Von Dresden lernen – No Pasaran! (Bad Dürkheim/Rheinland-Pfalz)

Autonome Linke Vorderpfalz

Am 18.03.2010 wollen Neonazis aus dem Spektrum des Aktionsbüros Rhein Neckar sowie der NPD und Freien Kameradschaften erneut ihr jährliches Trauergedenken in Bad Dürkheim durchführen. Dies gilt es zu verhindern!

 

Dresden…


Am 13.02.2010 konnten Antifaschist_innen zusammen mit einem breiten linken Spektrum den Trauermarsch der Neonazis in Dresden zum ersten Mal verhindern. Dies gelang nicht nur durch die Masse der Teilnehmenden, sondern auch durch ein Nebeneinander der verschiedenen Aktionen, also zivilem Ungehorsam und direkten Aktionen. Das Bündnis von Nazigegner_innen ließ sich weder durch ein Verbot der Kundgebungen an den Blockadepunkten, noch durch ein Einteilen in gute und böseDemonstrant_innen spalten. Dieses Konzept muss aus der Stadt in die Provinz transportiert werden, damit auch hier ein deutliches Zeichen gegen den Geschichtsrevisionismus der Rechtsextremen gesetzt werden kann.

 

Bad Dürkheim


Die Geschichte:


In Bad Dürkheim gab es vor der Herrschaft der Nationalsozialisten eine der ältesten jüdischen Gemeinden in der Pfalz. Dürkheim-Frankenthal war der Sitz des Berzirksrabbiners und hatte somit eine wichtige Stellung innerhalb des jüdischen Lebens in der Pfalz. Schon 1749 wurde eine Synagoge errichtet. Auch die bekannte jüdische Opern- und Konzertsängerin Rosa Maas, welche 1858 in Bad Dürkheim geboren wurde, war prägend für die Region. So gründete Sie im Jahre 1909 die Festspiele Limburg-Hardenburg und leitete diese bis 1927.

 

Doch auch in Bad Dürkheim war der Antisemitismus schon lange vor der Machtergreifung der NSDAP zu spüren. Weite Teile der Bevölkerung ließen ihren Antisemitismus in den 20iger Jahren offen zu Tage treten, wie in der Studie „Hitlers willige Vollstrecker“ von Goldhagen nachgelesen werden kann.

 

Die Region um Bad Dürkheim war dabei stets eine Hochburg der NSDAP. Schon 1932 konnte sie in der nahe gelegenen Gemeinde Fußgönheim bei den Wahlen 72% der Stimmen auf sich vereinen. Bei den Reichtagswahlen am 5.3. 1933 gewann die NSDAP im Landkreis über 52% der Stimmen (bei einer Wahlbeteiligung von 93,5%), alle anderen Parteien waren weit abgeschlagen.

 

Noch während der Weimarer Republik besuchte der Reichspräsident Paul von Hindenburg 1930 Bad Dürkheim und wurde euphorisch empfangen. Der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, wollte wiederum den Kriemhildenstuhl von Bad Dürkheim zu einer altgermanischen Thingstätte ausbauen und ließ sich die Pläne schon vor 1933 von der Stadt zukommen.

 

Dabei waren die Fraktionsmitglieder der NSDAP aus Bad Dürkheim ein Spiegel der damaligen Gesellschaftsschichten. Es finden sich darunter Winzer, ein Architekt, ein Tünchermeister, wie auch Ärzte, Magazinarbeiter und Ingenieure. Auf jeden Fall war hier nicht eine „Unterschicht“ an die Macht gekommen sondern die Bevölkerung wählte Vertreter aus Ihrer Mitte – und trug damit alle weiteren Konsequenzen der Politik der NSDAP voll und ganz mit!

 

Schnell kam es zur Entrechtung der jüdischen Gemeinde und zur Deportation. Auch Zwangsarbeiter_innen wurden in Bad Dürkheim eingesetzt um die zusammengebrochene Weinwirtschaft nach der Arisierung durch billige Arbeitskräfte wieder in Gang zu bringen.

 

Während der Reichspogromnacht wurde auch die Synagoge in Bad Dürkheim geplündert. Bis zum Ende des 3. Reiches diente die Synagoge – mehr Zynismus und Verachtung ist kaum vorstellbar – als Redaktionsbüro der Zeitung „NS-Rheinfront“.

