zum stehen zu bringen. Organisiert in autonomen Aktionsgruppen ging es in der Nähe von Erfurt an mehreren Stellen an die Schiene, so dass es einer Gruppe von etwa 15 Menschen gelang den Castor zum Stehen zu zwingen. Andere Gruppen brachten ihn mindestens zum abbremsen!
DAN/LG: Politprozesse gehen weiter
Zwei Polit-Prozesse beschäftigen zurzeit die Amtsgerichte in Lüneburg und Dannenberg: In Lüneburg („Keksprozess“) wird ein Aktivist angeklagt, weil er genießbare Lebensmittel vor ihrer Vernichtung als Müll bewahrt hat. In Dannenberg ( „Zaun-Prozess“9steht eine Aktivistin wegen einer Protestaktion vor dem Atommüll-Zwischenlager in Gorleben vor Gericht. In beiden Prozessen arbeiten die Strafverfolgungsbehörden eng zusammen. Am Montag den 13.12. wurde in Lüneburg und Dannenberg weiter verhandelt.