Leipzig: Größter Polizeieinsatz seit 1989, was nun?

18. März

Einige Gedanken und Hinweise zum Neonaziaufmarsch am 18. März für Antifaschist*innen am Wochenende in Leipzig und alle Antifaschist*innen in ihren Regionen und Städten (überspringt beim lesen gerne den Teil zu Leipzig, wenn dieser für euch nicht relevant ist).

 

Die Information, dass am Samstag in Leipzig einer der größten Polizeieinsätze seit 1989 statt findet, scheint durch den Leipziger Polizeisprecher (Andreas Loepki) bestätigt worden zu sein. In seiner Kampfansage (13 Minuten Video: hier) an alle Antifaschist*innen kündigt er an:

 

Aus einsatztaktischen Gründen berichtet die Polizei vorab regelmäßig nicht darüber, in welchem konkreten Umfang wir Kräfte zum Einsatz bringen. Ich kann aber verraten, dass selbst unsere Minimalanforderung einen der größten Polizeieinsätze der jüngeren Vergangenheit nach sich ziehen würde, der nicht allein aus Kräften der sächsischen Polizei zu stemmen wäre.

 

Mit weit mehr als 5000 Cops (49 Hundertschaften) muss daher gerechnet werden. Dies wären damit weit mehr als die 5100 Cops (44 Hundertschaften) vom Januar 2015 bei dem mit 100 000 Demonstrant*innen gerechnet wurde.

 

Was bedeutet das für Antifaschist*innen in Leipzig?

 

Es muss erstmal klar gesagt werden, dass diese 5000 Cops nie zur gleichen Zeit im Einsatz sein werden und auch nicht konzentriert auf einen Punkt agieren werden. Die Polizei stellt sich auf ein Szenario ein, bei dem sie von Freitag bis Sonntag ihre Kräfte in Leipzig einsetzen und verteilen wird. Hinzu kommen mehrere, wahrscheinlich mindestens drei Schichten, am Samstag auf denen sie ihre Kräfte aufteilt. Zudem werden mehrere Hundertschaften der Bundespolizei auf Bahnhöfen in und um Leipzig eingesetzt, seltener auch auf der Autobahn für Vorkontrollen. Mit dem "Raumschutzkonzept" (Wie das in Sachsen aussehen kann: 1.Mai Plauen / eigener Bericht der Polizei vom 12.12.2015) werden auch weitere Hundertschaften durch irgendwelche Stadtteile geschickt oder geparkt, die oft den ganzen Tag nichts mit dem Geschehen zu tun haben. 

 

Für alle Antifaschist*innen in Leipzig heißt die größere Anzahl an Cops vor allem mehr Vorbereitung. Noch mehr Mobilisierung unser Freund*innen, Genoss*innen und Familien. Es heißt mehr Planung für den Tag selber. Ein vor die Tür gehen und mal sehen was der Tag so bringt, wird nicht reichen. Daher ist eine bessere Planung von den eigenen Aktionen wichtig. 

 

Wichtig ist zudem das herbeiführen einer "dynamischen" Gesamtsituation, die die Planung der Cops über den Haufen wirft. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, die an dieser Stelle gar nicht weiter ausgeführt werden sollten. Nur ein paar Beobachtungen aus der Vergangenheit dazu.

 

  • Der 12.12.2015 war für die Cops auch deswegen so unkontrollierbar, weil es ihnen nicht gelang mit ihren Kräften (für deren typisches Handeln an diesem Tag zu wenige) mehrere hundert Militante in einer größeren Gruppe von mehreren trausend Antifaschist*innen zu greifen. Daher sprach sich auch im Nachgang von mehr als 1000 "Gewalttätern", denen die ingesamt 1600 Cops nicht in ihrer gewünschten Form begegnen konnten. Daher setzten sie auf den Versuch die Menschen auf der Straße zu zerstreuen indem sie einen ganzen Stadtteil mit CS-Gas beschossen. Die Cops sind personell gerne mindestens 2 zu 1 überlegen, so erklärt sich auch der Wunsch nach so viel Verstärkung am Samstag. Es muss daher aber damit gerechnet werden, dass am Samstag viel stärker versucht wird (größere) Gruppen von autonomen Antifaschist*innen zu kesseln und festzusetzen.
  • Viele Cops von außerhalb haben oft keine Ortskenntnis und eine "dynamische Situation", sowie viele Funksprüche sorgen oft für völlig planloses Agieren. Es ist immer wieder zu beobachten wie Einheiten völlig ohne Konzept durch die Gegend irren, dies war am 12.12. so und auch bei vielen Protesten gegen Legida.

