[B] Squat the city - Besetzung als Voraussetzung der Utopie

[B] Squat the city - Besetzung als Voraussetzung der Utopie

Besetzungen sind lange kein Berliner Alltag mehr - nach 'Berliner Linie' wird jede neue Besetzung innerhalb von 24 Stunden geräumt. Diese "Leitlinie" hat zur Folge, dass Neubesetzungen in Berlin häufig als utopisch gesehen und gar nicht erst in Erwägung gezogen werden. Doch ist die Aneignung von Raum keine Utopie, sondern Voraussetzung für politische Organisation & Praxis und somit eine Notwendigkeit in Zeiten, in denen immer wieder Abwehrkämpfe um Läden, Häuser und öffentlichern Raum verloren werden.

 

Deshalb: squat the city - auf einen Frühling der Besetzungen!

 

Die aktuellen Zustände allein legitimieren unser Anliegen


Berliner Zustände - wen auch immer mensch fragt, zumindest über die Zustände und die Entwicklung der Stadt herrscht weitgehend Einigkeit. Die Veränderungen, die in dieser Stadt passieren haben direkte Auswirkungen auf das Leben aller. Steigende Mieten, schließende Läden, Verdrängung, Obdachlosigkeit und wachsende Preise sind die Entwicklungen, die uns am meisten belasten. Die Veränderung des Stadtbilds zu "Glanz & Glorie" führen dazu, dass die Anzahl der Malls, Hotels und kommerziellen Angebote aller Art steigt, während Orte, die kostenlos nutzbar und frei von Reglementierung sind, weniger werden. In etlichen Zeitungsartikeln, Beiträgen, Gesprächen, Wahlkampagnen und Protesten sind diese Entwicklungen wieder und wieder thematisiert worden. Wir haben dem nichts weiter hinzuzufügen - weder geht es uns darum eine neue Analyse zu bieten, noch Konzepte für ein "alternatives Berlin" auszuarbeiten.

 

Einer Sache sind wir uns aber sicher - eine radikale Ablehnung der aktuellen Zustände bedarf weder einer perfekten Analyse, noch einer ausgearbeiteten Alternative. Die Zustände allein begründen die Notwendigkeit zu handeln.

 


Die Aneignung von Raum ist eine politische Notwendigkeit


Natürlich haben wir Angst vor Repressionen – Angst vor Polizeigewalt und Strafanzeigen. Aber sollten wir nicht eigentlich vielmehr Angst davor haben, uns in den gesellschaftlichen Zuständen einzurichten? Natürlich haben wir Angst davor, naiv zu sein. Aber sollten wir nicht eigentlich vielmehr Angst davor haben, den Kampf gar nicht erst auszutragen? Immer wieder wurde in den vergangenen Jahrzehnten um Projekte und Orte gekämpft. In Prozessen, zähen Verhandlungen und natürlich auf der Straße. Immer mal wieder konnten Räume gerettet werden, doch viel zu häufig wurden sie geräumt, verdrängt oder haben sich gezwungenermaßen ins System integriert. Häufig haben wir gehört und erlebt, dass neue Besetzungen in Berlin nicht möglich seien, da nach 'Berliner Linie' alle Neubesetzungen binnen 24 Stunden geräumt würden. Auch wir haben kein Patentrezept, um uns über die bestehenden Leitlinien der Berliner Regierung und Exekutiven hinwegzusetzten.


Trotzdem meinen wir: langfristig gesehen bleibt uns nichts anderes übrig, als von defensiven Abwehrkämpfen überzugehen in die Offensive. Straßen, Schulen, Arbeitsplätze, Wohnungen - egal von welchem Raum wir sprechen: dass die Hoheit über die Nutzung von Raum in unseren Händen liegt, ist keine Utopie an der wir uns festhalten, sondern ihre Vorraussetzung. Die Organisation politischen Widerstands ist abhänig von Räumen, in denen Menschen sich treffen, organisieren, besprechen und frei von alltäglichen Zwängen aufhalten können. Und so ist es kein politisches Ideal, sondern eine politische Notwendigkeit, dass wir uns wieder Räume aneignen!


Was ist die Kampagne #squatthecity?

