»Weil ich an mein Glück glaube« - Mutmach-Film

Stellplatzsuche 2.0 - Die Suche geht weiter ...

Ein paar Wochen dauert meine Suche nun schon und nie hätte ich geglaubt, dass es so schwer ist, einen Stellplatz für Klaus seinen Wohncontainer zu finden. 6x2 Quadratmeter für einen Hamburger Obdachlosen - wir haben das Geld - wir haben den Container - aber wir haben keinen Stellplatz, das ist so enttäuschend - so viele Leute die helfen könnten - aber nicht dürfen oder nicht wollen - es ist ein zermürbender Prozeß - der mich durch die Straßen treibt - hier ein Video dazu:
--> facebook.com/notes/max-bryan/stellplatzsuche-update-und-video/1521140407903869

Darin auch ein Nachbericht vom 24. und 31. Dezember mit einigen Bildern auch zu Klaus und ich hatte ja vor Wochen schon gesagt, dass ich für Klaus vorübergehend ein Zimmer buche - solange der Container nicht steht. Das ist auch geschehen und wurde nun sogar auch den 2. Monat schon verlängert. So hat Klaus zumindest eine Möglichkeit unterzukommen - obschon dies auf Dauer natürlich sehr teuer wird und das Geld - was eigentlich für den Mietkauf des Containers gedacht war - so dann auch weg geht.

St. Michaelis lehnt Wohncontainer für Obdachlose ab

Hamburgs Hauptpastor Alexander Röder war einer meiner größten Hoffnungsträger. Wir kennen und schon seit 2011. Damals war ich selbst noch betroffen und ich hatte große Hoffnung, dass wenn ER "JA" sagt,  die Anderen dann mitziehen, doch es kam anders. Leider hat der Kirchenvorstand - respektive haben die Mitglieder des Kirchengemeinderats sich dagegen entschieden. Warum und wieso ist eine längere Geschichte - die separat noch erscheint.

Klassische Medien mauern

"Wir unterstützen Ihre Stellplatzsuche nicht", schrieb mir eine große Hamburger Zeitung zur Antwort. Ich hatte gebeten, einen Aufruf zu schalten - viele Leser hätte das erreicht - darunter vielleicht auch jemand, der geholfen hätte, mit einem Privatgrundstück - ein Fleckchen Erde - 6x2 Quadratmeter für Klaus - aber sie wollten nicht - die klassischen Hamburger Zeitungsmacher zogen nicht mit - auch das ist eine ganz eigene Geschichte - sie erscheint später mal.

30 weitere Kontakte vergebens

Kirchen und Diakonie, Stadt und Staat, Sport- und Parkplätze, HPA und Hafen, Hochbahn und DB, Hochschule und Hamburg-Messe - die Liste der Kontaktierten ist lang und die zugehörige Abwicklungsdatei mit allen Schreiben und Antworten umfasst gut 700 Seiten. Sogar die Rotarier hatte ich angeschrieben - doch die haben sich nicht mal zurück gemeldet.

Hoffnung Parkplatz?

Ein Blick von weit oben verrät - eine Menge Platz da an den Messehallen - weshalb ich auch die Messe Hamburg angefragt hatte wegen eines Stellplatzes für unseren Wohncontainer für Klaus und leider könne man das Vorhaben nicht unterstützen, weil es in den kommenden Monaten "viele Veranstaltungen" gäbe und Klaus damit ein "Sicherheitsrisiko" wäre.

"Aus Sicherheitsgründen dürfen sich zudem im Auf- und Abbau keine unbeteiligten Personen auf dem Gelände aufhalten" - teilt ein Sprecher Messe Hamburg mir auf Nachfrage hin mit und man sei "bis in die letzten Ecken stark frequentiert".

Laut Wikipedia verfügt die Messe Hamburg über 87.000 m² Hallenfläche und weitere 10.000 m² Freigelände. Winzige 6 Quadratmeter für einen Obdachlosen-Container waren dennoch nicht dabei. Messe und Verkauf haben Vorrang - ganz offenbar.

