Viele der Menschen, die versucht haben, den Parteitag der AfD am 30.4.2016 in Stuttgart zu stören, haben bereits von Repressionen durch die Polizei berichtet. Wir halten es für wichtig speziell auf die geschlechtsspezifische Dimensionen dieser Gewalt einzugehen. An dieser Stelle konzentrieren wir uns auf Erfahrungen von Frauen*, damit möchten wir aber nicht ausschließen, dass auch Männer* und andere Geschlechtsidentitäten sexualisierte Polizeigewalt erfahren.
Heteronormativität als Annahme Heterosexualität sei die Norm und es gebe nur zwei Geschlechter, nämlich Mann und Frau, ist der Polizei – ebenso wie der Mehrheitsgesellschaft – immanent.1
Dies hat fatale Auswirkungen auf Trans*identitäten, die nicht als solche anerkannt werden und in die Binarität „einsortiert“ werden. Das bedeutet, dass Menschen gezwungen werden, ihr vermeintlich biologisches Geschlecht nachzuweisen. Aber nicht nur Trans*identitäten werden von diesem Verhalten getroffen, sondern auch Menschen, die innerhalb dieser Binarität gelesen werden.
Zum einen muss unterschieden werden, wie sich Polizisten vs. Polizistinnen verhalten, zum anderen bestehen gravierende Unterschiede, wie „männlich“ gegenüber „weiblich“ gelesenen Menschen behandelt werden. Als „weiblich“ identifizierte Personen werden geschlechtsspezifische Eigenschaften zugeschrieben, anhand derer sie eine weitere Form der Diskriminierung erfahren. Polizisten sehen sich häufig durch den Staat legitimiert, als väterliche Autorität aufzutreten und daraus einen Erziehungsanspruch abzuleiten so sagte in Stuttgart ein Polizist: „Mädchen, du bist doch so hübsch, warum machst du so etwas?“.2 Außerdem sind sie Männer, die die ihnen vermeintlich unterworfenen weiblichen* Subjekte objektifizieren. Frauen*, die ihre Periode hatten wurden Hygieneartikel verweigert. Sie* mussten sich trotzdem komplett entkleiden bzw. wurden entkleidet. Gerade bei Durchsuchungen wurde der Körper der Frauen* durch PolizistInnen bewertet. Bei Polizistinnen ist oft zu beobachten, dass sie meinen, diejenigen des vermeintlich eigenen Geschlechtes härter behandeln zu müssen.
So kommt zu der physischen und psychischen Gewalt, der alle ausgesetzt sind, bei Frauen* hinzu, dass PolizistInnen als öffentliche Staatsmacht die patriarchalen Machtverhältnisse repräsentieren und reproduzieren. Gesellschaftlicher Alltagsexismus wird dadurch nochmal zugespitzt. Frauen* werden zu sexuellen Objekten degradiert. Eine Frau* wird von einem männlichen Polizisten auf den Boden gedrückt, er beugt sich zu ihr und sagt: „Du Hure, ich krieg dich!“. Die Frau* wird nur in Abgrenzung bzw. in ihrer Beziehung zum Mann* gesehen, nicht als eigenständiges Subjekt. Zusätzlich wird die sexualisierte Diskriminierung rassistisch aufgeladen wenn sich die Gelegenheit ergibt. So wurde in Stuttgart eine Frau* aufgrund ihres scheinbar nicht-deutschen Namens von einem männlichen Polizisten sexualisiert angesprochen: „Dein Nachname ist so geil, ich auch.“
Auch Alter spielt für die Repressionsausübenden eine Rolle. Jüngeren Menschen wird häufig die politische Mündigkeit und Handlungsfähigkeit abgesprochen. So werden jüngere Frauen* verstärkt angegriffen und auf perfide Art sexualisiert, weil angenommen wird, dass sie aufgrund ihres Alters einfacher zu verunsichern seien. An dieser Stelle wird deutlich, dass der ausgeübte Sexismus die Funktion hat Menschen zu verunsichern.
Mehr als 12 Stunden, ohne ausreichende humanitäre Versorgung, in Gewahrsam genommen zu werden, soll alle Protestierende abschrecken. Dies hat zum Ziel, dass Menschen nicht weiter politisch aktiv werden. Diese Dimension der Abschreckung ist in Stuttgart in ganzem Ausmaß deutlich geworden. Die Kriminalisierung des ganzen linken Protestes verwundert kaum angesichts der Tradition von nationalistischer Stimmung und des fortschreitenden Rechtsrucks in der BRD. Auffällig war auch die eingespielte Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land sowie Bullen und Justiz. Beispielhaft hierfür ist eine Haftrichterin, die droht Menschen bei Nichtaussage, länger in Polizeigewahrsam verbleiben zu lassen, sollten diese keine näheren Angaben machen.
Wir können mit diesem Text keine vollständige Darstellung sämtlicher Erfahrungen leisten. Die hier dargestellten Beispiele sind Ausschnitte aus der Gesamtscheisze. Trotzdem versuchen wir sie in gesamtgesellschaftliche Verhältnisse einzuordnen und den Blick auf eine bestimmte Form der Diskriminierung zu richten.
