Zum Hintergrund des Films "Im Inneren Kreis"

Film: Im inneren Kreis

In Hamburg und Berlin läuft diese Tage in den Kinos der Film „ Im Inneren Kreis“ an. Der Film hat sich das Thema staatliche Überwachung und die persönlichen Auswirkungen auf die Individuen – die davon betroffen bzw. daran beteiligt sind – vorgenommen und bezieht sich auf den Einsatz der verdeckten Ermittler_innen, die in Hamburg und Heidelberg in den letzten Jahren enttarnt wurden. Darauf, dass die Entstehung des Films nicht im Sinne aller Betroffenen dieser Überwachung ablief, sondern ganz im Gegenteil, wollen wir hiermit aufmerksam machen. Mit der unten dargestellten Geschichte vor Augen, fänden wir es notwendig, dass linke Projekte, die wahrscheinlich in Zukunft diesen Film zeigen werden, eine Diskussion über diese Vorfälle voran stellen.

 

Wir wollten zur Filmpremiere ins Kino Babylon am Rosa Luxemburg Platz.

Vor den Eingangstüren standen zwei Gruppen. Eine mit pinken und eine andere mit gelben Flyern in den Händen.

Wir nahmen uns den pinken Flyer und wendeten uns nach dem Überfliegen an die Gruppe. Sie stellten sich als der Unterstützer_innenkreis von Ute Müller (so ihr Name in der Öffentlichkeit) vor. Ute Müller war mit Iris Plate für 3 Jahre, in denen Plate die Hamburger Szene ausspähte, in einer Beziehung.

Die Gruppe mit den gelben Flyern war das Umfeld der Filmcrew.

 

In dem (unten angehängten) pinken Flyer wird uns erklärt aus welchen Gründen Ute Müller den Wunsch hat, dass der Film nicht jetzt und nicht auf diese Weise in den Kinos gezeigt wird. Es wird beschrieben wie die Filmcrew Ute Müllers Bedürfnisse gravierend verletzt hat und keine Rücksicht auf die anhaltende schwierige Situation der Betroffenen genommen hat.

Die Unterstützer_innen von Ute Müller wollten uns nicht davon überzeugen den Film nicht zu sehen. Jetzt wo es den Film gibt, sei es ja auch wichtig, dass Leute ihn sehen und sich mit dem Thema auseinander setzten. Aber Ute Müller selbst wünsche sich, dass Menschen nicht in die Kinos gehen, bzw. dass die Kinos den Film gar nicht erst ausstrahlen.

So wurde auch das Kino Babylon angeschrieben und mit dem Inhalt des Flyers konfrontiert.

 

Wir wollten in dieser spontanen Situation erst mal nicht in den Film gehen und entschieden uns das Geld zu spenden, wie es auf den Flyern gewünscht wird.

An der Kinokasse mussten wir dann auf den Chef des Babylon warten, Timothy Grossmann.

 

Timothy Grossmann ist der Typ, der 2015 – gegenüber dem Arbeitskampf seiner Mitarbeiter_innen, die von Verdi in der Forderumg unterstützt wurden, dass Grossmann Tariflöhne zu zahlen habe – völlig abhob und am Eingang des Kinos Davidsterne und ein Boykott-Transparent der Nazis aufhing und sich als Opfer einer antisemitischen Diffamierungskampagne stilisierte. Damit verdrehte er den Diskurs und stellte die Forderung nach faireren Arbeitsbedingungen als Versuch dar, seine Existenz, das Babylon, zu Grunde richten zu wollen.

(https://www.morgenpost.de/berlin/article206304675/Der-Streit-ums-Kino-Babylon-in-Berlin-Mitte-nimmt-kein-Ende.html)

 

So standen wir dann im Eingangsbereich Timothy Grossmann gegenüber. Wir konfrontierten ihn mit der Info, die e-mail der Gruppe im Voraus erhalten zu haben und baten ihn uns das Geld für die Tickets, auszuzahlen.

Schon nach dem ersten Ausruf „das hier sei nunmal keine Tauschbörse!“ sahen wir uns einem

durch und durch cholerischen Arschloch gegenüber, der durch seine Körperhaltung einem aufgeplusterten Hahn wohl am nächsten kam, der völlig hysterisch vor uns herum hampelte. Darauf, warum er die Infos zu dem Hintergrund des Films nicht transparent mache sagte er, er leite nun mal nur ein Kino und kümmere sich nicht um Kritik, es gäbe ja auch immer Leute die Sachen kritisierten. Ob der Film jetzt zu laut oder zu leise sei, sei ihm scheißegal. Ihm gehe es nur ums Geld verdienen. Wir seien offensichtlich im Gegensatz zu ihm ideologisch verblendet. Dieser Ausbruch an ekelerregender Selbstinszenierung und Mackertum war nicht auszuhalten.