Münzstrasse darf nicht

Nach der Absage der Stadt von Mitte November hatte ich mir inzwischen selbst auch ein Bild von den Zuständen vor Ort gemacht und den Container-Komplex in der Hamburger Münzstraße selbst auch besucht. Augenscheinlich Platz wäre dort schon - aber wie Fördern und Wohnen schon mitteilte - ist es schlicht nicht gewollt - dass Klaus dort ganztägig verweilt - während die Anderen täglich 9 Uhr raus müssen.

Zitat “Fördern und Wohnen”: "Desweiteren müssen die Klienten des Winternotprogramms um 9.00 Uhr das Haus verlassen, bis sie am späten Nachmittag erneut Aufnahme finden. Dies ergibt sich aus dem Charakter des Angebots als Erfrierungsschutz. Für den Tagesaufenthalt gibt es in Hamburg andere Angebote. (...) Es ist am Rande des Winternotprogramms nicht vorstellbar, dass ein Klient in seinem "eigenen" Container verweilt, während die anderen Obdachlosen die Einrichtung verlassen müssen." - Zitat Ende.

Quelle: facebook.com/groups/HamburgerObdachlose

Ich hatte angefragt, ob wir unseren Container für Klaus an der Münzstrasse mit dazu stellen dürfen – aber die Entscheider lehnten ab. Wohl auch, weil es kaum opportun wäre, diesen Gegensatz - "der Eine darf bleiben - die Anderen müssen raus" - täglich neu zu zelebrieren.

Könnte man die Regelung dann nicht einfach abschaffen? Warum müssen die armen Menschen denn jeden Morgen vor die Tür?

Obdachlose sollen draußen bleiben

Zumindest tagsüber! Erst am Abend dürfen sie wieder rein. An Standorten des Hamburger Winternotprogramms in der Münzsstrasse und am Schaarsteinweg gibt es klare Regelungen: Abends rein - morgens raus! Grund: Die Obdachlosen sollen "tagsüber in Bewegung bleiben" und "ihren Belangen nachgehen" - berichten Insider. Sprich die Leute sollen sich beraten lassen, am besten 8 Stunden am Tag und auch am Wochenende, obwohl es so viel Berater gar nicht gibt, um das überhaupt zu leisten.

Warum die Menschen erfrieren

Das allein dürfte aber nicht der einzige Grund für das Prozedere sein. Ein weiterer Grund liegt meines Erachtens darin, es den Menschen so unbequem wie nur irgend möglich zu machen, damit sie ja nicht wiederkommen und am besten zurück in ihre Heimatländer gehen. Jeder weiß, dass 80% der Hamburger Obdachlosen aus EU-Gebieten wie Polen oder Rumänien stammen und nicht jeder nutzt die Angebot der Stadt, nachts im Container unterzukommen. Auch dafür gibt es viele Gründe. Manche haben sogar so viel Angst vor den Zuständen in den Containern, dass sie lieber auf Platte bleiben oder aber ihre Platte nicht verlassen wollen, weil sie Angst haben, dass anschließend ein Anderer dort liegt und die Platte "versaut". So bleiben die meisten lieber dort, wo sie sicher sind, mit den Zuständen auch klar zu kommen. Auch weil die Stadt keine wirkliche Alternative bietet. So bleiben die Menschen lieber bei dem, was sie haben und erfrieren. Siehe toter Rumäne am Rödingsmarkt - neulich.

Film über Armut

Meine Enttäuschung sitzt tief und ich muss etwas tun, um den Damen und Herren der Stadt und Kirche die Dringlichkeit meines Anliegens näher zu bringen. Ich habe noch meine Kamera und sie ist immer mit dabei - vielleicht ändert mein Film etwas an der Einstellung derer, die im Stande wären zu helfen. Vielleicht hat so ein Film die Kraft die Menschen vom Guten dieses Vorhabens zu überzeugen. Das wünsche ich mir sehr.

Niemals aufgeben

Wer mich kennt, der weiß, dass ich überhaupt nie aufgebe und trotz aller Widrigkeiten die Hoffnung bewahre. Das war auch nie anders. Schon damals - als ich selbst noch betroffen war - half mir mein fester Entschluss an das Gute in den Dingen zu glauben, und dass alles sich zum Guten wendet.

