(B) Do., 24.11. // Zwangsräumung im Wrangelkiez verhindert

Blockade steht

Heute morgen konnte im Wrangelkiez, dank der Solidarität von 150 Nachbar*innen und Aktivist*innen, die Zwangsräumung eines Mieters verhindert werden. Der Mieter wohnt bereits seit 31 Jahren in der Wohnung. Vor einem Jahr hatte die „Düsseldorfer und Berliner Grundvermögen GmbH“ das Haus gekauft und sofort ein Räumungsverfahren eingeleitet, um die Wohnung anschließend teurer weiter vermieten zu können.

 

Die Gerichtsvollzieherin hatte sich für 11 Uhr angekündigt. Bereits am 10 Uhr waren ca. 100 Leute vor Ort. Sie blockierten die beiden Eingänge des Hauses und informierten die Anwohner*innen mit Flyern. Bis 10.30 Uhr waren es dann bereits 150 Leute, die laut Parolen skandierten. Die Gerichtsvollzieherin traute sich angesichts der Menge nicht mehr an das Haus. Sie wurde in einen Polizeibus verfrachtet und drehte mit diesem ein paar Runden im Kiez. Anscheinend war ihnen nicht klar, was sie mit der Situation anfangen sollten.

 

Die Polizei kam mit mehreren Wannen Verstärkung und die Hausverwaltung tauchte ebenso mit mehreren Figuren auf. Sie wollte sich erstmal im Cafe gegenüber die Zeit bei einem Kaffe vertreiben. Als das einige Leute nicht so einfach hinnehmen wollten, wurde ihnen der "ach so hippe" Kiez doch etwas unheimlich und sie flüchteten sich lieber erstmal in Polizeischutz.

Auf Gesprächsangebote gingen sie nicht ein. Als Sara Walther vom Bündnis Zwangsräumung verhindern bei den Eigentümern anrief und sie darauf aufmerksam machen wollte, dass heute eine Zwangsräumung in einem ihrer Gebäude blockiert würde, wurde sie zunächst als Mietinteressentin wahrgenommen und ihr eine Besichtigung am selben Tag angeboten. Zwangsräumen und gleich zur Weitervermietung besichtigen lassen – zynischer gehts ja wohl nicht.

Einige Zeit war unklar, ob die Polizei versuchen wollte die Zwangsräumung mit Gewalt durchzusetzen. Dann tauchte aber der Leiter des Abschnitts 53, Richter, auf und erklärte die Gerichtsvollzieherin und der Anwalt der Eigentümer hätten sich darauf verständigt die Räumung abzublasen. Unter dem Jubel der Blockierer*innen wurde die freudige Nachricht per Megafon verkündet.

Wahrscheinlich hatte die Polizei der Gerichtsvollzieherin und den Eigentümern klargemacht, dass eine Räumung gegen 150 Leute vor Ort nicht so einfach durchzusetzen wäre. Zudem wurde bereits 2015 im Wrangelkiez eine Zwangsräumung durch eine Blockade verhindert. "Is ja geil, schon wieder eine Zwangsräumung im Wrangelkiez verhindert", so C., eine langjährige Anwohnerin im Wrangelkiez, sichtlich erfreut darüber, dass ihr Kiez noch Widerstandspotenzial hat.

Danach löste sich die Blockade langsam auf. Vielleicht zu langsam, weil die Polizei, als schlechter Verlierer, noch einige Leute wegen absurder Vorwürfe in Gewahrsam nahm. Aber auch hier gilt wie bei Zwangsräumungen blockieren, keine_r bleibt allein! Wenn ihr Ärger mit der Polizei hattet, meldet euch unter zwangsraeumungverhindern@riseup.net und wir unterstützen euch.


Bündnis Zwangsräumung Verhindern

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zwangsraeumungverhindern@riseup.net
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Presse

Berliner Zeitung: Demonstranten verhindern Zwangsräumung in der Skalitzer Straße
Neues Deutschland: Zwangsräumung in Berlin-Kreuzberg verhindert
Taz: Wie aus dem Protest-Bilderbuch

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wie heißt denn die Gerichtsvollzieherin?

für mich ist das "Zwangsräumung verhindern" Bündnis die letzte basis-linke Bewegung in Berlin.
Euch gilt wirklich besonderer Dank und Respekt für all die Arbeit, Risiken und Mühen, die ihr auf euch nehmt.
In Solidarität.

und warum wurde der Termin hier nicht veröffentlicht? Nicht jeder hat Twitter,Facebook und dergleichen

ist das denn über twitter/facebook oder dergleichen beworben worden?

 

oder was es endlich auch einfach mal wieder eine außerhalb des internets organisierte aktion?

 

gerne mehr davon und danke für den versuch....get off the internet!

wenn es nicht öffentlich beworben wird, weil sonst ja auch die Bullerei vorher Bescheid weiß.

Alle bislang erfolgreichen Zwangsräumungs-Blockaden sind durch solche stillen Mobilisierungen zustande gekommen. Letztlich kann der Widerstand gegen die Vertreibung der ärmeren Bevölkerung ja auch nur zum Erfolg führen, wenn es eine breite Bewegung gibt. Wenn nicht nur alle paar Monate mal eine, sondern von den täglich über 20 Zwangsräumungen in Berlin ein wahrnehmbarer Teil blockiert wird. Und dafür könnte diese Aktionsform doch geeignet sein.   

Genau nur so kann man so was Organisieren, wirklich nur die Personen die direkt mit den Vorbereitungen betraut sind und nicht Öffentlich.Lasst euch nicht von Bullen Spitzel und PMSler infiltrieren. Viel Erfolg für die Zukunft.

wenn sich diese Aktionsform verbreitern würde: Von Zwangsräumung Bedrohte in ganz Berlin holen ihre Nachbar_innen, Freund_innen, Kolleg_innen herbei und vertreiben die Profitgeier und ihre staatlichen Büttel. Solidarität macht stark! Und ist die Bewegung erst groß genug, dann lässt sich vielleicht auch bei dem zweiten, unangekündigten Besuch der Gerichtsvollzieherin noch Widerstand organisieren.