Solidarität, nicht Wohltätigkeit

solidarity with refugees

Es ist Sommer! Für alle Leute, besonders westliche Aktivist*innen, die planen in andere Länder zu reisen, um während der Ferien woanders (Balkanstaaten oder anderswo/anderwärts) politische oder humanitäre Arbeit zu leisten oder freiwillig/ehrenamtlich zu arbeiten, haben wir einige Empfehlungen für euch, die wichtig zu bedenken sind.

 

1. Überleg dir dein Ziel woanders hinzugehen: Warum willst du woanders hingehen und warum willst du nicht in deinem Land bleiben und Solidarität dort teilen?

 

2. Stelle sicher, dass du die Bedeutung vom gemeinsamen Kampf verstehst und komm bitte nicht als Erretter*in, bedenke dass Menschen, denen du „helfen“ willst, über ein größeres Wissen und mehr Erfahrungen verfügen als du. Es ist immer wichtig über soziale Themen wie Sexismus, Nationalismus, Rassismus und so weiter zu sprechen und zu diskutieren, weil sie überall existieren und wir eine Welt der Gleichberechtigung für alle erschaffen wollen. Das bedeutet auch, dass niemand mit anderen Menschen von oben herab sprechen sollte. Wir lernen zusammen und besonders von einander. Selbst-Reflexion kann ein langer Prozess sein und Menschen brauchen Zeit und Erfahrungen, auch du.

 

3. Rede mit Menschen vor Ort um mit ihnen über lokale politische Strukturen zu reden, sie kennen die Situation besser als du. Aber erinnere dich daran: KEINE ZUSAMMENARBEIT MIT DEM STAAT! Keine Zusammenarbeit mit wem und was auch immer staatliche Strukturen unterstützt. Frag lieber die Menschen direkt danach, was sie brauchen. Sie wollen eine Demonstration organisieren? Sprich mit ihnen, frag sie, wie du sie unterstützen kannst.

 

4. Beachte dass du genug Zeit mitbringst. In den meisten Fällen sind ein paar Tage nicht genug! Mehrere Wochen sind besser und hilfreicher. Du kannst keine nachhaltigen Strukturen in ein paar Tagen aufbauen! Also nerve bitte keine lokalen Gruppen, wenn du nur einen Stop auf deinem Weg woandershin machen willst, außer du kommst für eine konkrete Aktion. Stelle sicher, dass du für siekeine zusätzliche Arbeit darstellst oder Zeit stiehlst. Die Leute sind sowieso schon überarbeitet.

 

5. Kochen ist wichtig, Infrastrukturen in einem besetzen Haus aufzubauen ist sinnvoll, aber neben diesen Aktivitäten, benutze deine Vorstellungskraft, versuche noch mehr kreative Wege zu finden, um die Menschen zu unterstützen, denen das Recht auf Bewegung genommen wurde. Denke auch daran, dass der Sommer kommt, Menschen fahren in den Urlaub.
- Sei dir deiner Privilegien bewusst, nutze sie! Benutze deinen Pass und alles was du kannst. Habe keine Angst! Für Menschen ohne Papiere ist jeder Tag ein Risiko.
- Entscheide nicht für andere Personen. Sie haben ihren eigenen Willen und sie wissen besser, was sie brauchen. Glaube nicht, dass du in einer Position bis, in der du andere Menschen kontrollieren kannst. Es gibt genug Kontrolle über Menschen, in allem was sie tun. Gib den Leuten die Möglichkeit zusammen zu kochen - mit dir oder für sich selbst. Strikte Essensschlangen gibt es im Militär, aber nicht in selbst-organisierten Aktionen und Gruppen, bitte!

 

6. Du musst die Probleme im politischen Kontext ergreifen. Wenn du das System nicht ändern willst, wirst du kaum Menschen helfen können. Du wirst dann nur die Löcher füllen, die der Staat nicht füllen möchte und dabei nicht die wirklichen Problemen lösen.

 

Kämpfe gegen Europa als Festung!

Zusammen - Hand in Hand - eine Welt, ein Kampf

Solidarität wird gewinnen!

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Sinnige Tipps, aber der 2. Punkt ist schon etwas problematisch.

Klar behandle ich niemanden von oben, aber sind Sexismus, Nationalismus, Rassismus debattierbar? - Ab wann sagt man Nein und vertritt seine eigene Meinung? Ihr steckt da Grenzen ab, aber den Mittelweg beantwortet ihr nicht (was natürlich auch wirklich schwierig ist)

 

Soll ich solche Dinge schlicht hinnnehmen, da diese Menschen andere Wertvorstellungen haben und beispielsweise traditionell Antisemitismus tolerieren? Oder soll ich dagegen vorgehen?

Wenn ich sie toleriere verfehle ich ein wichtiges Ziel.

Wenn ich dagegen vorgehe - selbst wenn das mit sanften, argumentreichen Gesprächen passiert - stelle ich in diesem Augenblick meine Werte ganz klar über die ihren. Meine moralische Position ist in diesem Augenblick dann die richtige - ihre die falsche, die sie ändern müssen. Die Aussage "Wir lernen zusammen und besonders von einander" ist dann nicht korrekt. Ich will keinen Sexismus, Nationalismus, Rassismus lernen - in dem Augenblick bin ich dann tatsächlich nämlich rein Lehrer und kein Lerner. Einen Austausch findet dann nicht statt - zumindest nicht in beide Richtungen.