 

 

Die Gegenwart:


Seit Jahren versuchen nun die Neonazis diese geschichtlichen Tatsachen umzudeuten und die notwendigen alliierten Bombardierungen, welche zur Demoralisierung der Bevölkerung des 3.Reiches beitrugen und somit das Fundament der NSDAP-Herrschaft untergruben, als Bombenholocaust zu diffamieren. Hier wird aktiver Geschichtsrevisionismus betrieben und aus Täter_innen Opfer konstruiert. Auch die städtische Geschichtspolitik betont oft und gerne das Trauma der Stadt Bad Dürkheim nach der Bombardierung am 18. März 1945 und übertüncht damit die breite Mitarbeit der deutschen Bevölkerung am Angriffskrieg Deutschlands und der Entrechtung und Deportation der Pfälzischen Juden und Jüdinnen nach Gurs.

 

Federführend dabei ist das Aktionsbüro Rhein Neckar, welches eng mit Freien Kameradschaften in ganz Deutschland sowie der NPD zusammenarbeitet. Herausragende Führungs- und Integrationsperson ist dabei der vorbestrafte Gewalttäter Christian Hehl. Dieser war auch unter anderem beim Naziaufmarsch am 13. Februar 2010 in Dresden mit der Gruppe „Ersthelfer“ unterwegs. Auch Aktivist_innen des Aktionsbüros Rhein Neckar sowie Nazis aus der Vorderpfalz waren in Dresden vor Ort.

 

Bad Dürkheim hat sich dabei zu einem zentralen Anlaufpunkt der Nazis in der Region entwickelt. Immer wieder fanden NPD-Stände statt, ohne dass es zu einem breiten Protest käme. Auch bei dem Trauermarsch ist, abgesehen von einer ab und an stattfindenden antifaschistischen Intervention, kaum Gegenwind für die Nazis zu spüren. Die Stadt Bad Dürkheim selber verschweigt diese Aktionen lieber um den Schein einer Gemeinde, welche Ihre Geschichtsübung gelernt hat, zu wahren.

 

Letztes Jahr konnten so knapp 50 Neonazis in Marschformation durch Bad Dürkheim ziehen. Dabei hielten sie eine Schweigeminute an der städtischen Gedenkstätte für die Opfer der alliierten Bombardierung ab, um sich dann zentral am Vorplatz der Bad Dürkheimer Spielbank zu positionieren. Gegenprotest gab es keinen.

 

 

Und 2010?


Diesen Umstand gilt es nun zu ändern. Eine antifaschistische Intervention ist dringender denn je von Nöten. Neonazis, welche die Geschichte relativieren und sich ungestört in einer vermeintlichen homezone bewegen sind nicht zu tolerieren. Aber auch das bürgerliche Gedenken unter falschen Vorzeichen muss kritisiert werden. Daher rufen wir alle Antifaschist_innen der Region auf dieses Jahr, nach dem Erfolg in Dresden, in der Provinz aktiv zu intervenieren.

 

Die genaue Uhrzeit und der genaue Treffpunkt in Bad Dürkheim werden von uns rechtzeitig hier bekannt gegeben. Bringt am 18.03. auf jeden Fall Flaggen und Transparente (Themengerecht!) mit.

 

Denkt wie immer daran – bildet Bezugsgruppen und lasst Euch von einer polizeilichen Intervention nicht einschüchtern. Es gilt den Nazis entschlossen entgegen zu treten!

 

Es gibt kein ruhiges Hinterland – gegen Geschichtsrevisionismus, Antisemitismus und einer Nazi-homezone!


Autonome Linke Vorderpfalz

 

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"Bringt am 18.03. auf jeden Fall Flaggen und Transparente (Themengerecht!) mit."

 

Lasst allerdings BITTE jegliche Nationalfahnen daheim! Sowas muss nicht sein

Naja...Bei einem Anlass, wie dem 8. Mai oder eben der Geschichtsverdreherei von Nazis und dem damit kollektiven Opfemythos finde ich es eigentlich schon ok, zu zeugen, wer hier den Krieg gewonnen und somit den Faschismus in Deutschland niedergerungen hat, nämlich USA, Großbritanien und die Sovjetunion.

Dies hat in diesem Zusammenhang auch überhaupt gar nichts mit antideutschem USA Abgefeiere zu tun, sondern soll eifnach nur klarstellen, wer hier den Krieg, warum gewonnen hat.

