Rassismus unter den Linken bliebt eine offene Wunde: Schwarzer Kanal, ein antirassistisches Projekt?

Rassistische Vorfälle, eurozentristische Stereotype und Xenophobie in den linken Strukturen sind seit langem kein unbekanntes Thema mehr. Häufig sind  die Menschen nichtdeutscher Herkunft, die in den deutschen linken Gruppen zahlenmäßig ohnehin untervertreten sind, in verschiedensten Zusämmenhängen mit xenophobischen und oft auch unterschwellig rassistischen Zuschreibungen konfrontiert, die zu geringsten und oft auch nicht offen problematisierten Anlässen "Menschen aus anderen Kulturen" kurzerhand als sexistisch, gewaltätig und patriarchal etc. abstempeln.

 

Zwar gestehen sich viele linke Gruppen das Problem und fordern die Bewußtmachung und eine gezielte interne Bekämpfung des Problems, das in einem krassen Widerspruch zu linken politischen-sozialen Zielsetzungen steht, doch steht eine konsequente inhaltliche Auseinandersetzung in den meisten Gruppen noch aus, weshalb das Bekenntnis zum Antirassismus unter den Linken oft leider nur ein wohlwollendes Lippenbekenntnis bleibt. Rassistische Denk- und Wahrnehmungsmuster, die durch die deutsche Sozialisation erworben und oft unbewußt in die deutschen linken Gruppen hineingetragen werden, finden oft leider unter dem Deckmantel der emanzipatorischen Kampfbegriffe wie Feminismus und Antisexismus etc. neue Verwendung.

Der heute  geschehene Vorfall im "antirassistischen" Fahrradprojekt des Kultur- und Wohnprojekts SCHWARZER KANAL zeigte erneut, wieweit politische Ansprüche und eigene reale Praxis auseinandergehen können.

Der 34jährige Ausländer T., der sich finanziell prekären Lage befindet und im "offenen" Fahrradprojekt des neu umgezogenen "rassistischen" Wohnprojekts, sein Fahrrad reparieren wollte, wurde aus dem Fahrradprojekt rausgeworfen! Er traff heute dort - das zweite Mal nach dem vergangenen Mittwoch - um ca. 15:30 ein, um die Reparatur seines Fahrrads fortzusetzen. Unmittelbar nach seiner Ankunft wurde mit der Begründung, dass man dort vor ihm Angst haben würde, und dass er nicht genug freundlich sei, zum Verlassen des Projektgeländes aufgefordert. Als er sich weigerte, das Gelände zu verlassen, ohne den Grund zu erfahren, und den Wunsch äußerte, unmittelbar mit der Person zu reden, die vor ihm Angst haben würde, wurde ihm geantwortet, dass er den Grund selbst wissen würde, und dass er es nicht schwer machen sollte. Als er den BewohnerInnen damit beschuldigte, dass sie ohne konkreten Grund vor ihm als Ausländer Angst haben würden, dass er während seines gesamten Besuches niemandem etwas angetan und niemanden beleidigt habe, taten sich mehrere BewohnerInnen des Wohnprojekt buchstäblich zusammen, um den "unfreundlichen" Ausländer, dem nicht einmal der Grund seines Rausschmisses klar war, den Weg zu zeigen. Auch auf dem Gehweg verfolgten sie den "unfreundlichen" Ausländer, der - wie von einer Projektbewohnerin formuliert wurde - "männliches" Getue machen aber "so kleine Eier" haben würde.


Offensichtlich gehörte er mit seinem "äußeren Erscheinungsbild" nicht dorthin  und aktivierte - ohne dass es ihm selbst nicht klar war - latente Ängste der "antirassistischen" ProjektbewohnerInnen.
Nun, was bleibt zu sagen: Aller Theorie ist tatsächlich nur grau...

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warum wird hier eine offensichtlich in diesem land lebende person als ausländer bezeichnet?

Weil nicht jeder hier Inländer sein kann. Wenn du 1 Jahr woanders lebst, bist du doch auch nicht gleich Einheimischer.

Allerdings finde ich die Ausdrucksweise in dem Bericht sehr hart und das Wort Ausländer ist hier ganz schön missverständlich eingesetzt.

Ich denke da bleibt einiges mehr zu sagen. Solche Vorfälle müsen aufgearbeitet und Diskutiert werden um in Zukunft besser damit umzugehen. Das können nur die angesprochenen Personen selber tun. Insgedamt ist der Vorfall wie er hier geschildert wurde eine ziemliche scheiße. Sowas sollte in emanzipatorischen Projekten nciht vorkommen. Allerdings bringt der emanzipatorische ANspruch auch mit, dass es prinzipiell möglich ist das eigene Verhalten zu reflektieren und sich zu verändern. Hoffen wir, dass ein solcher Prozess hier einsetzt.

Da fange ich an zu lesen und denk mir noch, jetzt kommt mal ein anspruchsvoller Beitrag zum Thema Rassismus innerhalb der Linken, und dann ist die Einleitung doch nur zur rhetorischen Untermauerung persönlicher Differenzen angeführt.

Vermeintliche Zitate und dazu noch auf einzelne Worte beschränkt,  geben keinen Überblick über den Vorfall, da heißt es doch (genau von mir zitiert):  "unfreundlichen" Ausländer - was suggerieren soll, die Person würde als "Ausländer" und nicht als unfreundlich des Projektes verwiesen.

Sucht doch noch mal ganz in Ruhe den Kontakt zu den Leuten, vielleicht gibts da ja ein Plenum, auf das ihr gehen könnt. Im Streit hört sich alles immer schlimm an.

 

Ansonsten ists hier im Oschten bei Regen und grauem Himmel auch recht trist. Gruß an alle.