 
'Squat the City' ist eine Kampagne in der wir uns und andere dazu ermutigen wollen uns die Stadt (zurück) zu nehmen. Mit Besetzungen von Häusern, Unis, Schulen,(Arbeits)Plätzen, Parks und Straßen wollen wir uns den Raum nehmen, den wir brauchen. Denn dies sind kleine Schritte in Richtung jener Stadt, die wir uns vorstellen und weg von jener, die uns aufgezwungen wird. 'Squat the City' will verschiedene Projekte, die mit ähnlicher Stoßrichtung Aneignungen und Besetzungen durchführen, vereinen, mit dem Ziel gemeinsam erfolgreich zu besetzen. Egal ob es um die temporäre Besetzung von Grünflächen, stillen Besetzungen von leerstehenden Gebäuden, oder einer in Bewegung bleibenden Besetzung verschiedener Orte wie Arbeitsplätzen, Universitäten und Schulen geht - lasst uns dieses Frühjahr zum Frühjahr der Besetzungen machen!

 

#squatthecity - Viva la commune! - Frühling der Besetzungen - wir bleiben alle!


Webseite: http://squatthecity.org
Twitter: @squatthecity
Facebook: facebook.com/squatthecity
GNUsocial: https://gnusocial.de/squatthecity
Diaspora: squatthecity@libranet.de
Email: squatthecity@riseup.net
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[B] Ist mit meinem Nachbar* Anarchie machbar?

Am 05.04.2017 findet um 20 Uhr eine offene Diskussion in der B5355 (Braunschweigerstr. 53/55)  zu der Frage statt: Wie rebellisch sind unsere Nachbarn wirklich? Ist es möglich einen Kiez so solidarisch zu organisieren, dass wieder Besetzungen stattfinden können und durch die aktive Unterstützung und Teilhabe anderer Kiezbewohner*innen gehalten werden können?

 

Wenn andernorts über das Wetter geredet wird, reden in Berlin alle über zu hohe Mieten, die Schwierigkeiten eine neue Wohnung zu finden oder die Verdrängung alteingesessener Gewerbe aus dem Kiez. Die Knappheit des Wohnraums war in den 80‘er und 90‘er Jahren noch nicht so hoch wie heute und doch gab es mehr Besetzungen von ganzen Häusern aber auch Grundstücken und einzelnen Wohnungen. Dass in den 80‘er Jahren mehr als 200 Häuser besetzt wurden, lag daran, dass der Leerstand kaum zu übersehen war. Andererseits waren die legalen Mieten bezahlbar. Heute sehen wir uns in einer gegenteiligen Situation. Arbeitslose und Geringverdiener*innen können sich die Mieten in der Innenstadt nur selten leisten. Die Differenz aus Einkommen und MIetpreis wird immer kleiner. Leere Häuser gibt es dennoch, leere Wohnungen erst recht, zählt man die Ferienwohnungen dazu. Wenn von Wohnraumknappheit geredet wird, ist meist nur der Immobilienmarkt (Kaufobjekte) gemeint. Soll heißen, dass fast alle Flächen und Gebäude schon in der Hand von Kapitalgesellschaften sind. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass sie (richtig) genutzt werden. Auch der Staat spekuliert mit seinen Liegenschaften, weshalb sich die Frage stellt, warum es in Berlin nicht zu einer neuen Besetzungswelle kommt, bzw. warum Besetzungen nicht immer gelingen. Denn im Gegensatz zu den 80‘er Jahren ist die Aneignung von Wohn- und Nutzräumen zu einer Notwendigkeit geworden um einen Ausweg aus der Angst vor Verdrängung zu finden. Zumindest dann, wenn wir uns nicht auf die Herrschenden im rot-rot-grünen Senat verlassen wollen…

 

…Und dafür gibt es keinen Grund:
Nachdem knapp 450 Menschen aus der besetzten „Ohlauer Schule“ verbannt, verarscht und nicht wenige abgeschoben wurden, sind die letzten Besetzer*innen im zukünftigen Lager akut räumungsbedroht. Die Besetzer*innen des „SC4A“ (Social Center 4 All) haben es versucht öffentlichkeitswirksam ein TU-Gebäude, die alte Post auf der Karl-Marx-Straße und ein leerstehendes Gebäude in der Köpenicker Straße zu besetzen. Die Unterstützung war bei allen Versuchen dürftig, die Repression umso höher. In der Linie206 war es sogar möglich innerhalb eines Hausprojekts einzelne Wohnungen zwangszuräumen. Auch in Zusammenhang mit der drohenden Räumung der besetzten Friedel54 fragen wir uns anschließend an die Diskussion vom 24.2.:


Wie rebellisch sind unsere Nachbar*innen? Ist es möglich einen Kiez so solidarisch zu organisieren, dass wieder Besetzungen stattfinden können und durch die aktive Unterstützung und Teilhabe anderer Kiezbewohner*innen gehalten werden können?