 

Obwohl ich eher dem Antifahnen-SPektrum zuneige, finde ich auch, dass Flaggen der Siegermächte - in einer SEHR überschaubaren Anzahl - an einem solchen  speziellen Datum erlaubt sein sollten. Allerdings ALLER Siegermächte, also inkl. der Sowjetunion und am besten auch der anderen kleineren beteiligten Staaten.

Sonst ist mir das einfach zu einseitig.

es ist eine schande an so einem tag darüber nachzudenken was für länderflaggen man mitbringen sollte!

ich weiß nicht was jeder einzelne erreichen möchte und werde es ihm auch nicht ausreden doch muß sich jeder im klaren sein,der jenige der eine flagge hält,sympatisiert mit einer lebensform,gesellschaft und regierung die sich zu unrecht sich ein stück erde zu seinem erklärt und dieses funktionirt nur mit ausgrenzung,egoismus,kapital,krieg und unterdrückung!

mann könnte hier jetzt ein buch schreiben aber wollen wir nicht.

jedenfalls wäre es mal schön bei einer aktion zusein wo man nicht neben einer usa oder anderen fahne daneben stehen muß.sondern dagegen kämpft warum man dort ist und es versucht zu verhindern!

Eine Assoziation zwischen 3. Reich und Israel findet bei euch nicht im geringsten statt oder?

Und wenn man Nazis bei geschichtsrevisionistischen Trauermärschen die Fahnen der Siegermächte vor die Nase

hält erfüllt dass durchaus seinen Zweck.

Auch wenn man den Kapitalismus und den Realsozialismus der Sowjetunion verabscheut ist es nach wie vor

wichtig sich ganz klar hinter den Krieg der Siegermächte gegen Nazideutschland zu stellen.

Jeder hier dürfte dankbar für die Befreiung sein, wieso sollte man das nicht mit Fahnen symbolisieren?

Wenn man beim Thema Nazideutschland USA oder GB Fahnen schwenkt ist wohl klar, dass das keine

Affirmation des Kapitalismus ist sondern ein Bekenntnis zum antifaschistischen Krieg der Alliierten.

Dasselbe gilt für Fahnen die eine Heimstätte für die Menschengruppe symbolisieren die die Nazis

versucht haben auszurotten...

 

Das Flaggen schwenken der US oder einer anderen Allierten Fahne dient hier nur als Symbol und zur Zweckerfüllung?!

Entweder man sieht sich selbst als Patriot oder gar Nationalist und schwenkt Fähnchen oder man ist antinational und lässt es bleiben, dazwischen gibt es meiner Ansicht nach eigentlich nichts!

 

Die Alliierten haben einen "antifaschistischen Krieg" geführt?!

Ich dachte immer, es ging um Geld, Macht und die eigene Vormachtstellung in der Welt. ich war bisher auch eher der Ansicht, dass Kriege generel faschistoide Tendenzen haben, aber schön, dass ich hier "erleuchtet" wurde.

Wie sind denn dann eigentlich die moderneren Krieg im Irak, Afghanistan, diversen afrikanischen Ländern und bald Iran geprägt, "demokratisch"?

 

 

In diesem Sinne.....wer euch und eure "Freunde von rechts" Ernst nimmt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann!

 

 

Das Zauberwort ist Differenzierung...

Wer den Alliierten nicht dankbar für die Zerschlagung Nazideutschlands ist, sollte sich überlegen

bei welcher Veranstaltung man teilnimmt...

Wieder sehr schön, dass hier frei nach dem Motto "Wer nicht für mich ist, ist gegen mich" argumentiert wird., der gute, alte Jesus. Sehr "differenziert" gleich eine Demoempfehlung aus zu sprechen. Ich differenziere aber nicht zwischen Cholera und/oder Pest, um es mal banal aus zu drücken. Befreiung von der einen Diktatur, um schleichend in die andere über zu gehen. Ist ja eine wunderschöne "Demokratie", die uns die Allierten gebracht haben und heute noch anderen bringen, so selbstlos und freiheitlich.....und ungezwungen, manchmal muss man Menschen eben zu ihrem "Glück" zwingen, da kann man auch mal Kollateralschäden in Kauf nehmen.

 

 

Aber welcher Dogmatiker könnte das schon verstehen, solange man die Welt immer schön in "Gut" und "Böse" einteilt und ein klares Feindbild hat, dann hat der Tag wenigstens Struktur.

 

In diesem Sinne.....ohne mich, auch wenn es wohl nicht interessiert.

