Schöngleina zieht keine Grenze

Rassist Jörg Tonndorf im T-Shirt der völkischen „Ein Prozent“-Kampagne

Das Dorf Schöngleina liegt im ostthüringischen Saale-Holzland-Kreis und hat ungefähr 450 Einwohner. Die Benutzung des kleinen Ortes für faschistische Propaganda der „Ein Prozent“-Kampagne zeigt, dass hier manches im Argen liegt.

 

„Pro Schöngleina“

Es fing an, als bekannt wurde, dass in dem kleinen Ort bis zu 40 minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Eine „Bürgerinitiative“ unter der Führung von Jörg Tonndorf, selbsternannter Ahnenforscher und Besitzer des „Kreuzgewölbfes Schöngleina“ (Am alten Gut 16c, 07646 Schöngleina) formierte sich. Mit Fackeln und auch mal mit Schweinemasken protestierte die Initiative regelmäßig gegen die Unterbringung der Flüchtlinge. Unter den Teilnehmer*innen war auch Wiebke Muhsal aus Jena, AfD-Abgeordnete im Thüringer Landtag, und NSU-Unterstützer Andre Kapke.
Der völkische Rassist Tonndorf spricht zwar in dem Propagandavideo der völkisch-faschistischen „Ein Prozent“-Kampagne von „einer guten Zukunft für alle“, die seine Bürgerinitiative erreichen wolle. Aber anstatt die Neuankömmlinge mit einzubeziehen und ein gemeinsames Zusammenleben zu gestalten, holt er sich lieber NSU-Untersützer ins Dorf, um gegen die Geflüchteten zu demonstrieren.

„Ein Prozent für unser Land“

Die Kampagne „Ein Prozent für unser Land“ stammt aus dem Bereich des faschistischen „Instituts für Staatspolitik“ in Schnellroda und seinen Strippenziehern Götz und Ellen Kubitschek (alias Ellen Kositza). Als Organisator*innen werden Helge Hilse und Philip Stein genannt. Mitinitiatoren sind außerdem Jürgen Elsässer und der völkische Ideologe Hans-Thomas Tillschneider, der für die AfD im Landtag von Sachsen-Anhalt sitzt.

Im ersten der beiden „Ein Prozent“-Videos zu Schöngleina wird versucht, mit rechtem Neusprech die Meinung zu prägen. Tonndorf behauptet, sein Ort würde von den jugendlichen Flüchtlingen „traumatisiert“, außerdem hat er etwas dagegen, „sein Leben so zu führen, dass es für andere gut ist“.
Es wird so getan, als sei die faschistische Kampagne eine demokratische Initiative. Dabei wird Demokratie nur so lange akzeptiert, solange sie der Durchsetzung der eigenen (völkischen-rassistischen) Interessen dient. So akzeptiert Tonndorf die Entscheidung gegen den in diesem Fall sinnlosen Bürgerentscheid über die Unterbringung der Flüchtlinge im Dorf nicht, weil er hofft, irgendwie eine Mehrheit gegen die Clearingstelle zu gewinnen. Dass der Gemeinderat wahrscheinlich das repräsentativste demokratischste Gremium zur Zeit hier ist, ignoriert er.

Zaunbau für Propagandavideo

Im Film wird der simple Bau eines Zaunes großartig inszeniert. Tonndorf beklagt, der Zaun wäre nicht gebaut worden, obwohl dies angekündigt worden sei. Er verschweigt dabei, dass die Einwohner*innen bei einer Bürger*innenversammlung einfach keine Notwendigkeit für einen Zaun sahen und deswegen keiner gebaut wurde. Schöngleina zieht keine Grenze, sondern Tonndorf und seine rassistische „Pro Schöngleina“-Initiative und zwar hauptsächlich für die „Ein Prozent“-Propaganda, damit ein Video veröffentlicht werden kann. Für den Videodreh sind auch Neonazis und -faschist*innen der Gruppe „Kontrakultur Halle“, die zum Netzwerk der faschistischen „Identitären Bewegung“ gehört, angereist. Das Netzwerk „Identitäre Bewegung“, das mittlerweile nicht mehr nur in Österreich existiert, sondern auch mit regionale Gruppen in Deutschland aktiv ist, ist über Götz Kubitschek und sein „Institut für Staatspolitik“ mit der AfD verbunden.

Völkische Revolution als Ziel?

Tonndorf spricht in dem Video immer wieder davon, wie wichtig es sein, „ein Zeichen zu setzen“. Was Jörg Tonndorf konkret mit „vielleicht ist das hier ein Ausgangspunkt für viel viel mehr in der Republik” meint, möchte man sich wahrscheinlich lieber nicht ausmalen. Gegenwind bekam Tonndorf, der nun auch zur Bürgermeisterwahl antreten will, nachdem er ein Konzert mit der Band „Strömkarlen“ in seinem „Kreuzgewölbe“ platzen ließ. Das deutsch-schwedische Folk-Trio hatte zehn Karten für Jugendliche aus der Flüchtlingsunterkunft reservieren wollen. Daraufhin sagte Tonndorf ab und das Konzert fand so, mit größerer öffentlicher Aufmerksamkeit im Vorfeld, in der Kirche des Ortes statt. Das Gebäude platzte aus allen Nähten.

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Schöngleina: ein Zeichen für Deutschland – EinProzent: youtube.com/watch?v=KaSIH0b5mek

Schöngleina zieht eine Grenze – EinProzent: youtube.com/watch?v=AZzDQ28TMpE

ich habe von dieser "ein-Prozent"-Kampagne noch nie was gehört. Was ist das? Wäre hilfreich so was in Texten zu erklären.