Ab 12.30 Uhr färbten sich heute die "Bächle" in der Freiburger Innenstadt rot. Gleichzeitig flogen singnalgelbe Papierflieger mit Informationen zu den jüngsten Abschiebungen in der Region vom Münsterturm auf den gut besuchten Wochenmarkt. Die rote Farbe in den "Bächle" irritierte viele PassantInnen, teilweise bildeten sich Menschentrauben um die kleinen Kanäle. Interessiert nahmen die Menschen dann die erklärenden Flyer entgegen. Was steckte hinter der Aktion?
Mindestens einmal im Monat gehen vom Flughafen Baden-Baden Abschiebeflüge in den Kosovo. An Bord: Flüchtlinge, überwiegend Roma, die zum Teil seit Jahren in Deutschland leben und dieses Land nicht freiwillig verlassen haben. Im Kosovo erwartet sie ein Leben ohne Perspektive- gerade Roma sind dort noch immer einer tiefgreifenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Diskriminierung ausgesetzt und müssen noch immer mit Verfolgung rechnen. Viele von ihnen leben seit Jahren in Deutschland, ihre Kinder sind hier aufgewachsen und sprechen zum Teil nicht einmal die Sprache der fremd gewordenen "Heimat" Kosovo.
Das hindert die deutschen Behörden jedoch nicht daran, sie abzuschieben. Entgegen der Einschätzung diverser NGOs und sogar der EU-Kommission bewertet die Bundesregierung die Lage im Kosovo als "unproblematisch" und hat daher ein Rückübernahmeabkommen mit Pristina geschlossen. In den nächsten Jahren sollen nun 15 000 Menschen abgeschoben werden. Auch aus Freiburg sind nun zusätzlich 460 Menschen von Abschiebung bedroht.
Für ganz Süddeutschland laufen die Abschiebungen in den Kosovo über den Baden-Airpark, nur eine Autostunde von Freiburg entfernt. Wiedereinmal wird deutlich, dass, anders als gerne suggeriert, staatlicher Rassimus und die brutale Abschottung Europas nicht nur an den Außengrenzen der EU zu Tage treten, sondern auch direkt in unserer Region.
Um auf diese Tatsache aufmerksam zu machen, haben wir heute Papierflieger mit Informationen zu den Abschiebungen vom Freiburger Münster starten lassen und die "Bächle" rot gefärbt. Denn nicht nur das Mittelmeer färbt sich rot vom Blut toter Flüchtlinge- die Opfer der Festung Europa leiden und sterben auch im Schwarzwald, direkt vor unserer Haustüre. Die roten "Bächle" sollen als Symbol für diese Grausamkeit, die Grausamkeit des deutschen Abschiebesystems stehen und unseren Protest dagegen für alle sichtbar machen.
Laut dem Baden-Aipark starten ein- bis zweimal im Monat Flüge Richtung Pristina- meistens jeden zweiten Dienstag im Monat. Doch darüber sprechen wollen die Verantwortlichen weder mit Privatpersonen noch mit der Presse. Da kam es gelegen, dass heute keine Abschiebung stattfand- weil der alte Terminal des Baden-Airparks für eine Veranstaltung des kanadischen Militärs genutzt wurde. Über den neuen, von Reisenden genutzten Terminal können natürlich keine Flüchtlinge abgeschoben werden, schließlich bestünde dann die Möglichkeit, dass die Öffentlichkeit leicht davon erfährt. So schweigen die Betreiber sich lieber aus, behaupten nicht zu wissen, wann Flüge von ihrem Flughafen starten und verweisen an die örtlichen Polizeibehörden. Die wiederum behaupten von gar nichts zu wissen. Und das Regierungspräsidium Karlsruhe, das die Abschiebugen organisiert, lässt neugierige Anrufenden gerne anschnauzen, dass diese "Sache" niemanden etwas angeht.
Das sehen wir anders! Es kann nicht sein, dass Flüchtlinge in Deutschland als Menschen zweiter Klasse behandelt werden und Menschenrechte von einem Pass abhängig sind! Es kann nicht sein, dass jeden Monat Menschen ins Elend abgschoben werden, ohne das es jemanden interessiert.
Die roten "Bächle" sind nur ein Symbol, sie sollen endlich eine Problematik vor Augen führen, die viel zu lange unbeachtet blieb. Ein Symbol kann die Zustände nicht ändern- vielfältiger Protest schon! Lokale Ansatzpunkte dafür bieten die Stadt Freiburg, der Baden Airpark und das Regierungspräsidium Karlsruhe.
Möglicher Abflug Abschiebflieger: Jederzeit
Beste Zeit für Proteste: Immer
Hinsehen, Widersprechen, Abschiebungen verhindern!
Denn kein Mensch ist illegal, nirgends!
Super!
Total gute kreative Aktion!