Ca. 60 Menschen beteiligten sich am Abend des 20. Mai an einer Kundgebung vor der Rigaer Straße 71-73. Die Aktion sollte vor allem dazu dienen, die Nachbarschaft über das Carré Sama-Riga zu informieren, das in den letzten Wochen für viele Diskussionen im nördlichen Teil von Friedrichshain sorgte.
„Betreten verboten – Einsturzgefahr“, heißt es auf einem Schild an einem leerstehenden Gebäudeteil in der Rigaer Straße 71- 73. Noch ist es eine der größten Brachen in Friedrichshain, doch das soll sich bald ändern. Auf dem Areal der alten Möbelfabrik soll mit dem Projekt Carré Sama-Riga ein ambitioniertes Neubauprojekt mit etwa 120 Wohnungen und vier Gewerbeeinheiten entstehen. Das Investitionsvolumen wird von der CG-Gruppe mit 32 Millionen Euro angegeben. Auf der Homepage des Immobilienunternehmens CG-Gruppe sieht man Fotos von Lofts für den finanzkräftigen Mittelstand. Darunter heißt es in Selbstlob: „In einer der gefragtesten Kiez-Lagen von Berlin - im Samariter-Viertel - bereitet die CG Gruppe ein weiteres, anspruchsvolles Projekt vor“. Geplant sei „eine Mischung aus anspruchsvollem Wohnen und szene-typischer Kunst-, Kultur- und Arbeitswelt“.
Doch viele der
MieterInnen, die in der Gegend wohnen, sind von diesen Aussichten
keineswegs begeistert. Das wurde nicht deutlich, als sich viele
PassantInnen auf einer Kundgebung ablehnend zu den Plänen äußerten.
„Wer wird davon profitieren? Die, die oft nicht wissen, wie sie das Geld
zum Überleben bekommen, sicher nicht“, heißt es auch in dem
Einladungsschreiben zu einem Vorbereitungstreffen für einen
„Kiezspaziergang gegen Verdrängung und Gentrifizierung im
Friedrichshainer Nordkiez“. Verfasst wurde er von MieterInnen aus dem
Kiez. Bei einem gut besuchten ersten Treffen im Mieterladen in der
Kreuziger Straße wurde ein Termin für den Kiezspaziergang auf den 12.
Juni festgelegt. Er soll an Orten der Verdrängung im Friedrichshainer
Nordkiez vorbeiziehen.
Mittlerweile sind 11 Stationen zusammengekommen. Federführend an der Vorbereitung beteiligt ist die Bezirksgruppe Friedrichshain der Berliner Mietergemeinschaft. Ziel des Kiezspazierganges ist die Aktivierung von möglichst vielen BewohnerInnen. Das ist wegen der sehr heterogenen Bevölkerungsstruktur im Friedrichshainer Nordkiez gar nicht so einfach. Da gibt es den schwindenden Teil der AltmieterInnen, die schon vor 1989 dort wohnten und zu den BewohnerInnen, die in den letzten 25 Jahren in den Kiez gezogen sind, gehören auch die ehemaligen HausbesetzerInnen rund um die Rigaer Straße.
In einigen der längst legalisierten Häuser existieren politische Erfahrungen und Strukturen, die beim Widerstand gegen die Gentrifizierung nützlich sein können. Allerdings wurde bei dem Vorbereitungstreffen zum Kiezspaziergang auch betont, dass der Widerstand gegen nur erfolgreich sein kann, wenn der Protest von sehr unterschiedlichen Bewohner/innen des Kiezes getragen wird. „Der Kiezspaziergang soll auch deutlich machen, dass sich nicht nur MieterInnen aus ehemals besetzten Häusern wehren“ brachte ein Bewohner das Anliegen auf dem Punkt. In den nächsten Wochen sollen die BewohnerInnen gezielt angesprochen werden.
Die Kundgebung am 20. Mai war der Startschuss. Die gemeinsame Grundlage des Protests ist leicht zu verstehen: „Wir sind Mieterinnen und wollen hier wohnen bleiben“. Mittlerweile wurde bekannt, dass eine wegen der relativ günstigen Preise stark frequentierte Lidl-Kaufhalle gegenüber dem geplanten Carré Sama-Riga abgerissen werden soll. So verschwindet auch die Infrastruktur, auf die Menschen mit niedrigen Einkommen dringend angewiesen sind. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob sich ein relevanter Widerstand der BewohnerInnen des Friedrichshainer Nordkiezes entfaltet.
Es kamen mittlerweile auch schon Anfragen aus dem
südlichen Teil von Friedrichshain an die Bezirksgruppe der
Mietergemeinschaft. Auch dort soll ein Kiezspaziergang vorbereitet
werden.
Peter Nowak
Google zensiert
Weil google von der CG-Gruppe wohl ordentlich Geld bekommen hat, werden die meisten Artikel in dieser Auseinandersetzung nicht mehr angezeigt.
Hier die wichtigen Links:
https://linksunten.indymedia.org/de/node/175877
https://linksunten.indymedia.org/de/node/178185
https://linksunten.indymedia.org/de/node/180792
https://linksunten.indymedia.org/de/node/180330
https://linksunten.indymedia.org/de/node/175805
Informieren Sie sich auch über die Rigaer Straße!
Übrigens: dieser Stadtraum-Nutzung e.V. rudert auch schon ordentlich zurück, nachdem ihm als Warnschuss die Scheiben eingeschmissen wurden!