Aktion "Grenzen in Heidelberg"

Eingang zum Patrick-Henry-Village, weit abgelegen von der Stadt Heidelberg

Bericht zu einer Protest-Aktion in der Heidelberger Innenstadt gegen Registrierzentrum für Geflüchtete in Heidelberg:

Am Mittwoch, 01.03. haben Menschen aus verschiedenen Gruppen: Space Initiative, SDS, AIHD  (alle Heidelberg) und Bündnis gegen Abschiebungen (Mannheim) mitten in der von zahlreichen Passant*innen belebten Heidelberger City mit einer Straßentheater-Aktion die alltägliche Kontrolle, Überwachung und Repression gegen Geflüchtete anschaulich  zum Thema gemacht. Die 10 Aktivist*innen haben trotz kühlem und regnerischem Wetter eine Stunde lang durch kurze Ansprachen, Flyer und eine kleine „Grenzkontroll“-Aktion an der über die Hauptstraße gezogenen „Grenze Patrick-Henry-Village – Heidelberg“ auf die besondere Situation von Geflüchteten aufmerksam gemacht.

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Geflüchtete sind im Stadtteil Kirchheim, am Rande der Stadt auf dem Gelände des Patrick-Henry-Village (PHV), einer ehemaligen US-amerikanischen Wohnsiedlung, wie in einem Freiluftgefängnis untergebracht. Auf das von Mauern und Stacheldrahtzaun eingeschlossene Gelände kommen sie nur mit einem so genannten Ankunftsausweis. Auf diesem werden in digitaler Form eine Vielzahl an Daten vermerkt und für alle nur möglichen Institutionen zugänglich gemacht. Die Geflüchteten können durch die nahezu totale Erfassung perfekt kontrolliert und überwacht und nach Verwertbarkeit oder zwecks Abschiebung aufgeteilt und aussortiert werden.

 

Das Lager auf dem PHV-Gelände wird seiner Funktion entsprechend offiziell als Registrierzentrum bezeichnet. Hier werden die Geflüchteten zu tendenziell gläsernen verdinglichten Menschen entwürdigt und Herrschaftszwecken verfügbar gemacht. Ein für sie undurchschaubarer mächtiger Apparat mit einem speziellen Überwachungspersonal (Securities) entscheidet über ihre weitere Existenz mit vielfach eingeschränkten Rechten, der bangen Hoffnung auf ein Bleiberecht oder der Angst in neues oder altes Elend – vielleicht Krieg und Tod - abgeschoben zu werden.

 

Zusammengefasst:

„ Nachdem die Menschen also die Grenzen der Staaten überwunden haben, kommen sie in Heidelberg und ähnlich in einigen anderen Orten erneut in ein System der Abschottung und Spaltung“ (Zitat aus dem verteilten Flyer).

 

Die Aktion sollte auf die Perversion und Absurdität des repressiven Grenz- und Abschottungssystems hinweisen, wie sie durch die Politik der Bundesregierung beispielsweise mit dem zynischen „Integrationsgesetz“ (Anerkannte Geflüchtete müssen in dem Landkreis ihrer Anerkennung bleiben, außer die finden Arbeit oder eine Ausbildung anderswo) nach Deutschland und durch die Partei Die Grüne u.a. mit ihrer Lagerpolitik bis nach Baden-Württemberg und in die einzelnen Städte wie Heidelberg hineingezogen wird. Die Passant*innen wurden mit kleinen Rollenspielen und entsprechenden Sprüchen konfrontiert: „Heute werden nur Deutsche kontrolliert. Haben Sie überhaupt einen Pass?“ und ähnlichem mehr.  Die Reaktionen reichten von Zustimmung und Verständnis bis hin zu heftiger Ablehnung, Intoleranz und Rassismus: „Grenzen müssen doch sein“; „Die werden doch nur (!) registriert. Was soll der Quatsch?“ und „Wir sind hier in Deutschland. Fasching ist vorbei“ (Reaktion einer anscheinend deutschen Frau auf ihre Kontrolle durch einen Geflüchteten).

 

Weil sich einige nicht trauten ein auf die Erde geklebtes mickriges Absperrband aus Plastik zu überqueren, das quer über die Straße geklebt war und vorsichtig ganz zur Seite entlang der Häuserwand weitergingen, mussten wir trotz des ernsten Themas manchmal heftig lachen. Deutlich wurde dabei jedenfalls, dass wir für einige Irritation sorgen und hoffentlich einige Menschen zum Nachdenken anregen konnten.

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Super Aktion! Ihr macht Mut.

Vor einigen Jahren haben "No One is illegal UK" eine ähnliche Aktion gemacht.

Vielleicht interessert euch ja das schöne Video dazu:

https://youtu.be/9_zatLjgZzs (Youtube, Englisch)