Währenddessen wurden wir noch von mehreren Leuten umringt, die Position für Grossmann einnahmen. Teile des Filmteams warfen uns kindliches Verhalten vor, wir sollten uns den Film doch erstmal ansehen.

Außerdem fragten sie uns zynisch, wie wir denn das Statement der kleinen Gruppe um Ute Müller glaubwürdig finden könnten.

 

Letzlich konnten wir die Tickets an andere Besucher verkaufen und entfernten uns, wütend über diese ganze Szenerie, aus Mitte.

 

 

 

Zur Frage, warum die Regisseur_innen diesen Film drehten, hier ein sehr aufschlussreiches Interview: https://www.taz.de/!5330720/:

 

Die BeamtInnen sind ja auch selbst betroffen. Und werden zu Opfern ihrer eigenen Ermittlungen.“

Wir wollen schließlich beide Seiten zeigen und keine Inquisitoren sein.“

Regisseur Hannes Obens, taz interview.

 

 

Timothy Grossmann:

https://www.fluxfm.de/wp-content/uploads/2014/08/Timothy-Grossman-fluxfm...

 

 

        Unten der Flyer aus dem Unterstützer_innenumfeld von Ute Müller.

        Leider kann mensch auf diesen Flyer als pdf ironischerweise erst mit einem facebook account zugreifen..

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Insofern finde ich schon Ok wenn sich auch andere aus unterschiedlichen Betroffenheiten äußern.

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Also wenn stimmt, was im Flyer steht, abfilmen von Personen die sich zum Thema äußern ohne das Wissen gefilmt zu werden, haben wir hier echt ein Problem. Wie umgehen mit solchen Filmemachern?

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stimmt eben nicht, dafür reicht es eben auch einfach mal die menschen zu fragen, die in dem film sprechen. auch das streichen des satzes am ende des films ist eine komische forderung. zum einen weil er sich durchaus auch auf die person beziehen kann, die in dem film ebenfalls sich zur sehr engen beziehung mit iris äußert und zum anderen ist die aussage in protokollen und zeitungsberichten nach zu lesen, also nichts was nicht schon längst öffentlich ist und schon überall steht

Das sind ja echt mal unterirdische Methoden.

Schön wäre, wenn es so schnell wie möglich einen Stream oder eine Download-Möglichkeit gäbe, damit man den Film sehen kann ohne diesen Leuten sein Geld in die Tasche stecken zu müssen. Falls es einen Solitopf für z.B. die Therapiekosten der betroffenen gibt, ist das Geld dort sicherlich besser aufgehoben. Wenn sowas kommuniziert werden könnte wäre das auch prima.

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ganz schön einseitig hier. also ihr ward da und es gibt zwei gruppen mit zetteln, veröffentlich wird hier aber nur der eine, was jetzt auch schon viel über das ziel dieses textes aussagt. dann erklärt ihr die andere gruppe einfach zum "umfeld der filmcrew" und nicht auch zu betroffenen. denn immerhin kommen fast ausschließlich betroffene in dem film zu wort. dann wird hier auch weiterhin behauptet, dass der film einfach leute ohne ihr einverständnis zeigt, was wohl nicht so von den menschen in dem film bestätigt wird, aber kann ja auch einfach behauptet werden.

 

und was hat jetzt eigentlich die ganze auseinandersetzung mit dem kino und dem betreiber mit dem film zu tun? bietet sich aber super an um den film jetzt noch gleich viel böser erscheinen zu lassen.

12. Juni 2017 - 15:33

Richtigstellung

Wir, die Macher*innen des Dokumentarfilms IM INNEREN KREIS, nehmen hiermit Stellung zu diffamierenden Vorwürfen gegen uns und unseren Film, der vom Einsatz Verdeckter Ermittler*innen handelt. Die Vorwürfe sind vollkommen haltlos. Sie werden von einer kleinen Gruppe um eine von dem Einsatz der Verdeckten Ermittlerin Iris P. betroffenen Person geäußert. Sie stellte sich von Anfang an gegen das Filmprojekt und versucht bis heute, eine Veröffentlichung von IM INNEREN KREIS zu verhindern. Mit der Doku IM INNEREN KREIS thematisieren wir die Folgen von Überwachung und dem Eindringen des Staates in politische und private Zusammenhänge. Unsere Richtigstellung:

