Die mehrstündigen Hausdurchsuchungen am Mittwochabend in Wohn- und Geschäftrsäumen in Dorstfeld und Lütgendortmund richteten sich offenbar gezielt gegen den extrem rechten Internetversandhandel „resistore“ und den Betreiber, dem Dortmunder Führungskader, Dennis Giemsch. Grund für die Razzien soll eine indizierte CD mit volksverhetzenden und rassistischen Inhalten sein, die laut Aussage der Staatsanwaltschaft über den Neonazi-Versand vertrieben wurde. Das Ermittlungsverfahren sei auf einen Hinweisgeber aus Berlin zurückzuführen, der den Beamten den entscheidenden Tipp gegeben haben soll. Ob die Hausdurchsuchungen mit der Erweiterung des Warenangebots an CDs zusammenhängen, bleibt bisher unklar. Erst vor einem Monat hatte der „resistore“ sein Sortiment erweitert und angekündigt das Angebot dahingehend konstant auszubauen. Neu im Repertoire sind u.a. „Uwocaust & alte Freunde – Sprengstoffmelodien“ und „Burn Down – Tag der Rache“.
Die lokalen Neonazis wurden am Mittwoch gegen 18.30 Uhr bei ihrem allwöchentlichen Kameradschaftsreffen im „Nationalen Zentrum“ von einer Einsatzhundertschaft überrascht, die in das Erdgeschoss des Hauses an der Rheinischen Straße 135 mittels eines Rammbocks eindrangen und die Dortmunder „Autonomen Nationalisten“ mit Kabelbindern fixierten. Die Beamten hätten zahlreiche Beweismittel – Rechner und Datenträger – sichergestellt, allein an der Rheinischen Straße sollen es fünf Computer gewesen sein. Einer der Rechner, die ansonsten verschlüsselt sein sollen, konnte wohl nicht mehr ausgestellt werden, sodass die Polizei nun Zugriff auf die Daten haben könnte, befürchten die Neonazis.
Innerhalb der Neonaziszene vermutet man nun, dass es den Ermittlern vor allem um die Kunden-Datenbank ginge, auf die die Beamten nun möglicherweise zugreifen könnten: „Die Computer sind für die Justiz interessant, weil damit nicht nur der Vertrieb von verbotenem Propagandamaterial nachgewiesen werden kann – die Ermittler kommen mit den Daten auch an die Namen und Adressen der neuen Besitzer des Materials. Die Resistore-Razzia vom Mittwoch könnte also einen Dominoeffekt und Strafverfahren auch an anderen Orten auslösen“, so die Ruhr Nachrichten.
Zuletzt war der Neonazi-Versandhandel vor rund einem Jahr im Gespräch, als AntifaschistInnen bekannt machten, dass Giemsch seinen Versandhandel nur mit städtischen Fördergeldern aufbauen konnte: „Seit Juni 2006 betreibt der Dortmunder Neonazi und Anmelder zahlreicher Aufmärsche, Dennis Giemsch, den extrem rechten Internetversandhandel resistore. Der Aufbau eines der wichtigsten Versandhandel der deutschen Neonaziszene wurde durch eine dreijährige Ich-AG-Förderung der Dortmunder Dependance der Bundesagentur für Arbeit Dortmund ermöglicht. Seit drei Jahren können Neonazis nun bundesweit auf ein Angebot zurückgreifen, dass von antisemitischen Propaganda-Aufklebern, über Sturmmasken bis hin zu Waffen, wie Steinschleudern mit Stahlkugelmunition und Pfefferspray reicht“, so unsere Gruppe im Juni 2009. Die ARGE forderte die an Giemsch gezahlten Gelder daraufhin wieder zurück.
Mit öffentlichen Aktionen der Neonazis ist indes zu rechnen. Bereits am gestrigen Donnerstagabend verteilten Neonazis auf Grund der Hausdurchsuchungen Flugblätter rund um den Hauptbahnhof.
Pressespiegel:
Erfolgreiche Razzia (bnr)
Rechten Internethandel unterbrochen (RN)
Staatsschutz suchte nach rechter Hetzmusik (WAZ)
Polizei durchsucht Wohnungen nach Nazi-Tonträgern (RN)
Nazibericht
Besser wie Weihnachten. ;D