Wahlkampf in Rheinland-Pfalz: AfD-Hardliner setzen auf Guerilla-Marketing

AfD-Unterstützungsplakate in Rheinland-Pfalz

„Mehr Sicherheit für unsere Frauen und Töchter!“, fordern Hunderte von großformatigen Plakaten in Rheinland-Pfalz. Sie zeigen eine weinende Frau vor einer schattenhaften Menschenmenge. Die visuelle Gestaltung erinnert an die Medienbilder zur Kölner Silvesternacht. „Jetzt AfD wählen!“, steht darunter. Doch deren Spitzenkandidat behauptet gegenüber der Rhein-Zeitung, nichts mit der Aktion zu tun zu haben: „Wir sind selbst davon überrascht. Da gibt es irgendjemanden, der uns offenbar etwas Gutes will.“ [1]


Auffällig ist, dass die Plakate tatsächlich nicht das offizielle Logo der Partei verwenden. Unterschrieben ist es mit der Internetadresse einer Website, die von der „Polifakt Medien GmbH“ in Leipzig betrieben wird. [2] Deren Geschäftsführer ist Josef Konrad [3], der bis vor kurzem noch als Vize-Schatzmeister der AfD-Oberfranken auftrat [4]. Inzwischen wurde der Eintrag auf der Website des Bezirksverbandes anonymisiert. [5] (Es ist aber nicht erkennbar, dass dieser Posten dort neu besetzt wurde, vermutlich ist er es also weiterhin.)

Die BILD-Zeitung will herausgefunden haben, dass Konrads Kampagne von zwölf anonymen Millionären bezahlt wurde, „die weitere Aktionen planen“, nennt aber keine Quellen. [6] Ob das nun stimmt oder nicht – fest steht, dass hohe Geldbeträge geflossen sind.

Die Politfakt GmbH gibt diverse offizielle AfD-Publikationen heraus. Nebenher produziert Konrads Firma jedoch auch andere Formate, die offenbar dasselbe Klientel ansprechen und Stimmung im Wahlkampf machen sollen, ohne direkt für die rechte Partei zu sprechen. Ende Februar erst fanden zahlreiche Stuttgarter ein „Extra-Blatt“ genanntes Pamphlet in ihrem Briefkasten, das äußerlich das Layout der „Schwäbischen Zeitung“ imitierte und rassistische Hetze verbreitete. Josef Konrad kündigte an, millionenfach weitere Blätter verteilen lassen zu wollen. [7]

Unklar ist, inwieweit die bizarre Guerilla-Taktik mit den Landesverbänden abgesprochen ist. Konrad griff bereits 2015 mit einer „Sonderausgabe“ auf Seiten des nationalkonservativen Flügels in den internen Machtkampf mit dem damaligen Parteichef Bernd Lucke ein. [8] Ein ähnlicher Coup gelang ihm im Januar in Berlin, als eine solche „Sonderausgabe“ den bisherigen Landesverband angriff. Kurz darauf wurden Beatrix von Storch und Georg Pazderski an die Spitze gewählt, beide Vertreter des rechten Rands der Partei. Frauke Petry wurde erst im Nachhinein informiert. [9]

Uwe Junge, der AfD-Landesvorsitzende, tritt im Wahlkampf mit einer vergleichsweise gemäßigten Rhetorik auf. [10] Es ist daher durchaus möglich, dass auch er durch die Propaganda-Aktion unter Druck gesetzt werden soll, noch weiter nach rechts zu rücken – oder langfristig Platz zu machen für einen Hardliner.

 

Zuerst veröffentlicht auf: facebook.com/kentrails/posts/772518306226275:0

Anmerkungen
[1] http://www.rhein-zeitung.de/region_artikel,-Mysterioeses-Plakat-Wer-zahl...
[2] http://rechtsstaatlichkeitundfreiheit.de/impressum/
[3] https://www.moneyhouse.de/Polifakt-Medien-GmbH-Leipzig
[4] http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/AfD-wittert-Faelscher-im-Wahll...
[5] http://www.afdbayern.de/kreis-ortsverbaende/oberfranken/
[6] http://www.bild.de/politik/inland/alternative-fuer-deutschland/bekommen-...
[7] http://www.schwaebische.de/region_artikel,-Extrablatt-ist-nicht-von-Schw... und http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.extrablatt-zur-wahl-million...
[8] https://issuu.com/polifakt/docs/polifakt_sonderausgabe?e=16049052/13563534
[9] http://www.welt.de/politik/deutschland/article151400433/Petry-droht-dass...
[10] http://www.faz.net/aktuell/politik/wahl-in-rheinland-pfalz/in-rheinland-...

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hängen auch in Baden-Württemberg!

Informationen zu den Kandidaten der rechtsradikalen Parteien in Rheinland-Pfalz (AfD, REP, Der III. Weg, NPD) findet mensch übrigens hier:

 

http://www.wahlen.rlp.de/ltw/bekwkr/bek/2_LW2016_Bekanntmachung_LL_.pdf

 

http://www.wahlen.rlp.de/ltw/bekwkr/bek/3_LW2016_Zusammenfassung_der_zug...

millonär?
werbebranche?
poster?

Wall AG?!

link

Hans wall ist bei Alfa. Der Satz ist ganz am Schluss: http://www.deutschlandradiokultur.de/hans-wall-der-mann-mit-den-city-toi...

Bei allem Respekt, aber wo bleibt die Kritik an den Etablierten? Sind die Christsozialen so sozial oder christlich, dass mit dem Sultan aus Istanbul dahingehend verhandelt wird, die Flüchtlingen an der syrisch-türkischen Grenze zu belassen und erst nicht in den Westen einreisen zu lassen - für ganze 5 Milliarden Euro. Darüber würde ich mir mal Gedanken machen, sich auch mal an der realen Politik orientieren. Leider macht sich die Antifa zum Büttel der Etablierten. Ein sehr trauriges Bild. Das wäre bei uns vor 25 Jahren in keinster Weise unkritisch zur Kenntnis genommen worden.

...das ist natürlich sonnenklar. Dass in einem Artikel über das Thema A nicht auch gleich noch XY & Z mitbehandelt werden, hat aber erstmal nichts mit mangelnder Kritik zu tun, sondern ist ein Zeichen von Sachlichkeit.