  1. Es ist wichtig, die Perspektive der Betroffenen anzuhören und zu stärken. Deshalb wollten wir als Filmemacher*innen allen Betroffenen die Möglichkeit geben, in dem Dokumentarfilm IM INNEREN KREIS zu Wort zu kommen. Die bereits oben erwähnte Person, die eine der ehema­ligen Partnerinnen der Verdeckten Ermittlerin Iris P. ist, hat es abgelehnt, an dem Film mitzuwirken. Das haben wir selbstverständlich respektiert. Wir hatten sie während der gesamten Dreharbeiten nur einmal über ihre Anwältin kontaktiert. Direkt haben wir nie mit ihr Kontakt aufgenommen, weil es für uns zentral ist, keine persönlichen Grenzen zu überschreiten.
  2. Als Filmemacher*innen respektieren wir die Persönlichkeitsrechte aller Betroffenen. Die Beziehung der oben erwähnten Person mit der Verdeckten Ermittlerin Iris P. wurde durch ihre eigenen Aussagen öffentlich gemacht, nachdem sie sich selbst entschloss, über die Linkspartei-Politikerin Christiane Schneider an die Öffentlichkeit zu treten und vor dem Hamburger Innenausschuss Aussagen über ihre Beziehung zur V.E. Iris P. machen zu lassen. Diese Aussagen sind auch in freizugänglichen Protokollen des Hamburger Innenausschusses nachzulesen. In IM INNEREN KREIS haben wir nur öffentlich getätigte Aussagen von Christiane Schneider zu dem Fall verwendet. An keiner Stelle in der Doku wird der Name oder eine weitere Information über die oben erwähnte Person genannt.
  3. Für die Veranstaltung im taz-Salon „Mein Freund, der Spitzel“ am 1.10.2015 in Berlin hatten wir eine Drehgenehmigung des Veranstalters. Wir haben zudem jenen Personen im Publikum, die nicht gefilmt werden wollten, versichert, dass wir das Material nicht verwenden bzw. die Personen unkenntlich machen. Daran haben wir uns selbstverständ­­lich gehalten, wie im IM INNEREN KREIS zu sehen ist.

IM INNEREN KREIS handelt von den politischen und gesellschaftlichen Folgen von Überwachung sowie von dem persönlichen Leid, das Bespitzelung und der Einsatz von Verdeckten Ermitt­ler*innen auslösen kann. Diese persönlichen, schmerzhaften Folgen halten bei den Betroffenen mitunter bis heute an. Gerade auch aus diesem Grund ist uns die Doku ein Anliegen gewesen. Als Filmemacher*innen haben wir zwei Jahre an IM INNEREN KREIS gearbeitet, ohne finanzielle Förderung, nur mithilfe von Spenden. Wir  hoffen auf respektvolle Debatten zum Thema Überwachung. 

IM INNEREN KREIS – Ein Dokumentarfilm

Das Team

www.iminnerenkreis-doku.de

Ihr gebt gerade ein lehrreiches Beispiel ab, welche fatalen Folgen es hat, wenn Leute derart verblendet sind, dass sie sich keine eigene Anschauung von einer Sache machen. Mit Verve zu erklären, dass ihr euch nur eine Perspektive angeschaut habt und jetzt mal eben einen denunziatorischen Artikel auf Indy zu posten ist der Grad an innerlinker Verrohung, der dieser Szene so schadet und ein Profilierungs- und Abgrenzungsbedürfnis befriedigt, aber keinerlei Erkenntnis bringt. Schaut euch den Film an, er ist ein sehr gut gemachtes Stück über die Wirkung von Spitzeleinsätzen und auch über die problematische Auseinandersetzung innerhalb der linken Szene. Es werden in dem Film keine unverpixelten Aufnahmen aus der taz-Veranstaltung gezeigt und auch keinerlei Informationen gegeben, die nicht in der medialen Öffentlichkeit waren, außer die Gespräche mit den Protagonist_innen des Films, die ber zwei Jahre die Entstehung dieses Films begleitet haben. Ihre Perspektive begleitet der Film. Wenn ihr euch den Film nicht anschauen wollt, gerne. Mit eurer Propaganda leistet ihr Gegenaufklärung im besten Sinne.

Was zur Aufführung und eurem Besuch in Leipzig nicht zur Sprache gekommen ist: Vielen Dank für diesen Film.

Er transformiert einen unhaltbaren Zustand in den Bereich des Greifbaren und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Praxis in der politischen Arbeit.

taz: https://linksunten.indymedia.org/de/node/214974

SZ: https://linksunten.indymedia.org/de/node/215476

Diese Diskussion erinnert jetzt wieder stark an die Juäische Volksfront! Anstatt das wir uns damit beschäftigen das der Staat über viele Jahre aufs übelste verdeckte Ermittler und Spitzel gegen uns einsezzt die sogar von Fake-Beziehungen nicht abschrecken und ihre eigenen Scheissgesetze übertreten und trotzdem von den Machtstrukture gedeckt werden streiten wir uns jetzt über diesen Film! 

 

Natürlich müssen wir weiter Öffentlichkeit dazu herstellen, seit dem Flora-Plakat ist die Diskussion schon wieder völlig abgeebt und ein Film eignet sich sehr wohl dazu. Und dazu müssen nicht alle Beteiligten einverstanden sein, wenn sie nicht selber gezeigt werden! M.E. zeigt die Filmcrew hier einen sehr emanzipatorischen und respektvollen Umgang mit allen Betroffenen, vielen Dank dafür!

 

Volksfront von Judäa!

 

https://www.youtube.com/watch?v=6pwmffpugRo