(B) Adbusting zu humanitärer Spendenwerbung - Es reicht mit rassistischer Werbung

Es reicht (1)

Am letzten Wochenende hat die Initiativgruppe antikarnevalistischer orientierungsloser Kinder und Erziehungsberechtigten (kurz: DIANOKIE) am Moritzplatz Werbeplakate von humanitären Hilfsorganisationen, die zum Spenden aufrufen, umgestaltet. Auf diese Weise soll Kritik an rassistischen Darstellungen geübt, sowie die Verbindung zwischen angesprochenen Missständen und dem Kapitalismus thematisiert werden. Als Alternative wird eine kommunistische und herrschaftsfreie Gesellschaft postuliert. "Ohne Rassismus und Herrschaft müsst ihr nicht spenden..." lautet einer der Slogans.


Kreative Neugestaltungen
Die Aktion richtete sich gegen mehrere Kampagnen. Auf den Plakaten der Welthungerhilfe war der Schriftzug "Es reicht! Für alle. Mit ihrer Hilfe." sowie ein Aufruf zum Spenden zu lesen. DIANOKIE gestaltete dies um zu "Es reicht! Genug rassistische Werbung. Herrschaft abschaffen - Baut den Kommunismus auf!"

In der Kampagne "Kindheit schenken" von Unicef, die Spenden für vom Bürgerkrieg betroffene Kinder in Syrien sammelt, ist ein Mädchen abgebildet, dem DIANOKIE die Worte "Ohne Kapitalismus und Rassismus müsst ihr nicht spenden" in den Mund gelegt hat. Zusätzlich ist auf dem Plakat nun der Hinweis "Warnung: Herrschaft kann tödlich sein" zu lesen.

Die Diakonie zeigt in ihrer Kampagne eine Gesprächssituation zwischen einer ehrenamtlichen Helferin und einigen Geflüchteten. Hier wird die Aussage der Ehrenamtlichen: "Mein Beruf ist, Hoffnung eine Heimat geben" mit der Erwiderung "Wer von Heimat labert, schiebt auch ab" gekontert. Zusätzlich finden sich auch hier Warnschilder, die auf die Tödlichkeit von Kapitalismus und Rassismus hinweisen.

Rassistische Bilderwelten
Die Gruppe DIANOKIE empfindet die in den Kampagnen gewählte Bildsprache als höchst kritikwürdig. People of Color werden darin auf Werbeobjekte reduziert - besonders deutlich wird dies bei den Kindern, die im Hintergrund der "Es reicht!"-Plakate zu erkennen sind. Sie verkörpern eine klischeehafte Vorstellung von PoCs als "arm, krank und hilfsbedürftig" - das sind stereotype Zuschreibungen, die in der humanitären Spendenwerbung regelmäßig reproduziert und befördert werden.

Weiße Held*innen?
Gleichzeitig werden in den Kampagnen weiße Menschen als souveräne Held*innen stilisiert, durch deren Hilfe allein Armut beseitigt werden könne. In der diesjährigen Werbung der Diakonie geschieht dies explizit. Implizit suggeriert der Aufruf zum Spenden im Allgemeinen jedoch allen Personen, die sich von der Werbung angesprochen fühlen, Handlungsfähigkeit. Diese ist faktisch jedoch sehr begrenzt: Schließlich ändert eine Spende nichts an den Strukturen, die dazu führen, dass beständiger Konkurrenzkampf und systematische Benachteiligung für das Leben vieler Menschen bestimmend sind. Hier werden die Hintergründe der globalen Armutsverhältnisse verschleiert.

Dazu meint Horst Seehofer* (Name geändert), der sich an der Aktion der Gruppe DIANOKIE beteiligt hat: "Einseitige und auf rassistischen Klischees beruhende Interventionen, die sich innerhalb der kapitalistischen Logik bewegen, können nichts an den herrschenden Zuständen ändern. Stattdessen fordern wir eine Gesellschaft, in der die gleichberechtigte Mitbestimmung aller gewährleistet ist, und alle Menschen nach ihren Bedürnissen und unabhängig von ihren Leistungen versorgt werden. Herrschaft abschaffen. Baut den libertäreren Kommunismus auf!", ruft er und reckt die Faust in die Luft.

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Die Kritik ist eigentlich richtig - statt rassistischer Tränendrüsen-Werbung, damit der gute, weiße Mensch den armen, dunkelhäutigen Menschen in Afrika mal wieder was zu essen gibt - muss mensch die Menschen vor Ort wieder als Subjekte der Politik annehmen, nicht nur als Objekte von wahlweise kolonialer Unterdrückung oder altruistischer Hungerhilfe. Aber wer macht sich nun die Mühe, in Sudan, Jemen, Nigeria, Syrien, Somalia usw. Frieden zu schaffen und den  Kommunismus aufzubauen?

"Schließlich ändert eine Spende nichts an den Strukturen"

 

Wenn die Spenden effektiv eingesetzt werden, dann können sie den Menschen aus bitterer Armut und Elend heraushelfen, gleichsam Hilfe zur Selbshilfe schaffen. Dies wirkt instutitionalisierten Strukturen entgegen. Was wäre nur ohne die Arbeit von NGO's wie Ärzte ohne Grenzen oder World Vision.. kaum vorstellbar.

 

Eine dauerhafte Spende an ein Patenkind schafft für das Kind und seiner Familie langfristig bessere Chancen. Zum Beispiel wenn es um den Zugang zu Bildung oder Gesundheit geht.

Schaut man sich aber den größeren Rahmen an, wird ein schon schlecht.

Es ist z.B. so das mit solchen spenden Lebenmittel beschafft werden, die dann unter der Bevölkerung verteilt werden. Dieser Überschuss an Lebensmittel sorgt dafür das Einheimische es schwer haben ihre Lebensmittel an den Mann zu bringen. Es kann sogar soweit gehen das Länder so abhängig von Spenden werden.

Es gibt da z.B. den Fall von ein Land das einer provinz eine Dürre hatte. Hier im Westen wurde daraus eine riesige hungerkatastrophe. Als dann Spenden in das Land geschafft werden sollten, wurde das von der dortigen Regierung abgelehnt mit der Begrüung das diese die Dürre selbst unter Kontrolle haben. Das Land wurde daraufhin Verklagt und musste auch noch Strafe zahlen.

Ich müsste googlen um das wieder zu finden. Aber ich denke solche Sachverherhalte hat jeder schon mal mit bekommen der sich etwas intensiver mit Großspenden und Spendanaktionen auseinander setzt.

Zu verwechseln ist das nicht mit NGO's wie Ärzte ohne Grenzen, diese leben zwar auch von Spenden. aber im gegensatz zu z.b. Lebensmitteln sind die nur schwerlich in der Lage heimische wirtschaftliche Strukturen zu zerstören und so de Menschen langfristig in ein größeres Elend zu stürzen.

Andere NGOs wie der WWF z.B. sind da schon kritischer zu betrachten. Auch da gibt es haarstreubende Dinge.

Kurz: Kritik und eine gesunde Skepsis gegenüber etablierten Strukturen sollte der Leitfaden sein, wenn man etwas wirklich gutes für die Welt tun will.