Mord an Burak Bektas - "Die Ermittler warten darauf, dass neue Hinweise auftauchen"

Erstveröffentlicht: 
05.04.2017

In der Nacht zum 5. April 2012 schießt in Berlin-Neukölln ein Unbekannter auf eine Gruppe junger Männer. Burak Bektas stirbt, zwei seiner Freunde werden schwer verletzt. Auch fünf Jahre später ist der Täter nicht gefasst. Philip Meinhold, der das Verbrechen für den rbb aufgearbeitet hat, sieht auffällige Parallelen zu einem anderen Mordfall.

 

Fünf Jahre ist der Mord an Burak Bektas nun her - für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass die Tat je aufgeklärt wird?


Philip Meinhold: Es ist natürlich so, dass man sich jetzt fragt, wo neue Spuren herkommen sollen nach fünf Jahren. Ich sehe im Prinzip zwei Möglichkeiten: Entweder der Täter stellt sich selbst oder ein Mitwisser, dem der Täter sich offenbart hat, sagt nochmal etwas. Ansonsten sieht es schwierig aus. Aber manchmal werden auch noch nach 20 Jahren Fälle aufgeklärt, von denen man das nicht mehr erwartet hätte.

 

Für Ihre Podcast-Serie haben Sie ein Jahr lang zum Fall recherchiert und mit zahlreichen Zeugen gesprochen. Lässt einen so eine Geschichte jemals wieder los?


Die begleitet mich. Ich halte mich auf dem Laufenden und gehe auch zu Veranstaltungen wie Buraks Geburtstag oder zu öffentlichen Gedenken. Und natürlich fühle ich mich allen Personen, mit denen ich gesprochen habe, auch verbunden.

 

Der Podcast endete 2015. Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Interviewpartnern?


Ja. Ich sehe die Familie regelmäßig und spreche mit der Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak. Und ich habe jetzt vor dem Todestag auch nochmal mit dem ermittelnden Kommissar und der Staatsanwaltschaft gesprochen.

 

Gibt es denn neue Erkenntnisse?


Nein. Der Stand der Ermittlungen ist im Prinzip so, wie er damals war. Die Hinweise und Spuren, die es gab, sind abgearbeitet, und der Fall ist nicht geschlossen. Das heißt, die Ermittler warten im Prinzip darauf, dass neue Hinweise auftauchen, denen sie nachgehen können.

 

In der letzten Folge Ihrer Podcast-Reihe ging es unter anderem um Parallelen zum Mord am Briten Luke Holland. Der Täter, Rolf Z., ist im vergangenen Jahr zu elf Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt worden; eine Verbindung zum Mord an Burak konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.


Die Polizei konnte nicht verifizieren, dass er auch der Täter im Fall Burak ist. Das heißt nicht zwingend, dass er es nicht war. Es gibt schon auffällige Ähnlichkeiten zwischen beiden Taten. Es ist schwierig, jemandem etwas zu unterstellen, das man ihm nicht nachweisen kann. Aber ich würde sagen, es ist nicht ausgeräumt, dass er es war. Rolf Z. ist aber auch als Prototyp eines möglichen Täters interessant. Als jemand, der aus persönlicher Frustration handelt. Spontan, aber dass es ein Opfer trifft, das als "fremd" wahrgenommen werden kann, ist kein Zufall.

 

Beim Start von "Wer erschoss Burak?" gab es viel Aufmerksamkeit für das in Deutschland noch neue Format. Anfang des Jahres lief Ihre zweite Podcast-Reihe, "Bilals Weg in den Terror". Was haben Sie bei der Produktion der Podcasts gelernt?


Gut ist immer möglichst nah an der Geschichte dran zu bleiben und nicht auf Experten auszuweichen, auf eine Meta-Ebene zu wechseln. Das macht es für den Hörer spannend und interessant. Jede Geschichte bleibt aufs Neue eine Herausforderung. Es ist einfach eine sehr intensive Auseinandersetzung, die man da mit einem Thema führt.

 

Ist es denkbar, dass es irgendwann noch mal eine neue Folge zum Mord an Burak geben wird?


Wenn es neue Erkenntnisse gibt, würde ich die Geschichte auf jeden Fall gern weitererzählen.

 

Das Gespräch mit Philip Meinhold führte Sarah Mühlberger, rbb|24

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Inwiefern ist ein rassistischer Hintergrund hier am wahrscheinlichsten?

 

Gerade an einem solchen Ort wo Bandenkriminalität virulent ist, und wo eben gerade auch Menschen mit Migrationshintergrund massiv beteiligt sind, halte ich die Vermutung, dass es Faschos waren für weit hergeholt...

im Zusammenhang mit dem Mord an Burak Bektas, außer in den Hirnen einiger NeuköllnerInnen, die vermutlich ihre Stereotypen pflegen möchten.

 

Burak aufgrund seines Migrationshintergrund mit Bandenkriminalität in Verbíndung zu rücken, ist eher bezeichnend für diejenigen, die das erzählen und entspricht nicht den Berichten, die es von Angehörigen und Bekannten über Burak gibt.