Den ersten Vorwurf kann ich postwendend zurückgeben, ich zitiere:

wer euch und eure "Freunde von rechts" Ernst nimmt

 

Und wenn du es nicht für nötig hälst zwischen bürgerlicher Freiheit und Nationalsozialismus zu unterscheiden,

dann brauchen wir an dieser Stelle auch nicht zu diskutieren.

Das ist so derartig lächerlich, da fehlen einem die Worte.

Der nennenswerte emanzipatorische Fortschritt von Nationalsozialismus zur bürgerlichen Freiheit kann nicht relativiert werden.

Aber das kennt man ja, man setzt einfach alles was man nicht leiden kann gleich...

Auch wenn wir ohne Zweifel beide einen kosmopolitischen Kommunismus favorisieren habe ich genug reflektiert um

festzustellen, dass dafür (auch in Ermangelung eines revol. Subjekts) die Perspektive fehlt. Bis es eine solche Perspektive

gibt bzw. bis wir eine geschaffen haben, muss der Fortschritt der bürgerlichen Freiheit gegenüber Nationalsozialismus etc. verteidigt werden.

Glaub mir, wenn du die Wahl zwischen USA und 3. Reich hättest würdest du dich für die USA entscheiden und das ist nicht die Wahl zwischen

Pest und Cholera sondern zwischen einem Tumor und einem Schnupfen.

Ich bin zwar auch i.d.R dagegen mit USA Fahnen rumzurennen. Es gibt da ein schönes Zitat: "Zu sagen, die USA seien das kleinere Übel, heißt nicht, sich ihnen an den Hals zu werfen"

Naja was soll man dazu noch sagen. Geh halt ruhig mit Anarchie-Button und deiner Utopie rumlaufen und setze alles gleich. Damit macht man sich auch  mehr Freunde, wie immer wenn man nicht reflektiert.

 

 

 

 

Den ersten Vorwurf nehm ich an, hatte es aber anders gemeint.

Auch muss ich dir sagen, dass ich weder (wie du) einen kosmoplitischen Kommunismus bevorzuge, noch mit Anarchie Button bzw. dieser "Weltanschauung" etwas am Hut habe. Und du hast sogar Recht, dass wir mit Sicherheit keine gemeinsame Diskussionsbasis haben, allerdings sehe ich es eben nicht lächerlich gewisse Dinge gleich zu stellen, die du angesprochen hast, wenn der Sinn dahinter prinzipiell der Gleich ist. Und ich gebe dir sogar Recht, dass ich es eher bevorzuge hier und heute zu leben als in einem "real existierenden Sozialismus" (darauf wird Kommunismus/Sozialismus meiner Ansicht nach immer hinauslaufen) oder dem "3. Reich", deswegen kann ich mit Sicherheit dennoch Vergleiche ziehen und gleich stellen/gleich setzen. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist doch offensichtlich, wohin es in unserem Land und unserer Welt führt. Für mich ist das nach wie vor Pest oder Cholera und "kleinere Übel" sind keineswegs die Besseren. Ob ich in 2 oder 7 Jahren dahinvegetiere macht am Ergebnis nichts aus.

 

In diesem Sinne.....

"Auch wenn man den Kapitalismus und den Realsozialismus der Sowjetunion verabscheut ist es nach wie vor

wichtig sich ganz klar hinter den Krieg der Siegermächte gegen Nazideutschland zu stellen."

 

Äh, und warum genau soll das wichtig sein? Dir ist schon klar, daß der Krieg seit über 60 Jahren vorbei ist, oder? Kannst du mir mal bitte erklären, wieso du glaubst, es sei wichtig, sich hinter eine Kriegspartei von vor 65 Jahren zu stellen? Mit welchem Effekt? Vor allem, wie kommst du darauf, dass  Großbritannien, die USA oder die nicht mehr existente Sowjetunion einen wie auch immer gearteten Nutzen daraus ziehen könnten, daß dieJ ugendantifa Hintertupfingen "hinter ihnen steht"?

Kann es etwa sein, dass du dein Antifahobby auf den 2. Weltkrieg projezierst und deshalb ständig in dem Wahn lebst, diesen Wochenende für Wochenende neu  gewinnen zu müssen? Kann es ein, dass dieses Verhalten dem Wunsch entspringt, zu den "Guten" zu gehören? Das würde auch deine merkwürdige Identifikation mit dem Kriegsverbrecher Arthur Harris ansatzweise nachvollziebar machen, die aus einem fortschrittlichen Weltbild eigentlich nicht zu erklären ist.