Das gesamte Wochenende vom 30.4/1.5. hat nicht nur in Stuttgart, sondern in der ganzen BRD gezeigt, dass linker Protest in jeglicher Form delegitimiert wird.
Wir werden uns trotzdem weiterhin entschlossen gegen rechte Strukturen, Polizeigewalt und Sexismus stellen. Fight sexism, break the system!
Falls ihr Polizeigewalt erlebt habt, meldet euch bei der Roten Hilfe Ortsgruppe. http://rhffm.blogsport.eu / http://www.rote-hilfe.de/ueber-uns/adressen
Weitere Erfahrungsberichte:
1 Wir wollen dies durch unterschiedliche Schreibweisen deutlich machen: Wir kennzeichnen mit *, dass Geschlechtsidentitäten konstruiert sind, ausgenommen hiervon sind die repressiven Kräfte, die Geschlechtsidentitäten fern der Binarität nicht anerkennen. Das Binnen-I wird verwendet für Menschen, die für sich selbst eine Binarität beanspruchen.
Sprache
liebe fantifa,
danke für den text. ich finde es aber sehr schade, dass ihr euren text so unzugänglich formuliert. ohne (vielleicht aber auch mit) hochschulstudium fällt es schwer da durchzusteigen.
agree
gerade bei (queer)feministischen texten ist das oft so - ich würde mir wünschen dass versucht wird das in "einfacher" sprache zu schreiben, die auch bei menschen ankommt die sich noch nie mit dem thema beschäftigt haben bzw die einen kleineren wortschatz haben und nix mit akademischen fachbegriffen anfangen können.
kennsch internet
wort welches ich nicht verstehe markieren, dann copy paste, dann google, und dann schlau.
ich habe kein abitur und studiere nicht, bin einfacher arbeiter aber wegen der faulheit von einigen menschen
auf die genauigkeit von worten zu verzichten nein danke. Texte sind Theoriearbeit keine Facebook nachrichten,
dann muss ich halt mal 4 stunden investieren um einen 8 seitigen Text durch zu arbeiten.
naja
machen halt die meisten nicht, z.b. weil sie keone zeit dafür haben.
komplexe theorie kann man auch einfach ausdrücken - ist halt mehr arbeit, schreibt man halt ein paar tage an einem guten text ;)
allgemeines problem
entweder die leseri*nnen haben keine zeit zu lese oder die scchreiberi*nnen haben keine zeit zu schreiben.
nur blöd, dass wir verkommene subjekte soviel angst vor der arbeitslosigkeit haben, dass wir mehr energie in unsere selbstverwertung stecken,(oder in identitäts-bildung) als in theorie-arbeit
pic
bist du sadist , werd polizist .
"transpersonen"
hey fantifa! wann kapiert ihr endlich, daß transmänner männer und transfrauen frauen sind? immer wieder les ich in linken oder feministischen texten so einen mist wie bei euch:
"Dies hat fatale Auswirkungen auf Trans*identitäten, die nicht als solche anerkannt werden und in die Binarität „einsortiert“ werden. Das bedeutet, dass Menschen gezwungen werden, ihr vermeintlich biologisches Geschlecht nachzuweisen. Aber nicht nur Trans*identitäten werden von diesem Verhalten getroffen, sondern auch Menschen, die innerhalb dieser Binarität gelesen werden."
ganz ganz viele, wenn nicht die meisten transleute sind binär und wollen auch entsprechend wahrgenommen werden. eine transfrau will als frau wahrgenommen werden und nicht als transperson. ja, es gibt nonbinäre transleute. ja, es gibt mehr als zwei geschlechter. aber es ist mega ätzend, wenn transmännern und transfrauen in der linken und feministischen szene/bewegung ständig von cisleuten ihr geschlecht abgesprochen wird. trans ist kein geschlecht und keine sexuelle orientierung. trans bedeutet nur, daß menschen nicht das geschlecht haben, daß ihnen bei der geburt zugewiesen wurde. transmänner und transfrauen wollen meistens gerade NICHT als trans wahrgenommen werden. die werden euch am end auch nicht sagen daß sie trans sind, weil ihr ihnen dann ja absprecht, frauen bzw männer zu sein. und nein, ihr "erkennt" nicht alle transleute. auch wenn es da viele homos gibt (lesbische transfrauen, schwule transmänner), sind viele überhaupt nicht "queer". messt bitte transleute nicht mit anderen maßstäben wie cisleute. transfrauen die ihre transition früh beginnen sind nach ner weile oft nicht mehr von cisfrauen zu unterscheiden. sie kriegen dann meistens den gleichen sexismus wie cisfrauen ab, und nicht transfeindlichkeit.
bitte fühlt euch nicht angepisst, ansonsten find ich gut was ihr macht. denkt aber bitte darüber nach wie ihr in bezug auf trans und geschlecht in zukunft missverständliche formulierungen wie oben vermeiden könnt. sowas treibt binäre transleute in die arme der rechten. in den foren führen rechte transleute solche beispiele immer als beleg an, warum linke/queere/cishomos/cisfeministinnen scheiße in bezug auf trans seien.