Mutmach-Film --> https://www.youtube.com/watch?v=cU2VtDHCr30

Darin auch das bewegende Statement eines 19-Jährigen, der sich Gedanken über die Obdachlosen und die Gesellschaft an sich macht.

Aus dem Inhalt:

0:01 Intro Stellplatzsuche - Wohncontainer für Klaus - St. Michaelis

1:45 Weihnachten für Alle - St. Petri Gemeinde - Festessen für einsame Menschen

Interview mit Pastor Reinhard Dircks

6:13 Zelte in der Innenstadt - Wie junge Obdachlose überleben ("Punkerdusche" und Rumänen) - Vollzeitjob obdachlos (Ein Interview)

15:30 Martin und sein Kumpel - Gegenseitige Hilfe unter Obdachlosen (Interview)

19:40 Karsten ohne Bein - obdachlos und schwerbehindert - was kann man tun?

24:22 Interview mit Henrik aus Bielefeld - 19 Jahre - zu Gast in Hamburg - "wer wirklich Schuld hat an den Obdachlosen!". Bewegendes Statement eines jungen Soziologie-Studenten.

Henrik ist überzeugt davon, dass die Obdachlosigkeit ganz klar ein "Produkt des Kapitalismus" ist. Der angehende Soziologe sagt: "Der Kapitalismus sorgt dafür, dass manche Menschen ganz ganz unten und manche Menschen ganz oben sind" (...)  "Wenn es keine „Super-Armen“ geben würde, dann gäbe es auch keine „Super-Reichen“ und bemängelt den Umstand, dass immer mehr Menschen immer ärmer und Andere immer reicher werden - die Mittelschicht gäbe es kaum noch  - weiß auch Karsten zu erklären. Die Unterhaltung lief spontan und es war Zufall, dass wir drei uns an diesem Abend begegneten.

26:20 und 27:20 Sorglose Teenager und ein zufälliges Abbild unserer Gesellschaft.

"Viele Leute machen sich einfach kaum noch Gedanken über die Probleme in unserer Gesellschaft". Henrik hofft dass in Zukunft wieder "mehr Solidarität entsteht" und wir wieder "mehr schauen, dass wir unser Umfeld - die Menschen die mit uns leben wieder anschauen" (...) "und ihnen Gutes tun" - so der 19-jährige Student aus Bielefeld - der an Silvester besuchsweise in Hamburg gastierte.

Für die Zukunft wünscht sich Henrik - dass wir auf der ganzen Welt in unserer Gesellschaft darauf achten, dass der Mensch im Mittelpunkt steht - "dass die Wirtschaft nicht nur Mittel zum Zweck ist" - sondern dass "die Wirtschaft Mittel für den Menschen ist" - und dass der Mensch in einem "menschenwürdigen Dasein existieren kann" - so der 19-Jährige - der sich wünscht, dass "die volle Entfaltung des Menschen künftig im Mittelpunkt steht" ein wunderbarer Appell an die Menschheit in 2017 und ein schönes Schlusswort für diesen Film. --> https://www.youtube.com/watch?v=cU2VtDHCr30&t=24m22s

30:18 Outro zur Stellplatzsuche für Klaus & Candle in the church ...

Gäste: Pastor Reinhard Dircks (St. Petri Gemeinde Hamburg), Obdachlose Karsten, Chris, Tatjana, Pascal, Küken sowie Helfer Martin, Alex und Passant Henrik aus Bielefeld.

Danke für Euren wertvollen Beitrag!

Infos zur Stellplatzsuche unter www.maxbryan.de

Link zum Film:
https://www.youtube.com/watch?v=cU2VtDHCr30

Link zur Gruppe:
facebook.com/groups/HamburgerObdachlose

Danke an Alle, die mithelfen einen Stellplatz für Klaus seinen Container zu finden.

Ich danke Euch!

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...bei den Wagenplätzen anfragen, temporär bestimmt möglich und sanitäre Anlagen gibts da auch.