VV für autonome Politik in NRW

NRW VV

2009 fand in Hamburg seit mehr als 15 Jahren wieder ein bundesweiter Autonomie-Kongress statt, in etlichen Städten entstanden autonome Vollversammlungen, und auch aktionistisch war so einiges los. Nach Hamburg merkten viele (an), dass solche Zusammentreffen viel zu selten stattfinden, dass inhaltlich einiges diskutiert werden muss, dass es ganz viele offene Fragen gibt. Was wir daraus gezogen haben, ist: Gemeinsame Treffen über die Städtegrenzen hinaus sind wichtig und notwendig – am besten nicht nur alle 15 Jahre. Und so setzte sich ein kleiner Kreis von Leuten in NRW zusammen, um zur ersten NRW-weiten autonomen VV am 1. August 2010 im AZ in Wuppertal aufzurufen und einzuladen.

 

Wir haben zwei dieser Leute interviewt, um zu erfahren, was da so geplant ist, warum so eine VV stattfinden soll und wie es zu der Initiative kam.

Warum findet ihr es wichtig, eine landesweite VV zu machen?

Sophie: Nun, so eine richtige Vernetzung findet in NRW ja nicht statt. Viele Leute kennen sich zwar, aber es gibt keine offenen überregionalen Treffen ohne Themenschwerpunkt. Mir erscheint das so, als ob eine Vernetzung innerhalb der unterschiedlichen Politikfelder stattfindet. Das heißt aber auch, dass alle „unter sich“ bleiben, die Antifas bei den Antifas, die Antiras bei den Antiras usw. Oder aber es sitzen Leute zusammen aus der gleichen Region. Das Rheinland trifft das Rheinland, das Münsterland das Münsterland. Beides ist sicherlich gut und sinnvoll, aber wir denken, dass es sich lohnen könnte, alle mal an einen Tisch zu bringen. Das kann ja nur helfen, noch mal über den Tellerrand zu schauen und vielleicht sogar gemeinsame Projekte daraus entstehen zu lassen. Und ganz wichtig: Debatten nicht immer nur im eigenen Dunstkreis zu führen. Also wann reden wir denn noch mit vielen verschiedenen Leuten über beispielsweise Organisationsformen, Bündnispolitiken, Aktionsformen, wo diskutieren wir die verschiedenen Ansätze denn noch regelmäßig miteinander?

Daniel: Das ist sicher eine Hoffnung, dass sich da Projekte dran anschließen. Aber ich denke, es reicht erstmal auch, eine Plattform zu finden, an der Austausch geschehen kann. Wenn da ein, zwei gemeinsame Initiativen im Jahr draus entstehen, wäre das natürlich toll. Meine Motivation ist es aber auch, Leuten aus kleineren Städten einen Zugang zu überregionalen Treffen zu ermöglichen und überhaupt erstmal mitzubekommen, wie die jeweiligen regionalen Situationen für linksradikale Politik in NRW so sind, was wo ansteht, was wo diskutiert wird.

Wie schätzt ihr denn gerade die Situation linksradikaler undogmatischer Politik in NRW ein?

Sophie: Wie ich schon sagte. Ich finde alles sehr ausdifferenziert. Das ist ja erstmal nicht schlecht, aber dennoch finde ich es auch wichtig, mit Leuten zu diskutieren, die gerade mal nicht zu den Themen arbeiten, zu denen ich arbeite. Das kann ja nur bereichern, so ein anderer Blickwinkel. Dann kommt es mir so vor, dass zwar vielleicht die ganz großen Streitigkeiten abflauen – was ich gut finde – aber dennoch viele Gruppen eher übereinander reden als miteinander. Oder Debatten gleich online geführt werden – da kann ja nichts bei rumkommen. Ich weiß nicht, ob VVen da helfen, aber vielleicht bieten sie zumindest die Möglichkeit, das zu ändern.

Wie habt ihr euch das vorgestellt? Soll das dann regelmäßig stattfinden?

Daniel: Wir wollen jetzt erstmal die erste VV planen und durchführen und hoffen, dass daraus etwas Weiteres entsteht. Wenn sich dort entschieden wird, das ist eine gute Idee, wir machen sowas jetzt vierteljährlich oder zweimonatlich in immer unterschiedlichen Städten mit unterschiedlichen Vorbereitungsgruppen, wäre das für mein Verständnis ideal. Aber jetzt geht’s erstmal darum zu schauen: Ist der Bedarf nach mehr Vernetzung überhaupt da?

Sophie: Wir haben im Laufe des letzten halben Jahres in einigen Städten und Zusammenhängen nachgefragt, was von der Idee gehalten wird. Da kam überwiegend positives Feedback. Daraufhin haben wir uns entschlossen, es einfach zu versuchen. Schaden kann’s ja nicht...

Erzählt mal. Wie ist das gelaufen? Ihr habt das als Gruppe geplant?

Sophie: Na, wie sowas halt läuft. Irgendwer bringt die Idee rein, es wird wochenlang darüber diskutiert, alle Für und Wider abgeklopft bis irgendwann wer sagt: Nun lasst uns das doch einfach versuchen, bevor wir das noch weitere Wochen diskutieren. Dann wird ein Termin gefunden, der Termin verschoben, ein neuer Termin gefunden. Dann streiten sich alle über den Flyer und beschließen ihn dann doch. Nachdem viel zu viel Zeit verstrichen ist, wird entschieden, nicht zu drucken und zu verschicken, sondern online zu werben und die regionalen Strukturen zu bitten, selbst mit zu mobilisieren. Geht uns ja hoffentlich alle was an.

Daniel: Ja, als Gruppe haben wir die Vorbereitungen gemacht. Wir treffen uns mit mehreren Städtezusammenhängen aus NRW regelmäßig. Und so hatten wir dann eben auch schon Meinungen aus etlichen Städten zusammen. Aber das Ziel ist es schon, dass sich möglichst viele Städte, Zusammenhänge und Einzelpersonen daran beteiligen. Ich bin wirklich gespannt.

Die VV heißt: VV für autonome Politik in NRW. Wen genau wollt ihr ansprechen?

Daniel: Alle, die sich davon angesprochen fühlen. Das ist ja immer eine schwierige Debatte, wer oder was jetzt „autonom“ ist. Deswegen haben wir es nicht „Autonome VV“ genannt, weil sich vielleicht einige gar nicht so definieren würden, aber vielleicht dennoch „autonome Politik“ machen, also linksradikale, außerparlamentarische, undogmatische Politik, die auf kulturelle wie politische Autonomie, auf Selbstbestimmung und soziale Gerechtigkeit, auf individuelle wie kollektive Freiheit zielt.

Dann danken wir euch für das Interview und freuen uns auf den 1. August 2010 im AZ Wuppertal. Eine letzte Frage noch: Wo können wir nähere Infos zur VV finden?

Sophie: Den Aufruf zur VV findet ihr unter autonomepolitiknrw.blogsport.eu, wo es weitere Infos und auch Mobi-Material gibt.

Daniel: Genau, wie bereits gesagt, würden wir uns freuen, wenn die regionalen Strukturen einen Teil der Mobilisierung übernehmen. Dazu könnt ihr z.B. einfach Flyer ausdrucken und in euren Zentren, Kneipen und Infoläden auslegen.

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Wir würden uns freuen, wenn wir uns vernetzen und gemeinsame Aktionendurchführen!

 

autonome_vollversammlung(at)riseup.net