[Aachen] VVN-Gedenken & Protest gegen VdK

Protest am Hochkreuz

++ Gedenken an die Opfer des deutschen Faschismus ++ etwa 50 Menschen ++ Protest gegen geschichtsrevisionistisches VdK-Gedenken ++ Verhinderung der Kranzniederlegung am Hochkreuz ++

 

Anlässlich des "Volkstrauertages" fand auf dem Waldfriedhof in Aachen das alljährliche Gedenken an die Opfer des deutschen Faschismus statt. Der Einladung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA) waren etwa 50 Menschen gefolgt. Gegen 11 Uhr versammelten sich Antifaschist*innen, Kommunist*innen, Gewerkschafter*innen, Christ*innen, Friedensaktivist*innen und andere Menschen an den Gräbern der 52 durch die Nazis ermordeten Aachener*innen. Nachdem ein Kranz mit einer Schleife mit der Aufschrift "Nichts und Niemand ist vergessen" abgelegt wurde, eröffnete ein Sprecher der VVN-BdA das Gedenken und dankte allen Anwesenden für Ihr Kommen. Eigentlich sollte daraufhin Hein Kolberg reden, der leider aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen nicht erscheinen konnte. Hein Kolberg war im Zweiten Weltkrieg Wehrmachtssoldat und trat nach dem Krieg der "Kommunistischen Partei Deutschlands" (KPD) bei. Bis heute erzählt Hein an Schulen und anderen Orten von der Zeit im Krieg und mahnt die jüngeren Generationen immer wieder: "Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!"


Auf Einladung der Veranstalter*innen hielt Ralf Woelk, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Aachen eine Rede, in der er den menschenverachtenden und freiheitsfeindlichen Charakter des  Faschismus deutlich machte und für ein aktives Engagement gegen (Neo-)Faschismus plädierte. Denn Faschismus münde immer entweder in Krieg oder in Barbarei. Woelk machte auch auf die aktuelle Bedrohungslage von (vermeintlichen) Nazigegner*innen aufmerksam.


Nachdem zwei Christ*innen einen teilweise umgeschrieben Psalm aus der Bibel verlesen hatten, wurde das Lied der Moorsoldaten gesungen. Dann redete erneut der VVN-BdA-Sprecher und sagte: "Wir verneigen uns vor den Opfern." Außerdem kritisierte er das Gedenken des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge (VdK), welches um 12.30 Uhr auf dem Waldfriedhof beginnen sollte. Die Kritik am VdK-Gedenken bezog sich darauf, dass deutschen Soldaten ebenso gedacht werde wie den Opfern des deutschen Faschismus, womit die Täter zu Opfern verklärt würden.


Noch bevor der VdK-Trauerzug, an dem sich u.a. der Polizeipräsident Klaus Oelze, sowie mehrere Soldat*innen der Bundeswehr beteiligten, das Hochkreuz, an dem traditionell die Kränze abgelegt werden, erreichte, stellten sich etwa 25 Aktivist*innen, die zuvor am VVN-BdA-Gedenken teilgenommen hatten, neben dem Hochkreuz auf. Dabei hielten sie ein Transparent, auf dem der Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gefordert wurde, ein Banner mit der Aufschrift "Nie wieder Faschismus - Nie wieder Krieg", sowie Tafeln mit den Namen der Opfer, die in Kundus bei der Bombardierung eines Tanklasters durch die Bundeswehr getötet wurden.


Gerade als der Tross von "Trauernden" auf das Hochkreuz zulief, um dort die Kränze abzuwerfen, enterte ein Demonstrant den Sockel des Hochkreuzes. Zwischen den zwei dort stramm stehenden Soldaten prangte nun auf einem Transparent, welches von dem Aktivisten gehalten wurde, das bekannte Zitat Kurt Tucholskys: "Soldaten sind Mörder". Zudem rief der Demonstrant Parolen wie "Und auch 70 Jahre später, keine Opfer, sondern Täter!" und "Deutsche Täter sind keine Opfer!". Der "Trauerzug" blieb etwa 20 Meter vor dem Kreuz stehen und der Polizeipräsident versuchte den Sockel-Besetzer durch beschwichtigende Worte zum Herabsteigen zu bewegen. Dies gelang allerdings nicht. Daraufhin drehte der "Gedenkmarsch" um und hielt die Kranzniederlegung an etwa 40 Meter entfernten Soldatengräbern ab, nachdem er mit "Nie wieder Deutschland!"-Rufen gebührend verabschiedet worden war.


Wird bedacht, dass trotz Protesten in der Vergangenheit die Kränze noch nie an anderer Stelle als dem Hochkreuz niedergelegt wurden, kann diese einfache aber effektive antimilitaristische und sich gegen Geschichtsrevisionismus und deutschen Opferkult wendende Aktion durchaus als Erfolg verstanden werden. Es bleibt abzuwarten,wie der VdK im nächsten Jahr auf die diesjährige Protestaktion reagieren und ob eine Intensivierung des Widerstandes gegen das VdK-Gedenkspektakel stattfinden wird.


Klar bleibt: Deutsche Täter sind keine Opfer!

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Aachen. Zu einem Eklat ist es bei der Gedenkfeier des Volksbundes deutscher Kriegsgräberführsorge (VdK), der Städteregion und der Stadt Aachen auf dem Waldfriedhof gekommen. Rund 25 Demonstranten aus dem linken Lager hatten gegen das Gedenken anlässlich des Volkstrauertages protestiert.

 

Weil ein Linksextremist mit dem Transparent «Soldaten sind Mörder» auf dem Sockel des Hochkreuzes stand und Parolen skandierte, konnten die rund 70 Behördenvertreter, Bundeswehr-Soldaten und Bürger ihre Kränze nicht am Hochkreuz niederlegen.


Proteste gegen VdK und Bundeswehr

Größtenteils kamen die Protestler von einer Gedenkfeier für die Opfer der Nationalsozialisten, die die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) abgehalten hatte. Sowohl Kurt Heiler (VVN-BdA), als auch Ratsfrau Renate Linsen-von Thenen (Die Linke) und Ratsherr Horst Schnitzler (UWG) beteiligten sich an den Protesten gegen den VdK und die Bundeswehr. Opfern und Tätern des Naziregimes könne man nicht gemeinsam gedenken, so die Kritik. Zudem wurde auf Transparenten der Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gefordert, wo deutsche Soldaten wieder «Täter» seien.

Die Vertreter von Bundeswehr und VdK sowie Städteregionsrat Helmut Etschenberg, Stadtkämmerin Annekathrin Grehling und Polizeipräsident Klaus Oelze waren zuvor in einem Gedenkmarsch vom Haupteingang des Waldfriedhofes zu dem Hochkreuz gegangen. Hatte es zuerst noch so ausgesehen, dass die rund um das Hochkreuz postierten Demonstranten die Kranzniederlegung nur in Form stummen Protestes begleiten wollten, war ein Demonstrant auch durch Zureden nicht dazu zu bewegen, von dem Sockel herabzusteigen.

Da macht der Gedenkmarsch kehrt

Kurzentschlossen machte der VdK-Gedenkmarsch daraufhin kehrt und gedachte der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft an Soldaten-Gräbern, die rund 40 Meter vom Hochkreuz entfernt liegen.

Vertreter von VdK, Stadt und Städteregion Aachen hatten zuvor traditionell auf einer Gedenkfeier in der Aula Carolina der Kriegsgefallenen und Opfer von Völkermorden gedacht.

 

Quelle: Aachener Nachrichten