 

Zu dieser Diskussion laden ein: das Rigaer Straßenplenum und der Kiezladen Friedel54.
05.04. // 20 Uhr // Braunschweigerstraße 53/55 (S/U-Neukölln)

 

friedel54.noblogs.org // http://rigaer94.squat.net/

Wenn man die Geschichte der Besetzungen durchgeht, so stößt man immer auf die Frage nach der Mobilisierung und Unterstützung durch die Öffentlichkeit, - diese kann man auch kurz die Nachbarn nennen. Gegen eine hohe Anzahl von Unterstützern und Militanten kann die Polizei nicht räumen, ohne durch übertriebene Gewalt die Öffentlichkeit auf die Seite der BesetzeInnen zu treiben; so in den 80er im Westen und frühen 90er im Osten. Derzeit ist einfach keine Mobilisierung möglich, um die entsprechende kritische Masse auf die Straße zu bringen. Hausbesetzungen werden von der übergroßen Mehrheit derzeit abgelehnt (eine gedankliche Verbindung der eigenen Probleme mit den gesellschaftlichen Zuständen ist derzeit nicht gegeben - anders als in den 80er und 90 er Jahren). Letztlich bleibt in einer solchen Situation nichts anderes übrig, als eine legalistische Strategie und - über Hausbesetzungen aufzuklären und dafür zu werben. Erst wenn man eine größere Menge dafür gewinnen kann, ist die Umsetzung möglich. Die letzten Besetzungsversuche zeigen zu deutlich, dass eine ausreichende Mobilisierung nicht möglich war. Der Rest endet dann in Repression und vor den Gerichten. Also erst Aufklären, Mobilisieren, die Diskussion in die Öffentlichkeit bringen und das heisst nicht nur hier. Ein langer Atem ist gefragt.   

Stimme dir vollkommen zu! Aber gerade in Kreuzberg sind die Bedingungen gerade ideal, da es ein (noch!) relativ kritisches Milieu/Menschen gibt, die Gentrifizierung und Aufwertung sehr kritisch sehen und davon mindestens in naher Zukunft auch betroffen sein werden. Hier ist wirklich Stadtteilarbeit von vielen Gruppen gefragt, Aufklärung, Mobilisierung,..

 

Ich denke in fünf Jahren ist es dafür zu spät bzw. mensch kann in Marzahn und Spandau weitermachen..

"Auch wir haben kein Patentrezept, um uns über die bestehenden Leitlinien der Berliner Regierung und Exekutiven hinwegzusetzten."

 

Ich verstehe immer nicht, warum Leute nicht aus der Geschichte lernen, in diesem Fall der Berliner Besetzungsgeschichte. Die Frage, ob die Bullen eine Besetzung räumen und mit Repression überziehen ist keine rechtliche, sondern eine politische und strategische Entscheidung. Wenn genügend Leute und Organisationen (mit unterschiedlichen Hintergründen und Methoden) hinter einer Besetzung stehen und die Notwendigkeit der Besetzung einer größeren Öffentlichkeit vermittelbar ist, dann kann diese durchaus klappen und längerfristig bestehen. Mensch muss sich aber vorher ausreichend Gedanken machen über den Ablauf und insbesondere auch den/die Eigentümer.

Ich hoffe nur das es nicht wieder ein Kampagne für ein neues Autonomes Zentrum, Centro Sziale etc. wird. Es gibt in Berlin genug solcher Räume die nicht mit Inhalten gefüllt werden. In anbetracht der Verdängung von MieterInnen sollte so eine Kampagne sich vorallem auf Wohn-Lebens-Arbeits-Politik Raum beschränken. Die politische Situation ist nicht die schlechteste da das Thema viele Leute beschäftigt die städtischen Bedingungen sind aber mehr alles scheiße da es nicht zu besetzten gibt.