Letztendlich sollten wir uns von einer höheren Anzahl an Cops nicht beunruhigen lassen. In Leipzig gab es immer wieder größere Polizeieinsätze, ob zu den Worch-Aufmärschen (2002 z.B. 4000 Cops) oder bei Legida, dennoch gelang es Antifaschist*innen immer wieder diese zu verhindern, zu stören und auch anzugreifen.

 

Für Antifaschist*innen, die am Samstag nicht in Leipzig sind

 

Liebe Freund*innen, ihr könnt leider am Samstag nicht nach Leipzig kommen und möchtet dennoch den antifaschistischen Widerstand unterstützen? Kein Problem. Nutzt doch einfach die Gelegenheit der fehlenden Cops in eurer Stadt und Region für euch. Besucht doch mal wieder eure örtlichen Neonazis und deren Strukturen, macht eure schon immer geplante Sponti oder nehmt euch das leere Haus an der Ecke und macht damit an dem Wochenende was ihr wollt. Ihr könnt auch noch entsprechende Aktionen und Demonstrationen starten/anmelden, die eure örtlichen Cops in eurer Region binden und damit die Einsatzplanung der Leipziger Polizei über den Haufen werfen. Ansonsten freuen sich die Menschen in Leipzig auch sehr, wenn ihr euch im Nachgang des 18. März bei den Cops aus euren Städten für ihren sicherlich beherzten Einsatz am Samstag erkenntlich zeigt.

 

Gerade mit Bezug zu den Legida-Aufmärsche kann gesagt werden, dass kein Weg für die Cops nach Leipzig zu weit ist. Eigentlich jedes Bundesland durfte schon mal in die Zone. Ein entsprechendes Bild ist auch am Samstag zu erwarten, daher wünschen wir euch aus Leipzig ein schönes Wochenende in euren Städten und Regionen mit weniger Cops als üblich.

 

Alle Informationen zum Neonaziaufmarsch am Samstag in Leipzig:

www.inventati.org/leipzig/?page_id=4592

 


 

Neo-nazi rally in Leipzig on 18 March 2017 – they shall not pass!:

www.inventati.org/leipzig/?page_id=4618

 


 

Videos:

 

3 - https://vimeo.com/208149956

2 - https://vimeo.com/208045345

1 - https://youtu.be/cCkS12DVIZI

 


 

Kämpfe verbinden!

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Muss man auf dem Weg zu den Veranstaltungspunkten mit Durchsuchungen, wie z.B. in Berlin üblich, rechnen?

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Es gibt auch hin und wieder in Leipzig Taschenkontrollen in der Nähe von Nazi-Demos und teilweise auch wenn du auf Gegendemos gehst. Was es aber im Vergleich zu Berlin nicht regelmäßig gibt (Polizeisperren um einen Demostartpunkt) ist eine Konrtolle aller Menschen, die an Demonstrationen teilnehmen möchten.

 

Es kann aber sein, dass die Einsatztaktik am Samstag von der Leipziger Polizei eine andere ist und mehr auf Kontrollen von Menschen gesetzt wird.  Zudem wird es viele Einheiten von ausserhalb geben, die sich in der Regel auch so benehmen wie sie es gewohnt sind, also Berliner Bullen sowieso ihr eigendes Ding durchziehen, egal was der Einsatzbefehl ist.

Die Polizei möchte nicht verstehen, dass Sitzblockaden ebenso friedlich sein können wie ein polizeipostenfreies Connewitz.

Dass die Ausschreitungen zu #LE1212 maßgeblich an den Beamtinnen selbst gelegen haben könnte, wird öffentlich leider nicht thematisiert.

Noch zur ersten Legida Demo, als massenweise Bürgis des Demogeschehen prägten, hielten sich die Beamtinnen zurück. Bei den folgenden
Demonstrationen kam es jedoch jedes Mal zu Übergriffen seitens der Polizei. So massiv, dass sich sogar schon die Bürgi-Presse einschaltete.

Die Polizei führt sich bei Demos wie im Schweinestall auf und man kommt ihr dabei weder dienstrechtlich, strafrechtlich, parlamentarisch,
noch mit offenen Briefen bei. Kein einziges Wort zu den Fehlern der Jahre 2015 und 2016. Menschen die sich für Demokratie und

Menschenrechte einsetzen, werden bestenfalls mit einem dummen Spruch belegt. Der Machtdemonstration wird nicht selten mittels Gewalt

Ausdruck verliehen. Ohnmacht macht sich breit.

Wenn sich die Polizei schon vorab derart selbstgefällig zu #LE1803 positioniert, dann hoffe ich inständig, dass das Event wiederholt ein

Desaster werden wird. Drecksbullen, verzeiht die Wortwahl, euch gehören eure Tränengasgranaten samt der neuen Survivor in den Hintern

geschoben. So lange, bis ihr es versteht. Autoritäre Testosteronmacker in Uniform braucht kein Mensch!

wieso sind 5000 kkkops mehr als 5100 kkkops? 

Die Erklärung findest du hier: https://www.inventati.org/leipzig/?p=4646

 

Aber nochmal, eine Hundertschaft besteht nicht aus 100 PolizistInnen, das schwankt, von Bundesland zu Bundesland oder es ist auch was anderes wenn die Bundespolizei eine Hundertschaft schickt. In der Regel sind es aber mehr als 100, meist um die 120.

 

2015 berichtete die Polizei von 44 Hundertschaften. In einer späteren Landtagsauskunft hieß es dann, es seien ca. 5100 gewesen (44 Hundertschaften = ca. 5100 Januar 2015)

 

Jetzt gibt es die Information von 49 Hundertschaften, heißt es werden weit mehr als 5000 und auch mehr als 2015 mit 44 Hundertschaften. Wie viele genau, wird sich erst nach dem Samstag sagen lassen, weil es eben davon abhängt wo die Hundertschaften her kommen und ob Leipzig alle Hundertschaften bekommt, die angefordert wurden. Aber im Prinzip hat der Pressesprecher durch die Blume gesagt, dass es einer der größten Einsätze der Geschichte wird, damit wohl mehr als im Jahr 2015, dies war bis dahin aber der "Größte Einsatz".

Moin,

 

mich persönlich würde es sehr freuen, wenn unnötige Provokationen gegenüber den Cops unterlassen werden würden. War selber schon auf vielen Anti-Nazi Blockaden und Demos und habe natürlich auch mitbekommen, was Cops und Justiz sich gerade in Sachsen regelmäßig leisten. Es bringt mir Wutausbrüche auch nur darüber zu lesen. Eine pazifistische Grundeinstellung ist mir fremd.

Dennoch: Bewahrt einen kühlen Kopf. Die Cops anzugreifen bringt selten irgendeinen Erfolg. Selbst wenn sie sich kurzzeitig zurückziehen kommen sie bald wieder und dann deutlich aggressiver. Ich denke jeder Demoerfahrene kennt das "Spielchen". 

Ich hoffe auf ein breites gesellschaftliches Bündnis, das gerade in Zeiten des Rechtrucks in Europa ein deutliches Zeichen setzt und die Scheissfaschos

blockiert.

Meine Bitte: Denkt an die anderen Anwesenden der Blockade und bietet den Cops nicht die Vorlage um hemmungslos draufloszuknüppeln. Nach den ersten Steinwürfen können die Cops machen was sie wollen, ohne in Erklärungsnot vor irgendwem zu geraten. Das wissen sie natürlich auch.

Und ich habe äußerst selten erlebt, dass sich Leute effektiv gegen Cops gewehrt haben. Ist einfach so, leider. Also denkt bitte taktisch und verlagert die Konfrontation nicht auf das Feld, in dem die Cops uns einfach haushoch überlegen sind. Auch wenn die Wut im Bauch zum Kopf steigt.

Sehe ich anders. Ein Stein auf ein Bullenschwein und der Tag fühlt sich besser an.

Zu welcher Demo/Kundgebung sollte man denn als zugereiste*r, aktionsorientierte*r Antifaschist*in gehen?

LVZ meldet: "Der Aufmarsch durch den linksgeprägten Süden wurde von den Behörden jedoch aus Sicherheitsgründen abgelehnt."

 

......da zeigt die Antifa sicher was sie ausmacht und im Süden bleibts vernünftig und ruhig.